Die Schwarze Rose 2

 

 

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Kapitel 12: Voldemorts Ruf 1

 

Erzählt von Muriel Stern


Ein letztes Mal überflog ich die Notizen, die wir uns in den letzten drei Stunden gemacht hatten. Es sah nicht schlecht aus. Die Chancen, dass wir diese verrückte Idee mit dem Feindglas in die Tat umsetzen konnten, standen wirklich nicht schlecht. Experimentell würde es bleiben, das ganz bestimmt. In so kurzer Zeit war es nicht möglich, alle Risiken zu erkennen und auszuschalten, aber es war ein Anfang.

"Na? Was meint die Expertin?"

Ich blickte auf in Remus' haselnussbraune Augen und ein kleines Lächeln lag auf seinem Gesicht. "Könnte tatsächlich klappen."

"Du kannst stolz auf dich sein."

Entschieden schüttelte ich den Kopf. "Nein, ganz bestimmt nicht." Er sah mich verwundert an. "Ich habe dieses Desaster verschuldet, mehr oder weniger... und so ist es nichts weiter als meine-"

Er legte seine Finger bestimmt auf meinen Mund. "Schhh! Hör auf, Muriel. Bitte. Ich wollte dich mit meiner Bemerkung weder reizen, noch beleidigen. Und auch bezieht sich meine Bemerkung nicht auf die Situation an und für sich. Nein." Er nahm die Blätter und hielt sie vor mich hin. "Das hier ist erstklassige Arbeit. Etwas, wofür bezahlte Kräfte mindestens eine Woche Arbeit gebraucht hätten. Und du hast das innerhalb von ein paar Stunden geschafft."

Ich schüttelte abermals den Kopf. "Wir, Remus. Wir haben dies hier geschafft. Allein wäre ich nicht soweit gekommen." Ich lächelte ihn aufmunternd an. "Wir haben alles getan, was möglich war und können nun nur noch hoffen." Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. "Wir haben noch eine knappe Stunde Zeit. Tee?"

"Mein Schädel platzt gleich und du schlägst gewöhnlichen Tee vor?"

"Das war wohl ein 'Nein', richtig?" Ich erhob mich und streckte die verkrampften Muskeln. "Na, dann wohl was stärkeres. Ich seh' mal nach, mit was ich dienen kann."

Im Wandschrank hatte ich mir einen kleinen 'Notvorrat' angelegt. Leise quietschend öffnete sich die Schranktür. Wie ich doch diese alten Möbel liebte, wenn sie solche Geräusche machten. Keine Ahnung warum, es war so eine Art Spleen. Ein ziemlich anhaltender dazu. Seit meinem ersten selbst angeschafften Schrank in meiner Studienzeit hatte ich mich nicht mehr von solchen Dingen getrennt. Es gab mir das Gefühl von Sicherheit und Gemütlichkeit. Ein Gefühl von Zuhause-Sein.

"Also sehen wir mal nach", murmelte ich. "Scotch Whisky, Brandy, Sherry... nein, Sherry ist zu süss… oder was möchtest du gern, Remus?" Keine Antwort. "Remus?" Ich drehte mich zu ihm um. Er war zum Fenster gegangen um es zu öffnen. "Erwartetst du einen Brief?" fragte Remus neugierig.

"Nicht dass ich wüsste."

Es war ein Waldkauz, der da hereinflatterte, sich auf dem Tisch niederliess und sein Bein Remus entgegen streckte.

"Scheint wohl für dich zu sein."

Remus zuckte mit den Achseln. "Wüsste nicht wer mir schreiben sollte."

Ich ging zu ihm hinüber, als er den Brief umdrehte. Ein grosses rotes Siegel verschloss den Umschlag. "Französisches Zaubereiministerium?" fragte ich verwundert.


Erzählt von Severus Snape


"Komm zu mir, Severus! Komm... du gehörst zu mir, an meine Seite, mein Sohn!"

"Ja Vater, gleich!" Sorgfältig schloss ich die obersten Knöpfe meines dunklen Hemds und ein warmes Gefühl durchströmte meine Brust. Ich war zuhause. Endlich war ich wieder zuhause. Wie lange hatte meine Reise durch die Kälte und Ungerechtigkeiten dieser Welt gedauert? Wie lange hatte ich mich nach diesem Augenblick gesehnt? Und nun endlich hatte ich es geschafft. Mein Vater stand in der Tür zu meinen Räumen. Ich spürte seine Anwesenheit. Nur seinetwegen hatte ich mich fein gemacht und drehte mich nun strahlend zu ihm um.

"Komm, mein Sohn! Es wird Zeit, dass du deinen rechtmässigen Platz einnimmst."

Ich wollte einen Schritt auf ihn zu gehen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Irgendwas war hier nicht richtig. "Warte Vater, ich muss noch..."

"Komm, Severus! Ich warte seit einer Ewigkeit auf diesen Moment. Komm!"

"Nein, ich..." Ich wandte mich um, öffnete die oberste Schublade meines Schreibtisches. Ich suchte etwas... ich spürte, es musste hier irgendwo sein und ich würde dies dringend brauchen...

"Komm..." Ich spürte meines Vaters Hand auf meiner linken Schulter und augenblicklich begann mein linker Arm zu schmerzen. Ich blickte auf meine Schulter und erkannte eine Klauenhand... Das Blut gefror mir in den Adern.

"Komm zu mir!"

Voldemort! schoss es mir durch den Kopf. "NEIN!"

***



Schreiend schreckte ich hoch. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Es war dunkel - es musste spät in der Nacht sein. Meine Brust brannte und mein Hals war noch immer rau. Mit zitternden Händen strich ich mir die schweissnassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Ein Traum, es war nur ein Traum", versuchte ich mich zu beruhigen.

Komm zu mir...

Keuchend blickte ich mich um. Nein, es war niemand da. Ich war doch allein - allein.

Komm zu mir! Komm Severus!

Nein! Das konnte nicht sein. Der dunkle Lord war nicht hier. Er konnte nicht hier sein, nicht wirklich. Hastig suchte ich nach den Streichhölzern, die auf dem Nachttisch gelegen hatten.

Meine Hände tasteten über die Kanten des Holztisches. In meiner Hast stiess ich gegen den Kerzenhalter, welcher aus dem Gleichgewicht kam und runterfiel. In der Stille der Nacht war das Geschepper ohrenbetäubend. Shit!

Sofort gab es Licht auf dem Korridor. Ich konnte es durch den Spalt unter der Tür sehen. Kurz darauf wurde ein Schlüssel umgedreht, der Riegel glitt beiseite und die Tür schwang auf.

Schützend hielt ich die Hände vor mein Gesicht. Das grelle Licht, das vom Korridor hereinfiel, blendete mich.

Mein Sohn, was ist mit dir? Komm zu mir, lass dich trösten. Was immer dich auch dermaßen aus der Fassung bringt, ich helfe dir. Sage es mir.

Was?! Ich blickte auf und sah in die hässliche Fratze des dunklen Lords. Er lehnte lässig in der Tür, sein Umhang wehte um seine dürre Gestalt und seine Augen glühten rot.

"Nein!"

Komm zu mir!

Er kam auf mich zu, streckte seine Hände aus um mich zu berühren. Entsetzt wich ich zurück und stürzte rückwärts von meinem Bett. Er beugte sich darüber.

Wie ungeschickt, Severus! Du tust dir noch weh!

"Lass mich!"

Panisch versuchte ich ihm zu entkommen, rutschte über den Boden, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand stiess. Ich krallte mich in den Stein und zog mich auf die Beine. Mir war schwindlig, meine Knie drohten unter meinem Gewicht nachzugeben.

Im Raum ging das Licht an.

"Ruhig, ganz ruhig!" Catherine Dafayet hatte den Raum betreten. Ich blickte mich um. Wo war er? Wo? "Ich tue Ihnen nichts, Professor. Ruhig."

Ich schluckte. Voldemort war weg - einfach weg. Dabei hatte er doch eben noch ganz nah bei mir gestanden; nur eine Armlänge entfernt.

"Ich komme näher, in Ordnung?"

Ich nickte kurz. Verwirrt liess ich mich auf den Boden nieder. Meine Knie wollten nicht mehr. Langsam kam sie um das Bett herum und vorsichtig kniete sie sich neben mich. Ihre Hände berührten mein Gesicht, sie fühlten sich kalt an - eiskalt.

"Alles in Ordnung, Professor? Sie glühen ja!"

Sie sah mich besorgt an. "Kommen Sie, Professor. Schauen wir, dass Sie wieder zurück in ihr Bett kommen. Auf dem Boden ist es zu kalt. Sie holen sich sonst noch den Tod."

Sie half mir hoch und führte mich zum Bett hinüber. Seufzend liess ich mich darauf nieder und legte mich hin, sie schlug die Decke über mich. "Ich würde Ihnen gern etwas geben, damit Sie ruhig schlafen können, doch bei dem Cocktail an verschiedenen Substanzen, die sich bereits in Ihrem Blut befinden, würde Ihnen Dies nicht gut bekommen. Aber gegen das Fieber trinken Sie am Besten nochmals eine Tasse Weidenrindentee." Sie griff nach der Kanne, die auf dem Nachttisch stand und goss eine Tasse voll. "Ich bleibe, bis Sie die Tasse ausgetrunken haben", sagte sie mit fester, befehlsgewohnter Stimme und setzte sich auf den Rand meines Bettes.

Auch wenn ich es niemals zugegeben hätte, war ich doch froh, dass sie noch ein paar Minuten bei mir blieb. Der Schrecken der vergangenen Minuten sass mir noch tief in den Knochen und so trank ich so langsam, wie nur irgend möglich. Meine angespannten Nerven hatten sich gerade langsam wieder ein bisschen zu beruhigen begonnen, als sie mir die leere Tasse aus den Händen nahm, sie hinstellte und sich anschickte hinaus zu gehen. Mein Puls schnellte in die Höhe bei dem Gedanken, gleich wieder in der Dunkelheit allein zu sein. Und als wenn sie es gespürt hätte, hob sie die Kerze auf, die ich zuvor auf den Boden geworfen hatte, entzündete ein Streichholz und hielt es an den Docht. "Ich lasse ihnen eine Kerze brennen, dann können Sie noch ein bisschen lesen, in Ordnung? Wenn Sie etwas brauchen, dann rufen Sie mich einfach. Ich bin gleich nebenan."

Ich nickte, meiner Stimme traute ich in dem Moment nicht. Meine Erleichterung darüber, dass sie mir ein Licht zurück liess, wäre nur zu deutlich gewesen. Ich wollte nicht, dass sie glaubte, ich würde mich in der Dunkelheit fürchten.

Ich schloss die Augen und wartete, bis die Heilerin draussen war und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken als ich an die letzten Minuten dachte. Er war hier gewesen. Da war ich mir sicher. In irgendwelcher Form hatte es Voldemort geschafft, hier einzudringen. Das war nicht nur ein Traum gewesen. Oh nein. Damit hatte ich Erfahrung. Diese Begegnung war zu real gewesen um ein Traum sein zu können. Wie hatte er das nur geschafft? Und was konnte ich tun, damit es nicht wieder geschah?

Okklumentik, Severus! schoss es mir durch den Kopf. Ja, das war es. Ich musste versuchen, meinen Kopf zu leeren und mein Unterbewusstsein wieder abzusichern gegen irgendwelche Angriffe von außen, wie ich es bereits zuvor getan hatte.


Erzählt von Lord Voldemort


Laut lachend lehnte ich mich in meinem Sessel zurück. Vor mir auf dem Tisch stand die Sakkarapyramide und warf ihr fahles Licht durch den Raum. Das Leben war wirklich zu schön um wahr zu sein.

"Severus, Severus! Du erheiterst mich immer wieder." Da lag er wie auf einem Serviertablett nur zu meinem Vergnügen bestimmt. Wehmütig dachte ich an die Zeit, wo er noch loyal zu meinen Getreuen gehört hatte. Seine herzerfrischende Art hatte mir in den letzten Monaten tatsächlich gefehlt. Sein krankhafter Drang zur Perfektion war legendär und etwas vom amüsantesten, was mir je untergekommen war. Wie sehr hatte ich es genossen, ihn während wichtiger Dingen zu stören. Wenn er so ganz konzentriert über einem Trank gesessen hatte und ich ihn dann zu mir rief… Auf seinen Wangen hatten sich fast ein bisschen rötliche Flecken gezeigt. Ich spürte seine Ungeduld, seinen Unmut, die Arbeit welche er so liebte, nicht zu ende gebracht zu haben. Ich amüsierte mich, wenn er versuchte sich zu rechtfertigen, wenn ein Trank noch nicht fertig war. Er fürchtete sich, wie alle meine Untergebenen, vor meinem Zorn und wusste dabei nicht, dass ich mir im Klaren darüber war, dass er den Trank nicht fertig haben konnte. Doch auch ein Lord brauchte etwas, um sich die Zeit zu vertreiben. Ich liebte es stets, mit Severus zu spielen und nun hatte ich mein Lieblingsspielzeug zurück. Das war eigentlich ein Grund zum Feiern.

"Auf dich, alter Freund!" Ich hob meinen Kelch, prostete Severus zu und tat einen tiefen Schluck, bevor ich mit meinem Zauberstab über die Pyramide fuhr, das Bild darin erlöschte und ich wieder das schwere samtene Tuch darüber deckte. Für heute war genug.

Ich erhob mich, dehnte meinen Rücken, so dass es knackte, und begab mich in mein Schlafgemach. Morgen würde ich noch genügend Gelegenheit haben, mein Spielzeug weiter auszukosten.


 

 

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