O my soul

 

 

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Kapitel 7: Prüfung per Zaubertrank


"Minerva", sagte Dumbledore, "ich möchte, dass Sie diesen Priester kontaktieren, Vater Nikolski. Der Kamin in seinem Büro im Kloster ist mit dem Flohnetzwerk verbunden worden."

"Glauben Sie wirklich, er kann dagegen etwas ausrichten?"

"Ich weiß nicht, aber ... Erinnern Sie sich, er hat das Dunkle Mal entfernt. Da existiert offensichtlich eine Magie, die wir nicht kennen - allermindestens wird seine Anwesenheit Severus beruhigen. Gehen Sie in mein Büro, und holen Sie ihn ohne Verzögerung."

Sie nickte und ging.

In der Zwischenzeit hatten Lupin und Pomfrey es endlich geschafft, Severus auszuziehen, und beide senkten ihn in die Wanne.

"Schaut, es funktioniert", sagte die Medihexe, während sie mit dem warmen Wasser das Blut von seiner Haut löste. "Albus, ich brauche ein wenig Seife."

Der Direktor verwandelte ein Stück Brot in einen Seifenriegel und händigte ihn Pomfrey aus. Dann wandte er sich an Lupin. "Würden Sie mir Ihren Umhang geben, Remus?"

Der Werwolf gehorchte und Dumbledore sagte, "Versuchen wir diesen Reinigungszauber noch einmal ... Scordiosa."

Das Blut verschwand augenblicklich von Lupins Umhang.

"Natürlich. Dies hat nur Severus betroffen", sagte Dumbledore. Er murmelte den Spruch noch einige Male, während er seine eigenen Kleider, jene Pomfreys und den Boden reinigte. "Ah, viel, viel besser." Dann zerstörte der Direktor Severus´ ruinierte Kleider, und die ganze Unordnung war verschwunden.

"Er fängt auch an, besser auszusehen", sagte Pomfrey, während sie sanft abblätterndes Blut vom Gesicht des Zaubertrankmeisters schrubbte. "Der arme Mann. Was glauben Sie, wer hätte etwas so Grauenhaftes tun können?"

"Es ist zu früh, um Vermutungen anzustellen. Doch Severus benötigt zusätzlichen Schutz, bis der Schuldige gefunden ist. Ich bin hoffnungsvoll, dass Vater Nikolski eine Reihe hilfreicher Ratschläge haben wird."

"Ich bin fertig, legen Sie die Kleider auf den Boden, Albus", sagte Pomfrey. Sie levitierte Severus aus dem Wasser, trocknete ihn mit einem Schwung ihres Zauberstabes, und dann wickelten sie und der Direktor die Roben um seinen warmen Körper.

"Ich sollte ihn in den Krankenflügel bringen, wenn der Priester kommt, könnten Sie -" Pomfrey wurde durch McGonagalls Ruf hinter der Tür unterbrochen."Albus!"

Ein weiteres Mal öffneten sich die Tore und gaben den Blick frei auf die atemlose Lehrerin für Verwandlung und einen in eine schwarze Tunika mit fließenden Ärmeln gekleideten Mann. Außerdem trug er einen zylinderförmigen Hut, der von einem schwarzen Schleier bedeckt wurde der über seinen Rücken hing, und er umklammerte eine Ledertasche. Augenblicklich, als er Severus auf dem Boden liegen sah, hastete er zu dem leblosen Mann und kniete neben ihm nieder.

"Vater Nikolski, ich bin Direktor Dumbledore, ich nehme an Minerva hat Ihnen erzählt -"

"Ein Angriff hat stattgefunden", sagte Vater Nikolski und berührte Severus´ Stirn.

"Wir wollten ihn eben in den Krankenflügel bringen", sagte Madam Pomfrey.

"Einen Moment, bitte", sagte Vater Nikolski. "Es gibt eine wichtige Sache zu erledigen, jetzt sofort."

Pomfrey funkelte hinüber zu Dumbledore, als dieser sagte: "Was immer Sie für notwendig erachten, Vater."

Der Priester zog zwei kleine Flaschen aus seiner Tasche; die eine enthielt Öl, die andere etwas Wein. Er mischte die Flüssigkeiten und murmelte: "Eine Frau aus Kanaan kam zu Ihm und rief Ihn an: `Habt Mitleid mit mir, oh Herr, Sohn des David! Meine Tochter ist von einem Dämonen besessen!´ Jene, die gesund sind, bedürfen keines Heilers, jedoch jene, die krank sind. Doch gehet und lernet, was dies bedeutet: Ich begehre Barmherzigkeit, und keine Aufopferung. So wie ich nicht kam, um die Rechtschaffenden zur Reue zu bekehren, sondern die Sünder. Heiliger Vater, Arzt und Heiler von Körper und Seele, der Du uns deinen einzigen Sohn gesendet hast, unseren Herrn Jesus Christus, für die Heilung aller Krankheiten und die Erlösung vom Tode: heile Deinen Diener, Severus, von jeglicher Schwäche, die ihn in Körper oder Seele erfasst haben mag."

Dann salbte er Severus´ Stirn, seine Wangen, seinen Hals und seine Handflächen und -rücken.

Severus öffnete die Augen.

Absolutes Schweigen.

Vater Nikolski betrachtete den Zaubertrankmeister aufmerksam, der schließlich, mit kaum hörbarer Stimme sagte: "Wie Du die Alten von ihrer Lahmheit erhobest, erhebe durch Deine göttliche Fürbitte meine Seele, durch und durch erstarrt durch viele Sünden und ungehörige Taten dass ich, wenn ich gerettet bin, Dich anrufen kann: Oh mitfühlender Christus, lasse mir Heilung zukommen." Er hatte kaum die letzten Worte gesprochen, als er wieder das Bewusstsein verlor.

Pomfrey näherte sich und fuhr mit dem Zauberstab über Severus´ schlaffe Gestalt. "Keine Spur mehr von schwarzer Magie. Ihr - äh, Ihr Zaubertrank scheint gewirkt zu haben, Vater."

Der Priester lächelte, wurde aber augenblicklich wieder ernst. "Es war die Gnade Gottes. Und nun braucht Severus ein Bett und Ruhe, ich bin sicher, Sie stimmen mir zu." Er blickte zu Dumbledore. "Könnten Sie mir zeigen, was dieses böse Schriftstück enthielt, Direktor? Professor McGonagall erzählte mir einige Einzelheiten. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass ich so viel als möglich weiß."

"Natürlich", sagte Dumbledore.

"Wird Severus im Krankenflügel sicher sein?" fragte McGonagall.

"Ich werde alles veranlassen", sagte Vater Nikolski. Er schob seine Arme unter Severus´ Körper und erhob sich.

"Diese Richtung, Pater", sagte Dumbledore.


***




Eine Kerze brannte auf dem Nachttisch und beleuchtete Ikonen der Jungfrau von Vladimir und von Christus dem Bräutigam, während Severus schlief. Vater Nikolski hatte zuerst das Bett mit Heiligem Wasser gesegnet und, nachdem der Zaubertrankmeister zugedeckt worden war, hatte er den dunklen Kopf an vier Stellen berührt, Severus mit dem Zeichen des Kreuzes geschützt.

Obwohl spät am Abend, war der Priester noch immer wach - er hielt Wache über sein geistiges Kind und betete sanft. "Schütze, oh Herr, und hab Erbarmen mit den Opfern der Sünde, jenen, die endlos leiden an Höllenqualen des Körpers oder der Seele, stärke sie, Herr Jesus, und hilf ihnen in Körper und Seele ..."

Er war entschlossen, Severus durch diese neuerliche Prüfung zu begleiten. Der Priester rief sich Dumbledores Beschreibung des entsetzlichen Vorfalls zurück ins Gedächtnis und staunte über die Reinheit von Severus´ Seele, die Tiefe seiner Reue: Übermannt von dem Angriff des Feindes, war seine erste Reaktion gewesen, sich selbst zu verurteilen.

Vater Nikolski blickte Severus an und flüsterte: "Gesegnet seien jene die weinen; denn sie werden lachen."

Severus gab ein Geräusch von sich und erwachte.

Sofort langte der Priester nach seiner Hand. "Kind, ich bin hier."

"Vater ... Ich konnte es nicht tun ... Konnte ihn nicht bekämpfen ..."

"Nein, Severus. Der Feind hat Sie überraschend angegriffen, heimtückisch. Sie haben den Herrn angerufen, nicht wahr?"

Severus runzelte die Stirn und kämpfte um seine Erinnerung.

"Mach dir keine Sorgen, Kind-"

(mein Gott helfe mir)

"Ja, ja ... Ich habe um Hilfe gebeten, a-aber ..."

"Sie haben alles richtig gemacht, und somit sind Sie siegreich aus der Prüfung gegangen. Der Herr hat dies möglich gemacht, für die Vollendung Ihrer Seele. Vergessen Sie nicht, was der Apostel sagte: `Unser kleinstes Elend, und sei es nur für den Moment, hilft uns, in die höchste und unendliche Herrlichkeit zu gelangen´, also lassen Sie sich nicht entmutigen und harren Sie aus, denn der Herr wird jene retten, die bis zum Ende ertragen."

"Vater, als ich das - das Blut sah ... Plötzlich wurde der ganze Raum rot, und ... all diese Erinnerungen, ich dachte - ich wäre gefangen, Vater, es war, als wäre ich in die Vergangenheit zurückgeschleudert worden ..." Severus begann zu zittern.

"Shh, ich weiß, ich weiß", sagte der Priester und streichelte Severus´ Kopf. "Du musst wachsam sein, Kind. Dir ist vergeben worden. Solche Gedanken sind die Versuchung des Feindes, der dich glauben lassen möchte, dass du dich Gott nicht nähern kannst. Der Herr wird dem Demütigen immer Gnade zuteil werden lassen."

Severus´ Augen wurden wässrig. "Vater, haben Sie einen Psalm mitgebracht?"

"Ich werde lesen, aber Sie müssen ruhen, Severus."

"Bitte, Vater."

Der Priester öffnete das Buch und begann zu skandieren: "Oh Gott, in der Vielzahl Deiner Gnade, hör mich in der Wahrheit Deines Heils. Liefere mich dem Sumpf aus, und lass mich nicht sinken; lass mich ausgeliefert werden von denen, die mich hassen, und heraus aus den tiefen Wassern."

"Lass die Flut mich nicht überschwemmen, noch lass die Tiefe mich verschlingen; und lass die Grube nicht ihren Mund über mir schließen", begleitete Severus den Priester in seinem Gebet.


***




Am nächsten Tag saßen Harry, Ron und Hermine im Kerker, die Augen auf die Tür gerichtet und warteten auf die Ankunft des Zaubertranklehrers. Niemand der Schüler konnte glauben, dass ihr rätselhafter Professor so bald nach den Geschehnissen wieder unterrichten würde, doch während des Frühstücks hatte Dumbledore angekündigt, dass es dem Zaubertrankmeister gut ginge und er den Unterricht am selben Nachmittag wieder aufnehmen würde.

"Er ist spät", sagte Hermine. Sie spielte nervös mit einem Stück Pergament. "Der Direktor hätte ihn zwingen sollen, sich zumindest für den Rest der Woche freizunehmen."

Ron spähte zu Draco. "Ich kann nur sagen, dass Malfoy gut weggekommen ist."

"Ich weiß nicht, Ron. Er sieht ein wenig blass aus", meinte Harry.

"Jaah ... macht sich Sorgen, dass er diesmal wirklich erledigt ist."

"Da ist ein Unterschied zwischen einer Tasche voll Kakerlaken und diesem ... was auch immer dieser Fluch war", sagte Hermine und schauderte.
"Nur ein Malfoy kann sich etwas so Perverses ausdenken", sagte Ron. "Ihr habt gesehen, wozu sein Vater fähig ist."

"Möglich, aber -"

Harrys Wort wurde abgeschnitten durch das ächzende Geräusch der sich öffnenden Türe.

Ihr Zaubertrankmeister, das Gesicht leicht verzogen, ging nach vorne zu seinem Tisch und lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen.

"Schönen Nachmittag, Kinder. Heute werden wir einen Gegenfluch-Trank brauen. Dieser Zaubertrank ist vor allem wirkungsvoll gegen Flüche, die die inneren Organe angreifen, wie etwa der Cervicum Delirias-Fluch, der furchterregende Halluzin-"

"Professor Snape, Sir", sagte Hermine.

"Miss Granger? Was ist los?"

"Ich habe mich nur gefragt, Sir, wenn Ihnen meine Frage nichts ausmacht ... geht es Ihnen gut?"

"Ich schätze Ihre Besorgnis, aber ich versichere Ihnen, dass ich mich wunderbar fühle. Fahren wir fort?"

"Ja, Sir", sagte Hermine und unterdrückte das Verlangen, ihrem Lehrer zu widersprechen.

"Wie ich eben sagte, Kinder, löst der Cervicum Delirias-Fluch mächtige Halluzinationen aus, der oft in Anfällen gipfelt. Wenn ihr eure Zaubertränke gebraut habt, testen wir sie wie üblich aus."

Neville Longbottom fummelte an seinem Kessel herum und wurde rot.

Nachdem die Schüler sich die notwendigen Zutaten besorgt hatten, half Severus jenen, die sich schwer taten und ermunterte sie und lobte jene, deren Tränke die richtige Beschaffenheit und Farbe hatten. Er legte sein besonderes Augenmerk auf Draco Malfoy, dessen Ausdruck zwischen Besorgnis und Ablehnung schwankte. Der Zaubertranklehrer ignorierte das frostige Benehmen des jungen Slytherins und behandelte ihn mit unmissverständlicher Freundlichkeit.

"Was tut der Professor?" fragte Ron. "Ich meine, seht ihr das? Weiß er nicht, dass Draco hinter diesem ganzen kranken Blutstreich steckt?"

"Malfoy verhält sich sonderbar. Als wäre er ausgerastet oder so und möchte es nicht zeigen", sagte Harry.

"Wir müssen der Sache auf den Grund gehen", sagte Hermine. "Andernfalls mache ich mir wirklich Sorgen darüber, was Professor Snape als Nächstes passieren könnte."

In dem Moment sagte der Lehrer: "Klasse, es ist Zeit, eure Tränke zu testen." Er wendete sich Malfoy zu. "Mister Malfoy, wir beginnen mit Ihrem. Ich werde ihn probieren."

Alle Schüler glotzten Snape ungläubig an, während Dracos blasierter Ausdruck aus seinem Gesicht wich.

"Sir, wir testen unsere Zaubertränke immer selber."

"Es gibt für alles ein erstes Mal, ist es nicht so?"

"Professor Snape, ich glaube nicht, dass das sicher ist. Ich - ich könnte einen Fehler gemacht haben. Was, wenn etwas schief geht -"

"Haben Sie kein Vertrauen in Ihre Zaubertrankfähigkeiten, Mr. Malfoy?"

Dracos Lippen kräuselten sich, und seine Wangen wurden rot. "Sie waren immer ganz versessen darauf zu verkünden, wie gut ich darin bin, Sir."

Der Zaubertrankmeister schöpfte etwas von Malfoys Gebräu in ein Glas. "Jeder passt gut auf. Der Trank von Mister Malfoy hat exakt die richtige Farbe, ein tiefes Oxydrot, und beachten Sie die Zusammensetzung: nicht ganz so dick wie eine Creme, ohne Klumpen von was auch immer." Er roch daran, und nickte. "Ist das Opfer einmal mit dem Fluch belegt, sollte der Gegenfluch-Trank so bald als möglich verabreicht werden, um einer eventuellen Hirnschädigung vorzubeugen. Es dauert ein paar Minuten, bis er seine volle Wirkung entfaltet, also seien Sie nicht beunruhigt, wenn ich währenddessen nicht ganz bei mir zu sein scheine."

"Wir müssen das stoppen!" rief Hermine.

"Wieso hätte Malfoy sich an seinem Trank zu schaffen machen sollen, wenn er nicht mal gewusst hat, dass der Professor ihn trinken würde?" fragte Harry.

"Ich sagte euch, dass Snape verrückt geworden ist", brummte Ron.

"Er ist ein Zaubertrankmeister", sagte Harry. "Glaubt ihr wirklich, er hätte es nicht bemerkt, wenn Malfoy den Trank vermasselt hätte?"

"Malfoy sieht aus als ob er sich in irgendetwas stürzen möchte", sagte Ron. "Kein gutes Zeichen."

In diesem Moment fuhr sich Snape mit dem Zauberstab an die Schläfe und sagte: "Cervicum Delirias."

"Nein!" rief Hermine.

Der Professor schwankte und griff nach dem Glas. Er leerte es in einem Zug, und es rutschte ihm aus den Fingern.


 

 Kapitel 6

 Kapitel 8

 

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