Von Mördern und Verrätern

 

 

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Kapitel 7: Avada Kedavra 2

Als das leise Knarren der Tür zu ihn hinaufdrang, sah Harry ruckartig auf. Dumbledore trat etwas bedächtig in den Raum und hielt kurz die Tür für Professor McGonagall. Das Gesicht der Lehrerin war angespannt und in ihren Augen brannte so etwas wie versteckte Wut.

Wahrscheinlich hatte ihr Dumbledore von den Begebenheiten um Sirius und sein hier sein erzählt, stellte Harry desinteressiert fest. Doch als die ältere Lehrerin sich zu ihnen umdrehte und Harrys Blick traf, änderte sich ihre Wut in trauriges Mitleid. Harry fühlte wie sich seine Nackenhaare in einer furchtbaren Vorahnung aufstellten und er sah schnell von ihr weg zu Dumbledore, der ihn allerdings mit einem nicht minder traurigen, bedauernden Blick musterte und langsam näher kam.

Harry fühlte, als würde der Boden unter ihm weggezogen und ihm wurde schwindlig. Ein Blick in Dumbledores ausdrucksvolle Augen, und er wusste was der Direktor ihm zu sagen hatte, aber er wollte es nicht hören. Sobald die Worte laut ausgesprochen wären, würde seine letzten Hoffnungen zu Nichts zerfallen.

„Harry...“, begann der Direktor, als er vor dem Sofa stand, doch seine Stimme brach ab und ein betretenes Schweigen füllte den Raum. Mit einem fast schon verzweifelten Gesicht kauerte sich der alte Zauberer vor dem Sofa nieder, sodass seine Augen auf selber Höhe waren wie Harrys.

„Es tut mir unendlich leid, dir das sagen zu müssen...“ Wieder brach Dumbledores Stimme und der Direktor schüttelte stattdessen langsam bedauernd den Kopf.

Harry bekam dies jedoch nur noch verschwommen mit, als seine Umwelt um ihn zu verwischen drohte. Er wollte nicht weinen. Doch die Tränen, die beißend gegen seine Augen drückten, liessen sich nicht mehr zurückhalten. Sirius Black war tot. Sein Pate - der einzige Erwachsene, der so etwas wie ein Vater für ihn hätte sein können, war tot. Ein dicker Klumpen bildete sich in seiner Kehle und machte es unmöglich etwas zu sagen. Das Ding in seinem Hals schwoll nur noch mehr an und drohte ihn gleich zu ersticken. Erst als sich die ersten Tränen von seinen Augen lösten und nass seine Wangen herabglitten löste sich der Klumpen mit einem lauten Schluchzer. Und als ob dieses eine Geräusch einen Damm geöffnet hatte, begann plötzlich etwas in Harry zu zerbrechen und ein weiterer Schluchzer folgte dem ersten. Harry versuchte noch sich unter Kontrolle zu halten. Er war kein Kind mehr und er wollte nicht hier vor all den Menschen zusammenbrechen. Doch als Dumbledore in einer plötzlichen Bewegung seine Schultern packte und ihn nah an sich zog, verlor Harry den Kampf und weinte haltlos gegen Dumbledores Schulter. Der alte Zauberer hielt ihn fest und strich ihm tröstend über den Rücken. „Es tut mir so leid, Harry. Bitte glaube mir. So unendlich leid.“ Harry hörte die traurigen Worte und erschrak, wie gequält und brüchig die sonst so starke Stimme des Direktors klang, aber auch sie vermochte den verräterischen Strom von Tränen nicht zu stoppen und Harry schluchzte nur noch heftiger.


Er hatte das Gefühl, dass er Stunden geweint hatte, bis die Tränen endlich zu versiegen schienen, und auch dann wurde sein Körper noch immer von unregelmässigen Schluchzern erschüttert.

„Ist schon gut mein Junge. Ist schon gut. Du schaffst das schon.“ Dumbledores Stimme war noch immer traurig und Harry schaffte es, sich etwas aufzurichten. Er war noch nicht einmal überrascht, als er Tränen auf dem Gesicht des Direktors sah.

Jetzt wurde er sich auch bewusst, dass Ron und Hermine ebenfalls ihre Hände auf seinen Schultern gelegt hatten und auch ihre Gesichter tränenüberströmt waren.

„Geht es einigermassen?“, fragte Dumbledore leise.

Harry vertraute seiner Stimme nicht und er nickte nur schwach.

„Warum?“, brachte er schliesslich gebrochen hervor. Na also. Ein ganzes Wort ohne wieder zusammenzubrechen.

Der Direktor seufzte müde. „Wir werden es herausfinden, Harry.“

„Wo ist er?“, fragte Harry weiter, die Augen auf den Boden richtend.

„Wer?“

Si...Sirius.“ Diesmal schaffte Harry nicht, ein erneutes schluchzen zu unterdrücken.

„Im Krankenflügel.“

Harry richtete nun seinen Blick auf Dumbledore mit einer Entschlossenheit, die er sich selbst, in dieser Lage, nie zugetraut hätte.

„Ich will ihn sehen!“

„Harry...“, sagte McGonagall zweifelnd, doch Harry fixierte sie entschlossen. „Ich. Will. Ihn Sehen!“

„Ist schon gut Minerva. Er hat das Recht dazu“, antwortete Dumbledore müde.

Mit soviel Entschlossenheit, wie es ihm möglich war, stiess sich Harry von dem Sofa ab und stand auf. Auch seine beiden Freunde und der Direktor kamen auf die Beine und er fühlte die stützende Hand des Schulleiters zwischen seinen Schulterblättern, als er sanft aus dem Büro begleitet wurde.

***



Harry war dankbar, dass sie niemandem in den Gängen begegneten. Er könnte jetzt nicht damit umgehen, flüsternde und ihm Blicke zuwerfende Mitschüler zu treffen.

Als sie in den Krankenflügel traten, bemerkte Harry mit Unwillen, wie hell und freundlich es hier aussah. Es erschien ihm wie eine Verhöhnung. Es sollte nicht hell sein hier, sondern bedrückt und düster. Genauso wie es in ihm aussah. Er fühlte erneut Tränen in seinen Augen, doch blinzelte sie weg.

„Direktor, was machen die Kinder hier? Ist jemand verletzt?“, holte ihn die Stimme von Madame Pomfrey aus seinen Gedanken. Die ältere Hexe eilte schnell auf sie zu.

„Wir wollen Sirius Black sehen“, antwortete der Direktor.

„Black?“ Pomfrey liess ihren Blick perplex über sie Schüler schweifen. „Aber Albus. Die Kinder haben hier nichts verloren.“

„Poppy, bitte. Es hat schon alles seine Richtigkeit“, wandte Dumbledore ein.

Nach einem weiteren zweifelnden Blick nickte sie jedoch und ging zu einer weissen Tür an der einen Seite des Raumes. Die Gruppe folgte ihr schweigend, Dumbledores Hand noch immer beruhigend auf Harrys Rücken.

Die Tür führte sie in ein kleines fast leeres Zimmer, in dessen Mitte ein schmales Bett stand. Auf diesem Bett, das schon mehr wie eine Pritsche aussah, lag der stille Körper von Sirius Black, bis zur Brust mit einem weissen Leinen verdeckt.

Fast automatisch trugen Harrys Beine ihn an die Seite seines Paten und er starrte einige Sekunden dumpf auf die leblose Gestalt. Seit er Sirius kennengelernt hatte, hätte er seinen Paten nie als gutaussehend beschrieben. Die Jahre in Askaban hatten den Mann zu schwer gezeichnet, und nur noch einen Schatten des ehemalig gutaussehenden Mann übriggelassen. Als er jetzt so dalag, kein Funkeln in seinen Augen oder ein freundliches Lächeln, das seine Züge belebte, wirkte er noch ausgemergelter als jemals zuvor.

Zögernd hob Harry eine Hand und berührte federleicht eine der eingefallenen Wangen des Mannes, zuckte aber sofort zurück, als er die Kälte der Haut spürte. Die Kälte des Todes hatte sich über Sirius ausgebreitet. Seine Brust war unnatürlich still und in seiner Miene war nicht die geringste Emotion zu sehen. Selbst sein Gesicht wirkte surreal still -- leblos. Dies war nicht mehr sein Pate. Dies war nur noch ein leblose Hülle. Ein Ding, leer und kalt, das bald auch vergehen würde, verrottend in einem Grab.

Harry sah dumpf auf seine Hand, mit der er den Körper berührt hatte. Sie zitterte leicht, aber es war nicht nur die Hand. Sein ganzer Körper begann leicht zu beben und am liebsten wäre er fortgelaufen, aber etwas hielt ihn gefangen. Eine krankhafte Faszination hielt seinen Blick auf der Leiche vor ihm. Leiche - nicht Sirius. Nie mehr Sirius...

Mit ungeheurer Willenskraft riss er seinen Blick von dem toten Körper und wandte sich zu den anderen um. Hermine weinte ungehemmt und Ron hielt sie fest gegen sich gepresst. Doch auch er, Dumbledore und Hagrid hatten noch immer tränengefüllte Augen. McGonagall und Madam Pomfrey weinten zwar nicht, aber auch sie sahen ihn voll Mitgefühl an.

Diese mitfühlenden Gesichter aber brachen etwas in ihm. Sirius Black war tot. Severus Snape hatte ihn getötet. Snape. Die betäubende Trauer in Harry begann in ungebremste Wut umzuschlagen. Sie mutierte, änderte sich erst und wuchs dann wie ein heisses Feuer in ihm. Das Beben in seinem Körper wurde stärker und er ballte die Fäuste, um die Wut, die in ihm brannte, unter Kontrolle halten zu können. „Wo ist Snape?“

„Harry“, begann McGonagall wieder. „Du solltest nicht...“

„WO ZUR HÖLLE IST SNAPE?! ICH BRINGE IHN EIGENHÄNDIG UM!“, unterbrach sie Harry in einer Lautstärke, dass Hermine erschreckt zusammenzuckte und mit geschockten Augen zu ihm hinübersah. Auch die anderen im Raum sahen ihn an, als hätte er ihnen soeben eröffnet, dass er der nächste dunkle Lord zu sein wünschte. Alle ausser Dumbledore, dessen Gesicht bloss noch trauriger wurde.

„Harry. Bitte überlass Professor Snape uns. Ich habe seinen Zauberstab konfisziert und er ist für den Moment in seinen Gemächern eingesperrt. Ich kann dir versprechen, dass er hierfür zur Verantwortung gezogen wird.“

„Bullshit!“, fluchte Harry lauthals und nicht minder aufgebracht. „Ihr habt ihn ja gehört. Sirius war ein gesuchter Verbrecher und niemand wird ihm etwas vorwerfen. Das Ministerium wird ihm allerhöchstens gratulierend auf die Schulter klopfen und ihm noch einen Orden verleihen. Und Sie beschützen ihn ja auch andauernd, Direktor. Sie werden ihn nicht wirklich bestrafen. Für sie war dieser elende, schmierige Ex-Todesser immer wichtiger als Sirius.“

Die Trauer in Dumbledores Augen wich einem verletzten Ausdruck und Harry fühlte einen Anflug von Reue ob seiner Worte. Aber nicht genug, um die Wut auch nur ein wenig zu besänftigen.

„Harry, das ist nicht wahr, und du weißt das auch. Professor Snape hat etwas Schreckliches getan und er wird dafür gerade stehen müssen. Du hast mein Wort.“

Harry lachte freudlos auf. „Und was wollen Sie tun, Direktor? Ihn von der Schule verweisen? Dann rennt er geradezu zu Voldemort und plaudert all Ihre Geheimnisse aus. Oder wollen Sie ihn nach Askaban schicken? Für den Mord an einem Verbrecher? Er würde nie verurteilt.“

„Da liegst du falsch, mein Junge“, flüsterte der Zauberer und wirkte auf einmal, als würde jedes seiner vielen Jahre sehr schwer auf ihm lasten. „Severus hat einen unverzeihlichen Fluch ausgesprochen. Allein dafür steht der Kuss der Dementoren.

Harry schnaubte nur skeptisch.

„Wer’s glaubt... Ich will Gerechtigkeit. Egal auf welche Weise, und ich werde sie auch kriegen“, schwor er bitter, bevor er sich an den anderen vorbeischob und aus der Tür rannte, so schnell er konnte.

***

T.B.C



P.S.: Wie immer von Dinu ;o). Wir ihr sicher bemerkt habt, hat sich der Stil unserer Geschichte weiterentwickelt. Sie ist nun ein wenig gefühlvoller. In positiven wie auch negativen Gefühlen. Oder wie wir Schweizer sagen "fertig loschtig." Das nächste Kapitel wird bald folgen.

Ach ja vergesst bloss die Reviews nicht *evil grin* Denen die es bereits getan haben möchten wir an dieser Stelle ganz herzlich danken.

P.S. Lilith an vs. Goliath. Ach ja. Es wird keine Orgie geben, überhaupt kein Sex :-P Und was das Blut angeht, hat der Mensch ja nicht mehr als 3-5 Liter davon, also kann man gar nicht so viel verschütten. Ausserdem ist Blut soooooooooooooooo banal. Es gibt effektivere Methoden ausser Blutvergiessen um jemanden zu foltern (Und ich meine NICHT „Crucio“. So fantasielos sind wir nicht). *gemein grins* Aber ein wenig wird unser Sevie wohl schon noch lassen.:-P

Special thanks to: Shelley, die sich uns als Beta-Leserin zur Verfügung gestellt hat und dies auch sehr gut macht.


 

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