Queer eye for the Snape guy

 

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Kapitel 5



"Du bist also die geheimnisumwitterte Miß Granger", flüsterte Carson, sobald Snape außer Hörweite war.
"Ja, die bin ich! Ich muß sagen, ich bin total aufgeregt, daß ihr alle hier seid. Meine Freunde und ich wir waren schon seit Monaten aufgeregt! Und eh ich es vergesse, Ted, diese Beerentörtchen waren absolut erstaunlich, vielen, vielen Dank!"
Ted schenkte ihr ein bescheidenes Lächeln. "War mir ein Vergnügen."
"Also Miß Granger", fing Jai an.
"Bitte, nennt mich doch Hermine", unterbrach sie ihn.
"Also schön, Hermine. Ich muß sagen, es trifft wirklich alles auf Professor Snape zu, was du uns so geschrieben hast. Er scheint etwas... hm, wie soll ich es sagen..."
"Unfreundlich?" - Kyan.
"Grob?" - Thom.
"Verbittert?" - Ted.
"Angeberisch?" - Carson.
Die anderen vier hatten offenbar keine Probleme Wörter zu finden, die den Meister der Zaubertränke umschreiben konnten.
"Ja nun", wich Hermine aus, "er ist schon eine ganze Weile so. Ich bin mir nicht sicher, was ihn dazu gebracht hat." Sie nahm an, daß sie nicht wirklich flunkern würde. Die ganze Zeit, die sie Snape kannte, konnte doch sicherlich als eine Weile durchgehen, oder nicht?
"Vielleicht war etwas mit der Frau, die er liebt", überlegte Kyan. "Die, die du in deinem Brief erwähnt hast."
Carson nickte eifrig. "Liebeskummer kann so manchen Mann in einen Eisklotz verwandeln."
"Wer ist überhaupt die Frau seines Herzens?" mischte Thom sich ein. "Eine der Lehrerinnen?"
Hermine dachte rasch nach, sich dafür entscheidend, daß es nicht ratsam war jemanden aus der Umgebung mit hinein zu ziehen. "Nein, es ist eine Dame, die in London lebt. Sie kommt ab und zu vorbei, um uns alle hier zu besuchen, war aber schon eine ganze Weile nicht mehr da."
"In London? Das könnte eine Schwierigkeit sein." Ted schnitt eine Grimasse.
"Warum das?" erkundigte sich Hermine.
"Alsoooooo", Carson verdrehte die Augen, "wir drehen hier in der schottischen Version vom Arsch der Welt... ist nicht abwertend gemeint..., wenn also diese Lady in London wohnt, wie kann sie dann für die Show morgen sein Date sein?"
Jai nickte im Einverständnis. "Das ist wirklich ein bißchen knifflig."
"Könnten wir nicht einfach auf den Teil mit dem Date verzichten? Sich einfach nur auf das Make-Over konzentrieren? Ich kann mir gut vorstellen, daß Professor Snape den Zeitrahmen locker ausfüllt." Hermine begann nun aus erster Hand die Erfahrung zu machen, welche Gefahren eine klitzekleine Lüge in sich bergen konnte.
"Nein, nein, Sparschwein!" schüttelte Carson den Kopf. "Die Kritiken würden einfach so die Toilette runtergehen wenn wir nicht eine potentielle Liebe in jeder Folge bringen." Er bewegte Andeutungsweise die Hüften beim Wort "Liebe".
Die Gruppe erreichte gerade die Gästesuiten im Erdgeschoß des Astronomieturmes.
"Hier wären wir dann also." Hermine öffnete jeweils eine Tür, ehe sie zur nächsten weiterging. "In jeder Suite ist Platz für vier Personen, ich überlasse es euch zu entscheiden, wer sich die Zimmer mit wem teilt." Sie lächelte zuckersüß in die Runde, während sie fortfuhr: "Warum nehmt ihr euch nicht ein paar Minuten, um euch einzurichten und ich bringe euch dann wieder zurück in den Kerker, damit ihr anfangen könnt."
"Hab ich es doch gewußt!" rief Thom aus. "Diese Räume da unten konnten doch nur ein Kerker sein."
"Das ist nur so eine Redewendung, Thom, da bin ich mir sicher", versicherte ihm Jai. "Ich denke nicht, daß sie da unten Gefangene halten, oder was weiß ich."
Hermine unterdrückte ein Kichern, daran denkend, daß die meisten Schüler es vermutlich vorziehen würden, ein Gefangener zu sein, als an Professor Snapes Unterricht teil zu nehmen. Auch wenn sie selber diesen eher genoß, wußte sie doch, daß die meisten ihrer Mitschüler sie für die hinterhältigste Form von Folter hielten. "Ich warte draußen, bin aber in ein paar Minuten wieder da um euch abzuholen."
Hermine raste auf die andere Seite des Turmes, wo Ron und Harry sie gespannt erwarteten.
"Nun?" fragte Ron.
"Was halten sie von Snape?" unterbrach Harry.
"Eine Frage nach der anderen", erwiderte Hermine. "Ich habe nur ein paar Minuten. Also hauptsächlich haben sie sich danach erkundigt, warum Snape so unangenehm ist und haben sich Gedanken über den Kerker gemacht. Oh ja, und sie müssen ein Date für Snape finden."
"Ein Date?" wiederholten die Jungen.
Hermine nickte. "Sie haben gesagt, daß die Sendung mit einem Date enden muß. Ich denke, das hätte ich wohl absehen müssen, weil alle Episoden so enden. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Das Problem ist, wie finden wir jemanden, der freiwillig mit Severus Snape ausgeht?"
"Und auch noch in weniger als 24 Stunden", seufzte Harry.
Ron stöhnte. "Das ist ein Ding der Unmöglichkeit."
"Wir müssen uns einfach was einfallen lassen. Fangt ihr zwei schon mal an, die Köpfe zusammen zu stecken, ich bringe sie zum Kerker zurück, damit sie Snapes Räume in Angriff nehmen können. Dann will Dumbledore mit ihnen reden, aber danach komme ich zu euch und wir können den Plan besprechen."
"Gott sei Dank, daß du die Schulsprecherin bist und ein Auge auf sie haben kannst", meinte Harry. "Erzähl uns nachher, wie der Nachmittag verlaufen ist."
"Werde ich... ich muß mich sputen!" Hermine hastete los um ihre Schützlinge einzusammeln, einen verzagten Ron und einen mutlosen Harry zurücklassend, die versuchten herauszufinden, wer wohl waghalsig genug war, mit diesem Slytherin-Ekel Abends auszugehen.

***



Glücklicherweise brachten die Fab 5 nicht wieder das Thema "Snapes Liebesleben" zur Sprache, als sie wieder zum Kerker zurückkehrten. Sie fragten allerdings eine Unmenge von Sachen, was die Angewohnheiten und den Geschmack des Professors anging.
"Hermine, für die Show würden wir gerne die Freunde und Familie unseres Gastes interviewen. Eine Reihe loser Kommentare, wenn du es so willst", erklärte Jai. "Kannst du uns ein paar Leute empfehlen, die mit uns über Severus sprechen würden?"
Hermine biß sich auf die Lippe. "Nun, ich glaube Professor Snape hat keinerlei Familie. Wenn doch, dann hat er sie noch nie erwähnt und sie haben ihn ganz sicher noch nie hier besucht. Was die Freunde angeht, so glaube ich, daß Professor Dumbledore und Hagrid ihm am nächsten stehen. Und dann vielleicht noch die Schulkrankenschwester Madam Pomfrey, oder Mr. Filch unser Hausmeister. Sie alle kennen ihn ziemlich gut." - Oder werden zumindest am wenigsten schlecht über ihn reden, dachte Hermine bei sich.
"Wie sollten auch mit ein paar von den Schülern sprechen, Jai", schlug Thom vor.
Jai stimmte dem zu und drehte sich zu Hermine um. "Das wäre spektakulär, unsere Zuschauer würden dich und deine Schulkameraden ganz sicher entzückend finden."
"Und wir müssen zumindest eine Aufnahme machen, wo Severus von seinen, ihn verehrenden Schülern umringt ist, die zu ihm auflächeln..." Kyan hielt seine Hände so, als würde er das Bild mit einer geistigen Kamera visualisieren. "Die Rückmeldungen werden gigantisch sein!"
'Großartig', dachte Hermine. 'Nun brauchen wir nicht nur eine Verabredung für den ollen Griesgram, sondern jetzt müssen wir auch noch eine Gruppe von Schülern ausfindig machen, die bereit sind so zu tun, als könnten sie seinen Anblick tatsächlich ertragen. Abgesehen natürlich von Ron und Harry, die auf jeden Fall zustimmen werden, wenn sie hören, was ich sonst mit ihnen anstelle. Die einzigen, die mir sonst noch einfallen, sind die bilderliebenden Creevey-Brüder. Auch wenn Snape der Hauslehrer von Slytherin ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Wichser sich für eine Muggel-TV-Show filmen lassen würden.'
Hermine erzählte niemandem von ihren Befürchtungen. "Das ist eine wundervolle Idee", schwärmte sie.
Dann waren sie wieder im Kerker und standen vor der Tür zu Professor Snapes Quartier. Hermine klopfte mit einer Selbstsicherheit an, die sie nicht empfand. "Professor Snape, sind Sie bereit anzufangen?"

***



Die Zeit war zu schnell vergangen, dachte Snape, als er einen letzten Schluck nahm und dann auf Miß Grangers Klopfen antwortete: "Herein!"
Die Tür öffnete sich und herein kamen Miß Granger und der Trupp Muggel. Etliche trugen Geräte, von denen Severus annahm, daß man sie dafür benötigte, die Sendung aufzunehmen. Einer hatte eine Kiste, die leicht schien und die wie eine Art Kamera aussah, aber Snape zögerte zu erraten, um was es sich bei den anderen Sachen handeln könnte.
"Wir sind zurück!" rief Carson aus. "Laß uns zur Sache kommen. Wo ist dein Kleiderschrank?" Carson fing an, auf der Suche nach Snapes Schlafzimmer sämtliche Türen aufzureißen und sie dann wieder zu schließen. Als er die richtige Tür erwischt hatte, rief er: "Jai, komm und schau dir das an!"
Snape wollte ihnen gerade folgen um ein zu unverfrorenes Eindringen in seinen wohl intimsten Raum zu verhindern, wurde aber von Thom auf die Seite genommen. "Also Severus, könntest du bitte mit mir eine Tour durch deine Räume machen?"
Als Thom ihn durch die Wohnung führte, bemerkte Snape, dass Kyan das Bad entdeckt hatte und Ted die Spirituosensammlung inspizierte.
"Da gibt es wirklich nicht viel zu zeigen", grummelte Snape und machte eine Geste zu dem Raum hinter ihnen. "Dies ist mein Aufenthaltsraum. Hier halte ich mich auf."
Er schritt herüber zur Schlafzimmertür und deutete hinein. Die Männer mit den Muggelmaschinen folgten ihm. "Das Zimmer, das Ihre Freunde hier so gewissenhaft durchstöbern ist mein Schlafzimmer. Es ist ganz konventionell mit einem Bett eingerichtet." Er folgte auf Kyans Spuren. "Und dieser so unglaublich faszinierende Raum ist mein Badezimmer, Sie werden feststellen, dass er komplett mit modernen Leitungen und Abflüssen bestückt ist. Dies ist der Abschluß der Snape´schen Haushaltstour."
Thom lachte. "Wenn du jemals des Unterrichtens müde sein solltest, dann solltest du ernsthaft eine Karriere in der Tourismusbranche in Erwägung ziehen. Du hast ganz schön Talent dafür."
Snape hatte das unbestimmte Gefühl, auf den Arm genommen zu werden, sagte aber nichts. Es gab noch eine Menge mehr, was man über die Zimmer hätte sagen könne, doch Snapes ungeübtem Auge entgingen diese Dinge. Seine Räumlichkeiten hatten einen wunderschönen Hartholz-Fußboden, aber der war von häßlichen, fadenscheinigen, scheußlich-grünen Flickenteppichen bedeckt, die hier schon seit den siebziger Jahren rum lagen. Die steinernen Wände waren nicht mit Farbe beehrt worden und die einzigen Möbelstücke des Zimmers waren rein funktionell, ohne einen besonderen Stil oder auch nur Wärme. Lediglich die Vielseitigkeit in den Bücherregalen und die Unmenge von Alkoholika auf der Anrichte gaben einen Einblick in die Persönlichkeit des Bewohners. Die Räume waren nur spärlich beleuchtet, mit nur wenig natürlichem Licht, das durch ein Lukenfenster in der Nähe der Zimmerdecke fiel, und diversen Kandelabern, die für die restliche Beleuchtung sorgten.
"Du hast ein nettes Plätzchen hier, wenn man bedenkt, daß dies ein Kerker ist", fing Thom an. "Aber er könnte etwas Farbe vertragen und mehr Licht. Sag mir Severus, woran hängst du in diesem Zimmer am meisten?"
Severus war verwirrt. "Was meinen Sie mit dran hängen?"
"Wenn wir hier umdekorieren, dann tauschen wir vielleicht ein paar von den alten Möbelstücken aus; ich will nur sicherstellen, daß wir die Sachen hier behalten, die dir besonders am Herzen liegen." Thom legte seine Hand auf den Sessel vor ihm.
Severus war hin- und hergerissen; er mochte den Gedanken nicht, daß ein paar Muggel seine Zimmer umgestalten würden, aber in Wirklichkeit hatte er keine besondere Beziehung zu seinen alten Möbelstücken. "Laßt nur die Bücher in Ruhe."
Thom klatsche sich in die Hände. "Null Problemo! Ich habe bereits ein paar Ideen, ich werde mich an die Arbeit machen, während du mit Carson einkaufen gehst. Und wo wir gerade von Carson sprechen, ich glaube, dein Typ wird verlangt."
Carson jaulte aus dem Schlafzimmer heraus: "Severuuuuuus, komm hierher zurück!"
Zögernd folgte Snape der Aufforderung, zurück ins Schlafzimmer hastend und beinahe über einen der Filmleute stolpernd, der versuchte, ihm immer auf den Fersen zu bleiben. Er sehnte sich nach einem weiteren Drink.
"Was denken Sie, was Sie da treiben?" giftete er. Carson und Jai waren fröhlich dabei, all seine Klamotten auf einen Haufen auf den Boden zu werfen.
"Severus, bestellst du dir deine Sachen bei einem Versandhandel? Ich schwöre, das hier ist immer das gleiche Outfit, es hat sich nur irgendwie selbst zehnmal vermehrt! Jede einzelne dieser Jacken hat HAARGENAU den gleichen Schnitt!" Carson ließ mit jedem genau betonten Wort ein Kleidungsstück fallen. "Und es existieren mehr Farben, als ausschließlich Schwarz. Ich denke, ich sollte dich mit ihnen bekannt machen."
Carson schmiß sich selbst auf das Bett und preßte sich die Hände gegen die Stirn, dramatisch vor sich hin stöhnend. "Oh mein Liebling Severus, wir haben hier eine ganze Menge Arbeit zu tun."
Severus hörte ein Kichern hinter sich und fuhr herum. Miß Granger. Er hatte ganz vergessen, daß sie immer noch da war.




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