Snape mal 2

 

 

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Kapitel 10: Die Enttarnung


Hermine hatte die letzten Wochen mit recherchieren verbracht und was sie herausfand, gefiel ihr nicht sehr.
Eines Tages ging sie dann mit Ron und Harry im Schlepptau zu Professor Lupin, um es ihm zu erzählen. Sie klopfte und die Tür wurde geöffnet - von Sirius Black, der seinen Freund gerade auf eine Tasse Kaffee besuchte.
"Hallo Kinder", begrüßte er sie erfreut. "Kommt doch rein."
Die Drei gingen an Sirius vorbei und standen dann etwas verlegen im Raum.
"Was habt ihr denn auf dem Herzen?", fragte Lupin freundlich.
"Es ist wegen Professor Snape", sagte Hermine aufgeregt.
"Was hat er denn nun wieder angestellt?", kam es sofort von Sirius.
Hermine wurde rot. "Nein, nicht Professor Severus Snape, sondern Severin."
"Was hat er angestellt?", wiederholte Sirius ungerührt seine Frage.
"Nun, ich habe ein bisschen recherchiert, weil ... ich weiß auch nicht, aber es ist alles sehr seltsam..."
"Hab ich doch immer gesagt, dass der Typ nicht sauber ist, aber hört einer auf mich? Natürlich nicht", mischte sich Sirius wieder ein.
"Halt endlich die Klappe und hör Hermine erst mal zu", wies ihn Remus zurecht und drückte ihn auf den nächstbesten Stuhl.
Harry und Ron hatten sich inzwischen auch hingesetzt und warteten gespannt, da Hermine ihnen noch nichts erzählt hatte.
"Ich habe mir den Stammbaum der Snapes angesehen", berichtete Hermine. "Da wird ein Zwillingsbruder, oder überhaupt ein Bruder, nicht erwähnt."
"Das hat doch nichts zu bedeuten", winkte Remus ab.
"Das weiß ich. Er hatte mal im Unterricht, als wir ihn über sein Leben ausgefragt haben, erwähnt, dass seine Zieheltern Bernett hießen und als Auroren arbeiteten, und dass ein chinesischer Schwarzmagier sie getötet hätte. Ich habe mir von Mr. Weasley ein Liste der Auroren schicken lassen, die von diesem Magier ermordet wurden. Ich hatte behauptet, es sei für einen Aufsatz." Hermine errötete verlegen, dann fuhr sie fort: "Aber jemand mit Namen Bernett wurde nicht erwähnt. Also habe ich versucht etwas über diese Bernetts herauszufinden. Aber es sieht so aus, als ob es diese Leute nirgends gibt. Und auch von einem Severin Bernett oder Snape scheint, bis er hier auftauchte, noch nie jemand etwas gehört zu haben." Hermine faltete die Hände im Schoß und schaute erwartungsvoll zwischen Remus und Sirius hin und her.
Harry und Ron schauten nicht gerade glücklich drein, denn sie mochten Severin. So ging es auch Remus. "Das alles muß aber noch lange nichts zu bedeuten haben", wandte er ein.
"Frag ihn doch", meldete sich nun auch Sirius wieder zu Wort, der bemerkenswert lange ruhig geblieben war. "Wir rufen ihn her und dann soll er es uns erklären."
"Ich weiß nicht..." Remus fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut. "Es ist ein ziemlicher Eingriff in Severins Privatsphäre und wir haben nicht das Recht ihn zu befragen..."
"Wir können natürlich auch zu Dumbledore gehen und die Sache offiziell machen", grinste Sirius hinterhältig. "Aber das würde ihm sicher noch weniger gefallen."
"Ja, vielleicht hast du Recht", lenkte Remus ein. "Ich denke aber nach wie vor, dass da nichts dran ist." Er stand auf und ging zum Kamin. Dort warf er ein Pulver ins Feuer und rief: "Severin, könntest du mal bei mir vorbeikommen?" Er lauschte einen Moment, dann nickte er und richtete sich wieder auf. "Er kommt."
Sirius hatte sich triumphierend zurückgelehnt, Harry und Ron fanden das alles tierisch spannend und Hermine fühlte sich inzwischen ziemlich unwohl.
Nach knapp 10 Minuten kam Severin - mit Severus im Schlepptau. Hermine wurde nun völlig hektisch, Harry und Ron wären jetzt doch am liebsten woanders gewesen, aber dafür war es jetzt zu spät.
"Hallo Leute", begrüßte sie Severin fröhlich. "Severus war grad auf ein Glas Wein da. Es stört doch hoffentlich nicht, dass er mitgekommen ist?"
"Nö nö", grinste Sirius, "Kann nur um so lustiger werden."
"Was wollen denn die Kinder hier?", fragte der Tränkemeister unwirsch. "Um diese Zeit haben sie bereits im Gryffindorturm zu sein."
"Hermine hat einige Dinge herausgefunden, die euch Beide interessieren dürfte", sagte Remus und sah vor allem Severin ernst an.
Beiden Snapes entging dieser Blick nicht und während Severins Fröhlichkeit etwas verschwand, knurrte Severus mit finsterer Miene: "Sieh an, unsere Alleswisserin hat wohl mal wieder ihr Näschen in Dinge gesteckt, die sie nichts angehen - und natürlich sind Potter und Weasley wie immer mit von der Partie. Welche sensationellen Enthüllungen erwarten uns denn diesmal?"
"Es geht um Severins Identität", mischte sich nun wieder Remus ein. "Hermine, wiederholte bitte noch mal, was du uns vorhin erzählt hast."
Hermine, die sich sichtlich unwohl fühlte, berichtete noch einmal was sie herausgefunden hatte. Als sie fertig war, herrschte erst mal betretenes Schweigen - besonders aus Severins Richtung.
Severus schaute seinen Bruder herausfordern an. Wieso verteidigte er sich nicht gegen die Anschuldigungen dieser unverschämten Gryffindor-Göre? Doch zu seiner Verwirrung schaute Severin nur verlegen zu Boden. "Was ist denn los? Sag was dazu", forderte Severus ihn nun auf.
"Naja", druckste Severin herum, "das Problem ist, dass Hermine recht hat."
"Wie.... sie hat recht. Womit denn? Dass du nicht mein Bruder bist?" Severus' Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Was ging hier vor?
Severin atmete tief durch und schaute Severus fest an. "Die Wahrheit ist: Ich bin nicht dein Bruder", erklärte er, "ich bin du."
"Hä?", machte Severus, während sich die Kinder, Sirius und Remus verwirrt ansahen.
"Ich bin du", wiederholte Severin. Als er die verständnislosen Blicke der Anwesenden sah, sprach er weiter: "Es ist mir klar, dass das jetzt irgendwie schwer zu verstehen ist. Aber es ist so. Mein Name ist nicht Severin Snape sondern Severus Snape. Ich bin du, wie du wahrscheinlich geworden wärst, wenn es Voldemort hier nicht gegeben hätte. Vermute ich zumindest."
Die Blicke, der Anderen wirkten jetzt nicht intelligenter als vorher. Severin (der Einfachheit halber weiterhin so genannt) lächelte amüsiert. "Es gibt im Ministerium eine Abteilung, die sich mit experimenteller Magie befaßt. Da wird alles ausprobiert, was man mit Magie, Zaubertränken etc. anstellen kann. Und manchmal machen die auch tatsächlich eine neue Entdeckung oder kreieren einen neuen Trank oder so was. Jedenfalls waren die mal wieder heftig am experimentieren, als es ihnen gelang, ein Dimensionstor zu öffnen, das in ein Parallel-Universum führte - zu uns. Auf unserer Seite öffnete es sich allerdings ausgerechnet in unserem Hogwarts, genaugenommen zwischen dem Schloß und der Peitschenden Weide. Ich wollte dort gerade meinen Wagen einparken und stand plötzlich mitten in eurem Labor - mitsamt dem Wagen. Ist ne Menge dabei zu Bruch gegangen, das kann ich euch sagen. Und ich hab recht blöd geschaut, als ich plötzlich Direktor Dumbledore auf der Kühlerhaube zu sitzen hatte. Euren Dumbledore. Der hatte nämlich zufälligerweise gerade einen Freund in eurem Labor besucht und wollte sich mit ihm zum Essen verabredet, als ich reingebraust kam. Aber sein Gesicht hättet ihr mal sehen sollen, als er mich im Wagen sitzen sah. Er dachte ja, ich wäre du." Severin kicherte amüsiert, als er daran zurückdachte.
Die Anwesenden warfen sich verblüffte Blicke zu. Jeder von ihnen hatte mit allem möglichen gerechnet, aber ganz gewiß nicht mit einer derartigen Enthüllung.
Sirius und Severus machten sich Konkurrenz im skeptische-Blicke-verteilen, Remus schüttelte immer wieder den Kopf und die Kinder tuschelten miteinander.
Die Tatsache, dass Severin nicht einfach nur ein Zwillingsbruder von Severus war, sondern Severus Snape selbst - in gewisser Weise - war für alle absolut ungeheuerlich und schwer verständlich, und es wurden mehr vergleichende und abschätzige Blicke zwischen den beiden Snapes hin- und hergeworfen, als sonst.
Severin schwieg eine Weile, um den anderen die Möglichkeit zu geben, die Neuigkeiten zu verdauen, dann fuhr er fort:
"Naja, um es kurz zu machen, jedenfalls kamen einige der Zauberer und Albus mit in meine Dimension, um sich umzuschauen. Albus stellte fest, dass die meisten Leute, die er dort traf im Prinzip so waren, wie er sie aus seiner Welt kennt. Nur ich sei so völlig anders, betonte er immer wieder. Das machte mich wiederum neugierig. Jedenfalls beschlossen wir Abends diese Begegnung ausgiebig zu begießen und als wir beide richtig gut abgefüllt waren, kam einer von uns auf den Gedanken, dass es doch eine tolle Idee sei, wenn ich einfach mal mitkomme und den Haufen hier aufmische." Die Anwesenden warfen sich teils verwunderte teils belustigte Blicke zu. Die Vorstellung von einem betrunkenen Dumbledore war doch recht gewöhnungsbedürftig. Aber Severin fuhr fort: "Am nächsten Tag pflegten wir unsere Kater und fanden die Idee nicht mehr so toll, sondern eher ziemlich dämlich, aber da wir nun beide neugierig geworden waren, ob das funktionieren würde und ich mir diese Welt hier im allgemeinen und mein hiesiges Gegenstück im Besonderen gerne ansehen wollte, haben wir es dann schlussendlich trotzdem durchgezogen. Mein Wagen stand ja eh noch in eurer Welt herum. Eure Zauberer haben ihn mit Magie auf die Straße bugsiert, ich habe mir erst mal ein paar Tage lang euer London angesehen und bin dann hierher nach Hogwarts gefahren. Tja, und den Rest kennt ihr." Severus strahlte die verblüffte Runde fröhlich an.

Hermine traute sich von den Anwesenden als erstes eine Frage zu stellen: "Ist Ihre Welt genauso wie unsere?"
"Nein, kann man nicht sagen", meinte Severin. "Bei uns gab es diesen Inquisitionsquatsch im Mittelalter nicht, so dass sich die Zauberer von den Muggeln nicht zurückgezogen haben. Bei uns ist alles bunt gemischt und man hat Wege gefunden, die Technik der Muggel mit der Magie der Zauberer zu kombinieren. Das bedeutet unter anderem, dass wir keine Umweltverschmutzung haben, jedenfalls nicht in der Form wie hier, weil viele Dinge, zum Beispiel auch Fahrzeuge, auf magische Weise angetrieben werden. Außerdem haben wir auch gegen die Verbotenen Flüche Gegenzauber. Und es hat bei uns nie einen Voldemort gegeben. Hat wohl auch damit zu tun, dass das Druckmittel der Verbotenen Flüche fehlt. Man kann sich dagegen schützen, also gibt es keinen Grund, dass sich jemand als Oberguru aufspielt - nimmt ihn eh keiner ernst."
Die Anwesenden wechselten verwunderte Blicke und Sirius, Remus und Severus verstanden nun endlich, wieso Severin damals im Lehrerzimmer bei der Erwähnung des Cruciatus-Fluches so 'unnormal' reagiert hatte.

"Sind Sie auch in Hogwarts zur Schule gegangen?", fragte Harry zaghaft.
"Ja bin ich", lächelte Severin. "Ich war in Gryffindor."
"Gryffindor?", mischte sich Severus nun ein. "Wie konnte denn das passieren?"
"Na die Frage sollte ich wohl eher dir stellen, wie es dich nach Slytherin verschlagen konnte", grinste Severin. "Wobei, bei uns gibt es nicht diesen harten Konkurrenzkampf zwischen den Häusern, wie bei euch. Die Slytherins sind bei uns zwar auch manchmal etwas wunderlich, aber sie haben keinen besonderen Hang zu den Dunklen Künsten oder andere der Eigenheiten, die die Slyth hier auszeichnet."
"Gibt es bei euch auch unsere Gegenstücke?", wollte Remus nun wissen.
"Klar gibt es die. Remus, Sirius, James und ich waren der absolute Horror der Lehrer", grinste Severin.
"Du?", fragte Sirius verblüfft. "Also das kann ich mir ja nun nicht vorstellen." Er schaute in die Runde und sein Blick blieb erst an Severus und dann an Remus hängen. "Kannst du dir vorstellen, dass Severus zu uns gehörte? Und was ist überhaupt mit eurem Peter Pettigrew? Gab es den auch?"
"Ja, aber der war in Slytherin", erzählte Severin. "Aber er ist nie besonders aufgefallen. War halt nur irgend ein anderer Schüler. Aber wir vier...." Er grinste wieder. "James, Remus, Sirius und Severus."
"James", murmelte Sirius und warf einen Blick auf Harry, "was wurde aus ihm?"
"Ein Auror, was sonst", grinste Severin. "Lily arbeitet im Ministerium. Als ich die drei - also James, Lily und Harry - das letzte Mal sah, das war im August, brachen sie gerade in die Ferien auf.
"James und Lily leben bei euch noch?", platzte Sirius heraus und Harrys Augen wurden immer größer.
"Warum sollen sie denn nicht? Ich sagte doch, dass es bei uns keinen Voldemort gibt. Also konnte er sie auch nicht umbringen."
"Und wie sind unsere Gegenstücke so?", wollte Remus wissen.
"Naja, unser Remus ist im Prinzip genau wie du, und unser Sirius ist etwas entspannter. Er war ja nie in Askaban."
Remus und Sirius seufzten synchron.
So unterhielten sie sich noch eine lange Zeit - nachdem sie die Kinder ins Bett gescheucht hatten, mit der Auflage, über das Gehörte absolutes Stillschweigen zu bewahren.
Severus hielt sich auffallend zurück, was ganz natürlich war. Er hatte jetzt schließlich eine Menge Stoff zum Nachdenken bekommen. Es war eine höchst seltsame Vorstellung, an die er sich erst noch gewöhnen musste, in Severin nicht einen Bruder, sondern sich selbst vor sich zu sehen und er ertappte sich dabei, dass er nun jede kleinste Bewegung seines Gegenüber beobachtete und in Gedanken mit sich selbst verglich.
Remus wiederum beobachtete Severus und konnte an dessen Mienenspiel recht deutlich ablesen, was diesen gerade beschäftigte.
Sirius dagegen hatte anscheinend sämtliche Vorbehalte abgelegt. Er saß neben Severin und fragte ihm regelrecht Löcher in den Bauch, was wiederum Remus und Severus gleichermaßen verwunderte. Denn gerade Sirius war immer derjenige gewesen, der Severus am meisten gehasst hatte.
Remus dachte darüber nach, wie es gewesen wäre, wenn sie damals Severus statt Peter dabei gehabt hätten - was dadurch vielleicht alles anders gekommen wäre. Der Gedanke war interessant, stimmte ihn aber auch gleichzeitig traurig, da diese Chance seit Jahrzehnten vertan war und nie wieder kam...

Kapitel 9

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