Die Schwarze Rose 2

 

 

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Kapitel 9: Der Orden des Phönix II

 



Erzählt von Lord Voldemort


Befriedigt nahm ich meine Hände von den polierten Seiten der Sakkara-Pyramide. Für das erste Mal hatte es hervorragend funktioniert. Sanft berührte ich nochmals ihre Spitze und murmelte "Finite". Das Bild verblasste und der Rauch löste sich auf. Lässig griff ich nach dem Samttuch und deckte das teure Stück sorgfältig ab. Der Händler hatte mir nicht zuviel versprochen, als er mir diese Pyramide anbot. 'Schade für den Mann', dachte ich mit leisem Bedauern, doch dieser Moment dauerte nur kurz. Dass er nicht hatte mit sich handeln lassen war sein Fehler gewesen.

Ich blickte in das Gesicht meines Jüngers. Auf seinem aristokratischen Gesicht lag ein selbstzufriedener Ausdruck. Er schien sich bereits auf den Moment zu freuen, an dem es ihm zuteil werden würde, Severus töten zu dürfen. Ich hatte ihren Disput jahrelang beobachten können. Lucius litt darunter, stets hinter Severus stehen zu müssen. Doch gerade dies hatte mich immer amüsiert und tat es noch. Schliesslich brauchte auch ich etwas zu meiner Unterhaltung.

Wenn Lucius tatsächlich dachte, dass ich ihm Severus überlassen würde, dann hatte er sich abermals von mir täuschen lassen. Nach dem heutigen Erfolg mit der Pyramide zweifelte ich nicht mehr daran, dass mich Severus mit der zweiten Spritze bereits wieder als seinen Herrn anerkennen würde. Nach der dritten würde er für immer mein sein. Und dies ohne jegliche Einschränkungen. Eine willenlose Marionette mit einem unschätzbaren Wissen über Tränke und Gifte aller Art.

Hätte Lucius nur halb so gut zugehört wie ich, wenn Severus über seine Lieblingsbeschäftigung, seine Kunst, lamentierte, so wäre Lucius klar gewesen, welches Mittel die letzte Spritze enthielt, doch das hatte er augenscheinlich nicht. Wie schön. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.

"Ein voller Erfolg, Lucius", schnurrte ich, während ich mich erhob und er es mir nachtat. "Beeindruckend, nicht wahr?"

"Ja, mein Lord", antwortete Lucius mit glänzenden Augen. "Die Pyramide im Einsatz bewundern zu können ist atemberaubend. Ihr seid unschlagbar, mein Lord."

Wah! Wie ich diese Schleimspur hasste, die Lucius stets in meiner Nähe hinterliess. Da musste man richtiggehend Acht geben, nicht darauf auszurutschen. Zum anderen jedoch: Ehre, wem Ehre gebührt. Ich hatte Grosses für die Zaubererwelt geleistet und würde noch Grösseres vollbringen, da durfte ich mich schon etwas huldigen lassen.

"Du kannst gehen, Lucius. Halte dich jedoch für weitere Befehle bereit."

"Ja, mein Lord." Lucius kniete sich nochmals kurz nieder, küsste ehrfürchtig den Saum meines Umhangs und verliess meine Räume.

Ich wandte mich zum Fenster, verschränkte die Arme und beobachtete, wie sich die Sonne langsam aus dem Dunst zu befreien versuchte. "Bald, Severus. Bald wirst auch du wieder treu an meiner Seite stehen." Ich lächelte, als der erste Sonnenstrahl durch das Fenster fiel.


Erzählt von Albus Dumbledore


Ich liess meinen Blick ernst über meine Kollegen gleiten und blieb bei Mad Eye hängen. "Ist es den Herrschaften genehm, wenn wir mit der Versammlung fortfahren?" Betretenes Schweigen folgte, einige nickten. "Gut. Bevor wir jedoch dazu kommen, über neue Sicherheitsvorkehrungen für Hogwarts zu diskutieren, gibt es ein durchaus dringenderes Problem, welchem wir den Vorzug geben müssen."

Nun hatte ich wieder die volle Aufmerksamkeit der Ordensmitglieder.

"Was für ein dringenderes Problem?" fragte Tonks neugierig.

"Voldemort - er hat den Sarg."

"Albus, denkst du nicht, dass das nun doch ein bisschen zu weit geht? Die Sicherheit Hogwarts wegen eines, verzeih mir den Ausdruck, Sargs mit einer teilverwesten Leiche aufzuschieben?" Arthur Weasley musterte mich stirnrunzelnd. "Schliesslich geht es hier um die Sicherheit unserer Kinder."

"Gerade deswegen, Arthur, und auch wegen euer aller Sicherheit, schieben wir dieses Thema vor die Verstärkung der Sicherheitskontrollen in Hogwarts."

"Es ist eine hässliche Sache, Albus", mischte sich nun Moody ein, "das gebe ich zu. Doch nicht einmal der dunkle Lord mit seiner schwärzesten Magie würde es schaffen, Snape wieder zum Leben zu erwecken."

Arabella wandte sich Mundungus Fletcher zu und murmelte etwas.

"Genau das ist das Problem, Moody." Ich schob meine Brille zurecht. "Voldemort schien irgendwoher einen Tipp bekommen zu haben. Mittlerweile wird er mit Sicherheit wissen, dass es sich bei der Leiche in dem Sarg nicht um Severus' sterbliche Überreste handelt."

"Was willst du damit sagen?" unterbrach mich Minerva. "Albus!"

Ich senkte schuldbewusst den Kopf. "Tja, wie soll ich sagen, Severus Snape lebt. Es... es war nur eine geschickte Täuschung."

Eine nervenaufreibende Stille folgte. Ich spürte ihre Blicke, wie sie auf meiner Haut brannten, ihre unausgesprochenen Anschuldigungen.

Langsam sah ich auf. Moody hatte sich in seinem Stuhl zurück gelehnt und starrte an die Decke. Molly Weasley hielt eine Hand auf den Mund gepresst und stumme Tränen liefen ihr über die Wangen. Arthur hatte tröstend den Arm um sie gelegt. Arabella und Mundungus blickten vor sich auf die Tischplatte. Minerva sah mich ungläubig und mit offenem Mund an, während Remus seine Arme auf der Tischplatte verschränkt hatte und seinen Kopf darin vergrub. Shaklebolt betrachtete ausgiebig seine Fingernägel. Da blieb mein Blick an Muriel hängen. Sie hatte die Stirn in ihre Hand gestützt, die Augen geschlossen.

Ich fühlte mich schlecht. Meine Freunde, meine Mitkämpfer hatte ich belogen, hatte ihnen die Tatsache, dass Severus noch lebte, vorenthalten. Die meisten von ihnen hatten getrauert. Einige mehr, andere weniger intensiv.

"Es tut mir leid, dass ihr erst jetzt davon erfahrt. Jedoch ich hatte meine Gründe, euch diese Information vorzuenthalten."

"Gründe, Albus?" fragte nun Molly entgeistert. "Was für Gründe rechtfertigen dies?"

"Wie lange wusstest du es?" Minerva sah mich fragend an.

Ich atmete tief durch. "Ich habe es selbst erst ein paar Tage nach Severus' Beerdigung erfahren. Er - er hat mir einen Brief zukommen lassen. Seine Tarnung war in diesem einen Kampf aufgeflogen. Er hatte sich rasch entscheiden müssen. Tod durch Voldemort und seine Häscher, Tod durch das Ministerium oder die kleine Chance, dem ganzen Irrsinn zu entkommen, seine Identität abzulegen und ein neues Leben zu beginnen. Es ist ihm gelungen, alle zu täuschen. Er hat den toten Körper eines jungen Todessers verwandelt, so dass er für ihn gehalten wurde und konnte tatsächlich wohl in letzter Sekunde entkommen." Minerva sah mich mit einem seltsamen Glanz in den Augen an. "Geschrieben hatte er mir von seiner Überfahrt nach Frankreich. Er wollte diese einmalige Chance nutzen, um mit anderem Aussehen und einer neuen Identität ein neues Leben zu beginnen." Ich nahm die Brille ab, wischte mir über die Augen und setzte sie wieder auf. "Was hätte ich tun sollen? Er wollte für tot gehalten werden. Der Junge hat nach alldem, was er für uns getan hat, ein neues Leben verdient."

Es blieb einen Moment lang still.

Moody war der erste, der sich regte. "Wo ist er jetzt?" fragte er leise.

Ich schüttelte knapp meinen Kopf. "Keine Ahnung. Ich nehme an, dass er noch irgendwo in Frankreich ist. Sybill konnte es auf die Schnelle nicht feststellen."

"Sybill Trelawney!" schnaubte Minerva. "Wie wenn die eine Ahnung hätte. Pha."

"Sie hatte auch schon Treffer."

"Die sind aber dünn gesät, Albus. Wirklich. Wir brauchen hier etwas zuverlässiges."

"Und das bevor der Lord ihn findet", warf nun Moody ein. "Niemand könnte uns mehr schaden, als Snape. Das ist dir hoffentlich klar, Albus. Ein Sicherheitsrisiko, wie ich es immer vorausgesagt hatte." Moody griff in die Innenseite seiner Robe, zog seinen Flachmann heraus und tat einen tiefen Schluck.

"Er ist kein Sicherheitsrisiko", verteidigte ich Severus. "Er hat uns nie verraten und wird es auch nicht tun."

"Ach ja? Nehmen wir also an, er weiss noch nichts davon, dass der Lord wieder auf seiner Fährte sitzt. Voldemort erwischt ihn eiskalt und dann, Albus? Kannst du garantieren, dass er uns nicht verraten wird?"

"Garantien gibt es keine, Mad Eye", gab ich zurück. "Aber gerade deswegen ist es wichtig, dass wir Severus finden, bevor es Voldemort tut."

"Doch wie sollen wir das anstellen? Severus könnte mittlerweile überall sein." Shaklebolt sah fragend in die Runde.

"Ich habe eine Idee." Alle Augen richteten sich auf Remus Lupin, der nun den Kopf gehoben hatte.


Erzählt von Severus Snape


"Danke." Ich nahm den Plastikbecher mit zitternden Händen entgegen und trank in langen Zügen. Das kühle Wasser tat meiner trockenen Kehle gut. Ich schloss kurz die Augen und spürte, wie mir das Atmen nun wieder leichter fiel.

"Noch etwas Wasser?" fragte Verdi, als ich ihm den Becher zurückreichte.

"Nein." Ich lehnte den Kopf zurück an den Betonpfeiler. Was war das nur für ein Zeug gewesen, was mir verabreicht worden war. Mein Geist war vernebelt, ich konnte mich kaum an etwas erinnern. Einzig und allein, dass ich aus dem Schlaf aufschreckte um gleich darauf auf diesen höllischen Trip geschickt zu werden. Verdi schien von alledem nichts bemerkt zu haben. Er hatte mich erst gefunden, als das Mittel bereits seine Wirkung tat.

"Möchtest du darüber reden?"

Vorsichtig schüttelte ich den Kopf.

Jean-Pierre trat in mein Blickfeld. Er sah auf Verdi hinab. "Und? Hat er schon was gesagt?"

Verdi schüttelte den Kopf und ich glaubte, etwas wie Traurigkeit in seinem Gesicht entdeckt zu haben.

"Verdammt!" zischte Jean-Pierre.

Ich war müde und wollte nichts weiter als schlafen. Ich wusste, dass ich jetzt nicht schlafen sollte. Was wenn die Kerle zurückkamen, doch mein Körper machte nicht mit. Er forderte Schlaf und das mit aller Vehemenz.

"Du Mistkerl!" Erschrocken riss ich die Augen auf. Jean-Pierre hatte mich am Hemd gepackt und riss mich hoch. "Was soll das, hä? Was für ein Spiel spielst du hier mit uns? Hör zu! Wir sind anständige Leute, auch wenn wir nicht mehr haben, als die Lumpen, die wir tragen. Wir schätzen es nicht, wenn Pack wie du hier ankommt und sich hier mit irgendwelchem Shit volldröhnt."

Verwirrt versuchte mein vernebelter Geist den Worten Jean-Pierres zu folgen. Der junge Mann versetzte mir einen Stoss, so dass ich gegen den Pfeiler prallte. Mein Gleichgewichtssinn war noch nicht wieder intakt, doch bevor ich in die Knie ging packte mich Jean-Pierre und stiess mich erneut von sich. Diesmal war kein Pfeiler da, der mich hielt. Ich stolperte rückwärts und fiel.

Der Schlamm spritzte auf, als ich halb in der Pfütze landete. Ich versuchte mich aufzurappeln. "Was-"

Jean-Pierre drückte mich mit dem Schuh zurück in den Dreck. "Abschaum wie du vergeudet nur die Luft, die er atmet."

"Wovon redest du?" fragte ich etwas verwirrt. Mein benebelter Verstand begriff nicht, um was es da gerade ging.

"Wovon ich rede? Hiervon!" Er beugte sich zu mir herunter und hielt mir eine Spritze vor die Nase.

"Hör zu! Damit habe ich nichts zu tun."

Jean-Pierre schnaubte abfällig und warf die Spritze neben mir in den Dreck. "Nichts weiter als ein Drogensüchtiger..." Mit angewidertem Gesichtsausdruck wandte er sich von mir ab.

"Jean-Pierre...", versuchte sich nun Verdi einzuschalten.

"Was? Bezweifelst du etwa, dass er das ist? Ein Drogensüchtiger ist er und nichts weiter. Ein dreckiger Junkie."

"Drogensüchtiger! Junkie!" Diese Worte vertrieben jeglichen Nebel, der meine Sinne verwirrt hatte. Heisser Zorn wallte in mir auf.

Ich spürte wie mein Blut zu kochen begann, meine Haut kribbelte und ohne es kontrollieren zu können, streckte ich meine Hand aus. Die freigewordene Magie schleuderte Jean-Pierre gegen den Betonpfeiler der Brücke. Benommen rutschte er daran nieder. Verdi blickte erst ihn und dann mich mit aufgerissenen Augen an. Mühsam kämpfte ich mich auf die Beine und stolperte einen Schritt vorwärts.

"Bleib wo du bist!" keuchte Verdi und wich vor mir zurück.

"Ich tue dir nichts", entgegnete ich doch Verdi wich weiter zurück. "Wer bist du?" brachte er heiser hervor. "Was bist du?"

Er bückte sich blitzschnell, hob einen Stein auf und warf ihn auf mich. Ich zog den Kopf ein und der Stein verfehlte mich um Haaresbreite, doch schon hatte Verdi einen nächsten Stein zu fassen gekriegt. Dieser traf mich an der Stirn. Reflexartig presste ich die Hand auf die Stelle und spürte, dass die Haut aufgeplatzt war. Ich nahm kurz die Hand runter. Blut. Rasch presste ich sie wieder auf die Stirn. Verdi hielt den nächsten Stein in den Händen. Ich hob beschwichtigend die freie Hand, wich zurück und stolperte.

"Nicht!"

Ich wandte den Kopf und sah Jean-Pierre, der sich soweit wieder aufgerappelt hatte, dass er die Situation erfasste.

Verdi hielt den dritten Stein drohend in den Händen, so dass ich mich entschied, mich so schnell als möglich aus dem Staub zu machen. Halb stolpernd lief ich in den Regen hinaus.

Das Blut pochte schmerzhaft in meinen Schläfen, mein Atem ging keuchend, doch ich hielt nicht an. Nur weg - weg von diesen Irren. Das war mein einziger Gedanke.

Als meine Beine unter mir nachgaben, hatte ich bereits eine gute Strecke geschafft. Ich fiel auf Hände und Knie nieder und hustete mir beinahe die Seele aus dem Leib. Keuchend rang ich nach Atem, hob den Kopf und blickte in den dunkelgrauen, wolkenverhangenen Himmel. Der Regen prasselte unbarmherzig auf mich nieder. Hörte das denn nie auf, fragte ich mich verzweifelt.

Schritte hinter mir! Ich hielt den Atem an und verfluchte mich für meinen Leichtsinn, hier einfach mitten auf diesem alten Industriegelände auf den Knien zu liegen. Warum hatte ich mich nicht bis zur Mauer geschleppt? 'Vermutlich, weil du vorher umgekippt bist', sagte eine kleine gehässige Stimme in meinem Kopf, doch das liess ich nicht gelten. Irgendwie hätte ich es schaffen müssen. Wie dumm war ich eigentlich? Hatte mir dieser verdammte Stein, mit welchem Verdi mich erwischt hatte, denn letzten Rest Verstand aus meinem Hirn getrieben?

Ich versuchte auf die Beine zu kommen. Weg! Nur weg hier, doch mein Körper machte nicht mit. So sehr ich es auch wollte, ich kam nicht hoch. Und schon waren die Schritte direkt hinter mir.

"Keine Bewegung!" Ich spürte wie sich die Spitze eines Zauberstabs zwischen meine Schulterblätter bohrte. "Hände hoch! Ganz langsam und vorsichtig, so dass ich sie sehen kann!"

Ich gehorchte. Langsam hob ich die Arme und verschränkte die Hände hinter meinem Kopf.




 

 

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