Tortur

 

 

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Kapitel 18: Die Bedeutung von Inkonsequenz


Catriona MacGillivray setzte ihre Brille mit einer geschmeidigen Bewegung ab und rieb sich die müden Augen.
Die Eindrücke, deren Zeuge sie während Snapes Trankerfahrung geworden war, hatten sie zutiefst mitgenommen und betroffen gemacht, aber auch stolz, daß er sich nie hatte beugen oder brechen lassen.

Sie konnte mit Gewißheit von sich sagen, noch niemals zuvor so gewaltige, intensive Emotionen empfunden zu haben; noch nie zuvor war sie so verwirrt gewesen, so unsicher, so aufgewühlt und hin- und hergerissen zwischen Schmerz, Mitgefühl und Zuneigung für den Menschen, der bis vor kurzem nicht mehr als eine sportliche Herausforderung für sie gewesen war.

Sie erhob sich lautlos von der Sofakante und nahm am Schreibtisch Platz, aber ihre Augen kehrten wie magisch angezogen immer wieder zu der flachen, schwarzgekleideten Gestalt auf ihrem Sofa zurück, die so verletzlich und fremd unter dem farbenfrohem Plaid ruhte.

xoxoxox

Die erste Version ihrer Übersetzung war fertiggestellt; wiederholt abgelenkt durch ihre aufgewühlten Gedanken, strichelte MacGillivray gerade unschlüssig an einem Wort herum, dessen sinngerechte Übertragung ihr Kopfzerbrechen bereitete, als sie eine seltsame Empfindung aufsehen ließ.

Die unergründlichen Augen des Tränkemeisters ruhten unverwandt auf ihr, der Blick klar und wachsam.

"Wie geht's dem Kopf?" fragte sie scherzhaft, ohne ihren Platz hinter dem Schreibtisch zu verlassen.

Snape gab ihr durch ein kaum merkliches Nicken zu verstehen, daß er ihre Fürsorge zu schätzen wußte und sagte trocken: "In Ihrem Bericht wird nicht erwähnt, daß die Probanden nach durchlebter 'Behandlung' unter beachtlichem Unwohlsein leiden."

"Bisher nicht", pflichtete sie ihm leichthin bei, über alle Maßen erleichtert, daß er sein spöttisches, zynisches Selbst nicht eingebüßt hatte, "aber ich nehme diesen neuen Fakt selbstverständlich in meine Publikation auf."

"Publikation?" wiederholte Snape ungläubig. "Sie wollen doch nicht…?"

"Aber ja doch!" bestätigte MacGillivray mit frechem Grinsen. "Ich lasse mir doch so eine Gelegenheit nicht entgehen. - 'Der Trank der Gegenwärtigkeit und sein Einsatz bei Severus Snape' - ich sehe den Artikel schon vor mir."

Snape hatte sichtlich Mühe, koordiniert zu atmen.

"Bin ich Ihr Versuchskaninchen, Sie niederträchtiges, heimtückisches…", begann er empört, unterbrach sich jedoch und schluckte an plötzlichem Brechreiz.

"Spielverderber!" Mit einem Schnippen ihres Zauberstabes befreite ihn Catriona MacGillivray aus seiner mißlichen Lage und gab ihm damit die Chance, sich aufzurichten (noch immer Schwindel) und den Satz mit "…nutznießerisches Weib" zu vollenden.

"Na, na." Sie wackelte belehrend mit dem Zeigefinger und drückte dem Tränkemeister ein Glas Wasser in die Hand.
"Austrinken", kommandierte sie. "Das nimmt die Übelkeit. Außerdem wollten Sie Remus Lupin doch auch schon als Testkandidaten einsetzen. Was regen Sie sich da jetzt so auf?"

Er gehorchte und bedachte sie mit einem scharfen Blick.

"Sie wollen nicht wirklich über meinen Fall schreiben", sagte er, mehr hoffnungsvolle Feststellung als Frage.

"Doch!" sagte sie herausfordernd und hielt seinem Blick eine volle Minute stand, bis sie ein Zucken um die Mundwinkel verriet.

"Natürlich nicht, Sie Meister des Schlechtdenkens von anderen", lachte sie und dann, schlagartig ernst: "Wie könnte ich eine so persönliche Angelegenheit veröffentlichen? Halten Sie mich wirklich für so rücksichtslos und selbstsüchtig?"

"Nein", sagte er nach einigem Schweigen leise. "Wie Sie mir beigestanden haben… ich hatte nicht erwartet, daß Sie so diskret vorgehen würden, es war nicht…" - Seine Lippen zitterten, und er vollendete kaum hörbar: "…unangenehm."

MacGillivray schluckte zweimal, bevor sie ein gerührtes "Das ehrt mich sehr" herausbrachte, aber bevor ihr die Sentimentalität, mit der sie ohnehin auf Kriegsfuß stand, eine Träne entlocken konnte, sagte Snape: "Ich kehre besser in mein Quartier zurück."

"Ich begleite Sie", schlug die Schottin rasch vor, da sie ahnte, daß dem Tränkemeister zu schwindlig sein würde, um den Weg allein zu bewältigen.
Zu ihrer erleichterten Verwunderung nahm er wortlos ihren dargebotenen Arm, was entweder bedeutete, daß er unsicherer auf den Beinen stand, als es den Anschein hatte oder aber, daß er ihre Gesellschaft nicht mehr verabscheute.

Eine wohlige Wärme durchströmte MacGillivrays Körper, wenn sie letzteres in Betracht zog, und ihr Herz setzte einen Schlag aus, als er sich nicht vor der Tür verabschiedete, sondern sie schweigend hereinbat.

"Es wäre mir… recht, wenn Sie meinem Versuch, einen leichten Zauber auszuführen, beiwohnten", sagte er umständlich, und eine Welle von Rot überzog sein blasses Gesicht. "Sie können einschätzen, ob der Trank erfolgreich war."

Sie nickte sanft und bemühte sich angestrengt, nicht allzu neugierig in seinen spartanischen Räumen umherzustarren.
Daß er ihr soweit vertraute, ausgerechnet vor ihr zum ersten Mal wieder zu zaubern, erschien ihr wie ein unwirklicher Traum, aus dem sie gewiß jeden Moment erwachen würde.

Ohne Vorwarnung, ohne Ankündigung zog er seinen Zauberstab und schickte ein ernstes "Wingardium leviosa" auf die Feder, die noch von den letzten Versuchen unangetastet auf dem Tisch lag.

Sie vollführte eine zitternde Drehung, bevor sie majestätisch aufstieg und eine Runde im Raum drehte, um dann jedoch kläglich vor MacGillivray abzustürzen, anstatt in ihrer Hand zu landen.
Snape schämte sich sichtlich, und eine neuerliche Welle von ungläubiger Zuneigung schlug über ihr zusammen.

Erst konnte er wochenlang gar nicht zaubern, und dann war es ihm peinlich, weil er einen Zauber nicht perfekt ausgeführt hatte? Er übertrieb es eindeutig mit dem Perfektionismus.

"Was ist denn?" entfuhr es ihr erschreckt, als sich Snape am ganzen Körper bebend auf einen Stuhl sinken ließ.
"Severus…". Wie automatisch benützte sie seinen Vornamen, als sie eine Hand vorsichtig auf seiner Schulter placierte, ihn dann jedoch, einem plötzlichen Impuls folgend, fest in die Arme zog.

Er ließ es geschehen, ohne sich hoffnungslos zu verkrampfen, ließ es zu, daß sie ganz leicht sein Haar streichelte.

"Ich… bin Ihnen… sehr dankbar", flüsterte er schließlich erstickt. "Es ist… essentiell, daß ich zaubern kann, weil…"

"…weil es für Sie wichtig ist", vollendete MacGillivray fest. "Es macht mich froh, Sie erleichtert zu sehen", fügte sie hinzu. "Ich mag Sie nämlich, ob Sie's glauben oder nicht."

So, nun war es heraus.

Severus Snape zitterte noch immer; die immense Anspannung der letzten Wochen forderte ihren Tribut. Instinktiv zog sie ihn enger an sich, erwartete halb ein Zurückweichen; um so überraschter war sie, als er plötzlich die Umarmung erwiderte, sie so obsessiv umklammerte, wie er neulich ihre Hand umklammert hatte.

Was dann geschah, entwickelte sich unter dem Einfluß gegenseitiger Überreizung und versank in einem Taumel entfesselter Emotionen.
Als wären ihre Gedanken noch miteinander verbunden, wanderten ihre Hände mit einer Mischung aus Begehren und Zärtlichkeit in stiller Übereinkunft am jeweils anderen Körper entlang, erkundeten einander bald zurückhaltend, bald fordernd, während sich ihre Lippen für einen intensiven, elektrisierenden Kuß trafen, um dann - um diese wundervolle Erfahrung reicher - nicht mehr voneinander lassen zu können.

Fort seine abstandgebietende Kälte, fort ihre Scheu, so gefährliche Gefühle wie Verlangen und … Liebe? zuzulassen. Sie lebten nur für diesen Augenblick, alles andere bedeutungslos.

Ihre langdauernde vorangegangene mentale Verbindung schuf eine betörende, intensive Intimität, die keiner von beiden je so erlebt hatte, und ihre Vereinigung war ekstatisch, wie im Rausch und doch so bewußt, getragen durch das Band ihrer Gedanken, daß das überwältigende Gefühl von Seelenverwandtschaft und Nähe auch noch anhielt, als sich ihre exaltierten Körper voneinander lösten und in inniger Verbundenheit einstweilen zur Ruhe kamen, bis das Verlangen, dem anderen nahe zu sein, erneut zu übermächtig wurde, um nicht augenblicklich voller Intensität und fordernder Leidenschaft gestillt zu werden.
Endlich übermannte sie süße, bleierne Müdigkeit, und sie sanken ineinander verschlungen in einen tiefen Schlummer, geschützt durch unbedingtes Vertrauen und einer völligen Vergessenheit der Welt um sie her.

xoxoxox

"Blumen?"

Der abfällige Ton in der Stimme des vornehm gekleideten Herren mittleren Alters war unüberhörbar.

"Für Ihre Frau und natürlich für Eileen", sagte der junge Bursche unbeholfen, offenbar eingeschüchtert durch die Kälte des Familienoberhauptes, dem er im Eingangsbereich des ausladenden Anwesens gegenüberstand.

"Mrs. Prince ist außer Haus, Mister…", begann der Ältere, und sein ganzes Gebaren ließ keine Zweifel darüber offen, wie lästig ihm dies alles war und daß er keinerlei Notwendigkeit sah, den Namen des Mannes im Gedächtnis zu behalten, mit dem seine Tochter neuerdings ausging.

"Snape", half der junge Bursche bereitwillig, dessen gegeltes Haar so glänzend schwarz war, daß das Licht des prunkvollen Kronleuchters beim Auftreffen reflektiert wurde.
Entweder bemerkte er nichts von der Feindseligkeit, oder er spielte den Unbeteiligten mit ausgesprochener Präzision.

"Snape", wiederholte Mr. Prince, als spräche er den Namen irgendeines niederen Mollusken aus. "Es ist kein Geheimnis, daß ich den Umgang meiner Tochter mit Ihnen nicht billige. Leider nützen Verbote wenig, da sie ohnehin für Sie einstehen würde - Sie haben ihr den Kopf verdreht mit Ihrem 'Charme des armen Muggelarbeiters'. Aber ich möchte Sie nicht in diesem Haus sehen, habe ich mich deutlich ausgedrückt?"

"Wie kannst du nur so abweisend sein?" rief Eileen Prince empört von der obersten Treppenstufe, die die letzten Worte mitgehört hatte.

Sie flog förmlich die Treppe hinab, aber Tobias Snape beachtete sie überhaupt nicht, als er die Blumen achtlos auf den blanken Marmor fallen ließ.

"Wenn das so ist…", sagte er eisig, machte auf dem Absatz kehrt und hielt auf die Tür zu, die Mr. Prince mit einer winzigen Bewegung seines Zauberstabes und einem heimtückischen Lächeln auf den Lippen aufspringen ließ.

Der junge Mann fuhr erschreckt zusammen, faßte sich jedoch sofort, als er begriff, was geschehen war.

"Sehr originell", spie er mit triefendem Sarkasmus, aber in seinen dunklen Augen stand unverhohlener Schmerz über die demütigende Zurückweisung.

"Warte, Toby!" Eileen, noch blasser als gewöhnlich und eindeutig hin- und hergerissen zwischen Zorn, Verzweiflung und der vergeblichen Hoffnung, ihr Vater würde seine Meinung noch ändern und den Muggel Tobias Snape zurückrufen.

"So warte doch!"

Außer Atem packte sie ihn am Rücken der Lederjacke, ohne die man ihn kaum jemals antraf.
Er wirbelte herum, Funken ohnmächtiger Wut in seinen stechenden Augen.

"Willst du mit mir gehen oder in diesem Haus der Dünkel bleiben?" fragte er wild.

Sie schien eine solche Frage erwartet zu haben, denn sie sagte vollkommen ruhig und aufrichtig: "Natürlich gehe ich mit dir, Tobias." und trat so dicht neben ihn, daß sie der Geruch nach Tabak, Leder und frischer, billiger Seife beinahe schwindlig machte.

Er legte einen Arm um sie, zog sie an sich und befahl: "Dann komm!"

xoxoxox

Severus Snape fuhr auf, schlaftrunken und desorientiert. Hatte er geträumt oder echten Erinnerungen seiner Mutter beigewohnt?

Neben ihm war auch MacGillivray erwacht. Er spürte den Blick ihrer grünen Augen ernst und verständnisvoll auf sich ruhen, und als hätte sie seine Frage vorhergesehen, sagte sie sanft: "Lebhafte Träume oder das Erleben von vergessen geglaubten Erinnerungen sind keineswegs ungewöhnlich nach dem Einsatz des 'Trankes der Gegenwärtigkeit'."

"Haben Sie - hast du…", verbesserte er sich mit einem Anflug von Verlegenheit.

Sie nickte - ein wenig unfroh, ein wenig betreten.
"Möglicherweise habe ich unsere Verbindung nicht sauber getrennt", gestand sie zähneknirschend und erwartete trotz der noch immer überwältigenden psychischen Nähe jeden Moment einen bissigen Seitenhieb.

"Hm", machte Snape abschätzig, als hätte er ohnehin vorher gewußt, daß ihre Fähigkeiten in Legilimentik mit den seinen unmöglich konkurrieren konnten, aber zu seinem eigenen Erstaunen entsetzte ihn der Gedanke, daß sie einem Teil seiner Erinnerungen beigewohnt hatte nicht.

"Meine Mutter - Eileen Prince - hat mir niemals davon erzählt", sagte er nach einer Weile leise.
Ungeachtet der Tatsache, daß er seinen Vater nach wie vor von ganzem Herzen verabscheute, stahl sich eine seltsame Betroffenheit in eine Ecke seines Bewußtseins, wenn er daran dachte, wie ihn sein Großvater, blind vor Dünkel und Vorurteile, den er selbst nie kennengelernt hatte, da seine Mutter nach ihrer Entscheidung für den Muggel Tobias Snape in ihrem Elternhaus nicht mehr willkommen gewesen war, gedemütigt hatte.

"Ich kenne die Hintergründe nicht", erinnerte ihn MacGillivray mit sanftem Nachdruck, "aber vielleicht schadet es nicht, auch eine andere Seite der augenscheinlich recht schwierigen Beziehung deiner Eltern gesehen zu haben?"

Als er die Antwort schuldig blieb, strich sie ihm tröstend über die Schulter und sagte, zufrieden, daß er vor der Berührung nicht zurückwich: "Ruh dich noch aus, hm."

Er ließ sich zurücksinken und starrte eine Weile blicklos in die Dämmerung, denn längst war es Abend geworden.

MacGillivrays Präsenz war gleichzeitig beunruhigend, wunderbar friedlich und in einer betörenden Weise erotisch.
Er sehnte sich nach ihr und fragte sich im selben Atemzug, wie er es hatte zulassen können, derart die Kontrolle zu verlieren und eine solche Nähe überhaupt erst entstehen zu lassen.

Unverzeihlich für einen Mann in seiner Position. Jäher Schrecken durchzuckte ihn - sollte dies immer noch der Yaxéwirkung geschuldet sein? Und wenn ja, wie konnte er sich sicher sein, jemals wieder vollständige Kontrolle über seinen Geist zu erlangen?

"Was vorhin geschehen ist…", begann er rauh und bemühte sich vergeblich, seiner Stimme den gewohnten kalt-abweisenden Klang zu verleihen.

"Severus", fuhr MacGillivray deutlich gereizt dazwischen, "nicht alles zerreden, einverstanden?"

Sie stützte sich auf einen Ellenbogen, so daß sie einander soweit ansehen konnten, wie es das schwache Restlicht zuließ.

Er wirkte innerlich zerrissen, aufgewühlt und in einer Weise verletzlich, die ihr besonders zu Herzen ging.
Wenn sie alle Kraft zusammennahm, ließ es sich gewiß noch verhindern, daß sich das Gefühl überwältigender Zuneigung in mehr verwandelte. Oder war es dazu bereits zu spät, und sie machte sich selbst etwas vor?
Aber eine derartige Blöße würde sie sich nicht geben und eingestehen, wieviel er ihr längst bedeutete. Um so weniger, da er gerade dabei war, einen sogar für ihn meisterhaften emotionalen Rückzug anzutreten.

Und dennoch - in seinen Augen brannte ein seltsames Feuer, das er mit ganz und gar widersprüchlicher Kälte zu löschen suchte, als er sagte: "Etwas Derartiges wird sich nicht wiederholen."

"Sehr schade!" erwiderte MacGillivray schnippisch, damit er nicht merken sollte, daß ihr seine Worte, obwohl nicht unerwartet, einen tiefen Stich versetzt hatten.
Sie erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung und begann sich anzukleiden.

Snape folgte ihr mit plötzlich längst nicht mehr überzeugtem Blick.

"Was ist?" fragte sie ungeduldig. "Ich werde nicht warten, bis du mich hinauswirfst."

Sie warf die Robe über und fuhr sich, in Ermangelung eines Kammes, mit den Fingern durchs Haar, setzte die Brille auf und schickte sich an zu gehen.
Sie war schon an der Tür, als Snapes eindringliches "Catriona" sie zwang, sofort innezuhalten.
Zum ersten Mal hatte er sie beim Vornamen genannt.

"Ich… hatte nicht die Absicht, dich jetzt hinauszuwerfen", sagte er kühl.

"Das nennt man Inkonsequenz", gab sie ebenso frostig zurück.

Snape preßte verärgert die Lippen aufeinander. Mußte er sich das bieten lassen? Wieso ließ er sie nicht einfach gehen? Das war es doch, was er ihr hatte klarmachen wollen, oder etwa nicht?

"Ich… verabscheue deine Gesellschaft nicht mehr", hörte er sich plötzlich gegen seinen Willen sagen.

MacGillivrays angespanntes Gesicht verzog sich zu einem höhnischen Lächeln.
"Das freut mich zu hören", spottete sie bissig. Nach dem, was sie vorhin gemeinsam erlebt hatten, erschien ihr seine Bemerkung - wenngleich absolut typisch für ihn - doch reichlich untertrieben.

Er kräuselte die Brauen, offensichtlich verwirrt ob ihrer heftigen Reaktion, die er nicht einzuordnen vermochte.
Was erwartete sie? Das Eingeständnis war bereits viel mehr, als er hatte machen wollen…

"Ich würde an deiner Stelle nicht so spendabel mit Zuneigungsbekundungen sein", sagte sie ätzend und funkelte ihn aus jetzt blaugrünen Augen an. "Ich, beispielsweise, gehe das Risiko ein und teile dir mit, daß ich das Zusammensein mit dir ausgesprochen… anregend finde."

Snape hielt ihrem Blick unbehaglich stand, aber die unergründlichen Tiefen ihrer sprühenden Augen machten ihn benommen und verwirbelten seine geordnet geglaubten Gedanken.

Das jäh aufwallende Bedürfnis intensiver Nähe vervielfachte sich, als er erneut die feste, mentale Verbindung zu ihr spürte, die von demselben Wunsch kündete, die sie leitete und das gemeinsame Erleben in ein Feuerwerk unbeschreiblicher Empfindungen verwandelte…


 

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