Ich hatte Recht - Kapitel 8: Fairer Tausch

 

 

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Kapitel 8: Fairer Tausch



Dies ist nicht Schmerz.

Schmerz ist eine natürliche Abwehr, etwas das auf Gefahr oder Schaden aufmerksam machen soll. Wenn man keinen Schmerz fühlen würde, könnte man Finger oder Füße verlieren, ohne es überhaupt zu merken. Ohne Schmerz wäre Sicherheit und Wohlbefinden nicht möglich. Es ist die Art der Natur, auf die sie jede Art von tierischem Leben warnt und informiert, ob magisch oder Muggel.

Und dies war kein Schmerz. Es war eine Verzerrung seiner Sinne.

Snape bemerkte dumpf, dass er jetzt auf dem Boden war und sich in eine Ecke drückte während zwei Auroren über ihm standen. Dass er überhaupt denken konnte bedeutete, dass er gerade nicht unter dem Spruch stand, aber die Überreste der Folter flossen noch durch seinen Körper, rissen an Knochen und Muskeln und verbrannten ihn von innen.

"Was stand in dem Brief den du beim Frühstück bekommen hast? "

"Ich habe ihnen schon gesagt, es-" sagte er.

"Ich denke nicht. Crucio!"

Ein unkontrollierbarer Krampf packte seinen ganzen Körper und lähmte ihn. Der Druck auf seinen Muskeln war unglaublich. Bald würden Knochen brechen und Sehnen reißen.

"Was stand in dem Brief?" Die Stimme kam von weit oben, aber auch aus seinem tiefen Inneren. Das Licht der Lampe grub sich in seine Augen, als er vor einem Schmerz zuckte der weißglühend durch seinen Körper lief. Und etwas schwebte aus den dunkelsten Tiefen herauf, etwas an das er sich nie hatte erinnern sollen...

Er kämpfte sich darauf zu, kämpfte gegen den widerspenstigen Sumpf seines Geistes an, und die Antwort kam ihm. Es kam ihm nicht seltsam vor, dass es eine andere Antwort war als die, die er vorher gegeben hatte- alles was ihn kümmerte war, dass das aufhören könnte, dass er belohnt werden könnte wenn es richtig war. Es mußte so sein. Es musste so sein..

"Da stand-" Er schnappte nach Luft als seine Brust sich zusammenzog und ihm die Luft abschnitt. Dann gaben die Muskeln nach und entspannten sich langsam, nachdem sie stärker zusammengezogen gewesen waren als sie es je gesollt hätten.

"Da stand, Severus, komm sofort nach London. Folge den Anweisungen unten um hinzukommen. Für alle Augen außer den deinen, wird es aussehen als würde in diesem Brief stehen, dass Mutter krank und im Krankenhaus ist und dass du nach London kommen musst, um sie zu besuchen. Pass nur auf und lass Dumbledore diesen Brief nicht sehen. Wir setzen voraus, dass du überlegt und unter äußerster Geheimhaltung handeln wirst. Wir brauchen deine Hilfe. Mit freundlichen Grüßen, Septimius.'"

Redwood und Viridian sahen aus als hätten sie Gold gefunden. Würden sie jetzt aufhören?

Nein. Das hatten sich nicht gesucht. Das war nur ein Anfang.

"Hast du getan was in dem Brief stand?"

"Ja," es kam als ein trockenes Schluchzen heraus. Durch die gemeinsame Wirkung des Wahrheitstrankes und des Cruciatusfluches kamen die Dinge, die unter dem Gedächtniszauber verschlossen gewesen waren, zurück. Wie hatte er gehen können, so einfach? So leichtgläubig und vertrauensselig?

"Was passierte, als du hingegangen bist? "

"Ich ... Ich ..." Redwood musste nur den Zauberstab leicht heben, und die Worte flossen aus ihm heraus. "Sie haben den Imperiusfluch auf mich gelegt." Sie hatten ihm die Gelegenheit gegeben es freiwillig zu tun. Er hatte gewusst, dass er herauskommen musste und zugestimmt, entschlossen sie sofort zu melden, wenn er sie verlassen hatte - aber er hatte nicht damit gerechnet, dass einer von ihnen Gedanken lesen konnte.

Redwood war unerbittlich. "Warum?"

"Sie brauchten mich, um eine letzte Vorbereitung für ihre größte … Beute zu machen. Ein Erwachsener würde mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und es war gefährlich für sie, aus dem Haus zu gehen."

"Wer ist diese Beute?"

"Barty Crouch."

Ein scharfer Atemzug folge. Redwood erholte sich als erster.

"Und was hast du getan? "

Snape hielt inne. Wie konnte er es sagen, wenn er nicht einmal den Gedanken ertragen konnte? Die Antwort kam in einem weiteren Stoß von Schmerzen. Er zitterte einen Augenblick lang von der unkontrollierbaren Kälte, im Nächsten wurde er von durchdringender Hitze fast erstickt, und er platzte heraus:

"Ich bin zum Ministerium gegangen und habe einen Mann getötet ... einen Berater, Terence Crockford."

Er konnte sich nicht daran erinnern, je etwas so hart versucht zu haben, wie er da versucht hatte, den Imperiusfluch abzuschütteln. Aber seine Versuche die Aufmerksamkeit des Ministeriums-Mitarbeiters auf sich zu ziehen, waren fehlgeschlagen - und unter Septimius' Kontrolle hatte er den Mann in einem einsamen Gang gefunden ... ihn betäubt ... und dann ...

"Ich habe ihm die Haare für einen Vielsafttrank abgeschnitten, dann habe ich ihn mit dem Todesfluch getötet. Ich habe seine Leiche aufgelöst, so dass er nicht vermisst werden würde. Dann bin ich zum Haus zurückgekehrt, und mein Gedächtnis wurde verändert." Er sprach ohne Gefühl und konnte kaum glauben was er sagte. Er konnte doch nicht über sich selbst reden, ... oder? Doch er sah das leere Gesicht des Mannes, seinen leicht überraschten Blick jetzt so deutlich. Bitte dachte er. Bitte aufhören…

"Crockford? Dann haben wir einen Betrüger im Ministerium … direkt an Mr. Crouchs Seite?" Redwoods Stimme war hart vor Schreck. " Viridian - setz dich sofort mit dem Ministerium in Verbindung." Viridian wandte sich ab und fingerte an seinem Aurorenabzeichen herum.

Severus war sich nicht sicher, wie lange er die Befragung jetzt noch ertragen konnte. Er war völlig erschöpft, geistig und körperlich, und er war gefährlich nahe daran, zusammenzubrechen oder das Bewusstsein zu verlieren. Er versuchte vergeblich die Krämpfe zu unterdrücken.

"Welche Adresse hat dir Septimius gegeben?"

"Nein, bitte - ich weiß nicht -" Er konnte es nicht mehr aushalten. Er konnte sich nicht erinnern … der Ort musste unter einem noch stärkeren Gedächtniszauber sein ... er konnte sich nicht erinnern..

"Wo war es?" und Redwoods Stimme bekam einen noch härteren Klang, wenn das überhaupt möglich war. "Crucio!"

Jemand schrie nein, und die Lampe zerbrach, die Bruchstücke des Lichts explodierten, und es gab nur noch Dunkelheit, in und um ihn.

Dunkelheit und Schrecken.

Er wachte mit einem furchtbaren Schreck auf, Angst und Schrecken, wie er sie noch nie gekannt hatte, flossen durch seine Adern und drohten sein Herz einstürzen zu lassen. Instinktiv hob er die Hände über den Kopf, eine nutzlose Geste der Verteidigung.

Er war allein. Bruchstücke der Lampe lagen auf dem Tisch und dem Boden um ihn herum verteilt, und eines davon schnitt in seine Handfläche als er sich aufsetzte.

Er hatte sich vor Schmerz übergeben bevor er das Bewusstsein verloren hatte. Sein Umhang stank, und bei dem Geruch wurde ihm wieder schlecht. Er lehnte den Kopf gegen die Ecke und würgte hilflos. Gelbliche Magensäure kam von seinen trockenen Lippen, weil er nichts mehr im Magen hatte das er erbrechen konnte.

Sein Mund und seine Lippen brannten furchtbar von der sauren Flüssigkeit, und als sich seine Innereien beruhigt hatten, berührte er seine Lippen und fühlte trockenes, verkrustetes Blut- er hatte sich in die Lippen und die Innenseite seines Mundes gebissen. War es so schlimm gewesen?

Er schloss erschöpft die Augen, aber er konnte nicht schlafen. Er wusste nicht wie viele Minuten, Stunden oder Tage er gefoltert worden war -- denk nicht darüber nach- aber er schien schließlich etwas über den Weg zu einem Ort in (oder unter) der Nockturngasse geplappert zu haben, und Redwood war hinaus gerauscht und hatte Befehle gegeben. "Tretet sofort mit Agent Moody in Verbindung. Sammelt so viele Männer ein wie ihr könnt, in einfacher Kleidung und anderen Verkleidungen, findet diesen Ort und lasst ihn umstellen ohne dass die Bewohner es merken."

"Aber Sir, es könnte eine Falle sein;" Viridian war seinem Chef hinaus gefolgt ohne einen Blick auf Snape zu werfen, der auf dem Boden saß, schwach und ohne Reaktion, nachdem er mehrmals nacheinander das Bewusstsein verloren hatte.

"Nicht, wenn sie nicht vorhergesehen haben, dass wir den Jungen verhören. Das scheinen sie nicht, so schnell wie sie ihn mit dem Gedächtniszauber belegt haben." Die Stimme war von weit weg gekommen und wurde plötzlich abgeschnitten als die Türe zu fiel und das Schloss einschnappte.

Jetzt fragte sich Snape, noch immer mit dem Geschmack von Säure im Mund, wie spät es war, und ob die Schule schon angefangen hatte. Er hatte als erstes Zauberkunst - er konnte sich nicht leisten, diese Stunde zu verpassen ...

Denk an nichts andres, befahl er sich. nichts ist passiert. Ich muß mir nur um den Unterricht und das Zwischenzeugnis Gedanken machen. Nichts anderes. Er dachte sehr angestrengt an menschliche Verwandlung, und seinen nicht beendeten Aufsatz für Geschichte der Zauberei. Er war nur eine Haaresbreite vom Wahnsinn entfernt, das wusste er, davon, dem Schrecken nachzugeben und er sah weg - und davon, eine der Glasscherben zu benutzen die herumlagen.

Und warum auch nicht?

Weil... Er suchte und versuchte, dem einen Lichtfleck der noch in seinem Blickfeld war einen Namen zu geben.

Lily. Weil Lily in Hogwarts wartet.

Es wurde leichter zu atmen, obwohl ihm noch immer alles weh tat. Lily.

Also konzentriere dich darauf zu leben, zu atmen. Konzentriere dich auf Hausaufgaben und Unterricht, und darauf, die Glasscherben nicht anzusehen. Wie spät ist es? Flitwick reißt mir den Kopf ab wenn ich zu spät komme.

Severus Snape war mehr oder weniger in einem Stück als er von einem Portschlüssel um acht Uhr dreißig in McGonagalls Arbeitszimmer zurück gebracht wurde, weniger als 12 Stunden nachdem er gegangen war. Sie hatten die Stellen behandelt an denen er sich gebissen hatte und sich an den Scherben der zerbrochenen Lampe geschnitten hatte, sie hatten ihn gesäubert und ihm einen frischen Schulumhang gegeben. (Er fragte sich, ob sie da wohl einen Vorrat hatten). Die, die dort arbeiteten schienen seltsam erfreut, wenn auch nervös, über irgendetwas zu sein, was vor sich ging. Es war hektisch gewesen... er dachte an etwas anderes.

"Snape!" Professor McGonagall stand erschrocken auf als Snape auftauchte. Ihm war übel und schwindlig von der Reise, und er stützte sich nach Luft schnappend an ihrem Schreibtisch ab.

Jemand packte ihn fest an den Schultern und setzte ihn in einen Stuhl. Er sah auf und in Professor Baddocks Gesicht, das weiß war und dunkle Ringe unter den Augen hatte.

Beide Professors sahen aus als wären sie die ganze Nacht da gewesen, um auf ihn zu warten, und wahrscheinlich waren sie das auch. Plötzlich und idiotischerweise war er ihnen dankbar.

"Snape, geht es dir gut?" McGonagall sah blass aus, und so als würde ihr Schlaf fehlen, aber trotzdem geradeheraus und ernst. Wieder war er dankbar- sie war dieselbe, vorher und nachher. Sie hatte sich nicht verändert. Nichts hat sich verändert, erinnerte er sich.

"Ja, Professor," sagt er, und hielt vorsichtig die Müdigkeit aus seiner Stimme.

"Haben sie dich verhört? "

"Was denken sie?" er hielt sich an den Seiten seines Stuhles fest um nicht vornüber zu kippen als eine plötzliche, tödliche Welle aus Müdigkeit auf ihn einstürzte. "Daß sie mich zum Abendessen eingeladen haben? Natürlich haben sie mich verhört- und sich dabei zu Idioten gemacht. "

Eine kurze Pause. "Es wird eine offizielle Beschwerde geben," sagte McGonagall schließlich. "Eine Erkundigung -"

"Vergessen sie's," fauchte Snape. "Er versucht so ein Kunststück nicht so schnell wieder, nicht so, wie er sich vor seinen Untergebenen zum Esel gemacht hat." Er musste Lügen; er konnte nicht zugeben was geschehen war, denn dann würde er die Dinge zugeben müssen, die er getan hatte - mit seinen eigenen Händen, wenn auch nicht aus eigenem Willen. Redwood wusste das. Er wusste, dass sein dreckiges kleines Geheimnis sicher war.

McGonagall betrachtete ihn. "Nun gut. Ich werde dich nicht aufhalten - du siehst todmüde aus. Du kannst dir den Tag frei nehmen. "

"Nein." Es war sowieso nie etwas Gutes geschehen wenn er vom Unterricht entschuldigt war. "Ich brauche mich nicht auszuruhen."

"Dann sicher etwas Frühstück.."

"Nein," sagte er nachdrücklich bevor sie ihre Hand heben konnte um Essen herbeizuzaubern. Der bloße Gedanke an Essen drehte ihm den Magen um. "Sie - sie haben mir was zu essen gegeben. Ich werde gleich in den Unterricht gehen. Zauberkunst."

"Snape," jetzt sah sie ihn mit echter Sorge an, ebenso wie Baddock. "Bist du ganz sicher, dass es dir gut geht?"

"Ja!" rief er und stand auf, wobei er versuchte nicht zu schwanken. "Was geht sie das an? Sie benutzen die verdammten Haftbefehle nicht, oder, Professor McGonagall? Und Slytherin ist jetzt sicher, oder, Professor Baddock? Ende gut, alles gut, ist das Muggelsprichwort. Nun entschuldigen Sie mich, ich muß in den Unterricht."

Er ging und schloss die Türe hinter sich mit einer zitternden Hand. Alles ist wieder normal. Alles war immer normal. Aber die Schatten und dunklen Nischen in den Gängen hatten nie so beängstigend ausgesehen, und der Weg zum Klassenzimmer für Zauberkunst war nie so lang und schwierig gewesen.

Am nächsten Tag verkündete der Tagesprophet in großen, triumphierenden Buchstaben: AUROREN VEREITELN ERMORDUNG EINES BEAMTEN DES MINISTERIUMS. Der Abendprophet hatte es natürlich schon am Vortag berichtet, aber nur in kleinen Bruchstücken- das war der erste volle Bericht für die Zaubereröffentlichkeit.

"Die Auroren in der Abteilung für magische Strafverfolgung des Ministeriums hatten die Informationen über einen bevorstehenden Anschlag nur zwei Tage im Voraus abgefangen," las Sirius Black jubelnd. Seine Stimme konnte bis an den Slytherintisch gehört werden. Die Lehrer machten sich nicht die Mühe ihn aufzufordern, leiser zu sein - sie waren ebenfalls zu beschäftigt, damit zu grinsen, über dem Papier zu brüten oder ihm zuhören. Das hieß, Alle bis auf drei - die Professoren McGonagall, Baddock und Dumbledore schienen bedrückt, als sie aßen, in Dumbledores Augen fehlte das typische glitzernde Leuchten, aber ein anderes Licht glänzte in ihnen, als er ein oder zweimal einen Blick auf seine Taschenuhr warf.

"Allerdings konnte die Abteilung für magische Strafverfolgung im allerletzten Augenblick lebenswichtige Informationen beschaffen: Auroren entdeckten, dass dieser Anschlag gegen niemand anders als Bartemius Crouch, dem Leiter der Abteilung für Magische Strafverfolgung, gerichtet war. Gleichzeitig wurde ein Todesser entdeckt der vorgab, Terence Crockford zu sein, Mr. Crouchs persönlicher Berater. Die Auroren versuchten ihn zu verhaften - aber er beging Selbstmord. Tragischerweise wurde herausgefunden, dass Terence Crockford ermordet und seine Leiche beseitigt wurde. Die Auroren haben geschworen, dass dieser schreckliche Mord nicht ungestraft bleiben wird.

Die Auroren fanden auch den Aufenthalt der Todesser heraus, die den Anschlag geplant hatten. Am gestrigen Vormittag griffen Auroren und Einsatzzauberer aus der Abteilung für magische Strafverfolgung das geheime Versteck in der Nockturngasse an und konnten die Todesser überraschen. Vier wurden verhaftet und sind zur Zeit in Haft. Zwei Todesser wurden im Kampf getötet, und drei entkamen. Mehrere Auroren und Einsatzzauberer wurden verletzt, keiner von ihnen ernsthaft.

Mr. Crouch lobte die Arbeit der Zauberer und Hexen seiner Abteilung und dankte ihnen sowohl dafür, sein Leben zu retten als auch dafür, dass sie das Chaos verhindert haben, das seine Ermordung sicherlich verursacht hätte. Dieser Triumph kommt nach einer langen Reihe von Niederlagen gegen Sie-wissen-schon-wen, und das Ministerium ist zuversichtlich, dass seine Glückssträhne nach dem Verlust von Männern, Information und Moral, den sie gestern erleiden müssten, beendet ist."

Snape schnaubte über den Jubel und Applaus der in der Großen Halle ausbrach. Glückssträhne gebrochen, in der Tat! Wussten sie überhaupt gegen was sie angingen?

Er hatte sich selbst eine Ausgabe der Zeitung besorgt und die Namen der Verhafteten angesehen - keiner von ihnen würde genug wissen, um dem Ministerium bedeutungsvolle Informationen zu geben. Nach dem was er gesehen hatte, waren sie zu niedrig in den Rängen der Todesser, um einen großen Verlust darzustellen. Er hatte keine Zweifel über die Identität der drei Entkommenen. Die wären ein Verlust gewesen, die beiden Snapes und ein Gedankenleser, aber das Ministerium war zu beschäftigt damit, sich auf die Schulter zu klopfen, um es zu bemerken.

Wenn er ihnen als Sohn und Bruder noch etwas geschuldet hätte, wäre er froh gewesen, dass Mutter und Septimius entkommen waren. Aber er schuldete ihnen nichts - nicht, seit sie ihn als Marionette für ihre Gewalttaten benutzt und ihn dann der feinfühligen Gnade der Auroren überlassen hatten.

Er sah auf sein Essen hinunter, und das bisschen Appetit das er gehabt hatte verschwand. im allerletzten Augenblick lebenswichtige Informationen beschaffen... Nockturngasse… er wusste, wie die 'lebenswichtigen Informationen' im 'allerletzten Augenblick' beschafft worden waren. Er wusste, warum Redwood den Gedächtniszauber so verzweifelt brechen wollte, dass er einen der Unverzeihlichen Flüche benutzte.

Aber am Schlimmsten war, er wusste, wer Terence Crockford ermordet hatte...

Jemand schrie neben ihm überrascht auf, und er war etwas überrascht als er Blutstropfen in seiner Suppe sah und dass sie ihn von der Seite anstarrten als er aufblickte. Er legte eine Hand an die Lippen und ihm wurde klar, daß er wieder darauf herumgekaut hatte, denn sie bluteten.

"Was schaut ihr so?" fauchte er und stand plötzlich auf. Andere frisch verheilte Schnitte in seinem Mund brachen auf, und er rannte hinaus, weil er nichts dringender wollte, als sich den Geschmack es Blutes aus dem Mund zu waschen.

Nachdem er sich den Mund mehrmals ausgespült hatte starrte er sein Spiegelbild im Spiegel des Badezimmers an. Er hatte blauschwarze Ringe unter den Augen- Das Ergebnis von zu wenig Schlaf. In der letzten Nacht hatte er den Fehler gemacht, zu versuchen zu schlafen, er hatte gedacht, er wäre müde genug nach einem Tag, an dem er im Unterricht gewesen war. Eineinhalb Stunden später hatte er den halben Schlafsaal aufweckt, als er in einem Alptraum geschrieen hatte. Danach hatte er alle Erkundigungen wütend abgewehrt und war hinunter in den Gemeinschaftsraum gestürmt, wo er den Rest der Nacht wie wild an seinem Aufsatz für Geschichte der Zauberei gearbeitet hatte.

Er hatte keine zwei Stunden Schlaf bekommen, seit Redwood mit ihm fertig war. Er wusste nicht wie er noch einen Tag lang den Unterricht durchhalten sollte, aber er musste. Es durfte einfach niemand vermuten...

Er kam aus dem Badezimmer, holte seine Schultasche vom Tisch, wobei er von den Slytherins angestarrt wurde, und war gerade aus der Großen Halle gegangen, als er sich dem unwillkommensten Anblick gegenüberfand, der möglich war.

Redwood.

Er stand im Gang, umgeben von Potter, seinen Gefährten und Lily.

"Professor Redwood! Was machen sie hier?" fragte Potter, der offensichtlich froh war, ihn zu sehen.

"Du siehst gut aus, James." Redwood schenkte ihm ein blitzendes Lächeln. "Ich bin gekommen um Professor Dumbledore zu sehen - wir haben einen Termin. "

"Wir haben vom Überfall gestern gelesen," sagte Black, so aufgeregt wie ein übergroßer Welpe. "Es war überall im Tagespropheten!"

"Oh, ja. Die Reporter sind gestern den ganzen Tag durchs Ministerium gegeistert. Sie waren schwerer loszukriegen als die Todesser," Redwood kicherte.

"Könnten Sie uns alles darüber erzählen?" fragte Lupin mit leiser aber jubelnder Stimme.

"Nur ein einziges großes Durcheinander, wirklich - es war ein Inferno aus Duellen, Todesser kamen überall heraus gesprungen. Wir hatten Glück, dass wir keine Männer verloren haben."

"Ich habe gehört, dass Frank von ihnen ausgebildet wird. War er auch dabei?" fragte Potter eifrig.

"Ah ja," und Redwoods Stimme wurde etwas nüchterner. "Er hat mir gestern das Leben gerettet, und das einiger Anderer. Er war auch eine ungeheure Hilfe bei der Aktion … ich erwarte, dass er jetzt jederzeit befördert wird. Mächtiger Zauberer, Longbottom, und er hat feste Prinzipien..."

"Mann, ich kann es kaum erwarten meinen Abschluß zu machen!" platzte Black heraus. "Den Todessern in den Arsch treten und so. Frank bekommt die ganze Aufregung!"

"Ruhig, Tatze," lachte Potter. "Ich nehme an du bekommst auch noch genug Ärsche in die du treten kannst." Nach dieser Bemerkung folgte eine kurze Pause, aber nichts konnte ihre Stimmung lang dämpfen. Sie hatten sowieso zu wenig zu feiern gehabt.

"Wurden sie oder Frank verletzt, Sir?" fragte Lily besorgt.

"Ich habe etwas, das mich an Gestern erinnern wird," lachte Redwood während er auf seinen Oberarm klopfte. , "Und Frank hat auch einen Kratzer. Aber wie der Prophet sagt, niemand auf unserer Seite wurde ernsthaft verletzt."

Snape sah wie gebannt zu und schüttelte sich geistig. Er hatte keine Angst vor dem alten Narbengesicht. Er würde es ihnen zeigen. Er ging zu ihnen hinüber.

"Hängst du schon wieder mit deinen Bewunderern rum, Potter?" spottete er. "Schadenfroh, wie? Potter muß sich immer im Ruhm sonnen, auch wenn er nur gespiegelt wird, oder?"

"Verzieh dich, Snape," antwortete Potter.

"Na, ich sollte besser los," sagte Redwood leicht. "Dumbledore muss schon auf mich warten."

Snape sah verächtlich in seine Richtung als würde er ihn zum ersten Mal bemerken. "Oh Sie," sagte er. "Sie habe ich nicht erwartet, Agent... Redwood, oder? Was machen Sie in der Schule? Sind Sie gekommen um ihren alten Job zurückzubetteln? "

"Se-" fing Lily zu sagen an, dann machte sie auf einen warnenden Blick von ihm "Snape!" daraus. "Professor Redwood ist hier um den Direktor zu treffen."

Er ignorierte sie und wandte sich wieder an Redwood. "Also sagen Sie mir, Redwood," sagte er in normalem Gesprächston, "glauben Sie wirklich, dass es Ihnen weniger ausmacht, dass Ihre ganze Familie ausgelöscht wurde wenn sie genug Leben retten?"

"Was, du Id-" Black warf sich vor, aber Lupin und Potter hielten ihn zurück.

"Verzieh dich, Snape," sagte Pettigrew tapfer.

"Du," fauchte Snape, "wärst schon meilenweit weggerannt wenn du deine großen Freunde nicht hättest. Jetzt halt die Klappe - die Leute versuchen sich hier zu unterhalten." Er wandte sich wieder an Redwood. "Nun? Weinen Sie in der Nacht, wenn Sie an sie denken, Ryder, mein Junge?" spottete er. "Machen Sie alles, um die dunklen Künste zu vernichten in dem Versuch, Ihre eigene Seele zu retten?"

Eine kurze Stille folgte. Ryder Redwood stand mit steinhartem Gesicht stumm da. "Was?" fuhr Snape im selben spöttischen Tonfall fort. "hat die Katze ihre Zunge geholt, wie in den beiden Jahren nachdem ihre Familie ins Gras gebissen hat? "

"Snape, HALT-"

Redwood hob eine Hand und brachte den wütenden Potter zum Schweigen. "Vielleicht hast du recht. Ich kann nicht vor einem Sechsjährigen davonlaufen, der seine Familie verloren hat. Aber Snape - du kannst auch nicht vor dem davonlaufen, was du bist. Du kannst nur dagegen ankämpfen, wenn du die Kraft dazu hast. Jetzt entschuldigt mich bitte." Er wandte sich um, und Snape warf ihm einen hasserfüllten Blick zu, der jeden der ihn gesehen hätte zusammenzucken lassen würde.

"Macht keine Schwierigkeiten, Jungs - wenn das möglich ist," sagte Redwood mit einem Grinsen zu Potter, Black, Lupin und Pettigrew als er ging. "Und du, Lily. Ich erwarte nächstes Jahr zu hören, dass du Schulsprecherin geworden bist." Da wurde sie knallrot.

Er verschwand den Gang hinunter, und Snape wirbelte mit einem letzten verächtlichen Blick in seine und Potters Richtung herum und ging.

"Ignoriere ihn, Sirius," hörte er Potter sagen. "Ignoriere ihn einfach. Er ist keinen Gedanken wert."

"Er ist zu weit gegangen," knurrte Black. "Eines Tages wird er dafür bezahlen -"

Snape ignorierte die wütenden, angewiderten Blicke der anderen Schüler und Lilys verletztes und verwirrtes Aussehen und ging blindlings hinunter zum Zaubertrankunterricht, wobei ihm Redwoods Worte noch immer in den Ohren klangen du kannst auch nicht vor dem davonlaufen was du bist... was du bist...

Was bin ich? Er erschrak, sein Messer rutschte ab und schnitt in seinen Finger statt in die Wermutwurzel die er schneiden sollte. Er sah zu, wie Blut heraus sickerte. Er war wieder eingenickt. Es war furchtbar schwer, wach zu bleiben. Dann fiel ihm etwas ein, und er zog die Klinge aus seinem Finger, der jetzt richtig zu Bluten anfing.

"Snape!" Zabinis erschrockene Stimme brachte ihn wieder zu Sinnen. "Halt etwas auf den Schnitt und geh sofort zu Madame Pomfrey! Woran denkst du denn?"

Wortlos stand er auf, hielt einen Stofffetzen auf den blutenden Schnitt und rauschte hinaus.

Er ging aber nicht in den Krankenflügel. Er sperrte sich in einem leeren Klassenzimmer ein und setzte sich hin. Er sagte einen einfachen Wunden-Heil-Spruch auf den Schnitt und sah zu wie er heilte, wenn auch nicht besonders sauber. Es war ihm egal.

"Tut mir leid," flüsterte er gebrochen. "Ich habe es versucht." Seine Augen brannten und seine Kehle schmerzte von den drohenden Tränen, aber er hielt sich an dem blutgetränkten Stück Stoff fest und starrte gerade aus, entschlossen, nicht zu weinen. "Ich habe versucht nicht zu sein was ich bin," sagte er ruhiger, aber noch immer flüsternd. "Und ich habe versagt. Ich habe ein Versprechen gebrochen - vergib mir, Lily."

Wir brauchen deine Hilfe. Diese vier Worte auf dem Brief von Septimius, und er war durchgedreht, hatte sich gesagt, dass Mutter und Septimius wirklich in Schwierigkeiten sein mussten, wenn sie seine Hilfe wirklich brauchen mussten. Dass sie ihm trauten.

Und wenn Redwood die Informationen nicht aus ihm heraus gezwungen hätte, ihn dazu gezwungen hätte, seine Familie zu verraten, wäre es gut möglich gewesen, dass Crouch gestorben wäre. Die Zaubererwelt wäre ins Chaos gestürzt.

Und er hatte einen Mann getötet.

Er konnte sich Tag und Nacht Ausreden einfallen lassen, aber die Tatsache war-- gegen den Imperius Fluch konnte man ankämpfen. Und er hatte die Kraft dazu nicht gehabt. Terence Crockford war wegen seiner Schwäche gestorben.

Das war er - ein Wesen der Dunkelheit, alles um ihn herum, Familie, Hintergrund, Neigung, Bekannte und jetzt Erfahrung deuteten in eine Richtung. Der unsaubere Geschmack von Blut in seinem Mund, Blut an seinen Händen. Junior Todesser, wenn du so willst, spottete Septimius' Stimme.

Es war keine Frage seiner Entscheidung; es war einfach eine Tatsache das er so war und dass er hineingezogen werden würde. Auch wenn es nach Aufgabe klang, er wusste es jetzt. Die Welt bewegte sich gnadenlos, ihre Zahnräder drückten erbarmungslos auf ihn herab - er war dumm, wenn er glaubte er könnte gegen die ungeheure Kraft ankämpfen und seinen eigenen Willen zum Tragen bringen.

Das Leben ist kein Märchen, dachte er, nicht einmal für Zauberer. Er wollte nichts mehr, als zu glauben, dass Mutter und Septimius gefangen oder getötet werden würden und er nichts mehr mit ihnen zu tun haben musste ... dass er allen schlechten Aussichten zum Trotz auf wundersame Weise als Sieger aus der Sache hervorgehen würde ... aber irgendwie wusste er, dass es nicht so einfach sein würde. Er wusste es mit der Sicherheit des Schmerzes, der ihm zugefügt worden war, und mit Vorahnungen, die aus seiner Sorge um die erste Person stammten, der er je wirklich und bedingungslos und ohne verzerrte Gefühle etwas bedeutet hatte.

Er konnte sie nicht in den Schatten ziehen. Er konnte sie nicht die Dunkelheit in ihm sehen lassen, die er gesehen hatte.

Er dachte an den Artikel der an diesem Morgen im Tagespropheten gewesen war, und daran was er vor zwei Nächten durchgemacht hatte, und plötzlich entkam seinem Hals ein unmenschliches Kichern. Er krümmte sich, nicht in der Lage, sich aufzuhalten.

Der Austausch war schließlich ziemlich fair gewesen - seine stundenlange Folter und ein Leben. Mehr als fair, eigentlich. Das Wohlbefinden der magischen Gesellschaft musste auch in Betracht gezogen werden, oder?

Ah, ja, und da gab es noch ein Gewicht, das auf der Waage zählte, noch etwas, das er aufgab.

"Good-bye, Lily," flüsterte er, und er weinte nicht.


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