Nur durch dein Blut

 

 

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Kapitel 1: Die Hausaufgabe



Hermine war wie gewohnt voll konzentrierter Aufmerksamkeit. In ihrer Hand hielt sie die Schreibfeder und fast mechanisch machte sie sich Notizen, saugte jedes Fünkchen Wissen in sich auf und war ängstlich besorgt, kein Wort von dem zu verpassen, was Professor Snape ihnen heute über die Variationen des Zaubertrankbrauens beizubringen versuchte.
".....dies ist nur ein Teil der Zaubertrankmagie, den ich Ihnen vermitteln kann", schloss Snape gerade seinen Vortrag mit einer explosiven Drehung zur Klasse hin, die seinen Umhang wie einen schwarzen Vogel aufflattern ließ.
"Für die Wenigen unter Ihnen die vielleicht zukünftig in der Lage sein werden über ihren eigenen, erbärmlichen Kesselrand schauen zu können, werden sich noch ungeahnte und vielschichtige Kombinationen ergeben, doch heute und zu dieser Stunde sind ihre armseligen Köpfe damit noch überfordert." Sein eisiger Blick glitt über die Klasse und die Schüler in den ersten Reihen zogen unwillkürlich die Köpfe ein.
"Ich erwarte zur nächsten Stunde einen Aufsatz über die unterschiedlichen Perspektiven des Zaubertrankbraukunst im Wandel der Zeit, mindestens eine Rolle Pergament", zischte er böse und fügte knurrend mit giftigem Blick in Hermines Richtung hinzu: "und auf keinen Fall mehr als drei Rollen, ich habe noch mehr zu tun als Ihren langatmigen Ausführungen zu folgen"
Seine wegwerfende Handbewegung signalisierte der Klasse dass sie für heute entlassen war und hektisches Treiben entstand, weil wie gewohnt niemand der Letzte sein wollte.
Hermine hatte seine spitze Bemerkung mit leicht zusammengekniffenen Mund heruntergeschluckt. Langatmige Ausführung hatte er ihre Aufsätze beschimpft. Dem würde sie es zeigen. Niemand sollte Hermine Granger vorwerfen können, langweiliges und stümperhaftes Zeug zu schreiben. Mit kurzem Blick auf den Stundenplan realisierte sie, dass sie vier Tage Zeit haben würde, diesen Aufsatz zu schreiben. Wenn sie am Wochenende nicht mit ins Dorf gehen würde, dann könnte sie neben den anderen Aufgaben Extrazeit für die Snape-Hausaufgabe erübrigen.
Die kurze gedankenverlorene Bummelei drohte durch den Schatten bestraft zu werden, den sie in den Augenwinkeln ausmachen konnte. Snape war an ihren Tisch herangetreten und starrte sie ungeduldig an. "So langsam heute, Miss Granger, was hemmt ihre Bienenemsigkeit nicht allen voran zur nächsten Unterrichtsstunde zu eilen?" Seine Stimme triefte vor öligem Sarkasmus und Hermine überschlug sich fast, den Kerker hinter sich zu lassen.

Ungeduldig saß sie in McGonagalls Verwandlungsstunde und konnte es nicht erwarten, endlich in die Bibliothek zu stürzen, um sich ein geeignetes Thema für den Aufsatz herauszusuchen. Sie war voller Vorsätze einen Bereich aufzuspüren, wo Snape nicht die Nase vorn hatte. Es musste etwas geben, was er nicht aus dem Effeff beherrschte, etwas das ihn auch interessieren würde.
"MISS GRANGER!"
Hermine zuckte zusammen ob der Tatsache, dass Professor McGonagall bereits das zweite Mal erfolglos das Wort an sie gerichtet hatte und sie nun einen mittelprächtigen Rüffel für ihre Unaufmerksamkeit einstecken musste.

"Darf ich fragen, was sie so beschäftigt?" McGonagall hatte sie nach Unterrichtende zu sich nach vorne gewunken. "Es ist so gar nicht ihre Art unaufmerksam zu sein, fehlt Ihnen etwas Kindchen?" Aus ihrer Stimme klang echte Besorgnis.
Wenn eine Miss Granger unaufmerksam war, dann musste es einen Grund dafür geben. Hermine schaute sie an und fühlte sich wie so oft in der Gegenwart ihrer Mentorin wohl behütet und verstanden.
"Ach", begann sie zögernd, "es ist nur Snape".
"Professor Snape", korrigierte McGonagall sofort. "Was ist diesmal wieder das Problem?"
Nicht ungewohnt war es für sie als Hauslehrerin der Gryffindors, dass die Schüler ihres Hauses von Snape, pardon Professor Snape, ungerecht behandelt wurden. Staunend lauschte sie jetzt Hermines Empörung, als sie sich wegen verletzten Eitelkeit Luft machte. "Aber ist ja klar" wütete sie, "ich bin ja nur eine Gryffindor und darüber hinaus noch eine Frau...fff"
McGonagall musste innerlich lächeln. Dieses junge Ding, gerade eben volljährig, glaubte schon eine Frau zu sein. Wie viel Zeit würde noch vergehen, wie viel Erfahrungen würde sie noch machen müssen, bis sie wirklich zu dem herangereift sein würde, was man tatsächlich als Frau bezeichnen könnte. Da kam ihr eine Idee und wieder musste sie innerlich kichern. ´Hervorragende Idee, Minerva´, lobte sie sich selber.
"Wie wäre es, wenn sie einen Aufsatz über die Art von Zaubertränken schreiben würden, die Professor Snape niemals selber Brauen könnte?" Wie erwartet hatte dieser Satz Hermines Aufmerksamkeit sofort erregt, sie aber gleichermaßen verwundert.
"Es soll Tränke geben die er NICHT brauen kann??" Hermines Gesicht drückte Ungläubigkeit aus. Wenn Snape ihr auch von allen Lehrern am meisten zuwider war, wenn seine Gegenwart in ihr auch Abscheu erregte und auch wenn sie sich unter seinen Auge klein und verloren fühlte, so war er doch was Zaubertränke anging ihr absolutes Vorbild. Sie kannte niemanden, weder unter den lebenden Professoren noch unter den toten Autoren einschlägiger Werke jemanden, der mit solcher filigranen Perfektion Tränke kreieren konnte wie nur er es vermochte.
"Es gibt Tränke die er nicht brauen kann, Hermine, und ich verrate Ihnen mit diesem kleinen Geheimnis auch Professor Snapes wunden Punkt."
Hermines Mund wurde vor Aufregung trocken. Snape hatte also einen wunden Punkt, eine Achillesferse.
"Ja Hermine, es gibt da tatsächlich Tränke die er nicht brauen kann, und das ärgert ihn ungemein. Es sind die Tränke, die ausschließlich nur von Frauen gebraut werden können. Geheimnisse die nur von Frauen zu Frauen weitergeben werden können, Schriften die sich dem männlichen Betrachter verschließen und mehr Weisheiten in sich tragen als die Rezepturen des mächtigen Merlins selber." McGonagall hatte die letzten Worte fast geflüstert und Hermine war näher an sie herangetreten, beflissen dass ihr keines der wichtigen Worte entgehen könnte.
"Gehen sie in die Bibliothek und schreiben sie eine Aufsatz über die sagenhafte Nadjeschda Ronkowa, Zauberin der letzten Zaren. Ich befreie sie von den Hausaufgaben für Verwandlung aber schreiben sie einen guten Aufsatz über Ronkowa und Snape wird erkennen, dass sie sich sehr wohl mit auch für ihn äußerst interessanten Dingen beschäftigen."
Innerlich bog sich Minerva vor Lachen bei dem Gedanken, wie Snape Hermines Aufsatz wütend auf den Schreibtisch schmeißen würde und trotzdem nicht umhin kam, ihr dafür eine gute Zensur zu geben.
Lächelnd wehrte sie Hermines überschwänglichen Dank ab und blickte der jungen Frau nach, wie sie mit vor Eifer roten Wangen und wehenden Haaren die Treppen zur Bibliothek erstürmte.




 

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