Von Mördern und Verrätern

 

 

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Kapitel 68



Die Ehrung


Sirius beobachtete amüsiert seinen Patensohn einige Sitze neben sich, während dieser rot wie eine Tomate anlief, als Fudge höchstpersönlich und sehr ausladend all seine Leistungen gegen den Dunklen Lord auflistete, angefangen bei der Situation als er als Baby den dunklen Zauberer verbannt hatte, all die Zwischenfälle in der Schule und schlussendlich seinen Einsatz im Endkampf und seinen Sieg über Voldemort.

Neben dem Jungen der ‚wieder' überlebt hatte, sassen seine beiden besten Freunde und grinsten fröhlich und stolz. Vorne, neben dem erhöhten, hölzernen Podium, wo die offiziellen Ministeriumsmitglieder auf Stühlen sassen und Fudge, der hinter einem schmalen, hohen Pult stand beobachteten, sassen einige Reporter. Diese sahen höchst konzentriert aus, und schienen kein Wort auslassen zu wollen, während sie eifrig mitschrieben. Dazu schwirrten einige Fotografen immer wieder um das Podium mit dem Rednerpult oder um die Gäste und Zuschauer herum, und versuchten einige gute Fotos von den Helden des Krieges, die allesamt in den vorderen Reihen des, aus Stuhlreihen gefertigten, grossen arenahaften Halbkreises zusammensassen, zu ergattern.

"Und nun ist er plötzlich wieder der Held und Fudge hat es natürlich immer geahnt", flüsterte ihm Remus von seiner Rechten zu. "Der Mann ist unmöglich."

Nachdem Fudge endlich mit seiner Lobeshymne auf Harry Potter geendet hatte, und der tosende Applaus von den prall gefüllten Quidditchrängen wieder verklungen war, fuhr der Minister mit der Aufzählung über den Gründer des Ordens und Bezwinger von Grindelwald fort. Sirius stöhnte innerlich. So langweilig hatte er sich diese Ehrung wirklich nicht vorgestellt. Wenn nun mit jedem Mitglied des Ordens so verfahren würde, dann wären sie noch morgen hier. Snape war, trotz Sirius' Drohung nicht erschienen und insgeheim begann der Animagus, den Slytherin darum zu beneiden. Wenn er gewusst hätte wie langweilig die ganze Sache sein würde, dann wäre er auch nicht gekommen.

"Das ist halt Politik, mein lieber Tatze. Fudge will alles ausschmücken. Es sind genug Vertreter von anderen Ländern hier und genug hohe Tiere, die seine Wiederwahl unterstützen könnten. Aber sieh dir mal sein Gesicht an. Er sieht aus, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. Der macht das nicht aus Überzeugung, eher im Gegenteil", flüsterte Remus, der seine Gedanken wohl erraten hatte.

Sirius seufzte. Remus hatte Recht. Das aufgesetzte Lächeln des Ministers war mehr als übertrieben und obwohl sein Mund voll lobender Worte für den Direktor war, sprühten seine Augen wahre Blitze in die Richtung Dumbledores, der in der ersten Reihe hinter der Bande sass.

Gott sei Dank schien Fudge nicht im Sinn zu haben, die Lebensgeschichte jedes einzelnen Mitglieds und Mitkämpfers aufzuzählen sondern tat dies nur bei Harry und Dumbledore.

Danach trat der Geschichtsschreiber des Ministeriums, Salomon Seber, vor und las mit theatralisch wichtiger Stimme noch einmal die Ereignisse des Kampfes, und was dazu geführt hatte, herunter, was Harry noch roter anlaufen liess, da jedes Mal, wenn sein Name fiel, sich jedes Augenpaar auf ihn zu richten schien.

Allerdings horchte Sirius erst wirklich auf, als erzählt wurde, dass Severus Snape, der ehemalige Todesser ‚unter Gefahr' versucht hatte, mit einem Gift den dunklen Lord zu schwächen, was aber misslang. Aber Harry Potter wäre ja auch so mit dem bösen Zauberer fertig geworden.

Wut regte sich in Sirius, als er dies hörte. Es hörte sich so an, als hätte Snape überhaupt nichts fertiggebracht. Dass er bei dem Versuch fast gestorben war, wurde nicht einmal erwähnt. Von der Folter schon mal ganz abgesehen.

Nun war Sirius entgültig froh, dass Snape nicht hier war und dies hier nicht miterleben musste. Nachdem, was er in Snapes Erinnerung gesehen hatte, wusste er, wie zerstörend so etwas für ihn sein würde. Solange er nur den Orden erhalten würde...

Hoffentlich hatte Snape nicht in der Beziehung richtig vermutet. So langsam kamen die ersten Zweifel in Sirius auf.

Die gesamte Zeremonie zog sich über eine Stunde hin, als erst die weniger Beteiligten eine schriftliche Auszeichnung und die mehr involvierten einen Orden des Merlin, dritter und zweiter Klasse erhielten.

Er selber wurde als einer der Letzter derer, die den Orden zweiter Klasse erhielten nach vorne gerufen, nachdem Fudge der versammelten Menschen erklärt hatte, wie Voldemorts Schrecken einen unschuldigen Mann für zwölf Jahre nach Askaban gebracht hatte.

Sirius war, um ehrlich zu sein, recht stolz auf sich selber, dass er Fudge bei der Übergabe der Medaille, trotz seines gezwungenen Lächelns nur mit seinen Blicken durchbohrte und ihm nicht wirklich an die Gurgel sprang. Dieser blasierte Mistkerl schaffte es noch nicht einmal sich zu entschuldigen. Gib dem Hund einen Keks und er ist ruhig.

Als er sich, vor Wut kochend, schließlich wieder auf seinen Platz neben Lupin setzte und ihn dieser mitfühlenden den Arm tätschelte, zwang er sich, sich zu beruhigen und zu sehen, wie sein Freund und Snape die Auszeichnung erhalten würden. Doch dann wurde Albus Dumbledore aufgerufen, den Orden des Merlin, erster Klasse abzuholen. Sirius blickte etwas verwirrt auf Remus, der ihn mit sanftem Blick anlächelte. Irgendwie beunruhigte ihn das freundliche Lächeln Remus'. Es war das geduldige, leicht ergebene Lächeln, wenn er mal wieder wegen seines Zustands diskriminiert wurde.

Auch Dumbledore schien für einen Augenblick zu zögern, als würde auch er bemerken, was sich anbahnte. Aber die Zeremonie war ja noch nicht zu Ende, und genau wie sich Sirius an diese Hoffnung krallte, schien auch Dumbledore zu zweifeln und ging mit düsterem Gesicht auf das Podium zu, um seine Auszeichnung entgegen zu nehmen.

Nach ihm kam Harry Potter und dann war die ganze Sache auch schon zu Ende. Fudge trat vom Podest herunter und Einige der Abgeordneten verräumten ihre Unterlagen. Die Zuschauer erhoben sich und begannen von den Reihen herunter zu kommen, während die Reporter versuchten Bilder und Interviews von den soeben Ausgezeichneten zu bekommen.

Severus Snape und Remus Lupin hatten tatsächlich, außer einer kurzen Erwähnung bei der Ablesung des Geschichtsschreibers, keine Auszeichnung oder auch nur die geringste Annerkennung erhalten.

***********


Albus Dumbledore war nicht jemand, der sich gerne mit seinen Stärken brüstete, doch dachte er, dass er von sich behaupten konnte, tolerant gegenüber anderen zu sein.

Mit all seinen Fehlern hatte er Cornelius Fudge immer einen guten Kern zugestanden, doch die neueste Tat des Ministers stellte Dumbledores Können, seine Wut im Zaum zu halten, auf eine harte Probe. Seit er denken konnte, hatte sich Albus immer bemüht die Leute nach dem zu beurteilen was sie machten, und nicht nachdem was sie waren. Aber diesmal war der Minister zu weit gegangen.

Er zwängte sich durch die Menge, die in sich fröhlich unterhaltenden kleinen Gruppen auf dem Quidditchfeld herumstanden und ihm immer mal wieder die Sicht auf das Ziel seiner Wut versperrten.

Er ignorierte die verschiedenen Aufforderungen von Leuten, sich doch zu ihnen zu gesellen und hastete, so schnell die herumstehenden Leiber und auf die Schulter klopfenden Hände erlaubten auf einen der Ausgänge zu, durch den Fudge eben verschwunden war. Der Mann hatte keine Minute verloren die Versammlung zu verlassen, kaum waren alle geehrt worden.

Erst auf dem Feld ausserhalb der Spielarena, wohin sich bis jetzt bloss wenige der Leute und keiner der Reporter zurückgezogen hatten, holte Albus ihn ein.

"Cornelius!" rief er ihm hinterher.

Die Schritte des Ministers wurden noch etwas hastiger, aber er hielt sich doch soweit im Zaum, dass er nicht gleich losrannte.

Deshalb holte ihn Albus auch nach wenigen Metern ein, lange bevor Fudge sich auch nur annähernd den wartenden Kutschen genähert hatte, und hielt ihn mit einem befehlenden Tonfall auf, den der Minister wohl kaum ignorieren konnte.

"Cornelius. Ich muss mit Ihnen reden."

Wiederwillig drehte sich der Angesprochene um und blickte Albus nervös an.

"Was wollen Sie noch von mir? Haben Sie mich nicht schon genug blossgestellt, Albus?"

Albus fühlte seine Wut anschwellen. "Es war nicht mein Fehler, dass Sie nicht an Voldemorts Wiederauferstehung glaubten. Aber was Sie soeben bei dieser sogenannten Ehrung veranstaltet haben ist verachtenswert."

"Ich weiss nicht, wovon Sie sprechen", sagte Fudge süffisant und wollte sich schon wieder zum Gehen abwenden.

"Ich meinte damit, dass Sie Remus Lupin und Severus Snape vergessen haben."

Der Minister drehte sich wieder zurück und lächelte Albus überheblich an. "Oh, ich habe sie nicht vergessen, Direktor. Ich habe sie absichtlich aussen vor gelassen."

Das war Albus natürlich von vornherein klar gewesen. Genau wie der Grund, warum das so gewesen war.

"Und ich denke auch zu wissen, aus welchen Gründen. Denken Sie nicht, dass die beiden genug getan haben damit sie die Diskriminierung nicht verdienen?" sagte er, mühsam versucht, nach aussen seine ruhige Fassade zu wahren.

"Sie wissen genau, dass Werwölfe vom Gesetz her - ein Gesetz übrigens, das nicht ich entworfen habe - nicht viel Rechte haben. Lupins Rolle wurde erwähnt und er steht jetzt um einiges besser da als zuvor. Er hat in der Wahl, sich dem Kampf gegen das Böse zu stellen, mehr erhalten, als jede Medaille ihm geben könnte. Was er daraus macht ist ihm überlassen. Und da er sich wahrscheinlich schon so daran gewöhnt hat keine Arbeit zu bekommen, wird er das sicher genau so sehen. Er wird uns wohl eher danken, dass wir seine Rolle überhaupt erwähnt haben"

"Ach ja? Wenn Sie sich für so grosszügig halten, was ist dann mit Professor Snape? Sein Ansehen war zuvor nicht angeschlagen, da kaum jemand etwas von seiner Vergangenheit wusste. Da Sie so gewissendlich die Risiken und die Opferbereitschaft seinerseits verschwiegen haben und mit dem Nicht-Verleihen des Ordens gezeigt haben, dass er über jeden Zweifel erhaben ist, wird es immer mal wieder zweifelnde Stimmen geben. Severus hat sein Leben für uns riskiert und beinahe verloren und Sie werfen es ihm mit Hohn wieder vor die Füsse."

Fudge verengte die Augen und schnaubte abfällig. "Erwarten Sie kein Mitleid für Snape von mir. Er ist ein Slytherin. Nichts Gutes kommt von denen. Wahrscheinlich hat er bloss vorausgehen, dass das Böse verlieren wird und sich dafür versucht bei uns rein zu waschen."

Albus äussere Ruhe war dahin und es war ihm inzwischen auch vollkommen egal. Er blickte mit stahlhartem Blick auf den Minister herab. "Sie haben keine Ahnung von Severus. Er hat sich für uns in eine Mission gestürzt, von der er gewusst hat, dass er gute Chancen hatte, nicht mehr zurück zu kommen."

Fudge kräuselte angewidert die Lippen. "Alles Kalkül, sage ich Ihnen, Albus. Lieber den schnellen Heldentod sterben, als von den Siegern nach Askaban gesteckt zu werden. Sie wissen selber, wie viele Zauberer und Hexen den Tod Askaban vorziehen, wenn sie keinen Ausweg mehr sehen. Slytherins hintergehen jeden und achten nur auf ihren eigenen Vorteil. Malfoy hat das über Jahre getan."

Dumbledore versteifte die Schultern. "Dann muss Severus also dafür zahlen, was Malfoy getan hat?"

"Falsch", sagte Fudge. "Snape ist ein Slytherin und ich habe gelernt vorsichtig mit den Motiven von Slytherins umzugehen. Jahrelang war ich bereit das Haus, in das jemand sortiert wird, zu ignorieren, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Slytherins sind eiskalt und sollten von allen anderen auf Armeslänge gehalten werden. Die wollen das übrigens gar nicht anders. Slytherins sind unabhängig und stehen über den ‚normalen' Leuten. Oder warum ist Ihr geliebter Snape nicht zu der Verleihung erschienen? Sieht für mich nicht nach der Handlungsweise eines Menschen aus, der unbedingt einen Orden will."

Dumbledore fehlten für einen Moment die Worte, doch er fasste sich schnell wieder. "Erfolgreiche Leute bilden ihren Erfolg fast immer auf dem Rücken anderer. Sobald diese Leute dies aber vergessen, haben sie den Erfolg nicht mehr verdient. Remus Lupin, Severus Snape und auch ein Sirius Black hätten Ihre Entschuldigung verdient. Die Schuld immer von sich abzuschieben ist wohl einfach, aber wahre Macht zu erlangen heisst auch zu seinen Fehlern zu stehen und aus ihnen zu lernen."

Nun schien auch Fudge die Kontrolle über seine Wut zu verlieren und sein Gesicht lief rot an. "Passen Sie auf, Dumbledore. Ich habe Ihnen Ihre Täuschung durchgehen lassen und auf eine Anklage verzichtet, weil Sie Ministeriumsmitarbeiter geoblivatet haben. Sie sollten dankbar dafür sein." Damit drehte sich der Minister um und begann mit steifem Schritt und versteinerter Mine fortzugehen.

"Ich habe mich getäuscht", sagte Albus bestimmt. "Severus zahlt nicht für Malfoys Handlungen, sondern für meine."

Fudge hielte mitten im Schritt für eine Sekunde inne, bevor er die Schultern straffte und weiterging.

 

Kapitel 67

Kapi


 

 

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