Die Schwärze der Nacht

 

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Kapitel 4


Das Mittagessen war vorüber. Dobby balancierte die leeren Teller und Schüsseln auf seinem Kopf und torkelte in die Küche. Narcissa hatte sich mit ihrem kleinen Sohn zur Mittagsruhe zurückgezogen. Lucius Malfoy beschloss, in seinem Arbeitszimmer die Rechnungen des letzten Monats zu überprüfen. Misslaunig stellte er sich den aktuellen Fehlerquotienten vor. Er würde seine Bediensteten stärker kontrollieren müssen. Vielleicht sollte er sie ein wenig mehr unter Druck setzen? Er begab sich an seinen Schreibtisch und wollte nach den Geschäftsberichten greifen, als er aus dem Augenwinkel eine dunkle Bewegung sah. Sofort stand er wieder auf. Ja, er hatte richtig vermutet. Mit großen Schritten ging er darauf zu, fiel auf die Knie und küsste den Saum eines Gewandes.

"Mein Lord, was wünscht Ihr von mir?"

"Lucius, mein Freund, steh auf. Ich habe einen Auftrag für dich. Geh ins Ministerium und verschaffe dir Einsicht in die Akten von Peter Pettigrew. Ich brauche alle Informationen: Alter, Schulbildung, Berufstätigkeit, Wohnort. Ich werde dich erwarten."

Lucius verbeugte sich. Er legte seinen Umhang um, ergriff einen Beutel mit Galleonen und disapparierte. Kurze Zeit später war er zurück.

"Lucius, du bist ein fähiger Mann. Sage nichts, sieh mich an. Ja, Peter Pettigrew, Beruf: uninteressant… Wohnort: bedeutungslos… mittelmäßiger Schüler, aber hier: Abschlussklasse in Hogwarts…das könnte etwas sein…ja, James Potter, und, sieh an, Severus Snape… Mit Peter Pettigrew hast du mir ein vorzügliches Werkzeug geliefert. Er wird die Chance seines Lebens bekommen. Du hast mir gute Dienste geleistet."

Einen Wimpernschlag später war Lord Voldemort verschwunden und Lucius wandte sich seinen Abrechnungen zu.

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Peter Pettigrew war wohlbehalten in seiner Behausung angekommen. Mit zitternden Händen schenkte er sich ein Glas Wein zur Beruhigung ein. Er ließ sich ächzend auf ein abgewetztes Sofa fallen und beglückwünschte sich zu seinem weisen Entschluss. Jetzt gehörte er zu den gefürchteten Todessern. Aber irgendwie wirkte die Gestalt des Dunklen Lords doch Furcht einflößend. Gut, dass es vorüber war. Er sah die schlangenartige Gestalt im Geiste vor sich. Sein Herz begann zu rasen.

"Beruhige dich, es ist vorbei."

"Ich bin es nicht gewohnt, auf diese Art begrüßt zu werden."

Der kleine Zauberer sprang auf und ließ dabei das Weinglas fallen.

"Wie dir bereits mitgeteilt wurde, kniest du nieder und erweist mir die Ehre, indem du den Saum meines Gewandes küsst. Ich werde es dir zeigen. Crucio."

Peter Pettigrew fiel zu Füßen des Dunklen Lords nieder. Er krümmte sich vor Schmerzen.

"Das reicht für den Anfang. Steh auf. Wir üben das später noch ein Mal."

Er zog den wimmernden Mann auf die Beine. Dann blickte er ihm in die Augen.

"Ich will alles über James Potter wissen."

"Ich weiß nicht, ich ähm ich habe ihn lange nicht mehr gesprochen, warum fragt Ihr?"

"Ja, ich sehe ihn. Du hast Angst. Du willst mir etwas verheimlichen. Das ist ein fataler Fehler."

Der kleine Mann spürte eine eiskalte Hand, die sich durch seine Eingeweide tastete. Seine Angst wuchs unnatürlich schnell und ergriff Besitz von seiner ganzen Person. Es war schrecklich. Er ertrug die Enge nicht mehr. Er wollte das Ende. Er wünschte sich den Tod, um dem zu entkommen. Dann war es plötzlich vorbei.

"Du bist sein Freund. Er bedeutet dir nicht wirklich viel, aber es gibt eine Verbindung. Ich brauche James Potter. Finde ihn. Das ist deine Aufgabe. Dein Leben hängt davon ab. Erweise dich als würdig."

"Mein Lord, ich weiß nicht wie, ich ähm…"

Peter Pettigrew wurde sich bewusst, dass er mit dem leeren Raum sprach. Der Dunkle Lord hatte das Zimmer verlassen.

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"Severus, steh auf. Ich brauche Informationen."

Severus Snape erhob sich und blickte Lord Voldemort in die Augen.

"Wer ist Peter Pettigrew?"

Der junge Zauberer erkannte, dass sein Meister seine ersehnte menschliche Schwachstelle schon gefunden hatte.

"Er war mein Mitschüler. Er ist klein, unansehnlich, mittelmäßig, er sucht Schutz bei Stärkeren, er gehörte einer Gruppe um James Potter und Sirius Black an."

"Du verabscheust ihn. Ich teile deine Auffassung. Er will eines Todessers würdig sein, dieser Narr. Aber er wird uns nützlich sein. Du kennst ihn. Überwache ihn. Er hat den Auftrag, James Potter zu finden."

Die roten Augen erfassten die Spuren von Severus Arbeit.

"Wie ich sehe, hast du die angeforderten Tränke schon bereitgestellt. Du bist zuverlässig wie immer. Du wirst mir helfen, meinen Feind zu vernichten. Und ich werde dich belohnen."

Severus Snape verbeugte sich. Als er aufblickte, war er allein. Wer war Peter Pettigrew? Der Kessel musste noch gesäubert werden. Severus Snape beschloss, alles stehen und liegen zu lassen. Sein Verstand arbeitete schnell. Peter Pettigrew, Mitglied der Viererbande James, Sirius, Remus und Peter. Er war unauffällig und anhänglich. James und Sirius schützten ihn. Er verehrte sie und gehorchte ihnen. Nun gehorchte er dem Dunklen Lord und erwartete Schutz. Er stellte in der Tat eine gefährliche Schwachstelle dar, falls er noch zum Freundeskreis der Potters zählte.

Dumbledore musste alarmiert werden. Doch wie? Hogwarts war einer der am besten geschützten Orte überhaupt. Eulen würden ihn erreichen, aber vielleicht zu spät. Verbindungen über das Flohnetzwerk ließen sich überwachen. Apparieren nach Hogwarts war nicht möglich. Ein Portschlüssel könnte funktionieren. Es war riskant. Portschlüssel waren genehmigungspflichtig. Der junge Zauberer konzentrierte sich auf seine Erinnerungen an Dumbledores Gedanken. Es war alles klar und detailliert vorhanden, wie Dumbledore gesagt hatte. Da war sie, die Modifizierung des Zaubers. Er konnte die Schutzwälle überwinden und direkt in Dumbledores Büro gelangen. Er richtete seinen Zauberstab auf den verschmutzten Kessel.

"Portus!"

Der Kessel erstrahlte kurz in einem bläulichen Licht. Der dunkle Zauberer erfasste den Griff. Er spürte, wie er weggerissen wurde. Sekunden später stand er im Büro des Schulleiters.

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