Man sieht nur mit dem Herzen gut

 

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Kapitel 3: Der Weihnachtsball

 


Alle tanzten, nur sie saß wieder allein am Rand an einem Tisch. Zuviel Zeit hatte sie, wie auch in den letzten Tagen im Krankenflügel, zum Nachdenken gebracht und wieder schwappte ein Fluß von warmen Tränen in ihre Augen. Doch bevor sie vor allen in Tränen ausbrach stand sie schnell auf und verließ die Halle.
Gerade noch schaffte sie es in einen leeren Klassenraum im ersten Stock, wo sie von dem Weinkrampf geschüttelt zu Boden sank.
Ungefähr eine Stunde saß sie auf dem kalten Boden und auch wenn ihre Tränen schon länger versiegt waren, wollte sie nicht zurück in die Halle gehen. Doch die vielen Schritte, die sie dann vor der Tür hörte, sagten ihr, daß das Fest beendet war und sie auch gehen sollte, wollte sie nicht von einem Lehrer oder Filch erwischt werden.
Der Korridor war inzwischen wieder leer und auch auf dem Weg zum Gryffindorturm traf sie niemanden. Im Gemeinschaftsraum war noch laute Musik und viele Schüler feierten den Halbjahresabschluß und die Ferien.
Kolleen war nicht nach Gesellschaft und sie ging hoch in ihren Schlafsaal. Der Versuch zu lesen scheiterte und so stand sie lange am verschneiten Fenster und sah hinaus.
Die Tür flog auf und die vier anderen Mädchen, die sich den Raum mit ihr teilten, kamen laut lachend herein.
„Hey Kolleen, hier bist du! Wir dachten schon du hättest dich nach dem Tanz mit Snape übergeben müssen, weil du bald danach so fluchtartig gegangen bist.“ Alle lachten wieder, Kolleen versuchte sie zu ignorieren.
Anna, ein Mädchen mit blonden Haaren stellte sich zu ihr. „He Träumerin! Oder war es so schön mit ihm, daß du nun gar nicht ansprechbar bist?“ In Kolleen kam die Wut hoch, doch versuchte sie sie zu unterdrücken.
„Ach Anna laß sie, wenn dich sonst nichts männliches anfassen würde wärst du doch auch froh, selbst wenn es der Teufel persönlich ist oder?“
Anna kicherte. „Jaja, die Schöne und das Biest.“
Emily, hatte die ganze Zeit still daneben gestanden und in sich hinein gelacht, doch nun konnte sie sich nicht mehr zurückhalten: „Da fragt sich nur noch wer da wer ist.“
Alle hielten sich vor lachen den Bauch, nur für Kolleen war es nun endgültig zuviel. Sie ging zu ihrem Bett griff nach dem Umhang und war schon fast an der Tür, als sie noch mal kurz inne hielt.
„Ach sollte es euch wirklich so sehr interessieren, bittet Snape doch selbst um einen Tanz.“ Als die Tür knallte, war Kolleen schon fast im Gemeinschaftsraum, in dem noch immer so ein Trubel war, daß es nicht auffiel als sie durch das Portraitloch hinaus kletterte.
In der Ruhe des Korridors fühlte sie sich schon gleich etwas besser. Sie wußte nicht wohin und begann etwas ziellos durch das Schloß zu gehen. Im vierten Stock kam sie an einigen leeren Klassenräumen vorbei und dann fiel ihr die Tür zum Astronomieturm ins Auge. Leise öffnete sie sie und ging die lange Treppe hinauf, an der Leiter zögerte sie kurz. Würde sie hier oben erwischt werden, könnte sie sich auf eine Menge Ärger einstellen, doch irgendwie war es ihr egal, so kletterte sie die paar Stufen hinauf und stieß dann die Luke zu der Turmplattform auf. Hier draußen war es eiskalt und sehr windig, doch wurde ihr Blick sofort gefangen, denn die Sicht, die sich ihr bot, war einfach unglaublich. Soweit sie sehen konnte, war alles weiß und der Mond tauchte die Welt in ein seltsames schönes Licht.
Kolleen ging zum Rand des Turms und blickte weit über den See und den Verbotenen Wald. Sie wünschte sich so sehr jemanden zu haben mit dem sie dieses Bild teilen könnte, jemand der sie warm hielt und nur für sie hier war. Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen und als ein kräftiger kalter Wind ihr ins Gesicht fuhr begannen sie unkontrolliert zu laufen.

„Miss Anderson, können Sie mir erklären was Sie hier oben machen?“ Sie hatte das Gefühl ihr Herz würde stehen bleiben, vor Schreck zuckte sie zusammen und war unfähig sich umzudrehen. Sie wußte genau wem diese Stimme gehörte.
„Miss Anderson! Ich rede mit Ihnen falls es Ihnen entgangen sein sollte.“ Sie hörte wie er einige Schritte auf sie zukam, ihr Blick fiel nach vorne und dann nach unten, die Tiefe verlor sich fast in der Dunkelheit. Kurz schloß sie die Augen und drehte sich um, bereit sich Snape zu stellen.
„Schön, daß ich auch mal in Ihrem Blickfeld auftauche!“, sagte er mit gefährlich freundlicher Stimme. „Mitkommen!“, war sein nächstes Wort und es war keine Bitte. Stumm folgte Kolleen ihm die Leiter hinunter und dann den langen Weg hinunter in die Kerker zu seinem Büro.
Das Büro war dunkel und kalt und auch die nun brennenden Kerzen schienen nicht viel daran zu ändern.
„Hinsetzen!“ Snape deutete auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Kolleen setzte sich und war darauf gefaßt von Snape auseinander und nicht wieder zusammengesetzt zu werden, aber es bedeutete ihr nichts, sollte er sie nachsitzen lassen, es war ihr egal.


Ihr Blick war auf die Knie gerichtet und doch sah er deutlich ihre verweinten Augen, irgend etwas in ihm wehrte sich plötzlich dagegen sie zu bestrafen. Aber erst mal wollte er sehen was sie dazu zu sagen hatte.
„Also, können Sie mir nun sagen, was Sie da oben zu suchen hatten?“
Sie schwieg.
„Ich warte.....“ Nein ein geduldiger Mensch war er was Schüler anging wirklich nicht.
„Mir ging es nicht gut und ich brauchte etwas frische Luft.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Mitten in der Nacht?“ Wieder sagte sie nichts, ihren Augen waren ausdruckslos und es war das erste Mal seit langem, daß Snape nicht erahnen konnte was ein Schüler dachte.
Warum war sie so ruhig? Warum fürchtete sie sich nicht, wie es der Rest der Schüler getan hätte?
„Professor?“
Er blickte auf und erst jetzt wurde ihm bewußt wie lange er nachgedacht hatte.
„Könnten Sie mir bitte jetzt Punkte abziehen und mir sagen wann ich nachsitzen muß, damit ich gehen kann?“
Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Sie war gerade nicht so dreist gewesen ihn erstens zu unterbrechen und zweitens noch vorzuschlagen was er zu tun hatte oder?
„Ich glaube Miss Anderson, daß noch immer ich hier entscheide wann Sie gehen und wann ich Ihnen mitteile wie Ihre Bestrafung ausfällt.“ Seine Stimme war gefährlich ruhig. Er begann sich seelenruhig mit einigen Papieren auf seinem Schreibtisch zu beschäftigen und ließ sie warten.
Nach etwa zehn Minuten, blickte er auf und sah daß sie zitterte. Ihren Umhang hatte sie mit ihren Armen fest um den Körper gewickelt und ihr Blick war starr nach unten gerichtet. Die dunkelroten Haare glänzten sanft im Kerzenlicht und wieder beschlich ihn ein seltsames Gefühl als er sie genauer betrachtete.
Er selbst unterbrach diese Gedanken.
„25 Punkte von Gryffindor und nach Weihnachten sind Sie nach dem Abendessen hier zum Nachsitzen! Sie dürfen gehen.“
Während sie aufstand blickte sie ihm kurz in die Augen, ihre waren voller Schmerz und Trauer und erst als die Tür ins Schloß fiel, konnte er ihren Anblick aus seinen Gedanken streichen. Daß es ihn mehr berührte, als er sich selbst zu geben wollte, wurde nur in seinem Unterbewusstsein gespeichert.
Nach etwas Arbeit am Schreibtisch ging er in seine Privaträume und legte sich schlafen.

Als Snape erwachte war es eigentlich noch viel zu früh um aufzustehen, doch mit der Gewissheit eh nicht mehr schlafen zu können, verließ er sein Bett und ging ins Badezimmer.
Auf dem Weg zur Dusche blieb er am Spiegel hängen, morgens war er noch blasser als ohnehin schon, doch seine Haare schienen in einem absolut katastrophalen Zustand zu sein. Warum es ihm ausgerechnet jetzt auffiel und vor allem störte wusste er nicht, doch schüttelte es ihn ein wenig als er sich so im Spiegel sah.
Während das warme Duschwasser über seinen Körper lief war ihm als würde sämtlicher Dreck des letzten Halbjahres weggewaschen, was natürlich vollkommener Blödsinn war, denn er duschte regelmäßig, auch wenn man es seinen Haaren wahrlich nicht ansah.
Mit einem Handtuch um die Hüfte gewickelt betrat er wieder sein Schlafzimmer und stand vor dem Kleiderschrank.
Nach kurzem Zögern nahm er ein dunkelgrünes Hemd und eine schwarze Hose heraus.
Die Robe vom vorherigen Tag fand er achtlos über einen der Sessel geworden, sah aber dass sie ein Brandloch hatte. Seufzend griff er nach einer gewaschenen Robe aus dem Schrank und warf sie über.
Eigentlich war er fertig, doch es gab erst in einer Stunde Frühstück. Also warf er sich in einen Sessel vor dem Kamin, griff nach dem Buch, welches noch auf dem Tisch lag, und verfluchte seinen schlechten Schlaf.
Schnell langweilte ihn das Buch, er konnte sich nicht richtig konzentrieren und brauchte doppelt so lange zum Lesen wie gewöhnlich.
Dauernd hatte er wieder diesen Blick vor Augen. Ihren Blick. Sie hatte ihm so leid getan und doch konnte er nichts für sie tun.
Er wusste, dass sie über die Weihnachtstage nach Hause fahren würde, nicht um Weihnachten zu feiern, sondern um ihre Schwester zu beerdigen.
Er schüttelte den Kopf. Was machte er sich nur so viele Gedanken um dieses Mädchen? Das gehörte nun wirklich nicht zu seinen Aufgaben, zumal er nicht mal ihr Hauslehrer war, also sollte sich Minerva damit rumschlagen, er hatte damit nichts zu tun.

Da es doch schon kurz vor acht war beschloß er nach oben zum Frühstück zu gehen.
Es waren schon erstaunlich viele Schüler bereits wach und beim Frühstück waren
Wie gewöhnlich durchschritt er zügig die Große Halle und ließ sich am Lehrertisch nieder. Albus begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln, welches er unauffällig erwiderte.
Nachdem er etwas gegessen hatte, lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und beobachtete die Schüler, die fleißig versuchten seinem Blick auszuweichen. Dieses Spielchen liebte er, vor allem am Morgen, es war sein Machtbeweis und besonders bei schlechter Laune sehr erheiternd. Doch an diesem Morgen, der eigentlich gar nicht so schlecht war, wenn man bedachte, daß der größte Teil der Schüler in die Ferien fuhr und nur ca. 15 im Schloß blieben, verlor er sehr schnell den Spaß daran.
Ohne ein weiteres Wort stand er auf und verließ mit wehendem Umhang die Halle, jedoch nicht ohne die zuckenden Köpfen einiger Schüler wahrzunehmen.
In der Eingangshalle blieb er kurz zögernd stehen und verließ dann das Schloß durch die schwere Tür.


Kapitel 2

Kapitel 4

 

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