Tortur

 

 

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Epilog



"Severus, worauf hatten wir uns geeinigt?"

Catriona MacGillivray bemühte sich vergeblich, ihrer Stimme einen vorwurfsvollen Klang zu geben. Sie befand sich in euphorischer Hochstimmung, seit sie ihn am vergangenen Tag im Dorfe in Empfang genommen und dann mit ihm ins Lager appariert war.

Snape hob abwehrend die Hände. "Wir sind in deiner Umgebung, und deshalb soll ich dir vertrauen", rezitierte er ergeben. "Was nicht heißt, daß ich offensichtlichen Dummheiten tatenlos zusehen muß", fügte er griesgrämig hinzu und strich sich ungeduldig dunkle Strähnen aus den Augen. Catrionas augenzwinkernden Vorschlag, eventuell ein Haarband in Erwägung zu ziehen, hatte er grollend verworfen. Nur, weil er sich im Regenwald befand, würde er nicht gleich zu außergewöhnlichen Maßnahmen greifen. MacGillivray hatte verständnisvoll genickt und Sekunden später prustend gelacht. Manche Dinge änderten sich eben nie.

"Wir können das Feuer getrost drosseln", erklärte sie ihm, wie sie mit einem uneinsichtigen Kind gesprochen haben würde. "Die Glühkäfer halten die Temperatur, so daß der Sud nicht zu rasch abkühlt. Außerdem - findest du es etwa kalt hier?"

Sie streichelte den Tränkemeister mit einem liebevoll-spöttischen Blick, so daß sich seine pikierten Stirnfalten minimal glätteten. Er trug eine dunkle Hose und eine gleichfarbige, vieltaschige Weste über einem langärmeligen, weiten Hemd - sein äußerstes Zugeständnis an die Erfordernisse des Dschungels, das Catriona jedoch immer wieder ein zärtliches Schmunzeln entlockte. Am liebsten hätte er sich gar nicht umgekleidet, aber als es selbst ihm zu warm wurde in dem Aufzug, der selbst in Hogwarts' altehrwürdigen Mauern ein wenig antiquiert wirkte, hatte er widerstrebend das in seinen Augen gerade noch tolerierbare Übel in Kauf genommen.

Snape bedachte sie mit einem Blick, der ihr sagen sollte, daß er es für unter seiner Würde befand, darauf zu antworten. In Wahrheit gestattete er sich zum ersten Mal das Gefühl uneingeschränkter Zufriedenheit und tiefseligen Glücks; nur hütete er sich wohlweislich, dies offen zur Schau zu stellen.
Hogwarts mit all seinen Pflichten und Erinnerungen war fern, und selbst die Bedrohung, die von Voldemort ausging, verblaßte in dieser gänzlich fremden, wenngleich nicht unangenehmen Umgebung.

"Wir sollten dennoch pulverisiertes Lanzenotterblut hinzufügen", beharrte er nach einiger Überlegung trotzig und hielt nach Catriona Ausschau, die geruhsam einen Erlenmeyerkolben schwenkte und die veilchenfarbene Flüssigkeit darin aufmerksam beäugte.
"Severus", mahnte sie scherzhaft, "du sollst dich erholen. Wenn du schon jetzt dauernd Streit suchst, dürfte das schwierig werden."

"Ich bin auf offizielle Anfrage der Stiftung hier", dozierte Snape gestelzt. "Von Erholung war in dem Schreiben keine Rede."

MacGillivray lachte. "Zufällig weiß ich, daß sich das Problem mit deiner Expertenmeinung innerhalb von exakt zehn Tagen lösen lassen wird", sagte sie, und listige Durchtriebenheit tanzte funkelnd in ihren schillernden Jadeaugen.

Snape sah sie scharf an, konnte jedoch nicht verhindern, daß eine unwillkürliche Heiterkeit von seinem Gesicht Besitz ergriff. Catriona war einzigartig in ihrer unverbesserlichen Logik.
"Daher, meinst du, könnte ich mich in den übrigen nunmehr drei Tagen der Erholung widmen?" gab er spitz zurück und trank ihr wundervolles, vieldeutiges Lächeln wie kostbaren Wein.

"Das wäre tatsächlich eine Möglichkeit", bestätigte MacGillivray scheinheilig. "Ich hatte überlegt, ob du vielleicht mit mir die Venusaugenversuchsreihe vollenden möchtest."

"Venusaugen?" echote Snape verdattert, der gerade noch erfreut und belustigt zur Kenntnis genommen hatte, daß sie natürlich die für ihn typische Erholung bei anregender Arbeit meinte.

"Venusaugen!" bekräftigte Catriona und streckte ihm resolut eine armdicke Pflanze entgegen, deren opulente Blüte tatsächlich über einen gänsehauterregenden Augenaufschlag verfügte. (Snape machte aus sicherer Entfernung eine mentale Notiz, der Kräuterkundelehrerin Sprout von diesem Prachtexemplar magischer Flora zu berichten.)

"Ein alkoholischer Extrakt der Blütenblätter zeigt gute Effektivität bei Fluchschäden beinahe jeder Genese", informierte sie geschäftig. "Die Yanomami benutzen ihn ganz selbstverständlich in ihren Ritualen. Ich will die Wirkkomponenten kennenlernen und isolieren."

"St. Mungos wird es dir danken", sagte Snape trocken, aber seine Neugier war geweckt, und er wünschte nichts sehnlicher, als mit der Arbeit zu beginnen. 'An ihrer Seite', raunte sein Gewissen aufmüpfig, doch anstelle die Stimme zu ignorieren, pflichtete er ihr bei und unterdrückte nur mit Mühe eine gar laut geäußerte Zustimmung.

Zu Catriona sagte er mit feinem Lächeln: "Laß uns beginnen. Ich habe Erholung tatsächlich dringend nötig."

Sie küsste ihn auf die Wange, drückte froh seine knochige Hand. Die alabasternen Finger waren warm und voller Verheißung.


Vielen Dank an J.K. Rowling für die Erfindung dieser inspirierenden Charaktere.

Hier endet mit Kapitel neununddreißig leider auch diese Geschichte. Catriona ist mir eng ans Herz gewachsen, daher werdet Ihr sie und natürlich auch Snape bestimmt noch einmal in einer meiner Erzählungen wiedertreffen.
Gibt es bald etwas Neues? Ich denke ja, laßt Euch überraschen!

Ganz herzlichen Dank allen Mitlesern, den stetigen sowie den zeitweiligen Reviewschreibern, die ja bekanntlich für die Seelennahrung des Autors sorgen und natürlich meiner einzigartigen Beta Ulrike, die mit ihren Gedanken und Kommentaren für so manchen Geistesblitz gesorgt hat.

So, und nun bitte ich all die, die vielleicht noch nicht die Muße hatten, ein Review zu hinterlassen, es doch einfach jetzt zu tun. Abschließendes Resümee, einfache Meinung? - Alles willkommen!


 

Kapitel 39

   

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