Nur durch dein Blut

 

 

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Kapitel 9: Eingekerkert



Die Tür von McGonagalls Büro war lautstark ins Schloss gefallen.
Snape lief im Sturmschritt die Stiegen hinab. Von den Wänden hallte sein Schritt wider und wurde durch das Echo verstärkt. Hermine schien es wie das Donnern der Apokalypse.
Immer zögerlicher folgte sie Snape, bis sie schließlich stehen blieb und seinen davoneilenden Schritten lauschte. Nein, nein und nochmals nein, sie konnte nicht mit ihm in seine Kerker gehen. Langsam setzte sie ihren Weg fort. Als sie die Treppe zu den Kerkern passierte, trat plötzlich eine dunkle Gestalt hinter einem Pfeiler hervor.
"Hier entlang, Miss Granger."
Snapes Gesicht war mürrisch verzogen und Hermines Gesicht entgleiste vor Schreck zu einer Grimasse.
"Sie wollten doch nicht etwa in Ihren Turm und sich den ehelichen Pflichten entziehen?"
Hermine konnte nichts sagen.
Snape trat beiseite und machte eine einladende Handbewegung in Richtung Kerker. "Also hier entlang, Miss Granger, pardon, Mrs. Snape!"
Snape zog ironisch seine Augenbrauen hoch. Hermine ging mit hängenden Schultern voraus. Der Gang hinab in die Kerker war ihr in den letzten Wochen immer schwerer gefallen, doch heute hatte sie das Gefühl als würde sie aufs Schafott geführt.
Im unteren Gang angekommen zögerte sie. Wo wohnte Snape überhaupt?
Ratlos blieb sie vor seinem Büro stehen.
"Sie verzeihen mir, dass ich Sie nicht über die Schwelle trage?"
Snape war ebenfalls stehen geblieben und öffnete die Bürotür mit einem Schlenker seines Zauberstabes.
Oft genug hatte Hermine hier ihre Strafarbeiten abholen müssen. Sie kannte seinen wuchtigen Schreibtisch aus dunklem Holz, die Regale mit ekligem eingelegtem Gewürm, die bedrohlichen Schränke mit allen erdenklichen getrockneten Kräutern und Giftpflanzen, aber wohnte er etwa in seinem Büro.
Zögernd folgte sie Snape, der zielstrebig den dunklen Raum durchquerte und einen Schrank öffnete. Hermine staunte, dies war kein Schrank, dies war eine gut getarnte Tür die den Blick auf eine steile Steintreppe freigab.
Ungeduldig winkte Snape sie durch die Tür und schob sie energisch die steile Wendeltreppe hinauf, die etwa 2 Stockwerke nach oben führte und stieß eine weitere, schwere, eisenbeschlagene Holztür auf.
"Wohnzimmer!" schnarrte Snape.
Hermine hatte kaum Zeit sich umzusehen, denn Snape zerrte sie unsanft zu einem schmalen Durchbruch, der den Blick auf einen verwinkelten Raum freigab.
"Bibliothek!", erklärte Snape emotionslos und zog sie durch den Raum durch zu einer weiteren Tür.
"Dies hier ist mein persönliches Labor und ich rate Ihnen dringend sich hiervon fern zu halten. Das Labor werden Sie nur in meiner Begleitung betreten."
Seine Stimme war eine einzige eisige Drohung und Hermine fröstelte. Eingeschüchtert nickte sie sacht.
Snape fasste sie unsanft am Ärmel und zog sie zurück in das verschachtelte Wohnzimmer. Vorbeirauschend nahm Hermine einen großen Erker, einen Kamin, einen Tisch, einige Sessel und dunkle Schränke wahr. Wie in Trance fühlte sie sich in einen weiteren Raum gezogen.
"Schlafzimmer", fauchte Snape und glotze missbilligend auf Hermines Koffer die vor seinem Bett standen.
Auf eine Tür neben dem gewaltigen Kleiderschrank deutend murrte Snape: "Bad!"
Und eine Schranktür aufreißen blaffte er: "Hier können Sie Ihren Krempel verstauen."
Dann drehte er sich rauschend um und spöttelte noch über seine Schulter zurück:
"Fühlen Sie sich wie zuhause. Ich habe noch zu arbeiten. Gute Nacht!"
Hermine hörte Sekunden später die Tür zu seinem Labor zuschlagen.
Wie betäubt stand sie einige Momente regungslos im Raum. Dann sackten ihr die Beine weg und sie ließ sich zitternd auf der Bettkante nieder.
Sie zwang sich selber, ihre Situation ruhig zu überdenken und kämpfte die aufsteigenden Panikattacken nieder.
Nach einiger Zeit hatte sie sich soweit gefangen, dass sie ihre Taschen ausräumen konnte. Die Hauselfen hatten sorgfältig ihre Habe eingepackt, die sich jetzt in der Tiefe von Snapes Kleiderschrank verlor.
Und verloren kam sich auch Hermine vor. Zaghaft hatte sie ins Badezimmer geäugt und erfreut festgestellt, dass es doch etwas luxuriöser war als die Waschräume der Schüler.
Außer seinem Rasierzeug, einer Zahnbürste und einem Stück Seife fand Hermine keinerlei persönliche Gegenstände von Snape.
Ein Blick auf ihre Uhr verriet ihr, dass es schon nach Mitternacht war. Langsam forderte ihr gestresster Körper seinen Tribut. Bleierne Müdigkeit kroch ihr in Arme und Beine. Sie musste schlafen. Aber wo? Sie konnte sich unmöglich in sein Bett legen, oder doch?
Darüber nachgrübelnd hatte Hermine eine schnelle Dusche genommen und war in einen bequemen Jogginganzug geschlüpft. Zögerlich war sie in das Wohnzimmer geschlichen hielt mit ängstlich angehaltenem Atem im spärlichen und flackernden Licht nach Snape Ausschau, doch der Raum schien verwaist. Hermine ließ sich aufseufzend in einen Sessel am Kamin sinken, starrte eine kleine Weile ins Feuer, bis sich ihre Augen in einem erschöpften Schlaf schlossen.
Sie wusste nicht wie lange sie geschlafen hatte, als sie fröstelnd erwachte. Das Feuer brannte beständig im Kamin und sie stand auf um den Sessel näher an diese Wärmequelle heranzuschieben als sie der Gestalt gewahr wurde, die ihr gegenüber saß und sie stumm betrachtete.
Snape war in seine Robe gehüllt, seine Arme ruhten ruhig auf den Lehnen.
"Ist mein Bett nicht standesgemäß, Mrs. Snape?"
Snapes Stimme war müde.
"Ich bin wohl eingeschlafen." Hermines Antwort klang wie eine Entschuldigung.
"Wir sollten jetzt beide schlafen!" Snape hatte sich erhoben. "Wir erholen uns nicht wenn wir beschließen unser nun gemeinsames Bett zu meiden, es bleiben nur noch wenige Stunden bis Sonnenaufgang und ich muß unterrichten." Müde strich sich Snape durchs Gesicht. "Darf ich also bitten?"
Wortlos folgte Hermine ihm ins Schlafzimmer und huschte schnell unter die dicke Decke, peinlichst darauf bedacht an der alleräußersten Kante zu liegen. Sie hörte Snape noch im Bad rumoren und hielt den Atem an, als er ebenfalls in das Bett stieg.
"Hermine?"
"Mm?" Hermines überlegte ob sie erstaunt sein sollte, weil er sie mit ihrem Vornamen ansprach.
"Das Bett ist breit genug, es besteht keine Notwendigkeit auf der Kante zu balancieren."
Hermine bewegte sich nicht.
Plötzlich spürte sie seine Hand an ihrem Bauch und mit einer kräftigen Bewegung hatte er sie in eine bequemere Position gezogen.
Erschrocken stieß sie die Luft aus um sie direkt wieder anzuhalten.
"Atmen, Hermine, atmen!" Schon im Halbschlaf hatte Snape noch Spott auf den Lippen und als seine Atemzüge gleichmäßig und tiefer wurden, da entspannte sich auch endlich Hermine und fiel in einen leichten Schlaf.



 

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