Shake the disease

 

 

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Kapitel 6: Rettendes Ginger Ale


Snape schluckte das Medikament und murrte.
"Was ist?" fragte ihn Pomfrey.
Er sah sie grimmig an. Ich fühle mich wie ausgekotzt, ist das nicht irgendwie offensichtlich?
Sie ignorierte den säuerlichen Ausdruck auf seinem Gesicht und überprüfte seine Temperatur. Dann griff sie nach einer kleinen, gelben Tube und drückte etwas daraus auf ihre Handfläche.
"Was... hast du vor?" fragte, oder besser, schniefte er.
"Ich werde das jetzt auf deinen Ausschlag auftragen. Er juckt, oder?"
"Wie schnell du..." Er zuckte zusammen und schluckte.
"Professor, ich kann Ihnen jetzt schon sagen, daß Sie eine ganze Weile hier bleiben werden, also, lassen Sie uns freundschaftlich miteinander umgehen, in Ordnung? Und halt besser den Mund, sonst tut dir doch nur der Hals weh."
Er grummelte zustimmend.
"Gut."
Pomfrey fing an, die Salbe auf seinem Arm zu verteilen; er verkrampfte sich zuerst, dann entspannte er sich wieder.
Sie roch an dem Mittel. "Riecht nach Kräutern. Fettig ist das Zeug auch nicht, gar nicht mal schlecht... Ich sollte immer was davon als Vorrat haben. Ich schätze, das werde ich ja jetzt eh müssen. Hilft es?"
"Hmm."
Sie verlagerte ihre Tätigkeit auf seinen anderen Arm, drückte mehr Creme aus der Tube und schmierte es ihm auf die Brust. "Geht das Brennen davon weg?"
Er nickte und seufzte vor Erleichterung.
Sie hob die Decke von seinen Beinen und applizierte die duftende Salbe darauf, wobei sie seine steifen Muskeln zur Lockerung massierte.
"Wie ist das?" erkundigte sie sich.
Als Antwort gab Snape einen Schnarcher von sich.
Abschätzend beäugte sie ihren schlummernden Patienten und sagte zu sich selbst: "Ich brauche definitiv mehr von diesem Zeug. Und wenn ich schon mal dabei bin, dann kann ich mir auch gleich seinen Rücken vornehmen..." Ein paar Zaubersprüche und Snape lag auf dem Bauch. Gerade hatte sie damit begonnen, ihm behutsam die Schultern zu kneten, als der Schulleiter in das Zimmer kam.
"Wie geht es unserem Severus?" erkundigte sich Dumbledore.
"Er ist mürrisch, aber kooperativ."
"Fabelhaft." Er sah auf Snape und fügte hinzu: "Ts, ts. Bedauernswerter Kerl. Wirkt die Muggelmedizin?"
"Besser als ich es erwartet habe", gestand Pomfrey und arbeitete sich weiter Snapes Rücken hinunter. "Ich hätte mich schon mal früher damit beschäftigen sollen."
"Es gibt keinen Zweifel, daß wir Zauberer die Muggel und ihre Methoden oft ganz gewaltig unterschätzen. Ich denke, Severus wird sich sicher für die Chemie interessieren, die hinter ihrer Medizin steckt."
"Wunder gibt es immer wieder!"

***



Hermione traute kaum ihren Ohren, als Madam Pomfrey sie darum bat, noch mehr von dieser Muggelsalbe für Professor Snape zu besorgen. Dann hatte er ihr also gestattet, das Mittel anzuwenden. Und zudem mußte es ihm auch noch zugesagt haben, denn sonst hätte Madam Pomfrey sie wohl auch nicht gebeten, noch mehr davon zu kaufen.
Die Gryffindor-Schülerin konnte sich nicht helfen, sie war stolz auf sich; zumindest einmal hatte sie es geschafft, etwas zu tun, das die Zustimmung des Zaubertranklehrers fand.
Oder er war doch schlimmer krank, als sie alle gedacht hatten.
Mit klopfendem Herzen betrat sie die Krankenstation.
Die Medihexe saß an ihrem Schreibtisch, damit beschäftigt, ihre Notizen auf Vordermann zu bringen; Snape lag noch immer schlafend auf dem Bauch.
"Madam Pomfrey..."
"Ah, Hermione. Komm rein, komm rein. Ist das die Creme, um die ich dich gebeten hatte?"
"Ich habe gleich mehrere Tuben mitgebracht", nickte Hermione. Sie ging herüber zum Schreibtisch um Pomfrey die kleine Tüte zu überreichen und warf im Vorbeigehen kurz einen verstohlenen Blick in Snapes Richtung.
"Danke dir, Liebes." Pomfrey angelte eine der Tuben aus der Tasche. "Du mußt mir unbedingt sagen, wo du diese Sachen her bekommst."
"Der Professor... mochte es?"
"Nun ja, als er das mit seiner Allergie erfahren hat, da... Es war eine nicht gerade besonders aufmunternde Nachricht, wie du dir vielleicht vorstellen kannst", sagte Pomfrey. "Er hat sich aber danach nicht mehr zur Wehr gesetzt."
Hermione staunte.
"Ich weiß, euch Schülern kommt er vermutlich wie ein übergroßes Stachelschwein vor, aber er ist bei weitem nicht so schlimm, Liebes. Professor Snape hat nur einfach zu viel um die Ohren", erklärte ihr die Medihexe.
"Zaubertränke zu unterrichten scheint mir auch nicht gerade eine Kleinigkeit zu sein", stimmte Hermione ihr zu. Ganz zu schweigen davon, gegen Voldemort zu spionieren und zu versuchen, dabei nicht ums Leben zu kommen.
"Nein, das ist es sicher nicht. Es ist wirklich ein Jammer, dass die Krankenstation, wie es mir vorkommt, der einzige Ort ist, an dem er sich entspannen kann."
Hermione sah auf ihren Zaubertrankeprofessor. Es war merkwürdig, ihn so zu sehen. Weder verzog er geringschätzig das Gesicht, noch brüllte er rum oder lauerte ihnen auf, in der ewigen Hoffnung, sie bei etwas Verbotenem zu erwischen - er lag einfach nur da, unbeweglich, die eine Gesichtshälfte ins Kissen vergraben.
"Gibt es etwas, was ich vielleicht tun kann?" fragte sie.
"Wenn du möchtest, kannst du dich ein wenig an sein Bett setzen, während ich den Papierkrieg hier beende. Sag mir Bescheid, wenn er aufwacht."
"Ja, Madam Pomfrey."

***



Eine Stunde später hatte Hermione sehr damit zu kämpfen, nicht selber einzudösen. Die einzigen Geräusche im Raum waren das gelegentliche Rascheln von Papier und der gleichmäßige Atem des Zaubertrankmeisters.
Dann, ganz plötzlich, öffnete er seine Lider und enthüllten seine benommenen, schwarzen Augen. Hermione entfuhr ein: "Oh!"
Pomfrey sah von ihrer Arbeit auf. "Stimmt was nicht, Kind?"
"Professor Snape ist aufgewacht, Madam Pomfrey", beantwortete Hermione ihre Frage und zog sich von dem Bett zurück.
Sofort war die Medihexe bei ihm und befühlte Gesicht und Nacken. "Wie fühlst du dich, Severus?"
Er versuchte zu sprechen, und schloß gequält die Augen.
"Der Hals?"
Er nickte.
"Denkst du, du schaffst es die Tabletten zu schlucken, die ich dir vorhin gegeben habe?"
Er schüttelte den Kopf.
"Ver - Versuchen Sie doch mal das hier", bot Hermione an. Sie hielt der Krankenschwester eine der Flaschen mit Muggelmedizin hin, die zusammen mit den anderen Mitteln auf dem Tisch neben dem Schrank mit den Zaubertränken gestanden hatte. "Das ist Erkältungssirup."
"Bring ihn doch mal herüber, Hermione", forderte Pomfrey sie auf. "Versuchen wir, den Professor mal ein wenig aufzusetzten..." Sie schnippte mit ihrem Zauberstab um ihn umzudrehen, wobei die Kissen seinen Rücken und den Kopf unterstützten.
"Bitte, Madam Pomfrey", sagte Hermione und reichte ihr die Flasche, wobei sie es tunlichst zu vermeiden suchte, den Professor anzublicken.
Snape begann schneller zu atmen und ein Bäuerchen entfuhr ihm.
"Ich glaube, ich habe ihn noch nie zuvor so krank gesehen", meinte Pomfrey. Sie inspizierte die rote Flüssigkeit in der Flasche sehr genau, roch daran und verzog die Nase. "Na hoffentlich wird ihm nicht schlecht davon."
"Es ist nicht süß. Das ist das, was meine Eltern mir auch immer gegeben haben, wenn ich die Grippe hatte und mir ist davon auch nie schlecht geworden. Ich denke Professor Snape wird das schon vertragen."
Pomfrey schüttete etwas von dem Saft auf einen Löffel. "Hier, Severus."
Er öffnete seinen Mund, schluckte schmerzhaft und schüttelte sich, doch schon ein paar Minuten später, beruhigte sich sein Atem wieder.
"Das war ein guter Vorschlag, Hermione", lobte Pomfrey.
"Vielleicht möchte er ja auch ein wenig Ginger Ale", setzte Hermione hinzu. "Es beruhigt den Magen."
"Ginger Ale?" entfuhr es Pomfrey.
"Das ist ein Muggelgetränk. Wenn es mir nicht gut geht, trinke ich immer etwas davon und es geht mir besser."
"Nun, ich vertraue dir, Liebes. Und ich denke mal, dass der Professor dir, sobald er wieder auf den Beinen ist, zeigen wird, wie dankbar er dir ist."

***



An diesem Abend war der Meister der Zaubertränke schwer damit beschäftigt, sich zu wünschen, tot zu sein.
Pomfrey behauptete, es sei die Grippe.
Die Beulenpest schien ihm wahrscheinlicher.
Und um das alles auch noch zu toppen, konnte er zur Linderung nicht einmal einen Zaubertrank nehmen. Etwa ein halbes Dutzend an Zaubertränken konnte er aus dem Stehgreif aufzählen, die mit dieser verfluchten Krankheit innerhalb von fünf Minuten kurzen Prozeß gemacht hätten. Allerdings war keiner darunter, der nicht diese vermaledeiten Stachelschwein-Stacheln in irgendeiner Form enthalten hätte.
Was am allerschlimmsten wog, war, daß man ihn nicht einfach seinem Selbstmitleid überließ. Pomfrey, Albus und, oh ja.
Miß Granger.
Was für eine unvergleichliche Freude das doch war.
Das Mädchen hatte sich neben seinem Bett niedergelassen und las aus irgendeinem spannenden Muggelbuch vor, jedes ihrer leise gesprochenen Worte traf ihn wie ein Stein am Kopf.
"Elementar, mein lieber Watson..."
Er mußte der kleinen Besserwisserin jedoch einräumen, daß dieses Ginger Ale, das sie ihm zu trinken gegeben hatte, wirklich eine angenehme Überraschung gewesen war, besonders da schon allein der Gedanke daran, etwas zu sich zu nehmen, seinen Magen verkrampfen ließ. Doch die goldene, sprudelnde Flüssigkeit hatte seine Übelkeit in den Griff bekommen und er war dankbar genug um das Mädchen bei sich zu lassen, ohne sie, wie sonst immer, mit seiner unheilverkündenden Aura zu verschrecken.


 

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