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Kapitel 8: Der Brathuhn-Zwischenfall
"Ich hasse Snape", schrie Sirius Severin an. Die Beiden standen vor dem Eingangsportal von Hogwarts und der Gesprächsversuch von Severin lief nicht sehr gut.
"Ich hasse alles was sich mit dem Namen Snape in Verbindung bringen lässt - und das schließt Sie ein."
"Hab ich Ihnen irgendetwas getan?", fragte Severin in bemüht versöhnlichem Tonfall.
"Nein", gab Sirius widerwillig zu, "aber ich traue Ihnen nicht."
"Wieso?"
"Sie sind ... Sie sind...", Sirius suchte nach Worten, "aalglatt, zu glatt für meinen Geschmack. Sie sind einfach aus dem Nichts aufgetaucht, spielen sich als Jedermanns-Liebling auf ... Sie führen unter Garantie etwas im Schilde."
"Ich spiele mich als gar nichts auf", gab Severin ruhig zurück. "Ich zwinge niemanden, gut mit mir klarzukommen. Und sollte ich bei den Leuten beliebt sein ... Nun, mir ist nicht ganz klar, seit wann das ein Verbrechen ist."
"Sie sind ein Snape!", beharrte Sirius störrisch.
"Wenn das alles ist, was Sie als Anklagepunkt gegen mich in der Hand haben, erscheint mir das etwas dürftig", gab Severin zurück und setzte eine typische hochmütige Snapemiene auf. Sein Geduldsfaden wurde merklich dünner.
"Mach dir nichts draus", ertönte plötzlich die ruhige, samtene Stimme von Severus hinter den Beiden. Sie hatten in ihrem Streit gar nicht bemerkt, wie sich der Tränkemeister genähert hatte. "Wenn Black seine Vorurteile nicht pflegen kann, ist er nicht glücklich. Das war schon immer so."
Severin sah zwischen den Beiden hin und her. "Aber ihr habt nicht zufällig das Gefühl, dass ihr euch kindisch aufführt?"
Severus wollte gerade zu einer bissigen Erwiderung ansetzen, als sich Sirius mit einem beleidigten "Pfh!" in Schnuffel verwandelte.
"Siehst du das?", fauchte der Tränkemeister zu Severin. "Wenn ihm keine Argumente mehr einfallen, dann verwandelt er sich in diese Töle, damit er nicht antworten muß." Severin schaute nachdenklich den großen schwarzen Hund an.
Sirius-Hund wollte gerade hoch erhobenen Hauptes von dannen stolzieren, als ihn ein Ruf von Severin veranlasste, sich umzuschauen.
"Sieh mal, Siri", rief dieser und hielt plötzlich ein gigantisches gebratenes Huhn in der ausgestreckten Linken. Severus war schleierhaft, wo sein Bruder das Huhn so plötzlich hergeholt hatte.
Sirius-Hund verwechselte bei diesem überraschenden Anblick die Beine und knallte erst mal mit der Schnauze auf den Kies.
Aber noch ehe irgend jemand reagieren konnte, war der Hund wieder aufgesprungen. Das folgende konnte keiner beobachten, dafür ging es zu schnell, aber ein leises "Plopp" links von Severin zeigte an, dass die Luft gerade schleunigst das Vakuum geschlossen hatte, welches bei der lichtgeschwindigkeitschnellen Entfernung des Brathuhns durch eine Hundeschnauze aus Severins Hand entstanden war.
Von dem Hund selbst sah man nur noch eine Schwanzspitze um die nächste Ecke verschwinden.
"Siehst du", drehte sich Severin grinsend zu seinem Bruder um, "man muß nur die Schwächen des Anderen ausnutzen. Und Sirius' Schwäche ist eindeutig sein Magen."
"Woher wußtest du das?", wollte Severus wissen.
"Och... Beobachtung", wich Severin aus und wandte sich dem Hauptportal zu.
"Und? Glaubst du jetzt, dass er nun dein Freund ist?", fragte Severus zweifelnd.
"Nö, aber er wird sich jetzt furchtbar darüber ärgern, dass ihm seine Verfressenheit ein Schnippchen geschlagen hat", grinste Severin. "Und wir hatten - im Prinzip - das letzte Wort. Ist doch auch was Feines."
Eine knappe Viertelstunde später hockte ein fetttriefender Sirius am See und rieb sich den vollen Bauch. Remus saß neben ihm und lachte sich halb tot, nachdem ihm Sirius erzählt hatte, wie einfach er sich von Severin hatte überrumpeln lassen. Auch Harry, Ron und Hermine saßen bei ihnen und kamen nicht umhin, sich zu amüsieren.
"Hab mich ja toll von Severin vor Snape vorführen lassen", ärgerte sich Sirius jetzt.
"Ich frage mich nur, woher Severin so schnell gewußt hat, wie er dich überlisten kann", grinste Remus.
"Ja, und ich frage mich noch immer, warum er uns am ersten Tag als Moony und Siri angesprochen hat. So, als würde er uns kennen, genaugenommen, als wären wir alte Bekannte oder sogar Freunde", sinnierte Sirius.
"Ja, seltsam ist das schon", meinte nun auch Remus nachdenklich.
Harry und seine Freunde sahen sich verwirrt an. "Er hat euch als Moony und Siri angesprochen?", fragte Harry verwundert.
"Ja, das war gleich am ersten Tag, als er ankam und an uns in der Großen Halle vorbeiging", erklärte Sirius. "Er grinste uns an und sagte ‚Hi Moony, hi Siri'. Wir dachten ja damals, dass es Severus sei und wunderten uns nur über seine vertrauliche Anrede, aber wir hatten nicht weiter darauf geachtet, weil sein gesamtes Aussehen so ungewöhnlich war."
Remus nickte bestätigend. "Uns ist ja auch erst am nächsten Tag klar geworden, dass das gar nicht Severus war und seitdem rätseln wir herum, warum er uns so angesprochen hat und woher er uns gleich erkannte. Wir sind uns ja vorher nie begegnet."
"Da stimmt doch irgend etwas nicht", mischte sich Hermine ein, deren Forschergeist sofort geweckt worden war. "Überhaupt, wieso wußte Professor Snape nicht, dass er einen Zwillingsbruder hat? Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie dämlich er geguckt hat, als Professor Severin plötzlich auftauchte? Der ist aus allen Wolken gefallen."
"Ist doch egal", meinte Ron. "Der Typ ist so cool, da ist es mir völlig wurscht, ob er plötzlich vom Himmel gefallen ist. Ist euch auch aufgefallen, dass der alte Snape sich jetzt mehr zusammenzureißen scheint?"
"Wieso? Habt ihr Pluspunkte gekriegt?", fragte Sirius neugierig.
"Nein, das nun nicht grad," meinte Harry, "aber er ist irgendwie nicht mehr ganz so fies. Neulich, als Neville seinen Zaubertrank zu Zement verarbeitete, hatte Snape schon tief Luft geholt, um ihn fertig zu machen, aber dann schien er es sich anders zu überlegen. Er verpaßte Neville 5 Minuspunkte und befahl ihm lediglich, den Kessel zu reinigen."
"Das war fast eine Sensation", mischte sich Ron grinsend ein. "Nur 5 Punkte und keine Strafarbeit. Also wirklich, ist mir egal, wer der Neue ist, auf jeden Fall hat er einen guten Einfluß auf den alten Snape."
Harry und Ron nickten zustimmend, während Hermine und Sirius voller Misstrauen die Stirn runzelten...