Die Schwarze Rose 2

 

 

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Kapitel 2: Malfoys Plan

 




Malfoy Manor, 4.15 Uhr

Erzählt von Lucius Malfoy

"Master! Master!" weckte mich die piepsende Stimme meines Hauselfen.

"Mmmmhh...", brummte ich, drehte mich auf die andere Seite und versuchte den Störenfried auszublenden.

"Master!"

Leicht genervt griff ich nach dem Kissen und vergrub meinen Kopf darunter.

"Master, Master!"

Der Hauself kletterte aufs Bett und begann mich an der Schulter zu rütteln.

"Was ist?" fuhr ich herum und der Hauself stolperte erschrocken vom Bett. "Was wagst du, meinen Schlaf zu stören!"

Ängstlich drückte er sich gegen die Wand. "Entschuldigen bitte, Master! Ist fremder Mann unten. Sagt, ist sehr dringend, Sir!"

"Was ist denn los?" Schlaftrunken setzte sich Narcissa im Bett auf und rieb sich die Augen.

"Nichts, meine Liebe!" log ich. "Leg dich wieder hin."

Rasch warf ich mir meinen schwarz-seidenen Morgenmantel über und verließ leise das Schlafzimmer. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, fuhr ich den Hauselfen erneut an: "Wie kommt es, dass jemand um diese Uhrzeit einfach so hier reinspazieren kann?"

"Tut Floddy furchtbar leid, Sir. Floddy hat gedacht, Master sein glücklich, wenn Floddy Kamin über Nacht putzt. Floddy hat magischen Schutz von Kamin nehmen müssen. Doch plötzlich kam Feuer und Mann voller Russ kam raus, hat ganzer Boden dreckig gemacht."

"Nichtsnutziger kleiner Wicht!" zischte ich und versetzte Floddy einen kräftigen Tritt, der ihn stolpern und die Treppe runter poltern ließ. Dies war nur die gerechte Strafe dafür, dass er meinen Schlaf gestört hatte.

"Wie ich sehe, wissen Sie, wie man Hauselfen zu erziehen hat, Lucius. Vortrefflich..."

Ich verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. "Duncan! Welch ungewöhnliche Freude, Sie um diese Zeit hier in meinem bescheidenen Haus begrüßen zu dürfen."

"Die Freude ist ganz auf meiner Seite", gab Duncan O'Connor zurück.

Ich wies zum Salon. "Lassen Sie uns doch Platz nehmen. Cognac?"

"Bitte!"

Er ging voran und ließ sich in einem der großen Sessel vor dem dortigen Kamin nieder.

"Nun, was ist so dringend, dass Sie um diese nachtschlafende Zeit einfach so in Malfoy Manor eindringen?" Ich öffnete die Cognacflasche und goss zwei Schwenker ein. Lächelnd reichte ich den einen Duncan und ließ mich ihm gegenüber in den zweiten Sessel nieder.

"Nun", begann Duncan, nachdem er einen Schluck gekostet hatte. "Ich habe heute Nacht eine Entdeckung gemacht, die niemand auch nur erahnt hätte. Es war purer Zufall und doch.... Schicksal? Mmmhh, dieser Cognac ist einfach göttlich. Wo haben Sie den nur wieder her?""

"Wenn es etwas gibt, das ich hasse, dann Leute, die nicht zur Sache kommen. Und Sie wollen mich doch nicht verärgern, nicht wahr?" Ich lächelte ihn über den Rand meines Glases hinweg an.

Duncan räusperte sich. "Nun denn, es geht um Severus Snape."

Ich lachte los. "Natürlich... Severus Snape." Ich leerte mein Glas in einem Zug und stand auf. "Entschuldigen Sie die Unhöflichkeit, O'Connor, aber mir ist mein Schlaf heilig."

"Nein, nein, Lucius. Sie verstehen nicht. Severus Snape lebt."

Blitzschnell zog ich den Zauberstab, riss Duncans Kopf an den Haaren nach hinten und hielt die Spitze des Stabs an Duncans Kehle. "Er ist tot! Das weiß jeder. Ich zähle bis drei. Sollten Sie mit keiner besseren Geschichte aufwarten können, dann werden Sie ihm eher als Sie denken Gesellschaft leisten."

Duncans braune Augen weiteten sich vor Schreck. Er schluckte schwer. "Bitte, Lucius... Ich würde es auch nicht glauben, wenn... wenn ich ihn nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Er hat sein Aussehen zwar etwas verändert, jedoch.... er ist es. Ich kann es beweisen."

"Ach ja?" fragte ich nun neugierig und hob eine Augenbraue. "Dann nur zu."

Er schob die Hand in seine Robe.

Ich erhöhte den Druck des Zauberstab an Duncans Hals. "Langsam!"

Duncan förderte mit spitzen Fingern einen Zauberstab ans Licht. Augenblicklich entriss ich ihm den Stab und wog ihn prüfend in der Hand. Auch in dem nur spärlichen Schein des Feuers hatte ich ihn sofort erkannt. Es gab keine Zweifel. Es war Severus' Zauberstab. Diesen Stab hatte ich ihm vor Jahren, als wir noch Freunde gewesen waren, anfertigen lassen. Ein teures Stück, fürwahr.

"Woher hast du diesen Stab?"

Ein kleines Lächeln umspielte Duncans Mund. "Nun, es war so..."

Ein wenig später, als ich die Treppe zum Schlafzimmer hochstieg, war ich schon mitten in der Planung des weiteren Vorgehens. Während ich Duncan aufgetragen hatte, den vermeintlichen Severus Snape im Auge zu behalten und sich gegebenenfalls ein wenig um ihn zu kümmern, überlegte ich, wie ich am einfachsten nachprüfen konnte, ob es sich bei der Leiche, die für Severus gehalten worden war, doch nicht um ihn gehandelt hatte.

Ein Blick aus dem Fenster ließ mich zufrieden lächeln. Es war Neumond. Der beste Zeitpunkt um meinen Plan, der immer mehr Gestalt annahm, in die Tat umzusetzen.


Rouen, frühmorgens...

Erzählt von Severus Snape

Die Feuchtigkeit drang eisig kalt durch meine Kleidung. Der Boden unter mir fühlte sich nass und hart an. Ich blinzelte ein paar Mal und versuchte mich aufzurappeln. Doch der pulsierende Schmerz in meinen Schläfen liess meinen Kopf beinahe zerbersten. Übelkeit stieg in mir hoch und mühsam kämpfte ich gegen das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen an. Vorsichtig atmete ich ein paar Mal tief durch, doch der faule Gestank, der aus der umgekippten Mülltonne neben mir zu kommen schien, machte meine Bemühungen beinahe zunichte. Wo zum Geier war ich und wie kam ich überhaupt hierher? Angestrengt versuchte ich mich daran zu erinnern. Doch bald gab ich resigniert auf. Ich erinnerte mich nur noch daran, dass ich nachts aufgestanden war, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Ich richtete mich vorsichtig auf und blickte mich um. Es war bereits hell. Ich befand mich in einer heruntergekommenen Seitenstrasse. Die Häuser standen hier eng zusammen. Das Kopfsteinpflaster war verdreckt von Hundekot und jede Menge anderem Unrat, von dem ich nicht wirklich wissen wollte, was es war. Ich strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht und bemerkte die beiden Beulen an meinem Hinterkopf. Augenblicklich überkam mich ein Schwindelanfall und meine Beine drohten unter mir einzuknicken. Ich sank gegen die raue Hauswand und hielt mich daran fest. Nur langsam gelang es mir, das Schwindelgefühl zu vertreiben.

Zitternd rieb ich meine Arme. Mir war kalt und ich war klitschnass. "Na toll", murmelte ich. Mein Mantel war weg und mit ihm auch mein Zauberstab und mein restliches Geld.

Ich hob den Kopf und blickte in den Himmel. Die Wolken hingen noch immer tief. Der Regen prasselte unvermindert auf das Pflaster nieder und bildete an den Stellen, an denen die Pflastersteine rausgebrochen waren, morastige Pfützen.

Langsam ließ das Rauschen in meinen Ohren nach und so stiess ich mich von der Hauswand ab. Eng schlang ich die Arme um meine Brust, damit mir ein wenig wärmer wurde, doch der Erfolg war eher dürftig. Ich musste dringend erst mal trockene Kleidung kriegen, bevor ich irgend etwas unternehmen konnte, sonst holte ich mir hier draussen noch den Tod. So rasch ich konnte, begab ich mich zu der kleinen Pension, in der ich übernachtet hatte. Bald erreichte ich die richtige Tür, doch wie erwartet, war sie noch immer verschlossen. Ich hämmerte dagegen. "Aufmachen! Los aufmachen!"

Es dauerte eine Weile, bis die verschlafen aussehende ältere Pensionswirtin ein Fenster öffnete. "Was wollen Sie?" zischte sie unfreundlich.

"Tut mir leid, wenn ich Sie geweckt haben sollte, Madame. Aber bitte, ich habe keinen Schlüssel bei mir und möchte gern auf mein Zimmer." Die Kälte liess mich zittern und meine Zähne klapperten aufeinander.

"Welches Zimmer?"

"Mein Zimmer natürlich," gab ich ungeduldig zurück. "Das Zimmer, welches ich gestern Nachmittag gemietet habe."

Sie schüttelte den Kopf. "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Ihnen je ein Zimmer vermietet hätte. Guten Tag!" Und so schlug sie das Fenster zu.

Verblüfft starrte ich auf das Fenster. Das konnte doch nicht wahr sein. Nein. Das war ein schlechter Witz. Heftig klopfte ich abermals an die Tür. "Machen Sie auf!"

Wieder öffnete sie das Fenster. "Was wollen Sie noch hier?"

"Ich will in mein Zimmer. Öffnen Sie endlich!"

Sie schüttelte trotzig den Kopf und ihre weissen Haare lösten sich langsam aus den Lockenwicklern. "Ich kenne Sie nicht Monsieur!"

"Bitte!" versuchte ich es nun flehend. "Ich habe meine Kleidung da drin. Öffnen Sie die Tür, es ist kalt hier draussen."

"Verschwinden Sie! Ich lasse Sie nicht rein!" Sie schloss abermals das Fenster.

"Verdammt! Öffnen Sie! Los!" schrie ich nun zornig. Ich rüttelte heftig an der Tür. "Wenn Sie nicht sofort öffnen, dann trete ich die Tür ein!" Verzweifelt hämmerte ich gegen die Tür. Das konnte doch nicht wahr sein, dass die mich nicht reinliessen.

Ich hörte, wie sich weiter oben ein Fenster öffnete. Ich blickte nach oben und sah, wie jemand einen Eimer auf die Fensterbank stellte. Böses ahnend versuchte ich mich rechtzeitig zur Seite zu werfen, doch nur Sekundenbruchteile später traf mich ein Schwall heisses Wasser. Schmerzerfüllt schrie ich auf. Das Wasser brannte auf meiner kalten Haut wie kochendes Öl.

"Jetzt ist dir hoffentlich warm du verdammter Penner!" rief ein Mann spöttisch, die Frau erschien hinter ihm am Fenster. "Wenn du nicht sofort verschwindest, rufen wir die Polizei!" Und mit einem Krachen wurde das Fenster wieder zugeschlagen.

Fassungslos stand ich auf der Strasse vor der Pension und betrachtete meine linke Hand, welche bereits rote Flecken zeigte und befühlte vorsichtig meine Schulter. Im Versuch mich wegzudrehen hatte das heisse Wasser meine linke Seite erwischt. Waren diese Leute hier denn vollkommen irre geworden? Ich hatte denen doch nichts getan? Was sollte das? Was war das für ein krankes Spiel?

Benommen machte ich mich davon, die menschenleere Strasse hinunter. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Mein Mantel, mein Geld und vor allem mein Zauberstab waren weg. Was hätte ich darum gegeben, wenigstens meinen Zauberstab zu haben.


Erzählt von Muriel Stern

Ich wusste nicht genau warum ich mich am Vorabend von Remus hatte überzeugen lassen, mit nach Hogwarts zu kommen. Doch nun gab es kein Zurück mehr. Dunkel erhoben sich die Türme des imposanten Bauwerks vor mir in den Himmel. Ich schauderte leicht, wenn ich daran dachte, was mich drinnen erwarten würde. Ja, ich fürchtete mich davor Professor Dumbledore gegenüber zu treten, ganz zu schweigen von Professor McGonagall. Sie hatte mir bereits nach meinem schändlichen Verrat an Severus die kalte Schulter gezeigt. Wie würde es nun sein? Jetzt, nachdem ich auch noch für seinen Tod verantwortlich war? Und doch, am meisten fürchtete ich mich vor dem Augenblick, in dem ich den kleinen Friedhof hinter dem Schloss betreten würde... Ich versteifte mich an Remus' Seite. Sachte legte er eine Hand über die meine, die ich bei ihm eingehakt hatte.

"Du schaffst das. Keine Sorge! Ich bin ja auch noch da."

Zaghaft lächelte ich zu ihm hoch und betrat an seiner Seite die Eingangshalle von Hogwarts.

Hier drin herrschte wie immer eine Atmosphäre von Wärme und Geborgenheit, das Lachen von Kindern und das emsige Treiben der Hauselfen. Doch heute schenkte mir dies keinen Trost. Als wir an der Treppe, die hinunter in die Kerker führte vorbeikamen, hatte ich das Gefühl, dass Severus jeden Moment heraufkommen würde. Er würde oben an der Treppe stehen bleiben, mich mit seinen schwarzen Augen kurz mustern und einen sarkastischen Spruch loslassen, weil ich hier mit einem ehemaligen Gryffindor rumstand. Was war ich doch für eine verblendete Närrin gewesen. Wie hatte ich ihn nur dermassen hintergehen können.

"Professor Stern!" Ich wandte mich um und eine kleine Schar von Gryffindor- und Hufflepuff-Zweitklässlern rannte aufgeregt auf uns zu.

"Schön, dass Sie wieder hier sind, Professor! Wo waren Sie so lange? Unterrichten Sie wieder?" riefen sie durcheinander. Ich lächelte und wollte grad antworten, als mir dies abgenommen wurde.

"Das glaube ich nicht!"

Die kalte Stimme McGonagalls ließ das Lächeln auf meinem Gesicht gefrieren. Ich drehte mich zu ihr um und blickte in ihr abweisendes Gesicht. Ihre streng nach hinten gekämmten Haare taten das übrige. Das Herz sank mir in die Hose. Was sollte ich nun sagen? Mein Mund war plötzlich wie ausgetrocknet.

Ihre Augen verengten sich und ich spürte, dass mir McGonagall die volle Schuld am Tod von Severus gab. Dass ich zum grossen Teil daran schuld war, wollte ich nicht abstreiten. Ich war mir dessen schmerzlich bewusst. Doch törichterweise hatte ich gehofft, dass die Hauslehrerin von Gryffindor ihre Abscheu gegen mich nicht so offen zur Schau tragen würde. Was hatte ich überhaupt erwartet? Dass jeder sagen würde: Ich vergebe dir? Wohl eher kaum. Ich konnte mir ja selbst nicht verzeihen. Die Schüler spürten die Anspannung ebenfalls. Leise machten sie sich davon.

"Remus! Wie schön dich zu sehen!" McGonagall streckte ihm die Hand entgegen.

"Professor!" grüsste er zurück.

Mich bedachte sie nur mit einem kühlen Blick und liess uns stehen.

"Eisiger Wind", murmelte ich, während wir weitergingen.

"Es tut mir so leid, dass sie dich so behandelt. Aber du musst sie verstehen, Sternchen. Severus hat ihr viel bedeutet. Mehr, als die Leute hier je angenommen hatten. Er war ihr erkorener Lieblingsfeind gewesen. In Wirklichkeit mochten sie einander, auch wenn es nie einer der beiden zugegeben hätte. Sie liebten es sich gegenseitig mit den Häuserrivalitäten aufzuziehen. Sie führten stets einen unerbittlichen Kampf um den Quidditch- und um den Hauspokal. Dies alles wird Minerva, wie auch allen anderen hier, sicherlich fehlen."

"Ja, mach mich fertig. Tritt jemanden, der am Boden liegt."

Remus schüttelte kurz den Kopf. "Tut mir leid. Das wollte ich nicht. Ich wollte lediglich, dass du Minerva verstehst. Sie fühlte sich ihm gegenüber auch immer ein wenig schuldig. Jedenfalls denke ich das. Und nun konnte sie ihn zum zweiten Mal nicht retten. Sie konnte nichts für ihn tun und das ist es, was sie vor allem bedauert."

"Wieso zum zweiten Mal?" fragte ich neugierig.

"Ah! Remus, Muriel! Wie schön, euch zu sehen." Albus Dumbledore begrüsste uns strahlend. "Kommt, gehen wir in mein Büro! Wir haben einander sicher einiges zu erzählen." Der Direktor hakte sich bei mir unter und steuerte auf den Wasserspeier zu, hinter dem die Treppe zu seinen Räumen lag. Über die Schulter warf ich Remus einen fragend Blick zu.

"Später", deutete er lautlos an.


TBC...

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Angel 1291 / 14.11.03

 

 

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