Sünden der Väter

 

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Kapitel 3:
Ein Badezimmer für Zwei





"Das meint er doch nicht ehrlich, oder? Schlimm genug, dass du mit diesem Malfoy zusammen wohnen musst, aber ein Bad?! Dumbledore muss den Verstand verloren haben. Harry, wir müssen etwas unternehmen!" Rons Mitgefühl war rührend.
Als Hermine ohne Passwort verloren vor dem Gryffindorturm gestanden hatte, war es auch Ron gewesen, der sie reingelassen hatte. Und durch seine chaotische Weise, die sie auch oft in Verzweiflung gebracht hatte, bekam sie schnell wieder das Gefühl, ein Teil ihrer Gruppe zu sein. Damit war ihre Angst, dass jetzt, da Voldemort tot war und sie nicht mehr mit ihren Freunden in einem Turm wohnte, sich auch ihre Beziehung untereinander geändert hatte, verflogen. Wie gut, dass sie solche Freunde ihr eigen nennen konnte.
"Hermine, vielleicht solltest du wirklich von deinem Posten zurücktreten. Malfoy hasst dich. Wer weiß, was er sich für Gemeinheiten ausdenkt?" Harry sah sie besorgt an.
"Ja, genau. Hey, Harry, mach' endlich deinen nächsten Zug. Du stehst im Schach."
Triumphierend deutete Ron auf das Schachbrett. Hermine musste zugeben, dass er außerordentlich gut in Schach war. Würde er sich nur etwas mehr auf die Schule konzentrieren…

Harry Potter, der-Junge-der-lebt, der Held im Kampf gegen Voldemort, warf die Hände in die Luft und kapitulierte.
"Ok, ok, ich gebe mich geschlagen. Ron, du bist einfach zu gut." Damit wandte er sich ab und widmete sich der Wartung seiner Wolke 8000, den er zum Geburtstag von Professor Lupin geschenkt bekommen hatte. Er konnte es kaum erwarten, wieder zu spielen.
"Hermine, wenn er irgendetwas wagt, sag mir Bescheid! Ich verspreche dir, ich werde es ihm doppelt und dreifach heimzahlen." Ein Blitzen in seinen Augen rief in Hermine eine Vision eines schmerzhaften Matches für Draco hervor. Madam Pomfrey würde ein Wunder vollbringen müssen, sollte dieser Fall eintreten. Hermine fing an zu lachen.
"Ich werde schon klarkommen. Versprich mir, ihn nicht zu töten. Ich glaube, ohne seine beiden Schläger kann er nur Sprüche klopfen und heiße Luft bringt mich nicht um."
"Wow!" Ron grinste ihr frech ins Gesicht. "War das ein Witz, Hermine? Bei Merlin, es gibt anscheinend doch noch Hoffnung für dich. Als nächstes probierst du die Scherzartikel meiner Brüder aus. Wann ist das nächste Hogsmeade-Wochenende?" Er entkam noch gerade geschickt Hermines Angriff.
Alle drei lachten.

"Hey, Hermine, wenn es dich beruhigt, kann ich dir ein Spickoskop besorgen", rief ihr Ron halb hinterher, als sie sich auf dem Weg zum Schulsprecherturm machte. Die Ausgangssperre galt auch für sie und sie wollte Draco Malfoy nicht das Vergnügen bereiten, sie gleich am ersten Tag anzuschwärzen.
In typischer Hermine-Manier rollte sie ihre Augen und auch Harry schüttelte nur den Kopf.
"Wir sprechen hier von Draco Malfoy, Ron, gleich hinter seinem Vater größter Intrigant und Lügner. Das Gerät würde gar nicht mehr aufhören, anzuschlagen."
Ron hob abwehrend die Hände. "War nur ein Scherz. Wir sehen uns dann morgen beim Frühstück. Oder nehmt ihr das auch gemeinsam ein?"

"Niemals!", kam es von allen dreien gleichzeitig, während sie versuchten, die Visionen zu verdrängen.

***



Gut gelaunt und seelisch gestärkt erreichte Hermine das Gemälde, das den Eingang zum Schulsprecherturm darstellte. Da wurde ihr plötzlich klar, dass sie gar kein Passwort mit Draco ausgemacht hatte. Wie konnte sie so einen Fehler machen? … Moment. Hatte Dumbledore ihnen nicht gesagt, das Gemälde würde sich das Passwort merken, wenn sie rausgingen… Hermine wagte kaum, weiterzudenken.
"M… Muttersöhnchen?", sagte sie kleinlaut und zu ihrem Entsetzen öffnete sich der Eingang. Autsch.
Jetzt musste sie sich bei Draco auch noch entschuldigen. Perfekt. Hoffentlich konnten sie das Passwort noch ändern.
Hermine betrat den Aufenthaltsraum, konnte Draco aber nicht finden und kein Geräusch war zu hören. Auch beim Anklopfen an seinem Zimmer kam keine Antwort.
Es war schon schlimm genug, Dracos überlegenen Gesichtsausdruck zu ertragen, wenn sie sich entschuldigen musste, aber auch noch auf ihn zu warten, machte alles noch schlimmer.

Schweren Herzens holte sie ihre Badutensilien und ging ins Bad.
Oder besser, sie öffnete die Tür zum Bad. Denn die Überraschung, die sie erlebte, ließ sie auf der Stelle erstarren.
Draco schien ebenfalls überrascht zu sein, denn nur mit einem Handtuch, mit dem er dabei gewesen war, die Haare zu trocknen, stand er wie eine antike Statue vor Hermine und starrte sie nur an.
Nach einigen Momenten, die Hermine wie eine Ewigkeit vorkamen, löste sich Draco aus seiner Starre. "Hast du langsam genug gesehen, Granger, oder soll ich noch für ein Photo posieren?"
Als Draco wieder sein herausforderndes Grinsen auflegte, bekam Hermines Gesicht wieder Farbe, bis es knallrot angelaufen war. Verdammt! Beweg dich, Hermine, mach was, irgendwas. Endlich fand sie ihre Stimme wieder. "Sch… Schließ gefälligst hinter dir ab!!… und… und zieh dir was an!!"
Draco schaute an sich herab. Hermine wurde noch roter, wenn das überhaupt noch möglich war. Mit hochrotem Kopf schlug sie die Tür zu und floh in ihr Zimmer. Die Entschuldigung war erst einmal vergessen.

Nachdem Hermine in ihrem Zimmer verschwunden war, stieg auch Draco die Röte ins Gesicht. Das musste ja so kommen. Warum hab ich auch nicht die Tür abgeschlossen. Diese Granger hatte aber auch immer das perfekte Timing. Nicht, dass er sich schämen müsste. Er wusste, dass er gut bestückt war. Er konnte ein selbstgefälliges Grinsen nicht zurückhalten.
Warum hatte er sich dann nur gefreut, sie aus der Fassung gebracht zu haben?
Ein kurzer Blick in den Spiegel versicherte ihm, dass er nicht mehr rot war, und nachdem er fertig angezogen seine Badutensilien in sein Zimmer gebracht hatte, setzte er sich noch an den Kamin. Ihm war noch nicht nach Schlafen zumute. Etwas streifte seine Beine bevor es mit einem Sprung neben ihm auf dem Sofa landete. Draco schaute Krummbein überrascht und misstrauisch an. Da die Katze ihm nichts böses zu wollen schien, streckte Draco schließlich seine Hand aus und streichelte sie, nicht ohne sich vorher mit einem Blick Richtung Hermines Zimmer zu vergewissern, dass ihn niemand sah. Er musste gestehen, dass er Katzen mochte. Seine Eltern jedoch gestatteten ihm kein Haustier und es würde sein Image zerstören. Wie würde Hermine auch reagieren? Oh, Granger, du hast eine Katze? Darf ich sie streicheln, ich liebe Katzen. Draco musste über seine eigene Version in seiner Vorstellung lachen.
Warum nur wünschte er sich, ihre Reaktion darauf zu sehen?

***



Hermine war heute besonders früh aufgestanden und erst, als sie sich sicher war, dass Malfoy nicht im Badezimmer war, hatte sie sich schnell fertig gemacht, um sich dann gründlich auf die heutigen Stunden vorzubereiten, bevor sie in die Große Halle ging, um sich zum Frühstück an den Gryffindortisch zu setzen.
Kurz darauf kamen auch schon Harry und Ron, um sich zu ihr zu gesellen.
"Na, noch was passiert, nachdem du uns gestern verlassen hast?"
Hermine versuchte zu verhindern, allzu rot zu werden. Gut, dass Ron schon die Aufmerksamkeit auf sich zog.
"Aber Harry, Draco-Schätzchen geht doch immer zeitig zu Bett, um auch genug Schönheitsschlaf zu bekommen." Ron mimte dabei seine Mutter. Die beiden kugelten sich vor lachen. Hermine versuchte, das Thema zu wechseln.
"Äh… Ich bin ja mal gespannt, ob sich außer der Frisur bei Professor Snape auch andere Angewohnheiten geändert haben… Oh, wo man vom Teufel spricht, da kommt er ja."
Hermine atmete auf, als Harry und Ron wirklich die Aufmerksamkeit auf ihren ,Lieblings´-Professor lenkten.

***



Wie immer bewegte sich Severus Snape wie eine Gewitterwolke auf den großen Tisch zu und setzte sich ohne große Umschweife auf seinen Platz. Er tauschte nur ein kurzes Nicken mit Dumbledore und Lupin aus, um dann lediglich einige Schüler mit seinem kalten Blick einzuschüchtern. Wenn es jemals jemand gewagt hätte, ihn zu beobachten, hätte er bemerkt, dass Snape am großen Tisch niemals aß. Es war leider Pflicht, zum Essen zu erscheinen, aber seine Mahlzeit nahm Snape immer in seinen privaten Gemächern ein.
Er hatte eindeutig keine gute Laune und seine ersten Schüler heute würden das zu spüren bekommen. Aber als ein gewisser Muggelprofessor auf den Platz neben Severus zusteuerte, verdunkelte sich dessen Miene noch mehr. Warum musste dieser Idiot so früh am morgen schon so gut gelaunt sein? In seinem Gemüt erinnerte er ihn an Gilderoy Lockhart.

Bei Snapes Anblick wünschte Remus Lupin sich einen Regenschirm. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn es gleich anfangen würde zu donnern und zu blitzen.
"Guten Morgen, Professor Snape, wie ich sehe, sind sie schon mit dem Essen fertig. Ich bin leider aufgehalten worden; diese Treppen hier sind ja sehr… interessant." Wen bitteschön interessiert das?, dachte Severus. Julius Malfoy setzte sich und verhalf sich selbst zu ein paar Brötchen mit Marmelade.
"Es ist mir eine Freude, neben ihnen sitzen zu können. Lucius hat mir schon von ihnen berichtet. Erzählen sie doch etwas von sich." Dabei legte er dem Zaubertränkemeister aufmunternd eine Hand auf die Schulter.
Bei der Berührung durchzuckte es Snape und der Muggelkundeprofessor machte keine Anstalten, die Hand wieder da wegzunehmen!?

Am Slytherin-Tisch beobachtete Draco Malfoy das Geschehen mit großer Sorge und drei gewisse Gryffindorschüler konnten ebenfalls ihre Blicke nicht abwenden.
Severus Snape geriet in Panik. Bildete er es sich nur ein, oder schaute ihn Julius Malfoy etwas zu interessiert an. So wie die Lage jetzt war, lief Severus Gefahr, seine Kontrolle zu verlieren. Leider gab es nur eine Alternative; diese saß direkt neben ihm und beobachtete die beiden neugierig. Bei der Wahl eines großen Übels oder eines größeren Übels entschied er sich für ersteres.
"Professor Lupin. Sie wollten mir noch von den neuesten Entdeckungen von Gegenmaßnahmen im Bereich dunkler Magie berichten."
Lupin sah ihn mit großen Augen verdutzt an. "Wollte ich?" Ein durchdringender Blick von Snape ,frischte sein Gedächtnis auf´.
"Ah, ja genau, die neuesten Gegenmaßnahmen… nun denn." Remus fühlte sich plötzlich sehr unwohl in seiner Haut. Zu Snapes Erleichterung nahm Malfoy die Hand endlich von der Schulter und wandte sich an den Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste.
"Oh, wirklich. Würde es ihnen etwas ausmachen, wenn ich zuhöre? Verteidigung war schon immer eines meiner Lieblingsfächer gewesen."
Snape nutzte die Gelegenheit. "In diesem Fall wäre es vielleicht angebracht, den Platz zu tauschen, Lupin, dann könnten wir sie beide verstehen."
Remus hatte nichts einzuwenden, hatte aber das Gefühl, irgendwo reingeraten zu sein.

Während die beiden den Platz tauschten, fiel Draco, Harry und Hermine die Kinnlade runter und Ron das Brötchen aus dem Mund. Ein gefährlicher Blick von Snape ließ sie schnell eine andere Beschäftigung suchen.
Julius Malfoy hörte gespannt jedem Wort zu, das Lupin von sich gab, und wandte seine Augen nicht ein einziges Mal ab.





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