Muggel

 

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Kapitel 2

 




Erst hatte er versucht sich hinzulegen. Jedoch war dafür zu unruhig. Rastlos hastete er in seinen Räumen umher, bis er sich entschloss, diese Energie in Arbeit umzusetzen. Severus arbeitete mehrere Stunden, ohne sich der Zeit bewusst zu werden. Das Abendessen hatte er natürlich völlig vergessen, als die schwere Müdigkeit seine Glieder übermannte.

Vielleicht konnte er nun schlafen. Hoffnungsvoll legte er sich in sein Bett und überraschenderweise fiel er sofort in das Land der Träume. Er sollte sich öfters von Dumbledore zurechtweisen lassen.

Der alte Mann wusste, was Severus brauchte. Warum auch immer. Er nahm diese Möglichkeit viel zu wenig wahr. Allerdings wollte er auch nicht aufdringlich sein. Auch wenn Albus ihn als „Junge“ oder als einen Freund bezeichnete, so war sich der Tränkemeister ziemlich sicher, dass er auch nichts anderes war, als ein Kollege des Zauberers. Wieso sollte er mehr sein, als der Spion, der sein Leben wertvoll machte?

Severus hatte vielleicht 4 Stunden geschlafen, als das Dunkle Mal auf seinem Arm anfing zu brennen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wachte er auf. Er würde sich niemals an diesen Schmerz gewöhnen, obwohl er weit aus schlimmere Situationen hinter sich gebracht hatte.
Schnell packte er seinen Umhang und verschwand in die Nacht.

Er apparierte auf einem Platz, der schon des öfteren für Deatheatertreffen genutzt wurde, allerdings hatte Severus bisher nicht heraus bekommen können, wo dieser Platz genau lag. Der dunkle Lord erschien keine zwei Sekunden nach ihm und Snape atmete kurz tief durch. Bloß nicht negativ auffallen, war seit eineinhalb Jahren wieder die wichtigste Devise, der er nachgehen musste.

Gerade dachte er, dass er unbehelligt an diesem Tag davon kommen würde, als ihn Voldemort zurückrief. Innerlich zuckte er zusammen.

„Mein Lord, Ihr wünscht?“ Demütig kniete er vor der verhassten Kreatur, die einmal ein Mann gewesen war und die wieder die gesamte Zaubererwelt in Angst und Schrecken versetzte.

„Mir ist aufgefallen, dass deine Dienste nachlassen, Snape. Bei den Aktionen machst du Fehler und dein Enthusiasmus ist deutlich zurückgegangen. Ich soll doch nicht etwa glauben, dass deine Untergebenheit nachlässt?“

„Aber nein, Eure Lordschaft.“

„Wie erklärst du mir dann meine Beobachtung?“

Jetzt bloß nicht unsicher klingen, ermahnte sich der Tränkemeister. Jede Unterredung mit dem dunklen Lord war wie ein Trip durch vermintes Land. Diesen Vergleich hatte er von einem muggelgeborenen Kind in Bezug auf ihn selbst gehört. Erst wollte er dem Jungen für diese Frechheit Punkte abziehen, war aber schließlich doch der Meinung, dass es ganz passend war.

„Mit Verlaub, Eure Lordschaft, beansprucht mich Dumbledore mehr als je zuvor. Ich darf kein Risiko eingehen, wenn ich nicht entdeckt werden will. Ihr wisst selbst, wie schnell er Verräter entlarven kann.“

„Oh ja, das weiß ich. Doch er ist nicht so schnell wie ich selbst.“

Severus schluckte. „Natürlich nicht, Euer Lordschaft.“

„Und womit beansprucht er dich so?“

„Er verlangt Sonderunterricht und Nachhilfe. Ebenso mehr Unterricht in der Verteidigung gegen die dunklen Künste.“

Der Lord lachte schief. „Und dann setzt er meine Leute dafür ein.“

„In der Tat, er ist... sehr naiv, aber man darf Dumbledore niemals unterschätzen. Er ist gefährlich.“

„Ich hoffe, du bringst deinen Schülern nicht bei, wie man mich besiegt!“ Ein schiefes grausames Grinsen erschien auf dem Antlitz Voldemorts.

„Ich hatte eher daran gedacht, Eure neue Armee auszubilden“, schmeichelte Snape ihm.

„Interessanter Gedanke. Dann bring sie aber auch dazu, meine Anhänger zu werden. Für jeden Auror wirst du persönlich dafür büßen müssen.“

„Ja, Herr.“

„Und damit du das nicht vergisst: Crucio!“

Der heftige Schmerz zog sich durch Snapes Knochen. Er riss an den Sehnen und zerrte an seinen Muskeln. Mit steifer unbeweglicher Miene versuchte er den Schmerz zu ertragen. Sein Kopfschmerz verschlimmerte sich dramatisch, aber das war nur nebensächlich zu den schmelzenden Knochen und den versengenden Organen. Die Hoffnung, dass der Fluch irgendwann erträglicher wurde, hatte er schon lange aufgegeben. Mit aller Kraft wand er sich, seine Schmerzen nicht zu zeigen. Diese Genugtuung wollte er dem dunklen Lord nicht geben. Er war noch immer Severus Snape und er war stark! Der Lord wartete nur auf seinen Schrei. Grinsend genoss er Severus' Qualen und als er sie schließlich von ihm nahm, lachte er wieder in der schrecklich hohe Stimme, die unwirklich aus dem Mund seines Körpers strömte.

Severus atmete tief ein und ein leichtes Seufzen kam aus seinem Mund, für das er sich wieder sofort tadelte.

„Du darfst dich nun entfernen, Snape!“

„Ja, Herr!“

Severus verbeugte sich noch einmal und apparierte schließlich zurück nach Hogwarts.

Als er in die Eingangshalle trat, bemerkte er den Direktor, der ihn musterte. „Bist du verletzt?“, fragte er den jüngeren Mann besorgt.

Severus schüttelte den Kopf. Er hatte schon Schlimmeres ertragen. Wie lächerlich kam ihm nun der Gedanke vor. Vor ein paar Minuten hatte er noch krampfhaft um die Fassung hadern müssen und nun sah er das Erlebte als nicht dramatisch an.

Er folgte Dumbledore in sein Büro und erzählte was er in dieser Nacht erfahren hatte.

Nach dem Treffen bei Voldemort gelang es Severus nicht mehr einzuschlafen. Er nahm noch ein Mittel gegen die Schmerzen und arbeitete bis in die frühen Morgenstunden an seinem Trank. Er musste zweimal neu anfangen, weil seine Hände gezittert hatten und er zuviel Marin-Pulver zugegeben hatte, oder er nicht in der Lage gewesen war, die Hornochsenhaare in der gleichen Länge zu schneiden. Entsprechend war er auch gereizt, als die ersten Schüler in seinen Unterricht kamen.

***



„Mr. Potter, würden Sie so gütig sein, und verdammt noch mal die Klappe halten, wenn Sie in meinem Unterricht sind!“ Snape hatte den schwarzhaarigen Jungen laut angeschrieen. Harry Potter zuckte zusammen. Eigentlich hatte er seinen Freund Ron nur gebeten, ihm die Froschaugen herüberzureichen. Doch das war dem Zaubertränkelehrer gleich. Der stickige Raum machte ihm heute zu schaffen und sein Kopf fühlte sich an, als platzte er in den nächsten Minuten.

Severus hatte sensible Sinne. So wie er jeden Geruch sofort zu einer Zutat einordnen konnte, so fein war auch sein Gehör. Die Flüsterstimmen drangen sofort zu ihm nach vorne. Normalerweise bedachte er sie mit bösen Blicken, aber heute erschien ihm jeder Laut wie ein großer Hammer, der gegen seine Stirn pochte. Seine eigene Stimme, die normalerweise sehr leise und gefährlich war, hörte er dagegen nur in einem undeutlichen Rauschen. Er war sich gar nicht bewusst, dass er laut gebrüllt hatte.

Er hoffte, dass sich die Schüler benahmen. Ein wenig wankend stand er von seinem Stuhl auf und ging zu einem Vorratsschrank. Er würde ein wenig Essenz gegen den Kopfschmerz nehmen, dann ging es ihm bestimmt besser.

Doch gerade als er der Klasse den Rücken zugewandt hatte, brannte sich ein Schrei in seine Schläfen und Severus verschlug es vor Schmerz nahezu den Atem.

Wütend drehte er sich wieder um und sah, wie Gregory Goyles Kessel überzuschwappen drohte. Draco Malfoy war schon neben ihn getreten und hatte das Feuer gelöscht, aber die Reaktion im Kessel hatte schon begonnen.

„Geht zurück!“, schrie er die beiden an. Sie hatten gerade das Thema Gifte und auch wenn die praktischen Versuche keine tödlichen Gifte behandelten, konnte dieses hier Übelkeit und Schweißausbrüche verursachen. „Was hast du gemacht?“, fuhr er den jungen Goyle an, der erschrocken ein paar Schritte zurückgetreten war. „Willst du die ganze Klasse vergiften?“

Severus holte eiligst ein Kühlungsmittel, das er vorsorglich im Unterrichtsraum deponiert hatte, und träufelte einige Tropfen in den Trank, der schon erste Gasblasen gebildet hatte. Auch der Dampf war nicht gerade der Gesundheit förderlich.

Mit einem geübten Blick bemerkte er die falsch geschnittenen Wurzelkernhalme und hielt sie seinem Schüler vor die Nase. „Habe ich nicht gesagt, ihr sollt sie nicht quer schneiden? Immer der Blattsehne nach! Rede ich etwa noch zu leise?“ Wieder war seine Stimme zum Brüllen angeschwollen.

„Nnein... Ssir!“, stotterte Goyle. So war er noch nie von seinem Hauslehrer angeschrieen worden.
„Und Sie Mr. Malfoy arbeiten doch genau neben ihm. Sie hätten seinen Fehler sehen müssen!“ Draco Malfoy sah seinen Lehrer ein wenig irritiert an. Normalerweise sprach er nur so mit den Gryffindors, die nun eigentlich einen Grund zur Belustigung hatten, aber angesichts dessen, dass es sich um Snape handelte, diese nicht öffentlich zeigten.
„Mr. Goyle, machen Sie Ihren Kessel sauber, Sie wiederholen die Aufgabe morgen Abend als Strafarbeit und 10 Punkte Abzug für Slytherin.“ Leise Protestrufe waren zu hören. „Ruhe! Arbeitet gefälligst weiter!“, fuhr die Schüler an, die sich eiligst wieder ihren Kesseln zuwandten.
„So etwas Unfähiges“, murmelte Severus in sich hinein. Er hoffte, dass diese Stunde endlich vorbeiging. Eigentlich hoffte er, dass diese Woche endlich vorbeiging. Glücklicherweise war es Freitag.

Das Rauschen in seinen Ohren hatte sich verstärkt und Severus' Kopf tat ihm so weh, wie noch nie in seinem Leben. Er fasste sich an die Schläfe und seufzte kurz auf. Gleich schalt er sich wieder, sich vor den Schülern eine solche Blöße gegeben zu haben, die er sich nicht mal vor Voldemort erlaubte.

Wieder ging er zum Vorratsschrank, um das Mittel gegen die Schmerzen zu holen, doch als er dort ankam, verschwammen die Buchstaben auf den kleinen Flaschen vor seinen Augen. Ein unvergleichliches Ziehen entstand hinter seiner Stirn. Ihm wurde augenblicklich schwindelig und er wusste nicht mehr in welcher Richtung oben und unten war. Sein ganzes Sichtfeld drehte sich. Seine Hände pressten sich an die Schläfen um dem immer stärker werdenden Schmerz entgegenzuwirken. Ein paar überraschte Aufrufe konnte er von den Schülern hören, doch ihre Stimmen verschwammen ineinander in einem Strom aus Krach und Schmerz, der sich heiß zu dem bestehenden Pochen hinzugesellte. Der Raum drehte sich immer schneller und eine zunehmende Schwärze bedeckte seinen Blick. Schließlich wollten ihn seine Beine nicht mehr tragen und er sank erschöpft zu Boden.

-to be continued-

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