Reinheit des Blutes

 

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Kapitel 7: Selene's Vergangenheit und Erinnerung



Nachdem die Kandidaten sich alle als unzumutbar oder gänzlich uninteressiert herausgestellt hatten, hielten Grandma und Mutter wieder einmal Kriegsrat im Esszimmer. Langsam frage ich mich, warum immer dort? So kann ich ihnen auf Dauer gar nicht aus dem Weg gehen!
Es war nun der vierte Abend in Folge, nach den missglückten Angelversuchen, dass sie sich lautstark stritten. Ich hasste das, hatte es schon damals gehasst, als Mutter und Paps miteinander diskutiert hatten. Es liess mich nicht schlafen, und dennoch konnte ich nicht einfach dazwischen gehen.
Doch das würde wohl auch nicht nötig sein... Diesmal war meine Anwesenheit erwünscht!

***



"Amalys was ist nur schief gegangen?"
"Oma ich weiß es wirklich nicht!"
"Du bist doch so hübsch und lieb..."
"Bitte weine nicht."
Doch es war schon zu spät. Sie begann wirklich zu weinen, und es zerriss mich innerlich. Das wollte ich nicht, ich hätte mich mehr anstrengen sollen. Es tat mir so leid! Erstaunlicherweise war Ma ganz lieb und sanft zu ihr. Nahm sie in den Arm und tröstete sie. Ich fühlte mich schrecklich schuldig.
"Was soll ich denn machen? Bitte es gibt bestimmt noch mehr Kandidaten?"
Mutter schüttelte resigniert den Kopf und streichelte weiterhin Omi. Ich hatte sie alle enttäuscht.
"Amalys, mach dir keine Sorgen."
"Aber was machen wir denn jetzt?"
Sie seufzte und warf sich ihre roten Locken elegant in den Nacken. Selene war wirklich schön. Ihre blauen Augen waren unglaublich hell und ihr Gesicht weich und rund, wie das eines Engels oder einer Madonnenstatue. Sie war etwas mehr als einen Kopf größer als ich, etwas üppiger gebaut und ihre Stimme war tief. Die Männer drehten sich alle nach ihr um, und Grandma meinte, als sie in meinem Alter war, konnte ihr niemand wiederstehen. Das glaubte ich ohne zu Zögern.
Und gerade dieser Unterschied zwischen uns, stellte insgeheim das Problem dar. Wäre ich wie sie, würde ich trotz meines offensichtlichen Makels einen guten Ehemann abbekommen. Schließlich war sie die Einzige gewesen, die einen Snape für sich hatte interessieren können.
"Wie war das damals eigentlich mit dir und dem Stammhalter der Snapes?"
Ihre überraschten Augen blinzeln mich an und ich entdecke zum ersten Mal Unsicherheit in ihnen. Vielleicht hätte ich nicht fragen sollen?
"Warum willst du das wissen?"
"Einfach nur so."
Grandma seufzte und wischte sich über ihr tränennasses Gesicht. Mutter schwieg einen Augenblick, als würde sie in die Vergangenheit reisen um mir davon zu berichten.
"Er heißt Severus Snape. Wir gingen beide in Hogwarts zur Schule... im gleichen Haus - Slytherin!"
Sie sieht mich nachdenklich an und sieht mich doch nicht. Ihre Stimme klingt bedauernd, traurig. Und ich spüre deutlich, da muss es noch mehr geben.
"Und ihr ward Freunde?"
"Freunde? Ich glaube nicht, dass er irgendwelche Freunde hatte."
"Warum nicht?"
"Er war schon immer anders als sie! Mutiger, kälter und obwohl seine Familie reinblütig war, schien er nichts gegen Schlammblütler zu haben. Nicht wirklich zumindest."
"Klingt, als wäre er nett?"
Sie lachte und schüttelte den Kopf. "Nein, das sicher nicht."
"Warum hast du nicht ihn geheiratet?"
Ich wagte mich auf sehr persönliches Terrain vor, aber es war wichtig. Hatte sie meinen Vater so geliebt, wie ich in meiner Kindheit immer gedacht hatte?
"Das lässt sich nicht so einfach erklären. Severus war zwei Jahre über mir, unnahbar. Die anderen Mitschüler mieden ihn, aber ich mochte seine Art. Wie er schon mit sechzehn Macht über andere hatte, allein wegen seines klugen Kopfes. Sein Stolz, seine Suche nach... einfach nach mehr!"
"Er war ein Anhänger Voldemorts, nicht wahr?"
"Ja. Aber das sagt nichts aus. Früher, als er gerade erst langsam an Macht gewann, sind viele Reinblütler auf seine Seite gewechselt. Teils weil sie seine Ansichten teilten, teils weil er ihnen Macht und eine Alternative zu dem Stumpfsinn ihrer Zukunft bot. Nicht alle von ihnen waren böse! Und nicht alle, die gegen ihn kämpften waren gut! Es waren andere Zeiten damals, wir waren in unserem Frieden mit allem und jedem gefangen!"
Oma sah sie aufmerksam an, wie sie sich langsam in Rage redete. Ihr Blick zeigte eine leise Trauer und plötzlich fragte ich mich, ob meine Mutter ihm auch gefolgt war.
"Ma? Warst du auch... ein Anhänger Voldemorts?"
Ihre blauen Augen schwimmen in Tränen und ihre Stimme ist brüchig. "Frauen nahm er nicht wirklich auf. Wir waren nur Informantinnen...aber ja, ich teilte seine Ansichten."
Grandma begann zu zittern, sie weinte wieder und ich fühlte mich erschlagen. Überrumpelt von der Wahrheit und dem Schock. Wie konnte das sein? Ich hatte über den Aufstieg und Fall Voldemorts gelesen, hatte die Bilder seiner Gräueltaten gesehen. Tote, Verstümmelte, Kinder denen man Gewalt antat...Wie hatte sie einer solchen Kreatur folgen können?
Sie beobachtete mich genau, das Entsetzten, den Ekel. Doch es wird noch schlimmer werden.
"Ich habe damals Snape davon erzählt. Ihn überredet mich zu einem der Treffen zu begleiten."
Pure Abscheu vor ihr überrollt mich, aber ich muss weiter zuhören. Will alles wissen.
"Er hätte damals schon alles für mich getan. Und so stieg ich in der Gunst des Meisters, weil ich ihm einen fähigen jungen Mann brachte. Aber Amalys, du musst mir bitte glauben, ich habe nie selbst meine Hand gegen andere erhoben. Und so naiv es auch klingen mag, ich hatte nie gedacht, dass es andere tun würden."
"Du hast ihn diesem Schicksal ausgeliefert? Einfach so?"
Grandma war zornig, wütend. Ihre Wangen färbten sich flammendrot. Mutter duckte sich unter der Wucht ihrer Enttäuschung..
"Ich hatte immer gedacht, du hättest ihn abgelehnt, weil er sein Anhänger war! Aber du hast ihn erst dazu gebracht!"
"Ja", sie klingt verloren in den Erinnerungen," und erst, als ich sah, was er tat für Voldemort, begann ich ihn abstoßend zu finden. Dann traf ich Dean, deinen Vater, und ich verliebte mich unsterblich in ihn. Wie hätte ich ihm weiter folgen können? Wie Severus' Antrag annehmen? Auch wenn ich es ihm versprochen hatte, ich konnte mein Wort nicht halten!"
"Du hattest ihm die Ehe versprochen?"
Meine Stimme zitterte vor Unsicherheit. Was würde ich noch erfahren? Welchen Schandfleck gab es noch in unserer Familie?
"Ja. Als Gegenleistung für seine Treue zu Voldemort."
"Und dann, als er es tat..."
"Bin ich gegangen. Habe Dean geheiratet und ein schönes Leben geführt."
Sie schien sich etwas zu schämen, aber nicht genug, um ihren Blick zu senken. Grandma ging auf sie los. Zwei Schläge trafen Ma´s Wangen, sie zuckte zusammen, Tränen liefen über ihr Gesicht.
"Du hast mehr Schande über uns gebracht, als sonst irgendwer! Du hast Versprechen gegeben, ohne sie je halten zu wollen! Du hast dem jungen Snape sein Leben gestohlen! Wie kannst du es wagen, mir noch in die Augen zu sehen!"
Ich trat nicht dazwischen. Alles erschien mir fern und unwirklich. Meine Mutter... die mir abends Geschichten vorlas, mich tröstete wenn ich Albträume hatte... war eine Anhängerin Voldemorts gewesen. Und mehr noch, sie hatte andere dazu verdammt. Es war unfair, und grausam.
"Warum?"
Sie drehten sich zu mir um, sahen mich zittern und weinen. Ich wurde in eine sanfte Umarmung gezogen, Oma wiegte mich und flüsterte tröstende Silben. Ma konnte mir nicht in die Augen sehen. Sie schluckte mehrmals, räusperte sich.
"Ich werde es wieder gutmachen! Werde eine Möglichkeit finden, unsere Familienehre wiederherzustellen! Ich werde zu ihm gehen, werde ihn bitten mir zu helfen. Wir werden einen guten Mann für dich finden, Amalys. Und vielleicht wird er mir verzeihen."
Tränenblind starrte ich sie an. "Warum sollte er dir helfen?"
"Weil ich immer noch Macht über ihn habe, weil er nie geheiratet hat... weil er mich sicher noch liebt!"
Grandma funkelte sie verachtend an und ihre Stimme bebte vor Abscheu. "Du willst ihn wieder benutzen? Was wirst du ihm diesmal versprechen?"
Selene stand auf, strich ihr Kleid glatt und hob stolz ihr Haupt. "Ich werde tun was nötig ist, und ich werde halten was ich verspreche! Er verdient euer Mitleid nicht! Letztlich war er nur ein Spion, ein Verräter! Er ist kein Unschuldslamm, auch wenn ihr in mir jetzt die Schuldige seht!"
Wir sagten kein Wort und sie hob ihre Hand, um mich über die Wange zu streichen. Doch ich drehte meinen Kopf weg, konnte sie nicht in meiner Nähe ertragen.
"Ihr werdet es sehen! Ich werde alles für uns zum Guten wenden!"


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