Sünden der Väter

 

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Kapitel 2:
Eins zu null für Hermine





"Ich bin schwanger!"
Stille hing im Raum. Narzissa Malfoy beobachtete Severus mit besorgtem Gesichtsausdruck. Und hätte sie ihn nicht gekannt, hätte sie denken können, er habe sie nicht einmal gehört. So jedoch entfiel ihr nicht das leichte Blitzen in seinen tiefschwarzen Augen, das darauf hinwies, dass sein Gehirn am arbeiten war. Zu welcher Reaktion jedoch diese Überlegungen führen würden, war für sie unergründlich. Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als auf eben diese zu warten.

Severus Snape, Zaubertränkemeister in Hogwarts und ehemaliger Doppelspion für den Orden des Phönix, hatte sich geirrt: Es war schlimmer gekommen. Und nachdem er zusätzlich zu dem neuen Muggelkundelehrer auch noch erfahren hatte, dass Gilderoy Lockhart aus St. Mungos ,entkommen´ war, gab er sich sogar einer Millisekunde dem Gedanken hin, dass sich Dumbledore einen Scherz mit ihm erlaubte, auch wenn seine Logik ihm nicht mehr gestattete. Aber diese Nachricht von Narzissa schien ein gelungener Abschluss dieses Tages zu sein.

Als Lucius nach dem Sieg über Voldemort nach Azkaban geschickt wurde, hatte sich Narzissa in ihrem Kummer an Severus gewandt, war er doch schon vor ihrer Vermählung mit Lucius ihr bester Freund - nein, sogar mehr, wie sie beide wussten - gewesen. Snape selbst hätte niemals gedacht, dass sie sich in der kurzen Zeit so nah kommen würden und trotz beiderseitiger Schuldgefühle gegenüber Lucius, hatten sie doch zueinander gefunden. Umso schockierender war die Nachricht für ihn gewesen, dass Lucius aus Azkaban entlassen worden war. Severus hatte die letzten Tage viel darüber nachdenken müssen, was er jetzt machen sollte. Sich wieder von Narzissa distanzieren und das gleiche nur freundschaftliche Verhältnis mit ihr führen, oder Lucius mit den neuen Verhältnissen konfrontieren. Früher oder später lief es darauf hinaus.

Dieser Satz, Narzissas Neuigkeit, hatte einen neuen Faktor ins Spiel gebracht. Severus Snape wurde Vater.
Nur ein Idiot musste noch fragen, von wem das Kind stammte, und der Zaubertränkemeister zählte sich eindeutig nicht zu diesen. Lucius war noch nicht lange genug zurück und Narzissa wäre bestimmt nicht so besorgt zu ihm, Severus, gekommen, wenn es nicht von ihm war.
Und so war er einen Augenblick gefangen in einem Gewirr von Gefühlen und Gedanken, die jedoch durch seine Selbstbeherrschung - mit der Zeit ein Teil von ihm geworden - nach außen unbemerkbar blieben. Obwohl er es hasste, sich Gefühle einzugestehen, war er doch erfüllt von einer tiefen Freude. Aber bald noch größer war die Sorge um das Kind und vor allem um Narzissa und so konzentrierte er sich gedanklich auf diesen Teil.

Narzissa konnte nicht länger warten und war im Begriff, wieder das Wort zu ergreifen, als sie merkte, wie sich Severus Blick wieder veränderte und statt in die Ferne gerichtet wieder auf ihr ruhte. Die Tiefen seiner Augen waren wieder ernst und gleichzeitig beruhigend.
"Lucius weiß nichts davon?" Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
Narzissa war froh, auf etwas reagieren zu können und nickte nur leicht, da sie fürchtete, ihre Stimme könnte ihr den Dienst verweigern.

Erst als Severus einen Schritt näher trat, sich zu ihr hinunterbeugte und seine Hände sanft auf ihre Schultern legte, bemerkte Narzissa, wie angespannt sie gewesen war und allein die Berührung versprach ihr die Sicherheit und Geborgenheit, die ihre Muskeln sich entspannen ließen. Seine tiefe Stimme tat das Übrige.
"Erst einmal darf Lucius nichts davon erfahren. Nicht von dem Kind und nicht von uns. Das wäre zu gefährlich. Aber wenn irgendetwas ist, zögere nicht, zu mir zu kommen. Wir schaffen das gemeinsam. Wir finden eine Lösung." Es folgte eine kleine Pause und dann konnte Narzissa sehen, was selbst Dumbledore noch überrascht hätte. Ein leichtes Lächeln umspielte Severus' Gesichtszüge, das auch Narzissa zum Lächeln brachte.
"Ich freue mich auf unser Kind."
Mehr wollte sie nicht hören.

***



"Sesam öffne dich!"
War das sein Ernst?! Mit einem Blick, der vermitteln könnte, dass sie ihren Schulleiter für geistig unzurechnungsfähig hielt, trat Hermine durch das Loch, das das Gemälde (das Picknick einer feinen Gesellschaft im Frühling) nun preisgab. Aber natürlich wäre sie niemals so dumm, Dumbledore zu unterschätzen und sie wollte nicht wissen, wie viele Dumbledore anhand seiner von Zeit zu Zeit ,seltsamen Angewohnheiten´ falsch eingeschätzt hatten und dafür bezahlen mussten.

Draco, der natürlich nicht gerade ein Liebhaber von Muggelliteratur war, fand allein die Bedeutung des Satzes seltsam, hatte aber bei weitem schwierigere Probleme als die Frage, wie ein Sesam sich öffnen solle. So trat er ohne große Umschweife in den Aufenthaltsraum seiner neuen Unterkunft ein, dicht gefolgt von einem immer lächelnden Dumbledore.
Im Raum angekommen vergaß Hermine für einen Augenblick, mit wem sie das siebte Jahr in Hogwarts in einer Wohnung verbringen musste. Der Anblick war überwältigend. Der Aufenthaltsraum war so groß wie ihr Aufenthaltsraum im Gryffindorturm, dabei war er nur für zwei Leute gedacht. An einer Seite des Raums knisterte ein einladendes Kaminfeuer und ein breites und bequemes Sofa sowie zwei Sessel waren davor um einen Tisch angeordnet.

Vom Fenster aus konnte man nach draußen auf den See schauen, wo vor einiger Zeit die Neuankömmlinge mit Booten herübergebracht worden waren, und weiter östlich ragte der Verbotene Wald in die Höhe. Noch klein konnte man Hagrids Hütte erkennen, aus der Rauch aufstieg. Die Wände waren geschmückt mit Gemälden und das Fenster umrahmt von Vorhängen. Es war weder zu hell noch zu dunkel und obwohl der Raum riesig war, war er dennoch gemütlich. Zur rechten Seite war das Zimmer von Malfoy und links befand sich Hermines Zimmer und daneben das Badezimmer; ebenfalls geräumig und bequem und Hermine überlegte schon, wie sie ihr Zimmer einrichten wollte.

Selbst Draco musste sich eingestehen, dass diese Räume Stil hatten und er musste sich anstrengen, seinen abfälligen uninteressierten Blick aufrecht zu erhalten. Er würde sich keine Blöße geben, besonders dieser Granger gegenüber nicht. Nicht, dass sie auf ihn geachtet hätte.
Aber etwas störte ihn und er brauchte nicht lange, um es beim Namen zu nennen.
"Das Passwort legt ihr natürlich selber fest. Das Gemälde merkt es sich, wenn ihr nachher rausgeht. Das Gepäck wurde schon auf eure Zimmer gebracht. Ich werde euch dann mal allein lassen, damit ihr in Ruhe auspacken könnt." Hermine antwortete Dumbledore abwesend und der Direktor hatte sich schon gewandt, um hinauszugehen, als er Dracos Stimme hörte.
"Entschuldigen Sie, Professor, aber es gibt hier anscheinend nur ein Bad, wenn ich mich nicht irre."

Als er sich der Aufmerksamkeit des Direktors sicher war fuhr er fort.
"Verlangen sie wirklich von mir, dass ich mit dieser Besserwisserin ein Bad teilen soll?"
Etwas Netteres als Besserwisserin kam ihm bei Granger nicht über die Lippen, und irgendwie tat es heute besonders gut, jemanden zu beleidigen.
Spätestens bei dem Teil ein Bad teilen dämmerte es bei Hermine.
"Nur ein Bad? Für uns zwei?!" Man konnte ihr die Panik im Gesicht ansehen. Ein Bad mit einem Jungen und dann auch noch mit dem versnobten Draco Malfoy, der sie auch noch ,zufällig´ hasste!!? Das war einfach zu viel.

Gegenüber einem leicht ärgerlichen und einem panischen Ausdruck auf Seiten der neuen Bewohner dieser Räumlichkeiten konnte Dumbledore mit seinem noch heller gewordenem Lächeln nur grotesk erscheinen. Und seine Reaktion war gewiss nicht, was sie sich erhofft hatten.
"Ihr werdet euch schon verständigen können. Als Schulsprecher und Schulsprecherin lege ich viel Vertrauen in euch." Er kramte in seinen unzähligen Taschen und holte etwas heraus, um es vor ihnen auszubreiten.
"Zitronendrop?"
Zufrieden mit der Reaktion seiner Schützlinge (oder eher mit der nicht vorhandenen Reaktion, die die beiden in Starre verdammte) nahm er selbst ein Bonbon und verabschiedete sich noch einmal mit einem Nicken, bevor er durch das Loch verschwand und die beiden allein zurückließ.

***



Nachdem Dumbledore verschwunden war, dauerte es noch etwas, bevor Hermine und Draco aufhörten auf den Fleck zu starren, wo ihr Direktor noch vor kurzem gestanden hatte. Wieder bewegungsfähig ließ sich Draco mit großem Gehabe auf das Sofa fallen.
"Da lässt sich wohl nichts machen, Granger", brach Draco die Stille und konnte nicht umhin, sein überlegenes Grinsen aufzulegen, als Hermine ihn verärgert anblickte.
"Ich werde einen Plan aufstellen, wann wer ins Bad kann. Wenn dir das nicht passt, kannst du natürlich immer noch von deinem Posten zurücktreten, Schlammblut."
Das hatte gesessen. Zum ersten Mal seit Beginn des Schuljahrs hatte Draco wieder das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.

Hermines Gesicht verdunkelte sich. Sie fing an zu zittern und konnte ihre Fäuste kaum in Zaum halten. Am liebsten hätte sie sich auf ihn gestürzt und ihm sein ach so majestätisches Gesicht zerkratzt.
"ICH HAB MIR MEINEN POSTEN WENIGSTENS VERDIENT!", schrie sie stattdessen und setzte sich in Bewegung.
Als Hermine sich in seine Richtung bewegte, glaubte Draco, sie würde ihn diesmal wirklich angreifen und konnte gerade noch mit verdutztem Blick die Hände vors Gesicht nehmen, bevor er angegriffen wurde. Jedoch handelte es sich bei dem Angreifer um etwas sehr pelziges und als Draco wagte, die Augen zu öffnen, blickte er in die Augen einer fetten unfreundlich dreinblickenden Katze mit rotem Pelz.

"Krummbein!" Etwas verdutzt und gleichzeitig zufrieden mit dem Anblick eines verschreckten, zusammengekauerten Draco Malfoy, ließ Hermine ihre geliebte Katze in ihre Arme springen, und streichelte sie zur Belohnung, bevor sie wieder von ihrem Arm sprang und davontrottete.

Draco nahm wieder seine vorherige Position ein als wäre nichts gewesen und hoffte innerlich, dass er keinen erschreckten Schrei ausgestoßen hatte. Verdammt, dieses Jahr war ein Alptraum.
"Dieses Vieh bring ich um!", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er versuchte, seine Haare wieder in Ordnung zu bringen.
"Das wagst du nicht! Krummbein gehört mir und wenn du ihm was tust… dann kannst du was erleben!"
Die einzige Antwort war ein abfälliger Blick und dieses Malfoy-Grinsen.
"Versuch's doch!"
Hermine versuchte ihre Nerven wieder zu beruhigen. Sie durfte sich nicht so herausfordern lassen. Sie musste hier raus. Sofort. Mit erhobener Nase und sicherem Schritt stolzierte sie Richtung Ausgang.
"Auf das Niveau lass ich mich nicht herab, mich mit dir zu streiten."

Das konnte Draco nicht auf sich sitzen lassen.
"Auf mein Niveau musst du erst mal kommen, Schlammblut."
Das ließ Hermine diesmal kalt. Sie war schon fast draußen.
"Muttersöhnchen!", rief sie noch triumphierend, als sich das Gemälde wieder vor die Öffnung schob und sie in Richtung Gryffindorturm verschwand.
"Passwort MUTTERSÖHNCHEN gespeichert", hörte Draco noch vom Gemälde und seine Antwort erstickte im Hals.

"Shit"





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