Shake the disease

 

 

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Kapitel 7: Papiertaschentücher als Waffe


Auf einmal hielt sie mit dem Lesen inne.
"Professor Snape?"
Er hielt Augen und Mund fest geschlossen.
"Sir?"
Verschwinden Sie endlich Miß Granger. Können Sie denn nicht sehen, dass ich schlafe?
"Nun, ich... ich wollte Ihnen nur eine Gute Nacht wünschen, Professor."
Bravo.
Er spitzte die Ohren um zu lauschen, wie sie aus dem Raum ging - mußte sie denn so verdammt leise sein?
Dann spürte er für eine Sekunde einen Hand auf der seinen... nein, nicht einmal eine Sekunde lang. Fast wäre er vor lauter Überraschung aus dem Bett gefallen.
Als er endlich sicher war, dass sie gegangen war, langte er herüber zu seinem Nachttisch und griff nach dem Glas mit dem Ginger Ale, das, wie er wußte, dort stehen mußte. Er fand es auch, indem er es umwarf. Klirrend zerbarst es auf dem Fußboden.
Oh, KACKE.
Wie auf Kommando kam die Gryffindor wieder in den Raum gestürmt, Pomfrey bildete, fast augenblicklich darauf ankommend, die Nachhut. Die Nachthaube der Medihexe saß schief auf ihrem Kopf und sie hielt den Zauberstab einsatzbereit.
"Severus, bist du in Ordnung? Ich dachte, Sie passen auf ihn auf, Miß Granger..."
"Er, er war eingeschlafen und ich dachte nicht... Ich nahm an, daß es besser ist... Ich hatte Angst, dass ich ihn vielleicht aufwecke..."
"Poppy, hör auf, das arme Mädchen in die Mangel zu nehmen", schaltete sich Snape ein, seine Stimme war kaum hörbar. "Ich hatte einfach nur Durst." Er schnitt eine Grimasse und griff sich an den Hals.
"Muß ich dir erst noch einen Maulkorb verpassen?" fragte ihn Pomfrey, die mit einem Wink ihres Zauberstabes den Boden aufwischte. "Komm, mach den Mund auf und laß mich mal nachsehen, wie schlimm es ist. Los, aufmachen!"
Snape schäumte vor Ärger, tat aber, was sie verlangte.
"Lumos", sagte Pomfrey. "Also dein Rachen ist völlig gerötet und wund."
Er zuckte ungeduldig mit den Schultern.
"Ich werde dir was Warmes mit etwas Honig darin zu trinken geben und dann möchte ich, daß du ein wenig schläfst. Haben wir uns verstanden?" Sie fühlte ihm erneut die Stirn und zählte seinen Puls. "Alles was ich dir sagen kann ist, dass, wenn du so weiter machst wie bislang, wir uns besser kennenlernen werden, als wir beide je dachten."
Ein alarmierter Ausdruck huschte über sein Gesicht.
"Hast du es jetzt endlich kapiert, Severus?"
Er drehte ihr den Rücken zu und rammte seinen Kopf trotzig ins Kissen, eine Geste, die er mit einem Aufstöhnen bezahlen mußte.
Pomfrey seufzte. Unmöglicher Mann.
Hermione lugte um den Vorhang herum, hinter dem sie Zuflucht gesucht hatte. "Äh, Madam Pomfrey..."
"Ach, Hermione. Grundgütiger, dich hatte ich ja völlig vergessen", gestand Pomfrey. "Du kannst gerne auf dein Zimmer zurückkehren und versuchen, dich ein wenig auszuruhen. Ich fürchte, Professor Snape ist im Moment eine etwas zu große Zumutung."
Snape warf sich die Decke über den Kopf.
"Ja, Madam Pomfrey", nahm Hermione an und stürmte aus dem Zimmer.
Mit einer dampfenden Tasse Kamillentee trat Pomfrey wieder an Snapes Bett. "Hier, Severus, ich denke, das wird dir schmecken."
Der zusammengesackte Haufen im Bett verweigerte es jedoch, sich auch nur minimal zu bewegen.
"Also wirklich", schimpfte Pomfrey. Sie setzte die Tasse ab, griff ihm unter die Arme und manövrierte den geschwächten Mann in eine aufrecht sitzende Position. Zufrieden, dass er es bequem hatte, gönnte sie es sich, erst einmal tief durchzuatmen und griff dann wieder nach der Tasse mit dem heißen Tee.
"Wenn du jetzt endlich fertig bist mit dem Schmollen, dann trink das. Es wird deine Halsschmerzen lindern."
Er hob seinen Kopf knapp vom Kissen, ehe er sich geschlagen gab.
"Komm, laß mich dir helfen", bot sie ihm an.
Er schenkte ihr einen rachsüchtigen Blick.
"Na schön. Dann sieh zu, wie du fertig wirst, du unerträglicher Griesgram. Ich bin..."
Gerade wollte sie aus dem Zimmer stürmen, als seine beleidigte Miene durch den Ausdruck größten Elends ersetzt wurde.
"Schon gut, Severus. Es tut mir Leid. Du hast es wirklich drauf, meine Manieren am Krankenbett ganz schön auf die Probe zu stellen, weißt du das? Also versuchen wir es noch mal."
Sie stopfte ein weiteres Kissen hinter seinen Kopf und blies in das heiße Getränk um es abzukühlen, ehe sie es ihm an die Lippen führte.
"Da. Kleine Schlucke."
Er gehorchte zuerst zögerlich, dann mußte sie jedoch die Tasse etwas kippen, um es mit seinem Durst aufnehmen zu können.
"Gut, oder? Ich habe extra etwas Kleehonig hineingetan", sagte Pomfrey.
Er blinzelte träge, dann formten seine Lippen ein Dankeschön.
"Gern geschehen." Sie erstarrte und strich ihm über die Wange. "Immer noch fiebrig. Es gibt doch nichts, was so sehr die Luft aus einem angeschlagenen Zaubertrankmeister läßt, wie ein Virus, stimmt's?"
Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.
"Das ist schon besser. Müde?"
Er nickte.
"Ich bin nebenan, aber ich komme bald wieder vorbei. Versuch, dich etwas auszuruhen."
Sie deckte ihn zu und beobachtete ihn beim einschlafen, ehe sie selbst auch wieder zu Bett ging.

***



Die aufgehende Sonne begrüßte einen Zaubertranklehrer und eine Medihexe, deren Augen blutunterlaufen waren und deren Laune auch schon bessere Tage gesehen hatte. Snape war mitten in der Nacht aufgewacht und hatte so sehr gehustet, daß er geglaubt hatte, seine Lungen würden zerbersten, ein Zustand, der bald darauf durch eine anständig verstopfte Nase komplettiert wurde und es ihm fast unmöglich machte zu atmen.
Nicht lange und selbst Pomfrey murmelte etwas von diesem zu "nichts taugenden Muggelzeug", wobei sie ärgerlich all die leeren Medizinschachteln anstarrte, ganz zu schweigen von dem Berg an Papiertaschentüchern, die über den ganzen Nachtschrank verstreut lagen.
In Snapes Fall hörte sich das alles eher nach "nichsaugendes Muggelseuch" an.
"Oh je", war Dumbledores Kommentar, als er die Krankenstation betrat. Doch der Ausruf wurde von einem trompetenden Geräusch überdeckt, als Snape sich zum wohl hundertsten Mal die Nase putzte.
"Uähh", machte Snape und plumpste wieder rücklings in die Kissen. "Uähhhhhh..."
"Anstrengende Nacht?" fragte Dumbledore Pomfrey.
Sie starrte so wütend zurück, daß es selbst Snape zur Ehre gereicht hätte. "Wie gut Sie doch beobachten können, Direktor."
"Ich nehme dann wohl mal an, daß die alternative Behandlung doch nicht so effektiv war, wie wir es alle gehofft hatten."
"Rausier!" giftete Snape. Seine Finger umschlossen eine Hand voller benutzter Taschentücher, die er nach Dumbledore schmeißen wollte, allerdings war der Versuch nicht gerade von Erfolg gekrönt. "Rau..." Seine Stimme brach und er fing an zu husten, bis sein Gesicht rot angelaufen war.
"Na, na, Severus, Pomfrey tut sicher alles was in ihren Kräften steht..."
Snapes Hand suchte nach einem Glas mit Wasser; er schluckte die Hälfte der klaren Flüssigkeit, hustete jedoch so sehr, daß die andere Hälfte während dieser Aktion auf seiner Brust landete.
"Ach, jetzt ist es also auch noch meine Schuld, oder wie?" fauchte Pomfrey. Sie stapfte auf Dumbledore zu und deutete mit dem Finger auf ihn. "Wer verfrachtet den Severus immer und immer wieder zu Du-weißt-schon-wessen wilden Marterpartys? Wer ist denn dafür verantwortlich, dass er mehr Heiltränke in sich hineingepumpt bekommen hat, als jeder andere Professor in der Geschichte?"
"Poppy, du bist erschöpft. Warum läßt du mich nicht eine Weile auf Severus aufpassen?"
Sie starrte ihn mißtrauisch an, aber dann sackte sie zusammen und ließ die Schultern hängen. "Albus, das ist einfach unmöglich. Ich kann ihn nicht vernünftig behandeln ohne einen Zaubertrank."
"Er ist ein zäher Kerl. Er macht nur gerade das Schlimmste durch."
Snape schneuzte sich erneut, so kräftig, dass nicht viel gefehlt hätte, um die Fenster in ihren Rahmen zum Erzittern zu bringen.
"Vielleicht... sollte ich es doch noch mal mit den Muggelmöglichkeiten versuchen", seufzte Pomfrey.
"Das ist die richtige Einstellung", stimmte ihr Dumbledore zu. "Und dann legst du dich ein bißchen hin."
Pomfrey fuhr sich über ihr müdes Gesicht und stöberte durch die große Auswahl an Mitteln, die auf dem Nachttisch standen. "Hier, Severus, das haben wir noch gar nicht probiert. Decongestant ... ein Mittel, das Husten lindert. Das hört sich doch vielversprechend an."
"Kann ich nicht behaupten", widersprach Snape. Er veränderte seine Position im Bett und stöhnte. Wenn er doch bloß etwas Schlaf finden konnte... "Uff."
"Kommen Sie schon, Professor, seien Sie nett zu mir, ich brauche das. Ich bin so langsam am Ende meiner Weisheit angekommen."
"Na gut." Er schniefte und öffnete den Mund, viel zu erschöpft, um sich gegen sie zur Wehr zu setzen.

 

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