Memento Mori

 

 

Zurück

 

Zurück zur 
Startseite


Kapitel 3


Die Nacht war unnatürlich kalt für den 1. September. Die 6 Todesser bemerkten den wehenden Wind nicht, ebenso wie die Bäche aus klebrigem Schweiß, die sich in den Falten ihrer Körper unter ihren schwarzen Uniformen sammelten. Das einzig wichtige war, ihren Auftrag auszuführen.

Es war von größter Wichtigkeit für Lucius Malfoy, daß Voldemort mit ihren Ergebnissen zufrieden war. Lucius war kein dummer Mann; er wusste daß niemand lange Voldemorts Gunst behielt, wenn er nur wenig dafür vorweisen konnte. Der Spion Severus Snape hatte jeden seiner brillianten und ausgefallenen Pläne gegen Dumbledore und den Orden des Phoenix vereitelt, und damit hatte er, seit Voldemort in menschlicher Form zurückgekehrt war, wenig Grund gewonnen. Oh ja, er hatte Untertanen... aber Harry Potter lebte noch immer. Dumbledores schlammblüterliebende Schule gedieh noch immer. Voldemorts Pläne waren kaum in Gang gesetzt worden. 

Lucius hob eine Hand, und seinen 5 Begleiter ordneten sich sofort seinem Rang unter. Er grinste unter seiner Maske, erfreut über diese Ehrerbietung. Die Magie wie sie sie jetzt einsetzen wollten war launisch und erforderte eine starke Führung um sie zu meistern.

Lucius deutete angemessen ausschweifend auf den einfachen Grabstein. "Dieser Steinblock, den ihr vor euch seht, ist ein Informant - eine unauffällig aussehende Markierung die den Ort anzeigst, an dem eine Leiche vergraben ist. Einige sehen ihn an und sehen ihn nur als die reine Anerkennung des Lebens desjenigen der gestorben ist. Wir aber sollen nicht so leicht in die Irre geführt werden." Er zog seine Hand vom Grabstein zurück und ballte sie fest zu einer Faust, die er mit den angemessenen Sätzen schüttelte. Lucius konnte man viel nachsagen, aber er war mit Sicherheit kein langweiliger Redner. "Wir Todesser können dieses…dieses abscheuliche Stück Stein für das sehen, was es ist - ein Tribut an den Spott über unsere Sache! Eine Ehrung, nein, eine EHRE für das Leben eines Mörders und Verräters an unserem Meister."

Leises Murmeln hallte durch die Reihen von Lucius' Zuhörern. Die Todesser rückten ihre Füße herum, und die aufgestaute Spannung wirbelte wie wütender Nebel um sie herum. Lucius hatte offensichtlich viel Spaß heute Abend. Welchen Plan Voldemort auch hatte, der Theaterkönigin in Lucius gefiel es offensichtlich sehr.

"Nach der Hinrichtung dieses Verräters dachten einige aus unseren Reihen, daß der Dunkel Lord weich geworden ist. Severus Snape wurde kaum 20 Minuten lang gefoltert. Sicher hätte man mit einem so scheußlichen Wesen härter umgehen müssen, bevor man es gnädigerweise tötete?"

Die Köpfe unter den Kapuzen um ihn herum nickten. Ihre reglosen Masken sahen im Mondlicht aus wie Porzellan. Lucius streckte sich wie eine Katze bevor er fortfuhr. "Ob der Dunkel Lord das Konzept von Gnade aufnehmen will, ist unnötig. Sein Verständnis von Rache aber, von schwelendem und gerechten Haß, von Leiden jenseits aller Vorstellung...," hier wurde seine seidige Stimme zu seinem flüstern, "diese Vorstellungen sind in seinem Geist tatsächlich klar."

Einer der Todesser trat vor und fragte mit dröhnender Stimme: "Was werden wir tun, um diese Konzepte in ihrem ganzen Ausmaß zu…genießen?"

Wenn sie sein Gesicht hätten sehen können, hätten sie bemerkt, daß Lucius etwas verärgert über die Unterbrechung aussah. Dennoch verschränkte er die Arme und kam auf den Punkt.

"Unser Dunkler Lord war weise. Der Verräter wurde getötet, indem er den Trank von Levattio zu sich nahm. Ihr wisst auch, daß gewisse Zutaten hinzugefügt wurden, um dem Gift eine ganz andere Wirkung zu geben als den bloßen Tod. Oh, der Tod setzte schon ein, nachdem Snape getrunken hatte, aber wirklich, meine Herren..." Lucius legte ine Pause für bessere Wirkung ein, "...für unseren Dunklen Lord ist der Tod nur ein Anfang."

"3 Tropfen Blut eines schwarzen Phönix, ein zerstoßener Vampirzahn, Blütenblätter einer blühenden Anchtschattenblume... all diese Dinge wurden dem Trank hinzugefügt. Schließlich, um die Mischung zu vollenden, wurden 9 gesegnete Blutstropfen vom Meister selbst in die schon rote Flüssigkeit gemischt."

Hektische Gespräche brachen während dieser Ankündigung aus. Der Wind peitschte um die 6 Gestalten herum, und Lucius lächelte erfreut, weil die Elemente auf seiner Seite waren. Als die Gespräche verstummt waren, legte er seine letzte Karte auf den rethorischen Tisch.

"Die unter uns, die Fähigkeiten im Tränkemachen haben, werden schon wissen, was ich jetzt sagen will. Für den Rest hier kommt unser Auftrag in einfachen Worten: In etwa 30 Sekunden werden wir die unendliche Macht unseres Meisters anrufen, um seinen Willen zu tun. Die Magie, die wir benutzen werden, wird gefährlich sein, und ganz bestimmt schwer zu kontrollieren. Solange ihr meinen ausdrücklichen Anordnungen vorsichtig und schnell folge leistet, wird das Ziel unseres Dunklen Meisters erreicht. Nach 8 langen Monaten tödlichen Schlafes wird Severus Snape unsanft von den Toten erweckt, um wieder seinen wahren Meister zu treffen."

Die Wirkung von Malfoys Worten war außerordentlich. Erschrockenes Keuchen, gemischt mit Freude, brach aus den 5 Mündern um ihn herum, und einige fielen sogar in richtiggehender Ekstase auf die Knie. ‚Offensichtlich bin ich nicht der einzige, der Dramen irgendwie zu würdigen weiß', dachte sich Lucius bevor er in die Hände klatschte.

"Nun, wir haben viel Arbeit zu tun! Sprecht kein Wort, macht keine Bewegung, bis ich es euch befehle." Sein dünner Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen, als Lucius hinzufügte: "Paßt auf, es könnte etwas weh tun."

Stöße aus reiner weißer Energie brachen aus 6 Paar Händen, und Worte fingen an sich auf den Lippen der Todesser zu bilden. Auf Lucius' Nicken füllten Sprüche und Singsang die Nachtluft, und eine kleine durchsichtige Kugel legte sich auf das Grab. Die Welt wurde erfüllt von wütenden Geräuschen und einem Beben, und die Sterne selbst schienen zu heulen, als die kristalline Kugel anfing zu glühen.

Im Schloss von Hogwarts hatte der junge Harry Potter schon angefangen, vor Schmerz zu schreien. 

* * * *

Der Klang des Schrei des Jungen hallte durch die Gänge von Hogwarts. Ron hatte Harry kaum in das Flohpulver geschoben und war mit ihm in Dumbledores Privaträumen angekommen, als die ganze Schule wusste, daß etwas Furchtbares passierte. Professor McGonagall beruhigte die verängstigten Erstklässer, die den Schrei gehört hatten, und teilte ihnen schroff mit, daß in vier Stunden ihr Unterricht anfangen würde und daß es ihnen nicht gut tun würde, wenn sie bei jedem Geräusch zu jammern anfingen. Nachdem sie die Gryffindors beruhigt hatte, raste sie zu den Räumen des Direktors, schrie das Passwort, "Eischokolade!" und rannte hinein, ohne zu wissen was sie erwarten sollte.

Harry Potter saß in einem Stuhl, der ihm dreimal zu groß war, hielt sich die Stirn und stöhnte unterdrückt. Auf einmal sah er sehr nach einem kleinen Jungen aus, nicht nach dem 17jährigen Zauberer, der er war. McGonagall unterdrückte den Drang, ihn zu umarmen und sah statt dessen geradewegs seinen Freund Ron an, der sich aufgeregt mit Dumbledore unterhielt.

Mit sinkendem Gefühl wurde ihr klar, daß das spitzbübische Zwinkern aus den Augen des Direktors verschwunden war.

"Was ist passiert?"

Dumbledore beantwortete ihre Frage mit zurückhaltender und müder Stumme. "6 Todesser sind am Rand von Hogwarts. Harrys Narbe hat vor 3 Minuten angefangen weh zu tun."

Minervas Hand flog an ihren Mund, und sie keuchte. "Todesser in Hogwarts? Albus, werden wir angegriffen?"

"Nein, sie scheinen sich für den Augenblick vom Schloß fernzuhalten", antwortete Dumbledore müde. "Ihre Interessen scheinen mehr in der Entweihung eines gewissen Stück Landes zu liegen, in dem ein verstorbener Meister der Zaubertränke begraben liegt."

Wenn es möglich war, wurden Professor McGonagalls Augen noch größer als vorher. "Was? Albus! Was sollten sie denn wohl mit...."

"Meine Quellen sagen mir daß die 6 Todesser einen Ring um Severus' Grab gebildet haben. In der Mitte ist eine kleine kristalline Kugel - die Kugel von Aragian."

Minerva runzelte die Stirn und kleine Falten bildete sich zwischen den Augen. Es war offensichtlich, daß sie versuchte, etwas aus der Situation zu machen. Plötzlich schoß ihr Kopf fragend in die Höhe. "Sie wollen NICHT… wie werden nicht…"

Dumbledore nickte und streichelte ruhig Harrys Kopf. Ron hatte ihn noch nie so müde aussehend erlebt, und das hatte nichts damit zu tun, daß der Direktor noch immer seinen Schlafanzug trug. Dumbledore ließ die schultern hängen, als hätte er ein schweres Gewicht getragen, bis sein Rückgrat sich darunter gebogen hatte. Zum ersten mal in langer Zeit sah Dumbledore wirklich so alt aus, wie er war. 

"Ich fürchte, Ihre Vermutungen sind mehr als richtig, Minerva", sagte Dumbledore. "Ich habe eine kleine Armee Auroren hingeschickt, um die Gruppe aufzulösen und von etwaigen Schaden zu berichten, ich hoffe nur, daß sie rechtzeitig ankommen um die Zeremonie aufzuhalten."

Minervas Gesicht bekam bei Dumbledores Bestätigung ein krankes Grün. Sie packte die Ecke des Tisches als fürchtete sie umzufallen, wenn sie sich nicht festhalten konnte, und ihr kleiner Körper sackte zusammen. "Auroren?," sagte sie leise. "Schon? Das war schneller als ich erwartet habe."

Dumbledore's Lächeln schien eine Nummer zu klein für sein Gesicht zu sein, als er antwortete: "Wir haben sie in den letzten beiden Jahren nicht so eingehend ausgebildet, um jetzt mit langsamen Reaktionen belohnt zu werden."

McGonagall nickte, und ihr Blick konzentrierte sich auf eine Stelle auf dem Teppich. Plötzlich schüttelte sie sich und ging schnell auf Ron zu. "Sind Sie in Ordnung, Mr. Weasley? Ich muß Ihnen zu Ihrer Fähigkeit gratulieren, in einer beängstigenden Situation einen kühlen Kopf zu bewahren."

Ron wurde rot und murmelte leise "Danke. Ma'am." 
McGonagall lächelte etwas über seine Reaktion auf ihr Lob. Er war so daran gewöhnt als hilfreicher Handlanger gesehen zu werden, daß er nicht wusste, wie er auf das Lob reagieren sollte.

McGonagall ging zu Harry hinüber, der sich noch immer mit angespanntem Gesichtsausdruck die Narbe hielt. "Willst du zu Madam Pomfrey gehen, Harry?"

Harry biß die Zähne zusammen und sagte leise: "Das hilft nicht."

McGonagall wollte gerade protestieren als Ron fragte: "Was machen sie auf Professor Snapes Grab?"

Sie tauschte einen Blick mit Albus, der ihr mit einem Nicken die Erlaubnis gab zu antworten. "Wir sind nicht sicher, was die Todesser im Endeffekt vorhaben, aber wenn man die Situation streng nach den Utensilien beurteilt, die sie gesammelt haben, um ihren Spruch durchzuführen, scheint es ziemlich sicher, daß sie vorhaben... Professor Snape von den Toten zurückzuholen."

Rons Augen traten ihm aus dem Kopf und er kreischte richtiggehend. "WAS? Sie können so was MACHEN?"

McGonagall unterdrückte den Drang, die Augen darüber zu verdrehen. "Mr. Weasley, wenn Sie auch nur das kleinste bißchen auf das achten würden was Sie lesen sollen, würden Sie wissen, daß die Wiederbelebung von Menschen, die seit langem tot sind, durchaus in den Möglichkeiten der Todesser liegt, wenn sie von einem Zauberer mit der Kraft von Du-weißt-schon-wem gespeist werden. "

"DAS weiß ich", sagte Ron schnell, wobei er im Augenblick seine Manieren vergaß. "Ich habe mich nur gefragt wie sie etwas so… Falsches machen können."

"Die Todesser haben mit Moral nichts am Hut. Jemanden von den Toten zurückzubringen wird als ein schlimmeres Verbrechen angesehen, als die Unverzeihlichen Flüche zu benutzen", erklärte Dumbledore Ron mit freundlichem Tonfall. "Jeder, der so einen Spruch versucht, wird nicht einmal nach Azkaban gebracht - sie werden sofort den Dementoren vorgeworfen. Wiederbelebungsmagie ist der grausamste, kontrollierendste und schlimmste Machtmissbrauch, den man sich vorstellen kann."

"Kein Wunder, daß meine Narbe so furchtbar weh tut", sagte Harry mit trauriger Stimme. "Es… die Luft… es fühlt sich so an, daß mir schlecht wird. Es ist als würde ich erstickt und könnte nichts dagegen tun."

"Harry, du hast noch andere Symptome, außer daß dir die Narbe weh tut?", fragte Ron besorgt. "Das ist noch nie passiert."

Harry nickte unruhig. Schweiß lief ihm über das Gesicht. "Es ist, als könnte ich die Magie selbst fühlen. Sie ist so wütend, und sie… sie will ihn so sehr. Sie ist so hungrig auf ihn..:" Er sprang auf einmal mit panischem Gesichtsausdruck auf die Füße. "Ich glaube, ich muß mich übergeben."

Er rannte auf das Badezimmer zu und nach einem schnellen Blick auf die beiden erwachsenen folgte ihm Ron. 

McGonagall wandte sich an Dumbledore. In ihren Augen zeigten sich reine Sorge und Angst. "Was könnte mit Harry los sein?"

Dumbledore seufzte und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. "Seine Verbindung mit Voldemort wurde anfangs durch einen mißglückten Todesfluch geschmiedet. Nach dem Trimagischen Turnier und Voldemorts Auferstehung in sterblicher Gestalt teilt Harry sein Blut mit ihm. Obwohl es mich traurig macht überrascht es mich nicht, daß Harry empfindlicher auf Voldemorts Macht reagiert."

Plötzlich bewegte er sich, als hätte er einen unsichtbaren elektrischen Schlag bekommen und fügte mit resignierter Stimme hinzu: "Die Auroren haben die Todesser erreicht,. Ans Fenster Minerva. Sehen wir dem Kampf zu."

* * *

Die Macht floß in einer glorreichen Symphonie aus auf sie einstürmender Lust und wunderbarem Schmerz um sie herum. Lucius hätte vor schmerzlicher Freude geschrien, wenn er dafür nicht mit seinem Singsang hätte aufhören müssen. Er hatte sich noch nie so lebendig gefühlt - es war als würden seine Nerven in einem elektrischen Strom zusammenschmelzen. All seine Sinne arbeiteten mit voller Leistung - Er konnte das Blut Reichen, konnte den Schweiß schmeckend, der ihm von der Stirn bis auf die Lippen floß, konnte die pulsierende Macht fühlen, die sich in Wellen wunderbarer Gefahr an seinem Körper brach. Wenn DAS nur ein Geschmack der Macht seines Meisters war, konnte er sich nicht vorstellen, wie jemand so etwas widerstehen konnte!

Die anderen Todesser um ihn herum stöhnten zwischen ihren Worten und schauderten jedes Mal, wenn die Magie, die von ihren Fingerspitzen floß, sie streichelte. Ihre Kraft versiegte rasch, aber Lucius konnte fühlen, daß der Spruch seinen Höhepunkt erreichte. Noch 10 oder 20 Sekunden, und die Magie würde vollendet sein.

Plötzlich verkrampften sich seine Muskeln und ein furchtbarer Druck stahl sich in einen Kopf. Die unsichtbare Gewalt drängte die Worte dazu, von seinen Lippen zu fallen und die Magie, die sich spiralförmig in den Boden grub, lief schneller, und mit der Beschleunigung kam ein reines, antreibendes Verlangen weiter zu machen. Der Schmerz in Lucius' Kopf blühte auf, ebenso wie die Freude. Zwischen den Wellen warf er schnell einen Blick auf die Kugel von Aragian, die heller glühte als der Mond.

Die Macht wurde hektischer, das Verlangen verzweifelter, seine Hände verkrampften sich, seine Augen schlossen sich, seine Zunge fuhr über die Lippen, Schweiß, Blut, Magie, schaudernde Magie floß mit einer Endgültigkeit von seinen Fingern. Lucius schrie als der Druck in seinem Kopf anfing, sich in einer Spirale durch die Luft auf das Grab zuzubewegen, und dann-

Ein plötzlicher BRUCH, der ihn auf das von Tau feuchte Gras warf. In seinem Kopf drehte es sich, sein Körper fühlte sich seltsam unbefriedigt an, und Lucius fluchte und sprang auf die Füße als er sich anstrengte zu verstehen, was schief gelaufen war. 

Ein Auror stand einen halben Meter vor ihm. Sein Stiefel zertrat die letzten paar unterbrochenen Scherben der Kugel von Aragian.

"Sie Idiot! Was haben Sie getan?", kreischte Lucius wütend, wobei er seinen Zauberstab zog.

Der Auror begegnete seiner Wut mit einem schnellen "Expelliarmus!" das Lucius an einen Baum in der Nähe warf. Die Todesser, die ihn umringten, waren noch immer so betäubt wie Lucius und nahmen nur langsam Kampfhaltung an. 

Wenigstens 20 Auroren rannten auf sie zu, und Lucius erkannte seine schlechte Chancen. Er machte eine schnelle Handbewegung, und in einem Wirbel von Roben und Windstößen apparierten die Todesser, um ihre Strafe vom Dunklen Lord für ihr Versagen zu bekommen. 

Die Auroren, die eher Gegenwehr erwartet hatten als Rückzug, unterbrachen ihren Ansturm verwirrt. Der Anführer der Gruppe, Alicia Spinnet, kniete auf dem Grab, und mit einem vorsichtigen "Lumos!" betrachtete sie die zerbrochene Kugel.

Die Stücke waren noch warm als sie sie berührte, und zeigten keine Zeichen von Abkühlung. Eigentlich schien sie immer heißer zu werden. Alicia runzelte die Stirn; diese Art von schwarzer Magie ging über ihre Fähigkeiten. Sie schnippte mit den Fingern und ihr Stellvertreter, Adrian Pucey, trat vor. "Pucey! Wissen Sie was von dieser Art Kugel?"

Adrian nickte. "Es ist die Kugel von Aragian. Sie hält die Seele desjenigen, der auferweckt werden soll. Wenn man die Kugel zerstört, bevor die Zeremonie vollendet, ist unterbricht es den ganzen Spruch."

"Was erklärt warum sie sie zerbrochen haben", endete Alicia. "Stellt sie jetzt eine Gefahr für uns dar?"

Adrian runzelte leicht besorgt die Stirn. "Nun, bis sich die Kugel abkühlt, werden wir sie weder körperlich noch magisch wegbewegen können. Eigentlich sollte man sie vom Grab entfernen, bevor man sie vernichtet, aber die Zeremonie erreichte ihren Höhepunkt. Wir hätten keine Zeit gehabt, die Kugel zu bewegen und zu zerbrechen bevor der Spruch vollendet gewesen wäre."

"Sind Sie sicher, daß man sie nicht bewegen kann?", fragte Alicia als sie die Kugel vorsichtig berührte. "AU! Himmel ist die heiß!"


Adrian unterdrückte ein Lachen. "Deswegen bewegt man sie nicht." Dann sagte er leise, "Blöde Gryffindors."

Alicia funkelte zurück zu ihm. "Blöde Slytherins, weil Sie mich nicht ordentlich warnen! In Ordnung, nun gut", murmelte sie. "Erstatten wir Dumbledore Bericht und sehen wir, was er aus dieser Sache macht."

Auf ein Fingerschnippen von ihr folgten die Auroren ihrem Beispiel und begaben sich zum Schloß.

* * * *

Harry kam aus dem Badezimmer. Sein Gesicht war tiefgrün, er zitterte, aber er hatte offensichtlich keine Schmerzen mehr. Rob sprang hinter ihm her, froh darüber, daß sich sein Freund offenbar erholt hatte. 

"Harry Narbe tut nicht mehr weh!", verkündete Ron dem erleichtert aussehenden Dumbledore und Professor McGonagall.

Dumbledore lächelte und deutete auf die beiden Auroren, die neben ihm standen. "Sollte sie auch nicht. Diese beiden konnten die Zeremonie aufhalten, bevor sie vollendet war."

Harry kniff die Augen zusammen und sehnte sich nach seiner Brille. Vor allem die Frau sah bekannt aus. "Kenne ich…"

Ron sagte plötzlich: "Oh! Du bist Alicia Spinnet!"

Das Mädchen lächelte und warf ihren langen blonden Zopf über die Schulter, und plötzlich erkannte Harry die Gryffindor, die vor Jahren ihren Abschluß in Hogwarts gemacht hatte. "Hallo Ron. Hallo Harry. Wie geht's euch?"

"Toll!" sagte Ron begeistert. "Ich wußte nicht, daß du ein Auror geworden bist!" Er sah den großen dunkelhaarigen Mann an ihrer Seite an. "Du siehst auch recht bekannt aus."

Der Mann trat vor und schüttelte Ron und Harry die Hand. "Mein Name ist Adrian Pucay. Ich habe vor ein paar Jahren meinen Abschluß gemacht, ich war in Slytherin." Er sah Harry genau an: "Ich glaube, wir haben ein paar mal verrucht, uns im Quidditch umzubringen."

Harry blinzelte und konnte das Gesicht endlich einordnen. "Richtig! Ich erinnere mich, daß du viel geschummelt hast." Auf einmal wurde ihm klar, was er gesagt hatte, und er stotterte, "Ich meine, es sah damals aus, als hättest du geschummelt, aber ich bin sicher, daß--!"

Pucey unterbrach ihn. "Keine Sorge, Potter, ich bin sicher, daß ich praktisch jedes Mal beschummelt habe, bei dem du es geglaubt hast. Ich bin schließlich ein hinterhältiger Mistkerl."

Alicia verdrehte die Auen. "Nein, du bist nur ein typischer Slytherin."

Er blinzelte gemein. "Ja. Und bist du nicht froh, daß ich auf deiner Seite stehe?" 

Dumbledore hob eine silberne Augenbraue und sagte ruhig: "Wenn wir bitte zum Thema zurückkehren könnten."

Die beiden Auroren nahmen plötzlich wieder Haltung an, und alle Fröhlichkeit schmolz von ihren Gesichtern.

Dumbledore lächelte geduldig. "Sind Sie sicher, daß die Gefahr für Severus Snape vorbei ist?"

Adrian trat vor und sagte mit tonloser Stimme: "Die Kugel war zu heiß, um sie zu bewegen. Sie sollte sich bis morgen Früh abgekühlt haben. Bis dahin werden wir sie nicht bewegen können."

Dumbledore machte ein Geräusch das wie "Mmm" klang und fragte nachdenklich: "Ich würde diese Kugel gerne heute Nacht noch sehen. Ich habe viele Geschichten über den Zauberer Aragian gehört, aber noch nie etwas gesehen, das er gemacht hat."

"Ich sollte Sie warnen, daß die Kugel zerbrochen ist, dank der Stiefel meines Stellvertreters", sagte Alicia, wobei sie Adiran eine finsteren Blick zuwarf.

Dumbledore lächelte gnädig. "Dennoch wurde meine Neugierde geweckt. Minerva, möchten Sie mich begleiten?"

Professor McGonagall runzelte die Stirn. "Ich will nicht wirklich in die Nähe von dem Ding gehen, aber... ich bin etwas interessiert, denke ich."

"Adrian und ich werden sie zu Ihrem Schutz begleiten", bot Alicia an.

"Das wäre sehr schön, Alicia. Danke", antwortete Dumbledore bevor er sich zu Ron und Harry umsah. "Es ist spät, meine Freunde. Ihr beide werdet heute morgen sehr müde sein, ich rate euch in eure Betten zurückzukehren um den Schlaf nachzuholen, ihr habt morgen Unterricht."

Ron nickte und machte sich auf den Weg zur Türe. Harry weigerte sich und sagte nur: "Ich will es auch sehen."

Professor McGonagall warf dem Direktor einen besorgten Blick zu und fing an: "Ich denke nicht, daß solche Exkursionen in ihrem besten Interesse liegen, Mr, Potter."

Harry bestand darauf. "Dennoch möchte ich gehen." Seine Augen waren gerötet, seine Narbe glänzte leicht auf seiner Stirn. "Ich…ich denke, ich sollte es sehen."

Professor McGonagall öffnete den Mund um zu widersprechen, aber Dumbledore unterbrach sie. "Lassen Sie den Jungen mitkommen. Er hat das Recht dazu, Minerva." Er lächelte den erschöpften Schüler väterlich an. "Du wirst bei uns in Sicherheit sein.`"

Harry nickte. Er war blaß, als er den Erwachsenen folgte, die das Schloß verließen und in die Nacht gingen. 

* * * *

Die erhitzten Überreste der Kugel von Aragian auf dem Grab hatten angefangen in einem tiefen Grün zu glühen. Dünne Rauchfäden erhoben sich von den Teilen und das Glas fing langsam an, zu einer klaren Flüssigkeit zu schmelzen. Träge vereinigten sich die Tropfen wieder, und fingen an, in das Grab zu sinken. Die grünen Halme verdorrten, als die Flüssigkeit an ihnen vorbeifloß und in die Erde sickerte, Zentimeter um Zentimeter. Der Holzsarg, den sie trafen, verlangsamte ihren Lauf nicht, sie fraßen nur ein Loch in den Deckel und fuhren mit ihrer Reise fort.

Sie hielten erst an, als sie den vermoderten, mit Insekten bedeckten Körper erreichten, der im Sarg lag. Die Flüssigkeit streckte sich, floß und bedeckte das innere des Sarges. 

Mit einer Lichtexplosion begann es.

* * * *

SCHMERZ.

Er wusste nicht wie oder warum es geschah, aber auf einmal waren sie da. Wellen aus Schmerz, überall. Sie gruben sich durch seinen Geist. Es fühlte sich an, als würde er in Vakuum gesaugt, oder in eine Mischung aus zerfetzten Nerven und Gedanken zerrieben. 

Es war so warm gewesen, so friedlich, und dann verließen ihn diese Gefühle, ließen ihn formlos und kalt. Es war, als würde sich Eis hinter seinen Sinnen bilden, aber dieses Eis dämpfte den Schmerz nicht, es verstärkte ihn.

Er wollte nicht erfrieren,. Er wollte sich nicht vor Schmerzen winden… er hatte es so lange nicht getan. Dennoch blieb das Gefühl, weiter gerissen zu werden, und es wurde immer durchdringender. Er versuchte sich an etwas festzuhalten, irgend etwas…

…aber mit einem hörbaren reißenden Geräusch fiel er zurück in die Materieebene.

Muskeln, die schon lange zerfallen waren, bildeten sich wieder unter und um ihn, und starke Energiestiche krochen wie Ameisen durch seinen Körper. Er konnte ihnen nicht entkommen, denn er konnte sich nicht bewegen. Noch nicht. Seine Haut wurde Lage um Lage auf seine Muskeln gespannt, und als seine Knochen wieder zusammengefügt wurden und seine Ohren anfingen zu arbeiten, hörte er platzende Geräusche. Ein weiterer Lichtblitz, noch ein schmerzhaftes Schaudern, und plötzlich gab es nichts mehr.

Keine Geräusche. Nichts zu sehen. Einfach nichts… als den Geruch.

Es war der Geruch, der ihn schließlich zu einer Reaktion brachte. Der Geruch war überwältigend und modrig, und er konnte ihm nicht entkommen, vielleicht konnte er ihn irgendwie zurück lassen.

Er versuchte sich aufzusetzen und schlug mit dem Kopf an (ich habe jetzt einen Kopf?), nur wenige Zentimeter, nachdem er ihn gehoben hatte. Vorsichtig hob er seine Hände (Hände auch?) und befühlte die Oberfläche von etwas, das man als weich und glatt beschreiben konnte. Eine Art decke.

Er hatte keine Zeit um nachzudenken, denn der Geruch trieb ihn in den Wahnsinn. Er MUSSTE hier herauskommen. Er musste sich verlaufen haben. Wo war der Frieden? Wo war die Wärme? Er musste diesen eingeschlossenen Ort verlassen, er mußte entkommen. Er versuchte die mit Satin bedeckte Decke einzuschlagen, aber sie gab nicht nach. Er schlug wieder danach, und als nichts geschah schrie er, riß und zog und biß, aber der Geruch war überall und seine Fingerknöchel taten ihm weg, und der Satin wurde heruntergerissen und legte einen Holzdeckel frei, also trat er nach dem Holz weil er dem Geruch noch immer nicht entkommen war. Er musste die Wärme finden, die ihn verlassen hatte, und er brauchte den Frieden, weil der Geruch sich dauerhaft in seinem Geist einprägte.

Jetzt schrie er laut, und als seine Hände die Holzdecke berührten wurde ihm klar, daß sie irgendwie naß waren. Er hörte auf zu kratzen und schmeckte die Flüssigkeit die ungehindert von seinen Fingern lief, und fand daß sie wie dreckiges Eisen schmeckte. Das war wichtig. Der Geschmack war irgendwie vertraut, aber er musste immer noch entkommen. Es wurde schwer zu atmen.

Wieder fing er an, an dem Holz zu arbeiten, als er keine Luft mehr bekam, und endlich hörte er ein brechendes Geräusch. Erst dachte er, es wäre nur in seinen Gedanken, aber dann fing Erde an ihn zu umgeben wie Wasser. Er fing an zu treten und wollte aufstehen, und er drehte seinen Körper wie ein Fisch im Netz. Er dachte, sein Herz würde ihm explodieren, als ihn der Dreck fast erstickte, und der Geruch und der Schmerz und seine Ohren bluteten und seine Knochen brachen und...

…seine Hand traf endlich auf kühle Nachtluft.

Er kämpfte ein letztes Mal und zog sich aus dem Boden, mit Dreck in den Kleidern und Haaren. überall war Erde, unter seinen Nägeln, in seinem Mund, in seinen Augen, die vor Schmerzen tränten. Und noch immer konnte er den Gestank riechen, der ihm solche Angst machte.

Er lag da, halb im Boden und halb draußen, und keuchte wie ein Tier. Nachdem er sich beruhigt hatte drehte er sich um und starrte mit leerem Gesichtsausdruck auf seine Umgebung. Es war dunkel und er sah nur verschwommen, so daß alles aussah wie ein riesiges impressionistisches Gemälde, aber ein Gemälde, das jetzt so nahe vor ihm stand, daß er es nicht erkennen konnte. Er konnte kein Licht sehen, abgesehen von einer großen Kugel am Nachthimmel. Er erinnerte sich dumpf daran, daß sie Mond genannt wurde, aber er konnte sich nicht recht an die Einzelheiten erinnern. Er stand wackelig auf und machte ein paar stolpernde Schritte zurück, nur um über etwas zu fallen das sich wie kühler Stein anfühlte.

Es war eine runde markierung in dei verteifungen in einer art muster geschnitten waren. Diese verteifungen, erinenrte er sich, wurde buchstaben genannt, und wenn m,an sie lesen konnte konnte man anfangen zu verstehen. 

Er kniff seine tränenden Augen zusammen und versuchte sich an mehr zu erinnern. Es schien alles sehr vertraut, und endlich fing er an einzelne Buchstaben zu erkennen. Er sprach sie laut aus, mit einer Stimme die rauh klang, weil sie nicht benutzt worden war und weil er so geschrien hatte, aber dennoch fing er an zu verstehen. 

"Sev-er-us…Snape."

Das war ein Name, das konnte er FÜHLEN. Es war etwas so Persönliches und Nahes und es kreiste in seinen Gedanken, genau zwischen Panik und Angst... Severus Snape war…

Das war er.

Das war sein Grab.

Snapes Knie wurden weich, und er fiel zu Boden als alles Schwarz wurde. Erinnerungen an seine Schule, seine Kollegen (er erinnerte sich genug um sie nicht 'Freunde' zu nennen), Voldemort, sein Doppelleben als Spion, seine Exekution, das Gift, der Schmerz, so schnell und weit in die Sicherheit zu laufen, sein Tod... Oh, er erinnerte sich an alles, aber was war wahr, was war richtig? Etwas war falsch, etwas war schief gegangen. Wo war der Friede, an den er sich auch erinnerte? Warum hatte er ihn verlassen.

Er erinnerte sich an all die Dinge, die er je gesagt oder getan hatte, an Ereignisse die er gesehen hatte, Ereignisse, an denen er teilgenommen hatte.

Dann erinnerte er sich daran, warum er sich hasste.

Snape schauderte und schloß die Augen, und dann öffnete er sie wieder. Der Grabstein stand noch immer da, ein unbeweglicher Wächter in der Nachtluft

Eine Welle des Geruchs, der ihn im Grab geplagt hatte, griff auf einmal seine Nase an, und endlich konnte er sich daran erinnern was es war-der Geruch von monatelanger Verwesung.

Severus stolperte auf die Füße und erinnerte sich daran wie man rannte.

* * * *

Die Nacht war kühl, vor allem für einen verängstigten Jungen, der noch immer seinen Schlafanzug an hatte. Harry Potter trabte neben Dumbledore und McGonagall her und hörte den beiden Auroren zu, die sich gegenseitig aufzogen. Es war mit Sicherheit amüsant zu denken, daß die beiden die Rivalitäten zwischen Gryffindor und Slytherin aufrecht erhielten, obwohl sie dazu gezwungen waren, zusammenzuarbeiten. Harry hätte 100 Galleonen darauf verwettet, daß Alicia und Adrian sich heimlich liebte, einfach weil sie so viel kämpften.

Tautropfen hingen im Gras, und er merkte, daß seine Schuhe ekelhaft feucht wurden. Mit einem schnellen Spruch hätte er das in Ordnung bringen können, aber sein Zauberstab war im Schloss-...

Seine Gedanken endeten, als ihn eine plötzliche Welle der Übelkeit traf. Er schnappte nach Luft, stolperte und fiel mit dem Gesicht voraus ins nasse Gras.

Der Zug hielt überrascht. McGonagall bückte sich schnell zu ihm herunter rund fragte besorgt: "Harry, geht es Ihnen gut?"

"Nur… etwas übel", brachte er heraus, bevor er trocken würgte. Merlin, er würde vor Scham STERBEN bevor diese Nacht vorbei war...

"Tut dir die Narbe weh?", fragte ein besorgter Dumbledore, nachdem Harry fertig war. Auf diese Frage hin zogen die beiden Auroren als Vorsichtsmaßnahme ihre Zauberstäbe heraus.

Harry setzte sich vorsichtig im Gras auf und zuckte ein bisschen zusammen. "Sie ist etwas empfindlich ja. Ich bin nicht sicher ,was es heißt..."

"Das war's. Sie gehen zurück ins Schloß, Mr. Potter", verkündete McGonagall etwas schroff, als sie half aufzustehen.

"Nein, werde ich nicht!", widersprach Harry mit vor Verlegenheit großen Augen.

McGonagall riß den Mund auf. "Mr. Potter! Sie denken vielleicht, daß Sie über den Regeln von Hogwarts stehen, aber das tun Sie nicht. Sie kommen AUF DER STELLE mit mir, und wenn ich Sie den ganzen Weg ziehen muß. Muß ich Gryffindor Punkte abziehen?"

"Oh ja bitte!", bat Adrian Pucey fröhlich an. Alicia stieß ihm ihr Knie in gegen den Oberschenkel.

"Wirklich Mr. Potter, ich hätte besseres von Ihnen erwartet. Frech gegenüber dem eigenen Hauslehrer zu sein!", fuhr McGonagall mehr als nur etwas gereizt fort. 

Harry deutete mit weißem Gesicht vor sich. "wurde Snapes Grab in dem Kampf so zugerichtet?"

Alle 4 Köpfe schossen herum, um das Grab anzustarren, das vom bleichen Licht des Mondes beleuchtet wurde.

Große rote Erdklumpen waren in alle Richtungen geworfen worden, und ein klaffendes Loch befand sich in der Mitte des Hügels. 

Die beiden Auroren tauschten einen erschrockenen Blick und rannten zum Grab hinüber, um einen Blick hinein zu werfen. Dumbledore sagte nichts. Aber sein Kopf hing so tief, daß sein Kinn seine Brust berührte. Er hatte noch nie so geschlagen ausgesehen.

McGonagall folgten den Auroren langsam, wie in einem Traum.

Alicia brüllte Adrian verzweifelt an. "Ich dachte du hast gesagt, es wäre sicher, die Reste der Kugel so zu lassen!"

"Das hätte es sein sollen!", hauchte Adrian mit wildem Blick. Sein Atmem ging stoßweise. "Die Zeremonie wurde beendet, als ich die Kugel zerbrochen habe!"

"WO ist sie dann? Wo sind die Scherben der Kugel hin?" Alicia ließ sich auf alle Viere fallen und fing an das Gras zu durchkämmen. "Verdammt Adrian! Sprich einen Lumos damit ich was sehen kann!"

Adrian gehorchte, aber auf seinem Gesicht war deutlich zu sehen, daß sie nichts finden würden.

"Was ist los? Was ist hier geschehen?", fragte McGonagall, deren Stimme erstickt klang, wie ein verängstigtes Stöhnen.

Dumbledore sprach zum ersten Mal seit mehreren Minuten. "Der Spruch wurde nicht beendet, Minerva. Er hatte seinen Höhepunkt schon erreicht als die Auroren ankamen. Dies hier wäre passiert, egal ob Adrian Pucey die Kugel zerbrochen hätte oder nicht."

Harry fand endlich seine Stimme wieder. Das Loch in Snapes Grab war so dunkel… "Dann wurde der Spruch vollendet?"

"Er wurde nicht vollendet!", schrie Adrian verzweifelt. "Es kann nicht sein. Alicia, du hast den Todesser gehört! Er war wütend! Er hat nicht gedacht, daß er vollendet war, oder?"

Alicia biß sich auf die Lippe und frustrierte Tränen liefen aus ihren Augen. "Ja, er dachte, der Spruch hätte nicht funktioniert." Sie sah in das Loch hinunter und fragte mit leiser Stimme: "Direktor Dumbledore, wenn... wenn der Spruch noch vollendet wurde, was würde das der Seele von Severus Snape antun?"

Dumbledore schüttelte traurig den Kopf und antwortete: "Ich weiß es nicht.

Harry stand so still wie der Grabstein selbst, die Arme so eng um seine Brust geschlungen, wie er konnte. Ihm war aber nicht kalt. Seine Gedanken waren viel zu durcheinander, als daß sein Körper viel hätte fühlen können. "Sir, sollten wir versuchen ihn zu finden?"

Bevor Dumbledore Harrys Frage zur Kenntnis nehmen konnte, antwortete Adrian mit leiser Stimme: "Das wird nicht nötig sein, Harry. Schau."

Sie folgten Adrians Finger zu einer Gestalt die im Schatten verborgen nur 50 Meter entfernt stand. Sie atmete schwer, als wäre sie verletzt, und ihr Körper zitterte vor Angst. Sie trug eine dunkle Robe die einmal recht teuer gewesen war, aber jetzt mit Erde bedeckt und überall zerfetzt war. Dünne weiße Hände die mit Blut bedeckt waren zitterten auf beiden Seiten der dünnen Hüften der Gestalt. Langes dunkles Haar flog im Wind, wie ein Schleier, der fast bis zur Taille der Gestalt fiel. Das Gesicht, das die Gruppe anstarrte, war mit braunem Dreck verschmiert, der aber seltsamer Weise nichts reichte um die dunklen Ringe unter den durchdringenden schwarzen Augen zu verbergen, die eher aussahen wie Abgründe in eine andere Dimension, als wie Pupillen.

Sie bewegte sich nicht, sondern stand nur da und sah sie an, mit angespannten Muskeln, als würde sie sich auf die Flucht vorbereiten.

Nach fast einer ganzen Minute der Stille, die nur vom unregelmäßigen Atem der Gestalt unterbrochen wurde, trat Dumbledore aus der Gruppe nach vorne und sagte einfach: "Hallo Severus."


Kapitel 2

Kapitel 4

 

Zurück