Reinheit des Blutes

 

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Kapitel 11: Bemühungen



Mutter wollte nicht darüber reden, was vorgefallen war. Ich denke mal, er hat sie irgendwie beleidigt. Zwei Wochen später erhielten wir eine Eule von ihm. So wie es aussah, hatte er tatsächlich einen Anwärter gefunden, der, geblendet von der Mitgift, bereit war mich zu heiraten.

Sein Name - Krumm, Victor. Ehemaliger Quidditchspieler, Durmstrang-Absolvent und aufstrebender Auror. Nach seiner kurzen, aber heftigen Liaison mit Hermine Granger, hatten ihn seine Eltern enterbt und verstoßen. Er sah ihn mir wohl die Möglichkeit gesellschaftlich wieder aufzusteigen.

Das erste Treffen würde in einem Monat stattfinden, und, wenn ich überzeugen konnte, würde man gleich die Verlobung bekannt geben. Ich war nicht gerade begeistert, auch dann nicht, als Mutter mir Bilder von ihm zeigte.

Ganz nett, mehr wollte und konnte ich nicht über ihn sagen.

"Sieht er nicht wirklich sehr gut aus?"

"Bitte, er ist ganz nett. Ma, können wir nicht über etwas anderes reden?"

"Nein. Amalys ich hoffe du begreifst den Ernst der Lage!"

"Ja, natürlich. Verzeih."

Wieder einmal hatte ich gekuscht, wie ich es die letzten Monate bitter gelernt hatte. Ich sehnte mich zurück, in meine kleine sichere Welt voller Muggel. Ich hasse die Zaubererwelt!

***



Der Tag rückte unaufhaltsam näher und Professor Snape hatte sich nicht mehr gemeldet. Er würde aber mit meinem möglichen Ehemann zusammen kommen. Als Anstandsdame sozusagen, nicht, dass es mir etwas ausmachen würde. Ich hatte kein allzu großes Verlangen danach, wieder einen Kandidaten zu sehen oder zu umschmeicheln. Das Spiel war abgenutzt und ich wünschte mir immer öfter, dass es endlich vorbei wäre.

Ron und ich gingen häufig zusammen weg. Er flog mit mir durch den Himmel und ich war unglaublich begeistert. Und zugleich sehr traurig. Ich beneidete ihn darum. Auf Besen fliegen, von einem Ort zum Anderen in solch kurzer Zeit und all die Dinge, die ich niemals tun würde. Doch wenn ich bei ihm war, dann war ich einfach nur glücklich. Ich musste bei ihm niemand sein, der ich nicht war.

Da Hermine häufig sehr beschäftigt war, verbrachte ich fast meine ganze Freizeit mit ihm. Und jeden Abend, wenn er mich zurück nach Hause brachte, mich sanft in den Arm nahm und meine Wangen küsste... dann wünschte ich mir, dass er frei wäre. Ich liebte ihn nicht, aber ich mochte ihn weit mehr, als jeden anderen Mann zuvor. Das durfte ich ihm natürlich niemals sagen, aber es war so und beschämte mich.

***



Die alte Frau stand am Fenster, als der junge Weasley ihre Enkelin nach Hause brachte. Sah, wie er sie umarmte und wie sie sich näher an ihn kuschelte. Amalys war ihr ein und alles. Sie liebte sie sehr, und weit mehr als ihre eigene Tochter.

Selene war ihr schon früh fremd geworden, doch die Enthüllungen der letzten Wochen hatten dieses Gefühl noch verstärkt. Sie erinnerte sich noch genau daran, als wäre es erst gestern gewesen, als Severus um die Hand ihrer Tochter angehalten hatte. Damals lebte auch sein Vater noch und jeder dachte, diese Verbindung würde die stärkste Familie hervorbringen.

Der junge Snape war ihr angenehm, intelligent und ernsthaft. Mit einem Hauch von Melancholie und zugleich Leidenschaft. Sie hätte ihn so gerne in ihrer Familie begrüßen wollen... mochte er auch keine Schönheit sein, so besaß er doch bereits in jungen Jahren eine starke Anziehungskraft. Sie mochte ihn. Hatte stets seinen Lebensweg verfolgt und den Hass, der zwischen ihren Familien wieder aufkeimte, bedauert. Selene hatte sie alle manipuliert. Und erst jetzt würde die Schuld wohl getilgt werden. Sofern sich alles so regeln würde, wie sie es sich dachte.

***



Der Tag hatte nicht gut angefangen. Selene war wieder einmal betrunken am Kamin eingeschlafen und war nun fuchsteufelswild, weil sie niemand geweckt hatte. Dann hatte sie in einem meiner neuen Abendkleider einen Riss entdeckt und hatte mir eine schallende Ohrfeige verpasst. Einfach klasse!

Aber ich konnte ja wohl schlecht zugeben, dass ich Acky erlaubt hatte, es anzuziehen. Die kleine Hauselfe verkleidete sich für ihr Leben gern. Im Esszimmer begegnete ich dann Grandma, welche meine "unmögliche" Kleidung bemängelte und mir wieder einmal die Vorzüge von Röcken und Kleidern nahe bringen wollte. Es dauerte ewig, bis ich sie losgeworden war. Danach wollte ich nur noch eines: raus hier!
Und genau das tat ich auch.

***



Ich war mit Silberschweif, einer noch sehr jungen Stute, ausgeritten und hatte nicht auf die Zeit geachtet. Es regnete in Strömen und ich war bereits gänzlich durchnässt als ich am Stall ankam. Dennoch war es herrlich gewesen, dieser Ausritt, das Gefühl von Freiheit.

Beim Absatteln begann die Stute plötzlich zu bocken und tänzelte unruhig. Ich versuchte noch, sie zu beruhigen, da preschte sie auch schon hinaus auf die Wiese. Wann immer ich mich ihr näherte, wieherte sie und schnaubte aggressiv. Ich konnte nichts tun.

"Sie fürchtet sich vor etwas."

Snapes Stimme durchbrach das Gewitter problemlos, obgleich er nicht geschrieen hatte.

"Ach, was Sie nicht sagen!"

Von oben bis unten mit Schlamm bespritzt, nass und zittrig vor Kälte war ich keineswegs bereit eine höfliche Frau zu repräsentieren. Selbst dann nicht, als ich neben ihm den jungen Mann erkannte. Er hatte seine Nase gerümpft angesichts meines Anblickes und ein Zauber hielt den Regen von ihm ab. Victor Krumm wandte sich an Snape und seine Stimme klang nestelnd und unangenehm. "Diese Gör soll ich heiraten?"

"Sie ist reich, entstammt einer uralten Familie und wird Sie in die höchsten Gesellschaften einführen."

Er warf mir einen kurzen Blick zu, während ich zum wiederholten Male versuchte Silberschweif zu beruhigen. Dann diskutierte er weiter mit Snape und ich probierte mein Glück bei der Stute mit sanften Gurrlauten. Doch sie trickste mich aus und meine Füße verloren den Halt. Mit einem lauten "Platsch" landete ich im aufgeweichten Gras.

"Verdammt! Verdammter Mist!"

Beide Männer wanden sich überrascht mir zu und ich konnte ihre Missbilligung spüren. Von meiner guten Laune war nichts mehr übrig, ich fühlte mich entnervt und war den Tränen nahe.

"Sie sind so ein Kind!"

Die wütende Stimme des Professors gab mir den Rest und ich fing ungehemmt zu weinen an. Das alles war einfach nur peinlich und demütigend. Entnervt aufseufzend zückte er seinen Zauberstab und mit einem leisen Wort trabte mein Ärgernis friedlich zurück in den Stall. Ich starrte ihn verblüfft an und er rümpfte leicht die Nase. Dennoch streckte er mir seine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen, da ich noch immer im Schlamm saß und mich selbstbemitleidete.

Ich versuchte mich etwas zusammen zu nehmen und reichte Mr. Krumm meine Hand. Er wich so schnell und entsetzt zurück, dass er das Gleichgewicht verlor und selbst zu Boden ging. Wie er dort saß, in seiner zweifellos teuren Robe mit einem völlig schockierten Gesichtsausdruck, reizte er mich einfach zum Lachen. Und das tat ich auch, laut und anhaltend.

Es war nicht böse gemeint gewesen, und ich wollte ihn damit auch nicht verärgern. Doch das war er und Victor verließ unser Anwesen deutlich schneller, als er es betreten hatte.

Severus maß mich mit einem äußerst bösen Blick und ich hätte mich nur zu gerne verkrochen.

"Können Sie sich nicht einfach wie eine normale junge Hexe benehmen?"

"Ich bin aber keine Hexe."

"Dann benehmen Sie sich wenigstens wie eine Erwachsene."

Ich schnaubte und strich mir die nassen Strähnen aus der Stirn. Er hatte die Arme verschränkt und wirkte aufgebracht.

"Es tut mir leid."

Er hatte ja recht. Ich hatte mal wieder den Bogen überspannt. Aber konnte er mich denn nicht verstehen? Ich wollte nicht heiraten, wollte nicht in diesem golden Käfig leben.

"Sie sind wirklich eine Schande, Miss Xanthreos."

Damit ließ er mich einfach im Regen stehen. Selbstgefällig wie er war, verschwendete er keinen Gedanken an mich. Herzlichen Dank, verdammter Snape.


Kapitel 10

Kapitel 12

 

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