Die Schwarze Rose 2

 

 

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Kapitel 11: Werwölfe in Rouen!

 

Erzählt von Jean-Pierre


"Merde!" Flach presste ich mich an die feuchte Mauer, die das Fabrikgelände von der Strasse abtrennte. Ich war ihm gefolgt. Nach dem Zwischenfall mit Verdi dachte ich, es wäre besser, wenn ich ihn nicht aus den Augen verlieren würde. Wohl unabsichtlich hatte sich der Fremde als Zauberer geoutet. Verdi, der nichts von dieser anderen Welt wusste, reagierte verständlicherweise mit Panik. Da keine Zeit war, wandte ich einen kurzen Vergessenszauber auf Verdi an und verfolgte den Fremden. Bei der alten Fischfabrik hatte ich ihn dann eingeholt.

Vollkommen unvorbereitet traf ich hier dann auf diesen blonden Teufel - Malfoy! Geistesgegenwärtig hatte ich mich hinter der Mauer wieder in Deckung gebracht. Was wollte der hier? Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich versuchte meinen Atem zu beruhigen. Nach dem ersten Schrecken tastete ich mich abermals an der Mauer entlang und spähte diesmal vorsichtiger um die Ecke. Mit angehaltenem Atem verfolgte ich die seltsame Szene.

Zwei Männer hielten den fremden Zauberer auf den Knien, während Malfoy sich mit ihm unterhielt. Stirnrunzelnd verfolgte ich das Wortgefecht.

Meine Augen verengten sich, als Malfoy dem Fremden unvermittelt ins Gesicht schlug. Ohne etwas dagegen tun zu können, dachte ich wieder an diese Arrestzelle im Londoner Zaubereiministerium... Ich war mir sicher, dass Lucius Malfoy dahinter gesteckt hatte, dass ich dort gelandet war. Und das nur, um mich gerade lange genug aus dem Weg zu haben, um an Marius Weller ranzukommen... Ich riss mich zusammen und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf das, was im Hof vor sich ging.

Mittlerweile hatten die Kerle dem Fremden die Arme auf den Rücken gedreht, ihn mit dem Gesicht nach unten auf den Boden gepresst, den Ärmel seines schäbigen Hemdes aufgerissen und... Malfoy hielt eine Spritze in der Hand. Das glaubte ich einfach nicht... Hatte der Fremde also doch recht gehabt, als er behauptete, nicht für die gebrauchte Spritze verantwortlich zu sein? Jetzt beugte sich Malfoy über den Fremden und verabreichte ihm die Substanz.

Sie stiessen den Fremden von sich und machten sich in ausgelassener Stimmung davon. Den Fremden liessen sie einfach liegen.

Ich wartete einen Moment, nur um sicher zu gehen, dass die Kerle nicht zurück kamen. Der Fremde war regungslos liegen geblieben. Ich blickte mich um... niemand war zu sehen. Geduckt rannte ich auf den Hof der alten Fabrik, kniete mich neben den Fremden, drehte ihn auf den Rücken und hoffte, dass es noch nicht zu spät war.

Er atmete noch. Merlin sei dank. Doch dieses Teufelszeug schien ihm arg zuzusetzen. Ich musste ihn so rasch als möglich hier wegbringen. Er brauchte dringend Hilfe.

Erzählt von Remus Lupin


Nach dem Treffen des Ordens hatte ich mich für zwei Stunden zurückgezogen. Ich brauchte erst mal ein heisses Bad und ein bisschen Ruhe zum Nachdenken. Danach traf ich mich mit Muriel, um die nötigen Zauber zu diskutieren und auszuprobieren.

Sie öffnete mir mit noch nassen Haaren. Es schien, dass ich nicht der Einzige gewesen war, der Zuflucht in der tröstlichen Wärme eines heissen Bades gesucht hatte.

"Komm rein", sagte sie, das Frottiertuch in den Händen und nur bekleidet mit einem hellgrünen Bademantel. Sie wandte sich um und liess sich im Wohnzimmer auf die kleine Couch fallen. Ich lächelte, schloss die Tür und folgte ihr. Sie frottierte weiter ihre Haare. "Tut mir leid. Ich bin noch nicht ganz fertig."

"Kein Problem", gab ich zurück und liess mich gegenüber in einem der Sessel nieder. Eine peinliche Stille machte sich breit. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und ihr schien es nicht anders zu gehen.

Schlussendlich war es Muriel, die die Stille brach. "Ich gehe... rasch ins Bad und mache mich fertig. In Ordnung?" Ihre Stimme zitterte leicht.

Ich nickte. "Natürlich. Geh ruhig."

Phu, wie sollte das hier ablaufen? Ich hatte mir zwar so meine Gedanken gemacht, doch jetzt schien mir nichts von alledem wirklich angebracht zu sein. Ich starrte ins Feuer und spürte, wie meine Nervosität mit jeder Minute grösser wurde. Meine Nerven waren zum zerreissen gespannt, meine Hände kalt und meine Stirn fühlte sich heiss an. Wie ich dieses Gefühl hasste.

"Hey", holte mich Muriels Stimme in das Hier und Jetzt zurück. "Möchtest du Tee? Oder lieber was anderes?"

Ich schüttelte kurz den Kopf. "Tee ist ausgezeichnet."

Sie hob die Teekanne vom Beistelltisch, schenkte zwei Tassen ein und reichte mir meine. Der angenehme Duft nach Brennnesseln, Minze, Kamille, Hagebutten und würzigen Bergkräutern stieg mir in die Nase. "Mmmmhh", seufzte ich, als ich einen Schluck trank. "Genau das habe ich gebraucht... Seltsam..." Ich nahm einen weiteren Schluck. "Irgendwie erinnert mich dieser Geschmack an Severus' Kräutermischungen. Er hätte diesen Tee sicher gemocht."

Muriel nickte. "Er... er ist von... von Severus. Er hat mir mal zu Beginn... er hat mir mal ein Säckchen vorbeigebracht. Er war gegen meine Schlafstörungen gedacht. Er sagte, dass die Kräuter dabei helfen zu entspannen und Hagebutten insbesondere vor schlechten Einflüssen von aussen schützen." Sie schüttelte den Kopf und ihre Augen begannen eigenartig zu glänzen. "Er hat immer nur die besten Kräuter zusammengesucht. Er konnte stundenlang im Gewächshaus zwischen den Pflanzen knien um sich Blätter und Blüten genau anzusehen." Sie lachte heiser, während sie sich eine Träne von der Wange wischte.
"Einmal hat er mich mitgenommen... Er hat sich die Blätter mit einer solchen Hingabe angesehen, dass ich glaubte, er wolle mich auf den Arm nehmen. Ich lachte ihn aus, denn für Tee hatte ich immer wahllos ein paar Blätter gezupft." Sie hob ihre Tasse und trank einen Schluck. "Er war beleidigt. Beleidigt von meinem Unverständnis, beleidigt von meiner Ungeduld und Oberflächlichkeit, was die Auswahl der richtigen Kräuter anging. Er hat den ganzen Abend kein Wort mehr mit mir gewechselt. Am nächsten Tag habe ich mich bei ihm entschuldigt." Sie schüttelte leicht den Kopf beim Gedanken daran. "Wenn du den Ausdruck in seinen Augen gesehen hättest, als ich mich schlicht und einfach bei ihm entschuldigte. Unglaube, Verblüffung, Zweifel und dann..." Muriel fummelte in ihrer Hosentasche nach einem Taschentuch. "Es schien, als ob er nicht wusste, wie er mit meiner Entschuldigung umgehen sollte. Und mittlerweile glaube ich auch zu wissen, warum das so war. Doch der Gedanke daran, dass er nicht damit rechnete, dass sich je jemand bei ihm entschuldigt, tut weh." Sie atmete tief durch und blickte kurz an die Decke so als müsste sie sich sammeln, sich überwinden, etwas zu sagen, was ihr auf dem Herzen lag. Ich unterbrach sie nicht.

"Weißt du", fuhr sie fort. "ich weiss im Moment nicht, wie ich mit alldem umgehen soll. Zum einen-" Sie hob das Taschentuch, liess die Hand aber gleich wieder mutlos auf ihren Oberschenkel fallen. "Zum einen sollte ich mich doch eigentlich darüber freuen, dass Severus… dass er noch lebt." Sie schüttelte kurz den Kopf und strich sich in einer unbewussten Geste eine Haarsträhne zurück. "Jedoch… ich fürchte mich davor. Davor was es bedeutet, dass er nicht tot ist. Ich stelle mir vor, wie ich die ganze Zeit über untätig rumgesessen und um ihn getrauert habe, während er sich irgendwo ein neues Leben aufbaute. Ich bin wütend darüber, dass er mich im Dunkeln gelassen hat. Ich bin wütend, dass er sich bei mir nicht gemeldet hat und doch verstehe ich seine Entscheidung und hätte wohl an seiner Stelle…" Sie schnäuzte sich die Nase und schüttelte dann den Kopf. "Nein, keine Ahnung, was ich an seiner Stelle getan hätte."

Ich legte tröstend meine Hand über die ihre. "Du hast ein Recht, dich so zu fühlen, Muriel und doch war es seine Entscheidung. Er wollte alles hinter sich lassen, endlich aus diesem ganzen Sumpf rauskommen. Zudem… du warst ja dabei. Er hatte nicht die Zeit lange über seine Entscheidung und die Konsequenzen nachzudenken. Es war eine Entscheidung zwischen der kleinen Chance zu einem freien und unabhängigen Leben oder einem Leben, dass entweder durch die eine oder die andere Seite früher oder später beendet werden würde. Ob nun mit dem Kuss der Dementoren oder durch die Rache eines ehemaligen Todesserkollegen. Die Flüche zerstörten alles innerhalb weniger Minuten, etliche Todesser wie auch Auroren fielen ihnen zum Opfer. Er hatte grosses Glück, dass er überhaupt entkommen ist. Ich verstehe dich, Sternchen, aber ich verstehe auch ihn." Ich drückte sanft ihre Hand, sie erwiderte den Druck und sah mich aus tränenverhangenen Augen an. Ein gequältes Lächeln huschte über ihr Gesicht, bevor sie den Blick wieder senkte und sich mit dem Taschentuch über die Wangen fuhr.

Sie blickte einige Zeit auf ihre Hände, bevor sie mit leiser Stimme sagte: "Ich habe Angst, Remus. Ich habe Angst, dass wir zu spät kommen und ich ihn zum zweiten Mal verlieren werde. Ich habe Angst davor, dass wir rechtzeitig ankommen und ich ihm gegenübertreten muss. Der reine Gedanke daran, dass ich ihn wiedersehen könnte, wenn wir erfolgreich sind, schnürt mir die Luft ab. Mein Herz tut weh in dem Gedanken, dass er bereits jetzt wieder in den Fängen dieser Monster sein könnte, und diese ihm abermals unsägliches Leid antun könnten…"

"Hey", sagte ich sanft, stand auf - setzte mich neben sie und schloss sie in die Arme. "Niemand erwartet von dir, dass du die Situation voll im Griff hast. Wir wissen alle nicht, was uns erwartet, wenn wir Severus lokalisieren. Im Moment können wir uns nur darauf konzentrieren, einen Weg zu finden, Severus rechtzeitig zu warnen. Wir wissen noch nicht wo er ist, nicht mal ob er noch frei ist und wer weiss. Vielleicht hat er noch keine Ahnung, dass etwas vor sich geht. Wir können nur alles uns erdenkliche daran setzen, für ihn zu kämpfen. Ganz egal was nachher kommt. Solltet ihr euch wiedersehen, dann lass ihm die Wahl. Und ganz gleich wie er sich entscheidet, akzeptiere es. Aber lass dich nicht jetzt schon entmutigen. Wer weiss, was ihm und uns bis zu dem Tag wartet. Du kannst nur eins tun. Sei stark für ihn!"

Sie löste sich sanft von mir und sah mir lange in die Augen, dann nickte sie. "Danke Remus." Muriel wischte sich die letzten Tränen weg und atmete tief durch. Dann sah sie mich an und neuer Mut stand in ihren Augen. "Lass uns beginnen!"



Erzählt von Severus Snape


Zeitungspapier raschelte, jemand ging vorbei, Kaffeegeruch, weich und warm... Merkwürdig. Ich schlug die Augen auf, blinzelte ein paar Mal. Keine Ahnung wo ich war: ein Raum, mir unbekannt. Graue Kellermauern, aber warm und gemütlich. Durch ein kleines Fenster drang etwas Licht von draussen herein. Das Fenster war vergittert. Ich lag in einem sauberen Bett. Wie kam das? Ich drehte den Kopf, was sich als keine sehr gute Idee erwies. Sofort begann es in meinen Schläfen zu hämmern. Ich schloss die Augen und versuchte die Kopfschmerzen zurück zu drängen.

"Endlich wach?"

Ich schlug die Augen auf. Neben meinem Bett sass ein junger Mann auf einem Stuhl und faltete die Zeitung zusammen. Er stand auf, liess die Zeitung auf den Stuhl fallen und beugte sich über mich. Prüfend legte er mir eine Hand auf die Stirn.

"Mmh, noch immer Fieber."

Ich wollte etwas entgegnen, doch meine Stimme war weg. Ich räusperte mich und heiser brachte ich hervor. "Was... was ist geschehen?"

"Warten Sie!" Der junge Mann griff nach einem Becher und reichte ihn mir.

Zögernd nahm ich ihn entgegen. Ich blickte in den Becher und begutachtete die durchsichtig goldene Flüssigkeit darin. Ein leichter Kräutergeruch stieg aus dem Becher hoch.

"Tee, es ist nur Tee." Ich blickte hoch. In der Tür stand Jean-Pierre. Er hatte sich lässig gegen den Türrahmen gelehnt und beobachtete mich mit einem dünnen Lächeln. Er bedeutete dem jungen Mann, zu gehen. Dann kam er langsam auf mich zu. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was wurde hier gespielt? Jean-Pierre trug zwar noch immer nicht die neuste Mode, doch auch nicht mehr die zerlumpte Kleidung, die er unter der Brücke angehabt hatte.

"Er ist nicht vergiftet, keine Sorge."

Ich sah ihn verwirrt an und begriff erst nach einem Augenblick, dass er den Tee meinte. Meine Kehle war ausgetrocknet und meine Zunge fühlte sich pelzig an, so hob ich den Becher und trank ihn in langen Schlucken aus.

Jean-Pierre setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett und sah mich ernst an.

"Wie geht es Ihnen?"

Ich runzelte die Stirn. "Wo bin ich und wer sind Sie?"

"Es ist nicht gerade höflich, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, Monsieur Snape."

"Sie wissen, wer ich bin?"

Jean-Pierre nickte. "Ja, das tue ich. Sie sind Severus Snape, ehemaliger Zaubertränkemeister in Hogwarts, angeklagt des Todessertums und vor gut drei Monaten für tot erklärt."

Ich schloss kurz die Augen und rieb mit Zeigefinger und Daumen den Nasenrücken. "Und Sie sind?"

Er streckte mir die Hand entgegen. "Jean-Pierre Lafite. Sonderbeauftragter des Ministeriums für Zauberei in Frankreich."

Ich ignorierte seine Geste. "Dann bin ich also verhaftet?"

"Nein", antwortete er und liess seine Hand wieder sinken. "Noch nicht." Er musterte mich genau. "Mein Name scheint ihnen unbekannt zu sein?"

Ich dachte scharf nach. Irgendwo hatte ich ihn vermutlich schon mal gehört, nur wo?

"Wir haben einen gemeinsamen Bekannten: Remus Lupin."

Ich atmete erleichtert auf. Das waren doch für einmal gute Nachrichten. Ich wollte etwas sagen, doch Lafite hob seine Hand.

"Die Tatsache, dass wir einen gemeinsamen Bekannten haben, spricht Sie weder frei, noch setzt das mein Vertrauen in Sie voraus."

Er wandte sich ab, ging zum kleinen Fenster und blieb mit dem Rücken zu mir stehen. "Sie haben sich sicher gefragt, wo Sie hier sind?" Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. "Sie befinden sich in der Auffangstation für nicht registrierte Werwölfe in Rouen."

"Was?!?" Ruckartig setzte ich mich auf. Unvermittelt überfiel mich wieder die alte Furcht vor diesen Monstern.

"Tja, wir haben hier eine richtiggehende Plage. Irgendein infizierter Kerl ist draussen in den heruntergekommenen Vierteln von Rouen unterwegs. Bis heute fielen ihm siebenundzwanzig Menschen zum Opfer. Dreizehn davon wurden 'nur' verletzt, was jedoch teilweise zu einer Infektion mit Lycantrophie führte. Fünf waren es allein in diesem Monat. Wovon zwei sich als definitiv infiziert herausstellten, bei den anderen dreien sind wir uns noch nicht sicher."

Mein Kopf brummte, doch ich bemühte mich dem zu folgen, was Lafite hier erzählte. "Doch... ich verstehe nicht. Was ist Ihre Aufgabe? Wieso schleichen Sie draussen als Penner verkleidet herum?"

"Wie gesagt, ich bin Sonderbeauftragter und in diesem Fall hier nun Undercover in den Strassen von Rouen unterwegs. Ich tue das als Penner, denn so falle ich nicht auf, wenn ich nachts meine Nachforschungen mache. Ich versuche den Kerl zu kriegen, wenn möglich noch vor dem nächsten Vollmond."

"Je mehr von diesen Bestien hinter Schloss und Riegel sind, um so besser!" Ich hatte mich entkräftet zurück in die Kissen fallen lassen.

Lafite wandte um und entgegnete giftig: "Menschen! Es sind in erster Linie Menschen, Monsieur Snape! Das sollten Sie nicht vergessen!"

Ich schnaubte. "Eine Laune der Natur, eine Krankheit sind sie, nichts weiter. Und je mehr von denen weggeschlossen sind, desto ruhiger können normale Menschen schlafen."

Er funkelte mich zornig an. "Gerade von Ihnen hätte ich eine andere Aussage erwartet. Denn schliesslich sind Sie es, der mit dem Wolfbanntrank bahnbrechende Erfolge erzielt hat. Wozu sollten Sie sich mit so einer riskanten Forschung und Entwicklung abgeben, wenn nicht, um den infizierten Menschen zu helfen?"

Ich richtete mich auf den Ellbogen auf, der Schweiss stand mir auf der Stirn und mir war übel. "Sie kennen mich nicht einmal und wollen mir etwas über meine Motivation erzählen? Hören Sie auf, Lafite! Sie haben keine-" Ein Hustenkrampf stoppte mich, bevor ich mich in Fahrt redete. Was wusste der Kerl schon von mir, von meiner Angst. Nein, der Kerl hatte keine Ahnung. Ich bekam kaum Luft, der Husten liess mich nicht einatmen.

Jemand packte mich bei den Schultern, richtete mich auf und drückte mir ein Glas Wasser in die Hand. Ich trank ein paar kleine Schlucke, bevor man mich sanft zurück in die Kissen gleiten liess.

"Sie hätten ihn nicht aufregen sollen, Jean-Pierre. Ich habe sie nicht reingelassen, damit er sich überanstrengt." Es war die strenge Stimme einer nicht mehr ganz jungen Frau.

Langsam liess der Hustenkrampf nach. Ich fühlte mich elend, meine Augen brannten und ich presste die Hand auf meine schmerzende Brust.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jean-Pierre zur Tür ging. "Lupin," keuchte ich. "Kontaktieren Sie Lupin!"

Er verliess das Zimmer ohne sich umzusehen und liess mich im Ungewissen, ob er es tun würde.

"Ich muss..." Ich versuchte mich aufzurichten, doch die Frau drückte mich vehement zurück aufs Bett.

"Gar nichts, müssen Sie. Sie sind krank und das Gift welches Sie im Körper haben, konnten wir noch nicht neutralisieren. Sie werden ihre Kräfte noch brauchen."

Ich sah sie stirnrunzelnd an.

"Catherine Dafayet, Heilerin im Dienste des Ministeriums für Zauberei in Frankreich, mit Fachgebiet Gifte und Tränke aller Art." Ein kleines Lächeln huschte über ihr faltiges Gesicht und ihre dunklen Augen strahlten eine innere Ruhe aus, die ich dankbar in mich aufnahm. "Sie sehen, Professor Snape, wir beide haben ein ähnliches Spezialgebiet. Aber ruhen Sie sich erst einmal aus. Schlafen Sie. Wenn Sie das nächste Mal wach werden, wissen wir sicher genaueres über das Gift, welches ihnen verabreicht wurde."

"Aber..."

Sie schüttelte den Kopf. "Nein, kein 'aber'." Die Wärme ihrer Hand auf meiner Wange fühlte sich angenehm an und beruhigte mich. "Wenn Sie jemand hätte töten wollen, dann hätten Sie die ersten sieben Stunden nicht überlebt." Sie blickte mich ernst an. "Wie fühlen Sie sich?"

Ich schloss die Augen und versuchte ruhig durchzuatmen. "Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindelgefühl, Atemprobleme..."

Sie nickte. "Die Atemprobleme rühren hauptsächlich von der verschleppten Lungenentzündung her, die Kopfschmerzen von den beiden Kopfwunden, wie auch das Schwindelgefühl. Wobei das eine oder andere sicherlich durch das Gift verstärkt wird. Sie sollten in Zukunft ein bisschen besser auf sich Acht geben, Professor." Sie hob die Tasche auf ihren Schoss und wühlte darin herum. Ich hörte, wie Fläschchen gegeneinander klirrten und kämpfte dagegen an, mich übergeben zu müssen. Mein Magen rebellierte gegen das Wasser, gegen den Tee.

"Hier!" Ich öffnete die Augen. Die Heilerin half mir, mich etwas aufzurichten und hielt mir einen Pappbecher hin. Mit leicht zitternden Händen nahm ich den Becher entgegen, trank einen Schluck und verzog unwillkürlich das Gesicht. Salbei! Der Trank hatte einen penetranten Geschmack nach Salbei! Ich schüttelte mich und gab ihr den Becher zurück. Sie liess mich sachte wieder zurück in die Kissen gleiten. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, alles unten zu behalten.

"Versuchen Sie etwas zu schlafen, Professor." Sie drückte kurz meine Schulter, bevor sie das Zimmer verliess. Das Schloss der Tür schnappte ein, ein Riegel wurde geschoben, ein Schlüssel umgedreht.

"Ein Gefängnis also", ging es mir durch den Kopf, bevor ich langsam in einen unruhigen Schlaf abdriftete.



 

 

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