O my soul

 

 

Zurück

 

Zurück zur 
Startseite


 

Kapitel 12: Kampf ums Leben


“Er lebt!” sagte Lupin.

„Wir müssen ihn sofort nach Hogwarts bringen“, meinte Dumbledore, „St. Mungo´s wäre zu gefährlich.“

„Was immer Sie für richtig halten.“ Vater Nikolski blickte auf Severus. „Aber uns bleibt nicht mehr viel Zeit.“

Vitae sustanem“, sagte Dumbledore. „Dies wird ihn weiteratmen lassen, bis wir den Krankenflügel erreicht haben. Haltet euch an meinen Ärmeln fest.“

Mit einem Blitz disapparierten sie.

***



„Oh! Ich hab etwas gesehen!“

Augenblicklich, nachdem Hermines Ausruf ihre Ohren erreicht hatte, stürmten die Gryffindors, die im Gemeinschaftsraum herumgesessen waren zum Fenster, wo sie Ausschau gehalten hatte, und drängten sich an der kleinen Öffnung.

„Wo?“ fragte Ron, während er versuchte, einen Blick zu erhaschen.

„Ich kann sie sehen, schaut!“ rief Harry plötzlich. „Sie nähern sich der Schule!“

Der Direktor trug ihren Zaubertrankmeister, der in einen Umhang gehüllt war und nackte Füße hatte.

„Professor Snapes Gesicht ist voller Blut ... Glaubt ihr, er ist ... er ist ...“ Hermines Augen füllten sich mit Tränen, und sie wandte das Gesicht ab.

„Was haben diese Ärsche mit ihm gemacht?“ knurrte Harry.

Seit sie vor gut einer Stunde in den Gryffindorturm zurückgetrieben worden waren, hatten die wildesten Spekulationen die Runde gemacht. Was war Draco zugestoßen, und was hatte Professor Snape damit zu tun? Hagrid hatte irgendetwas gestammelt von ihm und Todessern; niemand hatte alles verstanden, was er gesagt hatte. Aber den Gesichtern von Dumbledore, Lupin und Vater Nikolski nach zu schließen, waren es zweifelsohne sehr schlechte Neuigkeiten.

„Was ... Was ist das um seinen Kopf?“ fragte Neville, seine Stimme nur ein Flüstern, als der bewusstlose Mann und seine Retter nur mehr wenige Meter vom Schloss entfernt waren.

„Wir müssen rausfinden, was passiert ist“, sagte Harry.

Ron sah ihn an. „Ich komme mit.“

„Hermine?“

Und zum allerersten Mal warnte sie die beiden nicht davor, sich in Probleme zu bringen, sondern nickte nur schweigend.

„Lasst uns in den Krankenflügel laufen, ehe sie dort sind“, sagte Harry. „Professor Dumbledore wird vermutlich zu beschäftigt sein, um uns zu bemerken.

„In Ordnung“, sagte Ron.

Harry rannte die Treppe zum Schlafsaal hinauf um seinen Tarnumhang zu holen, und sobald sich das Trio vor neugierigen Augen verborgen hatte, hastete es in Richtung des Krankenflügels.

Sie hatten ihr Ziel beinahe erreicht, als die Stimme des Direktors durch den Gang dröhnte.

„Poppy! Notfall!“

„Schnell, Harry – Oh, pass auf!“ rief Hermione.

Die Medihexe kam aus dem Krankenflügel gerannt und sie konnten nur mit Müh und Not einem Zusammenstoß entgehen.

„In den Krankenflügel, jetzt!“ keuchte Harry außer Atem.

Sie schafften es in eine abgelegen Ecke, und die Erwachsenen stürmten in den Raum; in diesem Moment erkannten die Gryffindors, wie ernst die Situation tatsächlich war.

„Legt ihn hier hin.“ Pomfrey deutete auf das nächstgelegene Bett. „Ja, vorsichtig.“ Sie faltete den Umhang über Snapes regungsloser Gestalt auf und schüttelte dann ungläubig den Kopf. „Merlin. Diese jämmerlichen Schlächter, diese verabscheuungswürdigen ... Albus, holen Sie mir Handtücher und eine Schüssel mit Wasser, und ich muss ein wenig Blut in ihn hineinbekommen, schaut euch seine Farbe an! Bring den Zaubertrank, Remus, er hat einen Schock, völlig ausgetrocknet ... Zur Hölle mit ihnen allen!“

Severus´ Körper war mit Streifen eingetrockneten Blutes bedeckt. Es war offensichtlich, dass er in den Magen geschlagen worden war, und entlang seiner Schultern und Arme, dort, wo die Knochen ausgerenkt waren, zogen sich dunkle Blutergüsse. Pomfrey begann, die behelfsmäßigen Bandagen aufzuwickeln, die Lupin um seine Füße geschlungen hatte und beim Anblick seines zerfleischten Körpers liefen ihr kalte Schauer über den Rücken.

„Sie haben es wirklich getan ... Oh, Severus“, sagte sie mit belegter Stimme. Dann straffte sie sich und begann ihn mit brüsken Bewegungen zu untersuchen, wobei sie einen Spruch nach dem anderen murmelte.

Vater Nikolski stand neben dem Zaubertrankmeister und strich im sanft über das Gesicht.

„Vater, vielleicht können Sie dieses ... Ding von ihm abmachen.“ Die Medihexe deutete mit dem Kinn auf die Dornenkrone, die Severus Kopf noch immer grausam umklammerte.

Der Priester nickte. Obwohl er versuchte, sie mit der größtmöglichen Sorgfalt zu entfernen, rann, als er sie endlich in Händen hielt, wieder Blut über das Gesicht des Zaubertrankmeisters und auf das Kissen.

„Hier, Vater“, sagte Dumbledore und reichte ihm Bandagen und Heilsalbe.

Während der nächsten halben Stunde waren die einzigen Geräusche im Raum Pomfreys knappe Anweisungen und der schmerzhafte Klang von Severus´ flachen Atemstößen.

Die Kinder sahen voller Entsetzen zu wie die Erwachsenen sich um das Bett drängten, Lupin wusch das Blut von Severus´ Körper, Vater Nikolski wand eine Baumwollbandage um seinen Kopf, Pomfrey verabreichte ihm zahllose Zaubertränke, und der Direktor bestrich die Wunden von den Nägeln mit dick Salbe und umwickelte sie mit noch mehr Bandagen.

Die Medihexe fuhr sich schließlich über das Gesicht und begutachtete das Resultat ihrer vereinten Bemühungen. „Der Herzschlag wird regelmäßiger, Blutdruck ... steigt, gut ... Gut. Jetzt zu den Schultern. Wir müssen die Gelenke wieder einrenken.“

Lupin erbleichte, und die Kinder schluckten.

Dann zögerte Pomfrey. „Ich möchte ihm keine Vollnarkose geben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er aufwachen wird.“ Sie hob wieder ihren Zauberstab und berührte zuerst seine linke Schulter, dann die rechte. „Insensibilitus fragmentas.“

„Ich werde Ihnen assistieren“, bot Vater Nikolski an, „ich habe ein wenig medizinische Ausbildung.“

„In Ordnung, Vater. Bringen wir´s hinter uns. Er ist schon bis zum Äußersten überlastet.“

Der Priester nickte, dann umfasste er den Rumpf des Zaubertrankmeisters. Pomfrey ging auf die andere Seite des Bettes und ergriff den Arm des Bewusstlosen.

„Bereit“, sagte sie. „Halten Sie ihn gut fest.“

Die Medihexe begann sich nach hinten zu lehnen, wodurch sie die verletzte Gliedmaße unter Zug brachte. „Langsam - komm, geh rein da ... Die Schwellung macht es schwierig.“ Sie drehte seinen Arm leicht, um das Gelenk in die passende Position zu bringen. „Jetzt geht´s, ja ... Wir haben es, Vater!“

Hinter ihnen atmete Dumbledore leise aus.

Pomfrey und der Priester machten sich an die andere Schulter; ein paar angespannte Momente später war es erledigt. Lupin sank auf einen Stuhl und vergrub den Kopf in seinen Händen.

Die Medihexe schwenkte ihren Zauberstab, entfernte den Umhang unter ihrem Patienten und ersetzte die verschmutzten Leintücher durch frische. Dann deckte sie ihn bis zur Hüfte zu und holte ein Paar Schlingen aus einem Kasten.

„Also, wir haben alles getan, was wir konnten“, sagte sie, nachdem sie seine Arme festgebunden hatte. „Nun liegt es an ihm ... Aber ich glaube nicht, dass irgendeine der Verletzungen irreversibel ist. Er wird nur lange Zeit brauchen, um sich zu erholen von diesen -“, ihr Kiefer verkrampfte sich, „dreckigen, barbarischen Schweinen.“

„Ich dachte, nicht einmal Todesser wären zu so etwas Fürchterlichem fähig“, schauderte Lupin.

„Oh, ich finde das nicht so schwer zu glauben“, antwortete Pomfrey. Sie biss sich auf die Lippen, um einen Schwall an Flüchen zurückzuhalten, und widmete sich wieder ihrem Patienten.

„Professor ... Professor Snape? Sie haben ihn ... gefunden?“

Draco Malfoy war aufgewacht und schob die Vorhänge, die sein Bett umgaben, zur Seite. Der Junge sah aus, als stünde er am Rande des Zusammenbruchs und starrte seinen Hauslehrer an, ungläubig dessen, was er da sah.

„Du solltest dich ausruhen, Junge“, sagte Dumbledore und eilte auf den schwachen Slytherin zu.

„Wird er ... wieder in Ordnung kommen?“ fragte Draco. „Ich möchte ihn sehen.“

„Vielleicht später, Draco –”

„Bitte, Direktor ...“ Die Stimme des Jungen zitterte.

„Nun gut, aber nur für eine Minute“, stimmte Dumbledore zu. „Danach legst du dich wieder hin, und Madam Pomfrey wird dir einen Zaubertrank geben.“

Draco nickte, unfähig, seinen Blick von Snape abzuwenden.

„Komm“, sagte Dumbledore, legte ihm einen Arm um die Schultern und führte ihn zum Bett seines Hauslehrers.

Draco sah seinen Lehrer an, und Tränen begannen ihm über die Wangen zu laufen.

„Mach dir keine Sorgen, Lieber“, tröstete Pomfrey ihn. „Es wird ihm bald wieder besser gehen.“

„Er hat es mir versprochen“, flüsterte Draco. Seine Augen trafen jene Vater Nikolskis. „Ich wusste, dass er nicht lügen würde. Er hat versprochen er würde warten, bis ich Hilfe geholt hätte.“

Der Priester tätschelte Dracos Kopf. „Wir kamen gerade rechtzeitig, dank deiner Stärke.“

Draco wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht, aber die Tränen flossen weiter. „Ich möchte nie wieder mit meinem Vater sprechen. Nie wieder.“

„Du wirst es nicht müssen“, sagte Dumbledore. „Ich werde für deine Sicherheit sorgen.“

Dann schnappte Draco plötzlich nach Luft und riss die Augen auf. „Professor Snape ist noch immer in Gefahr! Sirius Black ... Er ist derjenige, der ihn an Voldemort verraten hat!“

Lupin sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Ein Knurren entkam seiner Kehle und alle sahen in diesem Moment den Werwolf in ihm, die Wildheit, die in seinen Augen brannte. „Was?


 

 Kapitel 11

 

 

Zurück