Misstrauen

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Kapitel 22: Schutz

Wer das Buch der Magie kennt, der wird herausgehen am Tage und auf Erden wandeln unter den Lebenden.

Buch vom Herausgehen am Tage

Snape schloß die Augen, Lily Evans! Nein, korrigierte sein Todesser-Gedächtnis, Potter. Sie war seit knapp zwei Jahren mit James Potter verheiratet. Potter. Es war als ob bei einem Muggel-Computer eine Datei geöffnet wurde. James Potter war einer der begabtesten Magier der Neuzeit, Lily Potter geborene Evans war nicht so gut wie ihr Ehemann, doch es genügte um einigen Zauberern Respekt einzuflößen. James und Lily waren schon in der Schule Freunde gewesen und diese Freundschaft hatte sich weiter gefestigt, nach dem sie Hogwarts verlassen hatten. Es hatte schließlich darin geendet, das sie heirateten. Seine Gedankengänge wurden unterbrochen als er hörte wie Hagrid das Tablett vom Boden aufhob.
„Oh Essen für Dumbledore?“, fragte die freundliche Frauenstimme.
„Ähm so ähnlich ja“, antwortete der Wildhüter leicht betreten.
Bevor Lily Potter weiter fragen konnte hörte man auch schon Stimmen von der Treppe.
„Nein Alastor ich kann es mir auch nicht erklären.“ Dumbledore!
„Aber Albus!“ Snape lehnte sich fester gegen die Wand Alastor Moody!
Die Tür wurde geöffnet und schlagartig hörte das Streitgespräch zwischen Dumbledore und Alastor Moody auf.
„Oh Hallo Lily“, sagte Dumbledore überrascht.
„Mrs Potter“, raunte Moody schlecht gelaunt.
„Guten Tag Direktor, Mr Moody es freut mich Sie zu sehen“, antwortete Lily höflich.

Hagrid hatte das Gefühl er müsse jeden Moment tot umfallen. Da stand er, mit einem Tablett mit leerem Teller und Glas, wie sollte er das erklären? Da trat schon Moody vor und sah den Halbriesen skeptisch an. Hagrid spürte wie er wackelige Knie bekam. Der Auror hatte schon immer ein wachsames Auge auf Rubeus Hagrid, seine Vergangenheit und seine Herkunft waren dem Auroren nicht unbekannt.
„Essen?“, fragte er den Wildhüter und fixierte ihn mit seinen kalten Augen.
„Ähm... nun....“ Hagrid sah hilfesuchend zu Dumbledore.

Lily spürte sofort, dass etwas im Busch war. Noch nie hatte sie den Wildhüter allein in Dumbledores Räumen angetroffen. Seit ihrer Heirat mit James war sie öfters zu Dumbledore gekommen, er war ihr ein guter Mentor geblieben und mit dem alten Mann konnte man sich gut unterhalten. Meist besuchte sie noch Pomfrey danach und unterhielt sich mit ihr über die neuesten Entwicklungen der Medizin. Medizin! Lily war kurz davor gewesen an einer Muggel-Universität Medizin zu studieren, dann war sie an einer Zauberer-Universität gewesen und hatte dort angefangen zu studieren. Mit Erfolgt Sie war seit knapp einem Jahr ausgebildete Heilerin. Heute gratulierte sie sich, dass sie die magische Schullaufbahn beibehalten hatte, bei den Muggel hätte das Studium einfach zu lange gedauert! Doch jetzt, seit Voldemort so aktiv wurde, war sie wie die meisten Magier und Hexen, die von Muggel abstammten, auf der Flucht. Immer wenn in ihrer Nähe ein Todesserüberfall stattgefunden hatte, zogen sie um. Das einzig Beständige war Hogwarts und immer wenn sie das Gefühl hatte sich zu verlieren ging sie an ihre alte Schule.
Jetzt konzentrierte sie sich auf die Situation die vor ihr lag. Mit kühlem Sachverstand ging sie an das Problem heran. Hagrid war eindeutig überrascht gewesen sie zu sehen, er hatte sie nicht erwartet. Genau so wenig wie sie ihn. Warum? Und warum war da dieses Tablett mit dem leeren Teller und dem Glas? Moody war anscheinend auch misstrauisch geworden und stand nun vor dem Wildhüter. Hagrid schien das ganze unangenehm und jetzt sah er sich hilfesuchend um.
Es war doch kein Essen für Dumbledore gewesen, dachte sie als sie das versteinerte Gesicht ihres Mentors sah.
Wer immer hier gegessen hatte, auf dem Boden, sie hatte sehr wohl bemerkt wie Hagrid das Tablett angehoben hatte, war Hagrid und Dumbledore wichtig. Warum sagten sie es dann nicht Moody? Er war Auror, selbst wenn Dumbledore jemanden versteckte konnte ein Auror diese Person schützen. Sie begann in Sekundenschnelle zu kombinieren. Essen, für eine Person die nicht gefunden werden dürfte, für Dumbledore jedoch wichtig genug war sie zu verstecken. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine leichte Bewegung an einem der langen schweren Vorhänge. Dieser jemand war noch im Raum! Ihre grünen Augen wanderten zu Dumbledore, er war etwas bleicher geworden. Sie mußte ihrem Mentor helfen!
„Ach Mr Moody das war für mich gewesen!“, verkündete sie fröhlich.
Moody wirbelte zu ihr herum. „Für Sie?“
„Natürlich! Wissen Sie, ich bin im zweiten Monat schwanger und wie das so ist...“ Lily zwang sich etwas verlegen drein zu sehen. „Mir ist in letzter Zeit immer so schlecht und ich bat Hagrid um eine Suppe, ich hoffte meinen Magen zu beruhigen.“
Hagrids wurde blass und Dumbledore starrte sie an als ob sie so eben verkündet hätte sich von James scheiden zu lassen.
„Schwanger?“, krächzte Alastor überrascht.
„Ja! Ich wollte es dem Direktor heute sagen. Er hat mir in so vielen Dingen geholfen, ich dachte er sollte es lieber von mir erfahren, bevor sich einer von James Freunden verplappert“, sagte sie.
„Meinen Glückwunsch!“ rief Dumbledore deutlich fröhlich aus und umarmte Lily kurz.
„Ja von mir auch!“ Hagrid ließ das Umarmen zu Lilys Erleichterung.
„Nun dann ähm, gehe ich lieber und laß Sie zusammen feiern... ja. Genau.“ Immer noch sichtlich verwirrt verließ Alastor Moody das Zimmer. „Alles Gute auch von mir.“
Peng! Die Tür wurde zugeschlagen, Moody öffnete sie nochmals. „T´schuldigung.“
Die Tür wurde nun etwas leiser geschlossen. Lily hielt die Luft an und lauschte, wie alle Anwesenden im Raum. Moody´s Schritte waren verklungen und man hörte ein leises Knirschen als der Torwächter an seinen Platz zurück sprang.
Hagrid holte tief Luft und Dumbledore sackte etwas in sich zusammen. War ihr Gespür doch richtig gewesen, hier war jemand den Alastor Moody nicht sehen durfte. Doch wer war es? Sie spürte den prüfenden Blick von Dumbledore. Lily Potter lächelte nur und zuckte mit den Schultern. Lily war sich bewusst, dass Albus Dumbledore sie prüfte. Konnte er es wagen, dass er sein Geheimnis lüften wer sich in diesem Raum noch befand?
Sie versuchte ihm die Entscheidung zu erleichtern. „Ich verrate nichts. Sonst hätte ich wohl kaum geholfen oder?“
Dumbledore lächelte milde. „Würden Sie immer noch schweigen wenn ich Ihnen zeige WEN und WAS ich hier habe?“
„Sie können ja immer noch den Vergessens-Zauber anwenden!“ Sie versuchte ihn gewinnend anzusehen. „Ich erlaube es Ihnen!“
Ganz langsam nickte der alte Mann und sah zum Vorhang.“ Severus?“

Snape holte tief Luft und schob den Vorhang auf die Seite, an aufstehen war im Moment nicht zu denken. Er blinzelte als die Helligkeit zurück kehrte, hinter dem Vorhang war es dunkel gewesen und er hatte immer noch Probleme bei schnellem Lichtwechsel. Lily holte erschrocken Luft. Severus sah fragend zu Dumbledore.
„Es ist in Ordnung!“ Sein Herr ging auf ihn zu und half ihm auf die Beine.
„Lily, ich glaube an Severus erinnerst du dich noch?“ Dumbledore stützte ihn und führte in zwei Schritte auf Lily Potter zu.
Lily Potter starrte ihn an. Es war als ob sie einen Geist sehen würde. Sie hatte den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet.
„Ich sagte WEN ich hier habe. Es ist Severus Snape... doch das WAS steht noch im Raum.“ Dumbledore sah ihn prüfend an. Severus nickte leicht, für einige Sekunden konnte er allein stehen, irgendwie.
Albus Dumbledore ließ ihn los und trat einen Schritt auf die Seite. Wortlos krempelte er den Ärmel des Nachthemdes nach oben und hielt ihr den Unterarm entgegen. Das Dunkle Mal prangte schwarz und häßlich darauf. Lily stolperte einen Schritt zurück.
„Und? Wie wäre es jetzt mit einem Vergessenszauber?“ frage Dumbledore ruhig.
Lily starrte von dem Unterarm in Severus' Gesicht. Er ahnte, dass er nicht gut aussah, denn sie wurde um einiges bleicher.
„Ich glaube mir wird schlecht“, murmelte sie, stürzte in das Bad und übergab sich.
„Hm sie hat es gut aufgenommen“, grummelte Dumbledore und stützte Severus wieder.
„Sind Sie sicher, dass sie nicht irgendwie verhext wurde?“ sagte Hagrid besorgt und sah zu der Badtür.
Dumbledore schüttelte den Kopf. „Nein, für schwangere Frauen ist das normal.“
Jetzt warf sein Herr einen Blick auf das Bett. „Hm wir sollten es neu beziehen.“
„Ich pass auf ihn auf“, sagte Hagrid, ließ aber die Badtür nicht aus den Augen als er Snape half sich neben dem Kaminsessel auf dem Teppich niederzulassen. Es war einer der wenigen Teppiche, von dem vor dem Bett abgesehen. Severus war froh, dass der Halbriese so schnell verstanden hatte, dass ihm das mit den Stühlen wirklich unangenehm war. Dumbledore schwang im Hintergrund seinen Zauberstab und überzog das Bett mit neuen Lacken. Nach einigen Minuten kam Lily Potter wieder aus dem Bad, ihre Hautfarbe hatte nun einen leichten Grünstich angenommen. Sie erstarrte als sie Snape auf den Boden sitzen sah, der Halbriese hatte sich hinter ihn gestellt und legte ihm gerade wieder die alte Decke über die Schultern. Severus sah auf den Boden, er konnte ihr nicht ins Gesicht blicken. Er hörte Dumbledore wie er zu ihnen trat.
„Und Lily, wie stets mit dem Vergessenszauber?“ frage Dumbledore wieder.
„Warum Direktor?“ frage sie leise.
Snape faltete seine Hände in seinem Schoß und wartete ab. In solchen Situationen war er froh sich förmlich taub stellen zu können und wie eine Statue zu wirken. Er wurde zu einem schmückenden Beiwerk des Raumes und war kein Mensch mehr. Dumbledore ließ sich in dem Sessel neben ihm nieder und wies Lily an, den anderen Sessel zu nehmen. Er hörte wie sie sich darauf niederließ. Hagrid stand immer noch hinter ihm, bei dem Halbriesen prallte die Veränderung förmlich ab. Für ihn war Snape immer noch ein Mensch.
„Um es kurz zu machen. Informationen Lily“, sagte Dumbledore kühl.
„Informationen?! Das nehme ich Ihnen nicht ab! Da ist mehr! Was ist es?“ Ihre Stimme hatte die alte Stärke zurück erhalten.
„Sie durchschauen mich Lily“, sagte Dumbledore stolz. „Es ist mehr, doch was es ist geht nur mich und Severus etwas an. Sagen wir, wir sind uns einig geworden und wir beide haben unsere Gründe so zu handeln.“

GRÜNDE?! Lily starrte entgeistert den alten Mann an. Ihre Blicke wanderten immer wieder zu dem zu Stein erstarrten Snape, der an Dumbledores Seite auf dem Boden saß.
'Wie ein Schoßhund!', dachte sie verbittert.
Sie grübelte nach, Schoßhund! Zorn wuchs in ihr hoch! Schlagartig war ihr alter Mentor in ihren Augen gesunken.
„ER IST NICHT IHR EIGENTUM!“ warf sie ihm wütend entgegen.
Da lächelte der alte Mann. Es war ein trauriges Lächeln. Hagrid war zusammen gezuckt. Snape war immer noch die Statue.
„NEIN! Das ist nicht Ihr ernst?!“ Sie sprang auf, sofort machte ihr Magen eine weitere Kapriole.
Sie schluckte die wieder aufkeimende Übelkeit herunter.
„Lily beruhigen Sie sich“, versuchte es der Direktor.
„Sagen Sie es mir Dumbledore! Sagen Sie, dass es nicht wahr ist!“ flehte sie ihn an. Es konnte nicht sein. Ihr alter Lehrer, ihr Vorbild was Ruhe und Fortschritt anging, war... sie schüttelte sich konnte den Gedankengang nicht zuende führen.
„Es ist wahr Lily und glauben Sie es mir, es war die schwerste Entscheidung meines Lebens, dieses Geschenk anzunehmen“ Der alte Mann warf einen traurigen Blick auf den Todesser neben sich.
„Der Preis war für uns alle sehr hoch“, flüsterte Albus.
Lily traten die Tränen in die Augen und sie schüttelte den Kopf. Es konnte einfach nicht wahr sein.
„Er ist nicht...“, versuchte sie es wieder.
„Doch er ist, und sind wir beide jetzt so tief in Ihren Augen gesunken?“ fragte Dumbledore, seine blauen Augen sahen so unendlich traurig aus.
„Er ist ein lebendes Wesen! Er ist ein Mensch!“ sagte sie fest.
„Das ist mir bewußt! Ich habe es nie vergessen!“ antwortete er genau so fest.
„Er wird nie...“, sie schluckte, konnte es nicht aussprechen, “DAS für mich sein!“
„Das ist auch nicht notwendig.“ Dumbledore sah sie ruhig an, fragend hob er seinen Zauberstab hoch.
„NEIN! Ich will nicht vergessen!“ sagte sie und sah zu dem Todesser. Er war der Feind, Er war einer der tötete, folterte! Diese Leute waren verabscheuungswürdig und sie, Lily Potter, hatte auch noch einen geschützt! Sie sollte sofort nach Moody rufen, doch... „Ich werde schweigen. Aber verlangen Sie nicht mehr von mir!“
„Das habe ich nicht vor“, sagte Albus.
Sie wollte sofort den Raum verlassen, doch diese traurigen Augen von Dumbledore hielten sie zurück. Was hatte er gesagt, der Preis war hoch? Der Direktor hatte anscheinend einen sehr hohen bezahlt, er mußte teilweise zu dem werden, was er am meisten hasste. So wie Hagrid sich verhielt machte es dem großen Mann nichts aus. Irgendwie hatte Lily das Gefühl, Albus Dumbledore wäre zutiefst von ihr enttäuscht wenn sie ihn jetzt verließe. Sie war wirklich gekommen um ihm von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Lily warf einen letzten Blick auf Snape und beschloß ihn zu ignorieren, Dumbledore hatte nicht von ihr verlangt ihn zu verstehen oder gar zu beachten.
„Ich wollte Ihnen eigentlich von meiner Schwangerschaft erzählen“, sagte sie nun leise.
„Und ich freue mich wirklich! Und wünsche dir und James alles Gute.“ Dumbledore klang nun nicht mehr ganz so traurig.
Ein entspanntes Gespräch begann und Lily stellte fest, dass es wirklich leicht war Snape zu ignorieren. Er war wie ein schmückendes Beiwerk des Raumes. Im Stillen dankte sie ihm für diese Hilfe. Nach einigen Minuten half Hagrid Snape auf und führte ihn zurück ins Bett. Ihre Neugierde war geweckt.


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