Terra In Cognita

 

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Kapitel 2



Eneira stopfte sich den letzten Bissen in den Mund und stand ebenfalls auf. Sie griff sich ihre Jacke. Schweigend ging Elaine in das Schlafzimmer von Corin und ihrer Mutter. Im Schrank holte sie eine kleine Schatulle heraus und öffnete sie. Darin lag ein kleiner Schlüssel, den sie an sich nahm. Dann machte sie kehrt und rannte die Treppe im Flur hinauf.

Vor der verschlossenen Türe des Dachbodens zückte sie den Schlüssel und sperrte auf. Eneira kam hinter ihr her gehastet und warf hinter sich die Tür ins Schloss.

„In diesen Bergen von Bücher und anderen Sachen findest du das Physikbuch nie!“, sagte Eneira und seufzte.

Der Dachboden war groß, es stand aber nur ein einziger Schrank da. Und der war schon seit die Schwestern denken konnten verschlossen. Rund herum, auf dem Boden, standen Koffer, alte Kleidung in Beuteln und Truhen herum. Doch vor allem die Bücher stapelten sich hier nur so. In jeder Ecke ein kleiner Stapel.

„Wenn du mir hilfst, Anni, dann geht es bestimmt schneller!“, meinte Elaine und schritt schon auf den ersten Bücherstapel, neben einer großen Truhe zu.

Cella, die beste Freundin der beiden, war in Physik eine echte Niete. Elaine und Eneira, die sich vor gut zwei Jahren Nachhilfe geben ließen mussten sich dazu mit Schulbüchern eindecken. Doch dann wanderte alles langsam aber sicher entweder in den Müll oder auf den Dachboden. Mittlerweile verstanden die beiden das Schulfach besser. Was aber nur daran lag, dass sie einen neuen Lehrer bekommen hatten und der besser erklären konnte.

Eneira nahm sich ebenfalls einen Bücherstapel vor und begann eines nach dem anderen der Bücher durch zu schauen.

„Elaine schau dir mal das an!“, rief Eneira plötzlich und hielt ein großes rotes Buch in der Hand. Über und über mit Runen verziert.

„Was ist das denn?“, fragte Elaine als sie hinter Eneira zum Stehen kam.

„Das ist doch nicht dein Buch oder? So was hast doch nicht gelesen!“, sagte Eneira und hielt Elaine das seltsame Buch entgegen.

„Nein. Geb es mir mal!“ Eneira reichte ihrer Schwester den Wälzer und deren Interesse stieg von Sekunde zu Sekunde. Elaine schlug es auf und ihre Augen weiteten sich.

„Wem gehört dieses Buch denn? Das ist ja völlig unlogisch was da steht!“, sagte Elaine und hielt es ihrer Schwester unter die Nase.

„Les mal vor!“, forderte diese dann.

„EnffÖ eid nerüT uz reresnu tleW!“, sagte Elaine und kniff die Augen zusammen als könnte sie es dann besser lesen.

Plötzlich begann sich alles zu drehen und der Dachboden begann in einen Nebel zu tauchen.
Die Sicht der Mädchen flimmerte völlig und schon bald war gar nichts mehr zu erkennen.

Erschrocken klammerten sie sich aneinander und warteten ängstlich bis das seltsame Geschehen endlich ein Ende nahm. Doch es schien sich nicht dem Ende zu neigen und ein nicht ganz schmerzloses Reißen hinter ihren Bauchnabeln machte sich bemerkbar.

Elaine schrie kurz auf und drückte Eneiras Hand noch fester.

Eine Frage formte sich bei beiden: „Was passiert da gerade?“ Dann schien sich der Nebel zu legen. Doch was sie da erkannten schockte beide zutiefst. Sie waren nicht mehr bei ihnen zu Hause. Sie standen in einem Raum. Es sah aus wie ein Keller. Doch hier musste jemand wohnen. Es gab einen großen Kamin, davor standen zwei Sessel und der Raum war vollgestopft mit Büchern und seltsamen Fläschchen.

Die Mädchen lösten sich langsam voneinander, doch an den Händen hielten sie sich immer noch. Mit neugierigen aber ängstlichen Blicken sahen sie sich in dem Raum um.

Auf einmal räusperte sich eine Person hinter ihnen. Elaine und Eneira erstarrten! Die Person legte jeweils eine Hand auf die Schulter von Eneira und Elaine.

Sie wurden herumgedreht und blickten in ein verärgertes Gesicht eines blassen, großen Mannes mit den gleichen schwarzen Haaren wie den ihren. Elaines Griff um Eneiras Hand wurde fester. Beide konnten sich nicht von dem Anblick des Mannes lösen, seine ebenfalls schwarzen Augen schienen die Mädchen regelrecht zu durchbohren.

„Wer sind Sie? Und viel wichtiger: Was haben Sie hier zu suchen?“, fragte er und seine dunkle und kalte Stimme war einfach furchterregend.

„Ähhh... wir sind... wir wollen... ähh...!“, stotterte Eneira und wenn sie sonst auch so wortgewandt und clever war konnte sie jetzt gar nicht denken.

„Können Sie nicht sprechen?“, fragte der Mann spöttisch.

Erst jetzt fiel Elaine die seltsame Kleidung auf, die er trug. Eine schwarze Robe! Elaine schluckte hart. ‚Wo sind wir denn hier gelandet?’, fragte sie sich.

„Erst kommen Sie hier einfach so rein. Noch dazu in meine Privaträume und dann können Sie mir nicht einmal sagen, wer Sie überhaupt sind? Wie erbärmlich!“, sagte der Mann wieder.

Eneira schien sich vorerst einmal beruhigt zu haben und setzte zu einer Antwort an: „Wir haben keine Ahnung wie wir hier her gekommen sind.“

Der Mann zog eine Augenbraue hoch und schien kein Wort zu glauben. „Und wer sind Sie?“, fragte er dann spöttisch und musterte Eneira. Elaine, die ihrer Schwester bis auf das Haar glich, beachtete er erst gar nicht. Dann wanderte sein Blick auch zu ihr und er schien einen Moment wie geschockt.

„Zwillinge!“, murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihre Namen?“, fragte er dann wieder und sah Eneira eindringlich an.
„Ähhh... das ist Elaine und ich bin-“
„Eneira!“, ergänzte er und seine Augen glitzerten seltsam.

„Woher wissen Sie...?“, fragte Elaine, die ihre Sprache nun auch wiedergefunden hatte. Beide sahen denn Mann erschrocken an und der seufzte nur.

„Setzt euch!“, wies er die Schwestern an und deutete auf die zwei Sessel vor dem Kamin. Keine der Beiden konnte die Situation wirklich verstehen. Doch im Moment war das Denken der Beiden völlig verhindert. Es drängte sich immer nur eine Frage auf: „Wo sind wir hier?“

Sie taten wie ihnen geheißen und der Mann lehnte sich gegen einen Tisch ihnen gegenüber. „Wie seid ihr hier her gekommen?“, fragte er dann und Eneira wunderte sich warum er auf einmal angefangen hatte sie zu duzen. Und woher kannte er ihren Namen?

„Wir wissen es nicht. Wir hatten da so ein Buch gefunden, Elaine hat vorgelesen und dann sind wir plötzlich hier gewesen“, sagte Eneira und Elaine sah aus als stände sie unter Schock.

„Ein Buch mit seltsamen Schriftzeichen?“, fragte der Mann wieder und seufzte noch einmal. Eneira nickte nur.

„Ähm darf ich fragen, wer Sie sind?“, fragte Eneira dann vorsichtig.
„Severus Snape!“, brummte der Gefragte nur.
Elaine stieß einen erstickten Schrei aus und Eneira blieb der Atem stehen.

„Wir sind hier nicht zufällig auf Hogwarts oder?“, fragte Eneira leise und ihre Stimme zitterte.

„Genau da sind wir!“, antwortete Severus Snape und zog wieder ungläubig eine Augenbraue nach oben. „Aber woher wisst ihr von Hogwarts? Gianne hat mir doch versichert, euch nie ein Wort darüber zu erzählen!“, fügte er dann noch hinzu.

„Woher kennen Sie unsere Mutter?“, fragte Elaine dann und Snapes Blick heftete sich auf sie. Er schnaubte nur und straffte seine Haltung.

„Woher ich sie kenne? Ich war mehr als 7Jahre mit ihr zusammen!“, erklärte er und er musste schmunzeln als er Elaines verständnisloses und erschrockenes Gesicht sah.

„Ähm... ich verstehe nicht... Unsere Mutter und Sie...?“, stammelte Eneira und Snapes Grinsen wurde breiter.

Er ging einen Schritt auf die Mädchen zu. „Wisst ihr wer euer leiblicher Vater ist?“, fragte er und nun mischte sich Zorn in seinen kalten Tonfall.

Beide Mädchen schüttelten nur den Kopf.

„Das bin ich!“, sagte er dann nur und ging zu seinem Schreibtisch der an der gegenüberliegenden Wand stand.

Er setzte sich auf seinen Stuhl und verschränkte wieder die Arme vor der Brust.
„Ok, ich will nach Hause“, sagte Elaine dann entschlossen und warf ihrer Schwester einen vielsagenden Blick zu.

„Ich fürchte so einfach wird das nicht sein. Denn ich habe mein Buch nicht mehr. Die Verbindung der beiden Welten kann nur von der anderen Seite wieder betätigt werden!“, erklärte er gleichgültig, den Zorn wieder völlig aus seiner Stimme gebannt.

„Wie? Noch einmal. Sie, nein du, bist unser Vater und außerdem Severus Snape. Wir sind hier auf Hogwarts und können nicht mehr zurück nach Hause? Habe ich das richtig verstanden?“, wiederholte Eneira und ihre Augen weiteten sich. Die Nervosität machte sich in ihr breit. Sie musste die Ruhe bewahren. Nicht ausflippen!!!

Snape nickte nur. „Ok, ich kriege jeden Moment einen Schreianfall!“, versicherte Eneira dann und ballte die Hände zu Fäusten.

„Nicht hier drin!“, sagte Snape dann kalt und sein Blick wanderte wieder zu Elaine, die immer noch wie versteinert in ihrem Sessel saß.

„Geht es dir nicht gut?“, fragte er sie und seine Stimme hatte einen Moment einen Anflug von Besorgnis. Elaine sah auf und sie blitzte ihn gefährlich an.

„Ob es mir nicht gut geht? Ich habe soeben erfahren, dass ich SEVERUS SNAPE gegenüber sitze, der mein Vater ist. Dass ich hier auf Hogwarts bin und nicht mehr nach Hause komme. Dass ich nie wieder meine Mutter sehe oder Cella oder Alex oder meinetwegen auch Corin. Ich sitze fest. Ich sitze fest auf Hogwarts. Auf der selben Schule wie HARRY POTTER!!!“ Sie wurde von Wort zu Wort lauter und am Ende schrie sie fast.

Eneira sah sie einen Augenblick entgeistert an und fasste dann nach ihrer Hand um sie zu drücken.

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