Die Schwärze der Nacht

 

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Kapitel 3


Severus Snape stand im Keller seines Hauses und befüllte eine dickbauchige Flasche mit einer grünen Flüssigkeit. Hinter ihm brodelte eine dampfende Masse in einem fleckigen Kessel. Das knisternde Feuer darunter erwärmte den Raum. Wenn er sich auf seine Arbeit konzentrierte, kam er zur Ruhe. Die äußere Welt verschwand hinter Gewichtsangaben, Zutaten und exakten Handbewegungen.

Heute war es anders. Er fühlte sich, als ob in seinem Inneren eine Sicherheitstür geöffnet worden wäre, die nun gewaltige Ströme von Gefühlen freisetzte. Er spürte die Euphorie des Sieges. Endlich war er frei. Er hatte die Herrschaft des Dunklen Lords über Severus Snape gebrochen. Die Angst war besiegt. In diesem Glücksstrom nahm er eine weitere Kontur wahr. Sie trug die Züge eines Mannes, Albus Dumbledore. Was er heute erlebt hatte, war neu, war schön. Er war fasziniert. Nie hatte er geahnt, welche Macht diese bisher verachtete Kraft hatte.

Mitten im Glück verspürte er immer wieder diese Schmerzen. Er hatte Lily verraten. Für den Moment war sie sicher, doch der Dunkle Lord würde sie und ihre Familie weiter jagen. Er würde damit nicht aufhören, bis das Kind vernichtet wäre - oder er selbst. Doch er war der mächtigste Zauberer und fürchtete nur einen. Und das war nicht Harry Potter. Die Schmerzen brannten. Er konnte seinen Fehler nicht ungeschehen machen.

Er verkorkte die Flasche mit der grünen Flüssigkeit und wandte sich wieder dem Kessel zu. Eine Stichflamme erstrahlte vor ihm. Der Schreck wandelte sich in Erstaunen, als er die goldene Feder betrachtete, die sich nun in seiner Hand befand. Konnte das eine Phönixfeder sein? In seinen Gedanken hörte er neben seiner eigenen nun die Stimme einer Frau. Es war eine bekannte Stimme. Es war Lilys Stimme.

"Severus. Ich danke dir. Lange war ich nicht mehr so froh. Mir ist, als fügten sich die Scherben unserer Freundschaft wieder zusammen. Du bist sehr wichtig für mich und bist es immer gewesen. Ich konnte es dir nie sagen. Ich wünschte, du könntest nun meine glücklichen Momente mit mir teilen, wie du es früher getan hast. Es ist unglaublich schön, mein kleines Kind in den Armen zu halten. Wir wissen, dass es eine gefährliche Zukunft vor sich hat. Sein Vater und ich werden es schützen, so gut wir können. Wir werden es mit unserem Leben schützen, wenn es sein muss. Und wir wissen, dass das sehr schnell der Fall sein kann. Lord Voldemort hätte früher oder später von der Prophezeiung erfahren. Sie ist sein Schicksal. Sie ist unser Schicksal. Es tut mir weh, dass dieses Schicksal dich zum Boten ausersehen hat. Ich danke dir für deine Bitte um Verzeihung. Die Antwort ist ja. Ich hoffe auf ein Wiedersehen. Ich denke an dich, deine Lily."

Die Feder in seiner Hand entzündete sich und verbrannte. Er ließ sie los und die Ascheflocken verteilten sich in der Luft. Diese Botschaft verlautet nur ein Mal für den Empfänger und vernichtet sich dann selbst. Severus Snape versagten die Knie. Er sank auf den Boden und hielt sich die Hände vor sein Gesicht. Tränen strömten aus seinen Augen und er weinte. Zum ersten Mal, seit er ein Kind gewesen war, weinte er wieder.

Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er sich wieder aufrichtete. Er war erschöpft. Und er war entschlossen. Er würde dieses Kind schützen mit allen Fähigkeiten, die ihm zur Verfügung standen, auch mit seinem eigenen Leben. Dieser Entschluss gab ihm Kraft. Er hatte ein neues Ziel, sein Leben wirklich einen neuen Sinn bekommen. Und er spürte, dass das so gut war.

Er kehrte zu seiner Arbeit zurück. Dies war kein gefährlicher Trank. Er rührte zwei Mal gegen den Uhrzeigersinn. Der Dunkle Lord sollte mit dieser Flüssigkeit zufrieden sein. Dann würde er, Severus Snape, weitaus wertvollere Arbeit leisten können.

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