Die Austauschschülerin

 

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Kapitel 24: Vertretung und Verwirrung



Nachdem sich Stella erholt hatte, ging sie wieder in Feenhain zur Schule. Sie war immer noch sehr betrübt. Von Severus hatte sie nichts mehr gehört und sie traute sich irgendwie nicht, ihm zu schreiben. Lavender hatte ihr berichtet, dass Snape unausstehlicher denn je sei, seit sie nicht mehr da war. Sie meinte, Stella solle ihm doch einfach schreiben, was wohl auch im Sinne aller Hogwarts-Schüler sei, damit er wieder bessere Laune bekommen würde, schließlich würde sie dann ja auch erfahren, was er dachte.

Sie hatte gerade Zaubertränke, bei Professor Tränkwälder. Stella schluckte schwer.
Zaubertränke, ja, das Fach hatte sie gemocht, aber am liebsten doch bei Severus. Sie konnte sich kaum auf den Unterricht konzentrieren, da sie immer wieder an ihn denken musste.
Es schien ihr alles so sinnlos!

Ohne Severus, ohne seine Liebe.

Tränen rannen wieder über ihre Wangen. 'Ich muss mich im Unterricht zusammenreißen! Weinen hilft mir auch nicht weiter!´

Überrascht blickten alle Schüler auf als die Tür aufgerissen wurde und Fräulein Glückspfennig, die Schulsekretärin, hereingestürmt kam.

„Professor Tränkwälder! Kommen Sie schnell! Eine Telegrammeule ist gerade für Sie angekommen!“ Sie sah ihn gehetzt an und der Professor folgte ihr rasch nach draußen.

Stella und Michaela warfen sich einen verwunderten Blick zu. „Was ist da wohl los?“, fragte Michaela. Stella konnte nur ahnungslos mit den Schultern zucken.

Wenige Minuten später kam Fräulein Glückspfennig wieder zurück und verkündetet:
"Professor Tränkwälder, wird bis zu den Ferien nicht mehr zu uns zurückkehren! Er muss verreisen!“

„Und was wird aus unserem Unterricht?“, fragte jemand verwundert. „Wir haben doch bald Prüfung!“

Fräulein Glückspfennig zuckte mit den Schultern, schob sich ihre Brille, die auf ihre Nasenspitze gerutscht war, wieder nach oben und antwortete: „Das weiß ich leider auch nicht! Aber das wird wohl Professor Leondrion klären! Wahrscheinlich wird er ihn vertreten! Ich muss wieder in mein Büro!“, sprach sie mit gehetzter Stimme und verließ den Saal. Sekunden später kehrte sie zurück und entließ die Klasse noch rasch aus der Stunde.

Verwundert packten alle ihre Sachen zusammen. Stella war froh, dass der Unterricht ausfallen würde! So würde sie wenigstens nicht mehr in Zaubertränke an Snape erinnert.

Am Nachmittag saß Stella an ihrem Schreibtisch und versuchte einen Brief an Severus zu schreiben. Doch immer wieder knüllte sie die Zettel zusammen und warf sie in den Mülleimer.
Wieder griff sie zu einem Pergament und begann erneut.


Lieber Severus,

verzeih, dass ich mich erst jetzt melde, aber ich hatte einen Unfall und konnte mich deswegen nicht melden! Ich habe Dich nicht vergessen! Im Gegenteil! Ich denke nur noch an Dich! Bitte melde Dich doch wieder bei mir!

In Liebe, Stella



Sie lief zu den Schuleulen und versendete den Brief. Klopfenden Herzen wandte sie sich um, sie hoffte sehr, das er sich melden würde!

***



Als sie am nächsten Morgen mit Michaela über die Flure lief sahen sie lauter kleine Grüppchen herumstehen. Wortfetzen drangen an ihr Ohr.

„….. neuer Lehrer….“

„…… in Zaubertränke …..“

Verwundert drehte sich Stella um und lief zu der Person, von der sie die Worte gehört hatte, hin. Es war Bibiane Blocksberg.

„Was sagst du da, Bibi?“

Bibi drehte sich zu Stella um und sagte: „Na, wir bekommen eine Vertretung für Tränkwälder! Ich weiß aber nicht genau ob Mann oder Frau, das habe ich noch nicht herausfinden können!“

„Aha!“, murmelte Stella und ging nachdenklich davon.

´Ein neuer Lehrer also!`, dachte sie und fühlte ein flaues Gefühl in sich aufsteigen, das sie nicht deuten konnte.

Am Nachmittag hatten sich mehr und mehr Gerüchte in der Schule rumgesprochen. Der Lehrer sollte am nächsten Tag eintreffen und alle waren mehr als gespannt. Woher er jetzt kommen sollte, das wusste Stella allerdings noch nicht.

Zaubertränke würden sie erst wieder am übernächsten Tag haben, somit musste sich Stella noch gedulden. Am Abend saß sie an ihrem Schreibtisch und versuchte zu lernen. Sie hatte eine Menge aufzuholen. Doch ihr Blick schweifte immer wieder nach draußen. Sie hoffte, irgendwo eine Eule erblicken zu können. Doch keine kam zu ihr geflattert.

Irgendwann ging sie ins Bett um am nächsten Tag, wie sie dachte, wieder einen unbedeutenden Tag zu erleben.

***



Kaum hatten sie und Michaela den Klassensaal betreten, kam Bibi zu ihnen gestürzt.

„Es ist ein Lehrer!“, erzählte sie aufgeregt.

„Na und?“, fragte Stella und sah sie ausdruckslos an. Es war ihr egal, wer sie unterrichten würde. Es interessierte sie nicht mehr sonderlich.

„Ich glaube, du kennst ihn sogar, Stella!“

„Was?“ Stella starrte Bibi an und bekam wieder dieses flaue Gefühl im Magen. „W- Woher soll i-ich den denn kennen?“, fragte sie stotternd.

„Es ist ein Lehrer aus Hogwarts! Ziemlich düsterer Typ, zumindest was ich bis jetzt von ihm gesehen habe. Kinnlange, schwarze Haare, hat einen ziemlich grimmigen Gesichtsausdruck! Ich glaube, vor dem könnte ich Angst bekommen!“, antwortete Bibi ausführlich.

Stella war froh, dass sie saß. Ansonsten hätten ihre Knie versagt. Mit zitternden Lippen saß sie an ihrem Platz. Tränen traten in ihre Augen und sie starrte einen Moment ins Leere.

Bibiane hatte sich wieder auf ihren Platz gesetzt, nur Michaela war die Veränderung ihrer Freundin aufgefallen. Sie beugte sich zu Stella hinüber, die ziemlich blass um die Nase war.

„Ist alles OK mit dir? Oder ist dieser Lehrer vielleicht dein Snape?“

Stella sog tief Luft ein und sah ihrer Freundin ins Gesicht. Sie nickte schwach und flüsterte: „Ich glaube fast ja! Ich, ich muss mal kurz wohin!“ Zitternd stand sie auf und verließ den Raum.

„Langsam tastete sie sich die Wand entlang. Konnte es wirklich sein, dass Severus hier an der Schule war? Als sie den nächsten Flur erreichte, sah sie am hinteren Ende eine schwarzgekleidete Person ums Eck biegen. Und da wusste sie es! Severus war gekommen. Er war zu ihr gekommen!

***



3 Tage vorher in Hogwarts

Übelgelaunt, wie die ganzen letzten Wochen, wanderte Severus durch die Gänge und verteilte Punkte an jeden Schüler, der ihm nur vor die Nase trat. Er wusste selbst, dass er unausstehlich war.

Ein Hauself kam und zitierte ihn zu Dumbledore. Mürrisch machte er sich auf den Weg dorthin und stand wenige Minuten später etwas gelangweilt vor dem Direktor der Zauberschule.

Severus hatte die Arme vor sich verschränkt und hörte sich mit hochgezogenen Augenbrauen an, was Dumbledore zu berichten hatte.

„Ich habe hier einen Brief von Professor Leondrinon, Severus! Er fragt an, ob ich nicht jemanden wüsste, der seinen Zaubertränke-Lehrer vertreten könnte! Dieser musste leider kurzfristig abreisen!“

„Vertreten?“, fragte Severus nun etwas neugieriger. „In Deutschland?“

„Ja, in Deutschland!“

„Und da kommen Sie tatsächlich auf mich?“

„Severus, ich muss gestehen, dass ich Ihnen gegenüber eine schlechtes Gewissen habe! Ihnen und Miss Maris gegenüber! Ich sehe doch, wie sehr sie Ihnen fehlt! Das stimmt doch?“

Severus hatte sich inzwischen hingesetzt und ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. Er senkte den Kopf und erwiderte: „Ja, das ist wahr, Miss Maris fehlt mir! Aber Sie hat schon lange nicht mehr geschrieben! Wahrscheinlich hat sie mich schon vergessen!“

„Nun, dann sollten Sie schnellstens hinfahren und sich wieder in Erinnerung bringen!“, sagte Dumbledore mit einem Schmunzeln um die Lippen.

„Aber was ist mit den Schulstatuten?“, fragte Severus verwundert.
„Nun, das sind die Regeln für Hogwarts! Was Deutschland angeht, weiß ich nicht, wie es dort gehändelt wird! Ich rate Ihnen deshalb vorsichtig zu sein und sich ein wenig bedeckt zu halten! Das Schuljahr ist ja schließlich nicht mehr lang!
Und nun, raus mit Ihnen, Severus! Gehen Sie packen und lassen Sie sich erst wieder im nächsten Schuljahr blicken!“

„Aber der Unterricht hier ….!“

„Das lassen Sie mal meine Sorge sein!“

„Danke, Professor Dumbledore“, sagte Snape leise und stand auf um in seine Gemächer zu gehen.

Der Brief von Stella erreichte ihn nicht mehr.

***



Stella hielt es kaum im Unterricht aus. Severus war hier! War er wirklich wegen ihr gekommen?
Zur Mittagszeit liefen sie und Michaela in den Speisesaal. Sie wusste, dass sie nichts essen würde. Ihr war viel zu schlecht.
Nervös betrat sie den Saal und blickte sich um. Von Severus war noch nichts zu sehen.

´Und wenn ich mich doch getäuscht habe? Nein! Ich habe ihn gesehen, es war und ist definitiv Severus!` Angestrengt schaute sie sich um.

Plötzlich ging die Tür auf und Leondrion betrat den Raum. Hinter ihm lief tatsächlich Severus!
Stella schluckte und starrte gebannt zu ihm hin. Sie sah, dass Severus sich ein wenig suchend umblickte.
Leondrion schritt durch den Saal und lief direkt an Stellas Platz vorbei und blieb bei ihr stehen.

„Ah, Stella, wahrscheinlich kennst du Professor Snape noch von Hogwarts?“, fragte er fröhlich.
Stella konnte nur schwach nicken. Sie hob vorsichtig wieder den Kopf und blickte nach langen Monaten wieder in die Augen von Severus Snape.

Fragend blickte er sie an. Als seine Stimme erklang durchlief Stella ein Schaudern. So lange hatte sie diese Augen und diese Stimme vermisst!

„Guten Tag Miss Maris!“, sagte er knapp und nickte Stella leicht zu.

Ihr schien es, als ob sie plötzlich verlernt hätte zu atmen. Ihre Lungen hatten sich aus irgend welchen Gründen zusammengezogen und ließen es nicht mehr zu, dass Stella auch nur ein wenig atmen konnte.

So gut es ging presste Stella ein: „H-Hallo, Professor Snape!“ heraus.
Ihr Kopf hatte inzwischen die Farbe eines Kaminfeuers angenommen und sie wusste, dass sie hier raus musste.

Severus warf ihr einen verwunderten Blick zu und folgte etwas widerwillig Professor Leondrion. Kaum hatte Severus sich umgedreht, da stand auch Stella auf und lief so schnell sie konnte nach draußen, an die frische Luft.

Ihr war es unsagbar peinlich, dass Severus sie so zu sehen bekommen hatte, mit hochrotem Kopf. Sie atmete tief die frische Luft ein und war froh, dass sich ihr Puls wieder etwas normalisiert hatte.

´Wenn es mir jetzt immer so geht, wenn ich ihn sehe! Liebe Güte, bloß nicht! Dann kann ich ja gleich ein Muggel-Sauerstoffgerät mit mir mitschleppen!`
Stella seufzte und machte auf dem Absatz kehrt um wieder in den Speisesaal zurückzulaufen. Sie wollte so schnell wie möglich mit Severus reden.

Sie setzte sich wieder neben Michaela, die sie verwundert anblickte. „Was war das denn gerade? War ER das?“
Stella nickte stumm und blickte, wie Michaela gebannt zur Empore, wo Severus gerade seinen Kollegen vorgestellt wurde. Dann erhob sich der Direktor und stellte ihn der Schule vor.

„Wie ihr alle mitbekommen habt, ist Professor Tränkwälder im Moment leider unabkömmlich. Daher haben wir einen Meister auf dem Gebiet der Zaubertränke als Vertretung gewinnen können. Bitte begrüßt recht herzlich Professor Severus Snape aus England!“

Alle klatschten.

Severus waren solche Veranstaltungen sehr zuwider, trotzdem stand er auf und verbeugte sich kurz, ohne jedoch ein Wort von sich zu geben. Als er sich wieder setzte streifte sein Blick den Stellas und er hatte nur den Wunsch, schnell mit ihr zu sprechen, sie endlich wieder in seine Arme zu schließen! Sie hatte auf ihn sehr nervös und unsicher gewirkt. So kannte er sie eigentlich gar nicht!

Stella ließ wieder nervös ihren Kopf sinken. Es war so seltsam, ihn wieder zu sehen. Zwar warf er ihr immer wieder Blicke zu, doch fragte sie sich, warum seine Stimme am Tisch so emotionslos gewesen war.

´Hat er vielleicht gar kein Interesse mehr an mir?` Selbstzweifel stiegen in Stella auf und sie fragte sich, ob es nicht doch so sein könnte, dass sie für ihn einfach nur ein eine nette Abwechslung gewesen war?

Sie seufzte, stand auf und folgte ihren Kameraden aus dem Speisesaal heraus. Sie hoffte sehr, dass sie schnell mit ihm reden konnte!

***



Nachmittags hatten sie noch einmal zwei Stunden Unterricht, von dem Stella so gut wie nichts mitbekam.

Auch Severus konnte sich nicht konzentrieren. Sein Herz schlug für Stella und er wollte und musste sie endlich wieder sehen. Er versuchte den Ausführungen des Direktors zu folgen und war froh, als sie sich endlich wieder erhoben.

„Ich führe Sie nun zu Ihren Gemächern!“, sprach Leondrion und führte Severus den Flur entlang.

Stella hatte nach dem Unterricht in einer kleinen Ecke vor Leondrions Büro gewartet. Sie hatte gehört, dass Severus sich in dessen Büro befand. Sie beobachtete, wie die beiden aus der Tür kamen.

„Kennen Sie Fräulein Maris gut?“, fragte Leondrion ihn gerade.

Stella musterte mit Schrecken Severus´ Gesicht, das sich irgendwie zu einem zynischen Lächeln verzog und hörte wie er sagte: „Miss Maris? Nun, ja ….“, in Stellas Ohren klang seine Stimme ziemlich gleichgültig, „……ich kenne Miss Maris als Schülerin, nicht mehr und nicht weniger!“

Stella stockte der Atem. Das war sie also für Severus! Nur eine Schülerin! Nicht mehr und nicht weniger!
Sie stolperte aus dem dunklen Eck hervor, nachdem die Beiden an ihr vorbeigelaufen waren.
Sie trat etwas ungeschickt auf dem alten Steinboden auf und spürte einen stechenden Schmerz in ihrem Knie, das noch von ihrem Reitunfall etwas lädiert war.
Ihr entfuhr ein „Au!“ und Severus und der Direktor drehten sich sofort wieder um.

Severus sah das schmerzverzerrte Gesicht Stellas. Er begriff sofort, dass sie sich verletzt haben musste! Er stürzte zu ihr hin, und erreichte sie, bevor sie auf dem harten Boden aufschlug.

Und wie einst, sank Stella Maris wieder in die Arme von Severus Snape.

Er half ihr wieder hoch und sah sie fragend an. „Geht es wieder?“, fragte er besorgt.

Stella warf ihm einen abschätzenden Blick zu. Sie verlagerte ihr Gewichte wieder auf ihre Beine und stand einen Moment zitternd da.
Als sie bemerkte, dass es wieder ging, antwortete sie kühl: „Warum interessiert Sie das, Professor Snape? Für Sie bin ich doch eh nur eine Schülerin!“ Stella sah ihm in die Augen, drehte sich um und humpelte davon.

Severus starrte ihr entsetzt hinterher und vergaß nun völlig, dass der Schuldirektor neben ihm stand.

„Entschuldigen Sie mich bitte!“, sagte er zu Leondrion gewand und lief rasch hinter Stella her.

„Stella, Miss Maris! Bleiben Sie doch bitte stehen!“ Als er um das nächste Eck lief, war von Stella nichts mehr zu sehen.

Severus lehnte sich an die Wand und schloss kurz die Augen. Ihm war klar, dass sie alles mit angehört haben musste und nun dachte sie, sie wäre ihm egal.

´Warum muss jetzt plötzlich alles so schief laufen?`, fragte er sich verbittert und lief wieder zurück zu Professor Leondrion, der ihn in seine Gemächer brachte.


Kapitel 23

Kapitel 25

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