Die Austauschschülerin

 

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Kapitel 25: Nicht mehr - und nicht weniger



Am nächsten Tag betrat Stella betrübt den Speisesaal. Sie war tief enttäuscht von Severus. ´Wie kann er mich nur so verleugnen!` fragte sie sich zum wiederholten Male und blickte angestrengt zu seinem Platz.

Severus wurde anscheinend gerade von Professor Liebknecht mit Worten bombardiert. Jedenfalls sah er nicht sonderlich glücklich aus. ´Eher genervt!` dachte Stella und sah rasch weg, als Severus zu ihr hinblickte. Sie griff nach dem Müsli und füllte es in den tiefen Teller, der vor ihr stand. Immer noch spürte sie seinen Blick auf sich ruhen. Wieder begannen Tränen in ihren Augen zu brennen. Sie sehnte sich doch so sehr nach ihm und was tat er? Anscheinend schien er sie gar nicht zu vermissen! ´Du weißt genau, dass das nicht stimmt!` sprach die leise Stimme in ihr. Tief im Inneren wusste Stella, das sie Severus unrecht tat.

Sie hob wieder ihren Kopf. Sie wollte in sein Gesicht blicken um darin die Antwort ergründen zu können. Ihre Blicke kreuzten sich und sie fing seinen verschleierten Blick auf, den sie nicht deuten konnte. Stella warf ihm einen kalten Blick zu. Er sollte ruhig merken, wie sehr sie seine Bemerkung verletzt hatte.

Sie drehte sich wieder weg und bemerkte, dass sich jemand neben sie gesetzt hatte. Es war Oliver, ihr Ex-Freund.

"Hallo Stella!"

Sie warf ihm einen etwas genervten Blick zu. Sie konnte sich kaum noch an die Zeit mit Oliver erinnern. Obwohl er doch ihre erste große Liebe gewesen war! Doch die Liebe von und mit Severus hatte alles andere in den Schatten gestellt.

"Oh, hallo Oliver! Wo hast du denn Cora gelassen? Soweit ich mich erinnere, wart ihr doch unzertrennlich!"

"Ach, vergiss doch Cora!" erwiderte er und säuselte dann leise: "Ich habe nur noch Augen für dich! Ich konnte dich nie vergessen, Stella!" Während er dies sagte, hob Oliver seine Hand und streichelte ihr über die Wange.

"Finger Weg!" zischte Stella ihn an und sah in ihren Augenwinkeln, dass Snape sie und Oliver scharf fixierte. 'Na toll!' dachte sie. Sie fühlte sich zurückversetzt an den Abend, als sie gezwungenermaßen mit diesem lächerlichen Montague getanzt hatte. Auch damals hatte Severus sie gesehen und es falsch interpretiert. Stella erzitterte, diesmal jedoch vor Wut. Das konnte und durfte einfach nicht wahr sein! Nicht noch einmal!

Sie sah flehentlich zu Severus hin, der nun aufgestanden war und verächtlich seine Mundwinkel verzog und ihr mit einem eiskalten Blick begegnete.

Oliver hatte sie völlig aus ihren Gedanken verdrängt und zuckte zusammen, als er wieder zu sprechen begann.

"Wollen wir uns später nicht unten am See treffen? Heute Nachmittag? Dann können wir doch noch mal über alles sprechen! Bitte, Stella!" Die letzten Worte kamen fast flehendlich.

Da sie wusste, dass sie Oliver ohne ein Zugeständnis nicht loswerden würde, nickte Stella kurz und sagte rasch: "Ja, ja ich werde kommen!"

Sie stand auf und verließ, ohne ihren Ex-Freund noch einmal eines Blickes zu würdigen, den Speisesaal.

'Ich muss mit Severus sprechen!' dachte sie verzweifelt und fühlte ein flaues Gefühl in sich aufsteigen. Als sie jedoch im Flur ankam, war von Snape weit und breit nichts mehr zu sehen. Es war kurz vor Acht und Severus war wohl schon in der Klasse, die er jetzt unterrichten musste, verschwunden.

Stella würde ihn erst am Nachmittag im Unterricht haben und sie hoffte, dass die Zeit schnell rumgehen würde.

***



Severus saß am Frühstückstisch und wurde ständig mit nervigen Fragen von dieser Elvira Liebknecht genervt. Er wollte Stella, nachdem sie den Saal betreten hatte, ein Zeichen geben, dass es ihm leid tat, was er am Tag vorher gesagt hatte. Er hoffte sehr, dass sie ihn verstehen würde!

Sie jedoch hatte seinen Blick nur kalt erwidert und sich rasch abgewendet. Mit Erstaunen hatte Severus beobachtet, dass sich ein junger Mann zu ihr gesetzt hatte. Er zog seine Augenbrauen nach oben und starrte die beiden an. Der junge Kerl hatte seine Hand gehoben und Stella sanft über die Haut gestrichen. Wut stieg in ihm auf! Unbändige Wut. 'Was soll das denn nun? Hat sie mich wirklich so schnell vergessen?'

Severus konnte sich das nicht mehr länger anschauen und war aufgestanden.

Er hatte gesehen, dass Stella ihm nun wieder einen etwas flehendlichen Blick zuwarf. 'Ich habe genug gesehen!' dachte Severus bitter und verließ den Saal.

***



Der Morgen zog sich unendlich lang und Stella konnte sich nicht auf Muggelkunde konzentrieren. Je näher der Unterricht mit Severus rückte, umso schneller begann ihr Herz zu schlagen.

"Ich bin ja mal gespannt, wie dieser Snape im Unterricht ist!" murmelte Kopernikus, der hinter Stella saß. Er hatte Snape damals in Beauxbatons kennen gelernt und war sich sicher, dass der Unterricht bei diesem Lehrer nicht leicht sein würde.

"Ich auch!" seufzte Stella nachdenklich. Alle fuhren herum, als hinter ihnen die Tür aufgerissen wurde und Severus in den Raum gestürmt kam. Ohne einen Guten Tag oder ähnliches zu wünschen, begann Snape mit seiner "Ansprache".

"Albernes Zauberstabgefuchtel und kindische Hexereien wird es hier nicht geben. Daher erwarte ich von den wenigsten Begeisterung für die Lehre der Zaubertrankbrauerei", Severus drehte sich am Pult zu ihnen um und ließ seine dunklen Augen durch den Raum schweifen um dann Stella tief in die ihren zu Blicken. Sein Blick zeigte Verachtung pur und Stella bekam eine unangenehme Gänsehaut. Severus fuhr fort.

"Ich gehe selbstverständlich davon aus, dass Sie alle Tränke aus dem FF kennen!
Miss Maris!" sagte er kühl, mit hochgezogener Augenbraue. "Wer hätte gedacht, dass wir uns einmal wieder begegnen?"

"Tja, Professor Snape!" erwiderte sie. "Man trifft sich im Leben doch zweimal, oder?" Stellas Herz raste und sie war sich keineswegs sicher, ob sie das richtige tat, wenn sie ihm jetzt die Stirn bot.

Severus erwiderte darauf nichts, trat jedoch auf sie zu und beugte sich leicht in ihre Richtung. "Wollen wir doch mal schauen, an was Sie sich noch erinnern!" murmelte Severus leise und war nur Zentimeter von Stellas Gesicht entfernt.

Stella stockte der Atem und sie bemerkte, dass auch Severus schwer schluckte. Sie erinnerte sich an viele Momente mit ihm, jedoch hatte keiner irgend etwas mit Zaubertränke zu tun! Rasch lehnte sie sich auf ihrem Stuhl nach hinten, während Severus im selben Moment einen Schritt nach hinten trat.

Auch ihm war klar geworden, wie nah er ihr plötzlich wieder gekommen war. ´Kussnah!` kam es ihm in den Sinn. ´Ich darf ihr nicht nah kommen, nicht im Unterricht!` Er hatte schon fast das seltsam kribbelnde Gefühl vergessen, das ihn immer in ihrer Nähe umfing. Zudem war er noch sauer wegen diesem Kerl, der vorhin neben ihr gesessen hatte. Er fing sich innerlich wieder und setzte einen gleichgültigen Gesichtsausdruck auf.

"Was gehört alles in den Vielsaft-Trank?" Er sah Stella herausfordernd an. Severus war gespannt, ob sie sich noch an die Zutaten erinnerte.

Stella fing sich wieder und versuchte sich auf die Frage zu konzentrieren. ´Was interessieren mich die Inhaltsstoffe eines Tranks, mich interessieren ganz andere Dinge, die nur dich betreffen...` Laut sagte sie jedoch:

"Nichts leichter als das!" Sie begann mit der Aufzählung der Zutaten. "Florfliegen, Blutegel, Flussgras und Knöterich sowie gemahlenes Horn eines Zweihorns und klein geschnittene Haut einer Baumschlange."

"Gut, gut, Miss Maris, aber das Wichtigste haben Sie ja wohl vergessen!"

"Oh, natürlich!" fügte sie rasch hinzu. "Man braucht ein Stück von demjenigen, in den man sich verwandeln möchte." Stella war sich sicher, dass sie nun alles aufgezählt hatte.

"Das reicht aber noch nicht, um den Trank perfekt zu vollenden!" knurrte Severus sie scharf an. "Wieder alles vergessen, Miss Maris? Innerhalb von einem halben Jahr?" Seine Stimme hatte nun fast einen brüllenden Klang angenommen und Stella warf ihm einen entsetzten Blick zu. Sie wusste, dass er mit dem "Vergessen" etwas ganz anderes zu meinen schien.

'Warum bist du plötzlich wieder so kalt und unpersönlich zu mir?' fragte sie sich verzweifelt und senkte ihren Kopf betrübt nach unten. Darauf konnte sie nichts erwidern. Am liebsten hätte sie jedoch geschrieen, dass sie ihn niemals vergessen hatte.

Severus wand sich von ihr ab und lief nun langsam, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, durch die Reihen und fuhr fort:

"Flussgras muss bei Vollmond gezupft werden und die Florfliegen müssen einundzwanzig Tage schmoren! Das bedeutet", sagte er mit seiner tiefen Stimme, "dass man diesen Trank in Ruhe brauen muss, man kann ihn auch nicht lange lagern! Zudem sollte mit solch einem Trank sowieso kein Unfug getrieben werden!" Er war nun wieder zum Pult zurückgelaufen und drehte sich um und sah in die Klasse. Alle hingen ängstlich-gebannt an seinen Lippen. Bis auf Stella. Diese sah verbissen auf ihr Pergament hinab und rührte sich nicht.

"Nun - warum, zum Teufel, schreibt sich das keiner von Ihnen auf?" fuhr er alle an und ließ sich auf den Stuhl fallen.

Als sich alle Schüler über ihre Pergamente beugten um zu schreiben, verschwand kurz sein starrer Gesichtsausdruck und er blickte traurig zu Stella, die ebenfalls schrieb. Er sah ihr Haar, das wie immer etwas wirr abstand. Er wollte es so gerne wieder berühren!

Anscheinend spürte Stella, dass sie von ihm beobachtet wurde und hob nun vorsichtig ihren Kopf. Rasch blickte Severus wo anders hin, hier im Unterricht durfte er sich nicht solchen Spielchen hingeben!

'Ich kläre alles mit ihr, später! Wenn sie mir auch erklärt hat, was es mit diesem jungen Kerl auf sich hat, der ihr so nah gekommen ist!'

Die Stunde ging zu Ende und bevor Stella auch nur die Anstalten machen konnte, zu ihm ans Pult zu treten, war Severus auch schon wieder aus dem Raum verschwunden.

Sie stöhnte laut auf. 'Das kann doch gar nicht wahr sein! Wo ist er jetzt so schnell hin?' Suchend blickte sie sich im Flur um, konnte ihn aber nirgends entdecken.

Sie sah auf die Uhr und dachte an das leichtsinnige Versprechen, das sie Oliver gegeben hatte. Also verließ sie nun das Schloss und lief zum See, wo ihr Ex-Freund auch schon auf sie wartete.

***



Severus hatte eigentlich gleich mit ihr sprechen wollen, doch leider hatte sich in den letzten Minuten der Stunde ein "dringendes Bedürfnis" bei ihm gemeldet und als die Schulglocke ging, stürzte er rasch nach draußen um eine Toilette zu finden.

Als er in den Raum zurückkehrte, war Stella schon längst verschwunden. Severus packte seine Unterlagen. Er warf einen kurzen Blick nach draußen und sah, zu seiner größten Verwunderung, Stella, die gerade mit diesem jungen Kerl redete.

***



"Ich, ich liebe dich noch immer!" sagte Oliver fast flehentlich zu Stella. Diese hatte sich mit verschränkten Armen vor ihn hingestellt und sah ihn traurig an. Vor einem Jahr hätte sie sich noch so über seine Worte gefreut. Sie roch eine starke Fahne. Irgendwo musste er sich Alkohol besorgt haben und war nun schon ziemlich betrunken.

"Es, es tut mir leid, Oliver, aber ich liebe einen anderen!" erwiderte sie leise.

"Was?" schrie er plötzlich. Sein Gesicht hatte sich in eine verzerrte Grimasse verwandelt und er trat mit bösem Blick auf Stella zu und umfasste unsanft ihre Arme.

"Wie kannst du einen anderen lieben?" brüllte er aufgebracht.

"Du bist ja total betrunken! Glaubst du vielleicht, ich warte so lange, bis du es dir vielleicht anders überlegst?" schrie sie nun zurück und versuchte sich aus seinen Armen zu winden. Doch sein Griff wurde immer fester und er zerrte sie an eine Stelle, uneinsehbar vom Schloss.

"Lass mich los!" verzweifelt suchte sie mit ihren Augen das Gelände ab, aber es war niemand zu sehen.

Stella dachte nur noch: 'Severus, wo bist du?'

***



Dieser beobachtete entsetzt das Schauspiel. Er konnte zwar nicht hören, was sie redeten, aber Stellas Körperhaltung sprach Bände. Er sah, wie der Kerl nun an ihren Armen zerrte und dass sie sich dagegen wehrte.

Das war kein Spiel mehr! Er wollte Stella etwas antun! Severus glitten seine Unterlagen aus der Hand und er drehte sich um und rannte so schnell er konnte, sofern er sich nicht verlief, nach draußen.

Als er an dem See ankam, der um einiges kleiner war wie der in Hogwarts, waren beide aus seinem Sichtfeld verschwunden. Er legte seine Hände um den Mund, und rief aus Leibeskräften:

"Stella, wo bist du!?"

Er hörte, wie jemand etwas unterhalb der Böschung sprach.

"W-wer ist dieser andere Kerl?" säuselte Oliver mit betrunkener Stimme.

"Das geht dich nichts an!" antwortete Stella kalt. Sie hob überrascht ihren Kopf, als sie eine Stimme nach ihr rufen hörte. Ihr Herz schlug schneller, als sie erkannte, dass es Severus war.

"Severus!" rief sie. "Ich bin hier unten!

.. und du nimmst jetzt gefälligst deine Hände von mir, Oliver!" Doch dieser dachte gar nicht daran. Er zog sie nur noch fester an sich.

Severus war nun auch den kleinen Weg gelaufen und hatte seinen Zauberstab gezückt. Er erblickte die Beiden und deutete mit dem Stab auf Oliver und rief: "Expelliarmus!"

Es schleuderte Oliver nach hinten und als er mit seinem Kopf auf dem Gras aufprallte, fiel er in Ohnmacht.

Beide starrten nun entsetzt auf den Liegenden und blickten sich dann verwundert an.

Das erste Mal seit langem standen sie voreinander und eine seltsame Stille entstand zwischen ihnen. Beide schluckten hart. Wie lange hatten sie auf diesen Augenblick gewartet. Der ohnmächtige Oliver war längst vergessen.

Severus trat vorsichtig auf sie zu. "Stella!?"

"Du, du hast mich verleumdet", murmelte sie schwach und drehte sich um und rannte davon. Sie verstand selbst nicht so ganz, warum sie nun davon rannte, wo doch ihr Glück so nah war!

Sie kam nicht weit. Severus war ihr gefolgt und riss sie nun zu sich herum und sie knieten beide im Gras.

"Ich dachte, du bist wieder mit diesem Kerl zusammen!" sagte er leise.

"Und ich dachte, ich bin nur eine Schülerin für dich! Nicht mehr - und nicht weniger! Also, was interessiert es dich, mit wem ich zusammen bin - oder nicht?" fragte Stella ihn herausfordernd.

"Frech wie immer, Miss Maris!" murmelte Severus nun leise und ließ seine Hände sanft über ihre Oberarme gleiten.

"Nur, wenn Sie mir einen Grund dazu geben, Professor Snape!" antwortete Stella leise. Sie hatte unter seiner Berührung eine Gänsehaut bekommen die sich nun über ihren ganzen Körper ausbreitete.

Er ließ ihre Arme los und strich nun mit seiner rechten Hand die widerspenstige Strähne aus dem Gesicht. Dann zog er Stella fest an sich und presste seine Lippen hart auf die ihren. Einen Moment war sie verwundert, dass er sie so plötzlich küsste. Aber es fühlte sich wundervoll an, seine Lippen endlich wieder zu spüren. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss leidenschaftlich.

'Wie konnte ich nur so lange darauf verzichten?' fragten sich beide gleichzeitig.

Sie lösten sich voneinander und sahen sich tief in die Augen. Severus strahlte Stella offen und glücklich an. Noch nie hatte sie ihn so gesehen! Dieses Lächeln ließ ihre Knie weichwerden und wenn sie nicht schon gekniet hätte, wäre sie mit Sicherheit jetzt zu Boden gegangen.

"Du bist für mich nicht mehr - und nicht weniger!" sagte Severus mit tiefer Stimme. Stellas Gesicht zeigte nun Verwunderung. 'Was meint er?'

Severus fuhr wieder fort: "..Du bist für mich ALLES!"

Erleichterung breitete sich in Stella aus und sie strahlte ihn glücklich an. Sie hob ihre Hände und fuhr mit ihnen durch sein rabenschwarzes Haar.

"Ich liebe dich, Severus!"

Wieder trafen sich ihre Lippen zu einem tiefen Kuss. Irgendwann erhoben sie sich und liefen langsam zum Schloss zurück. Hand in Hand in ihre gemeinsame Zukunft!

Ende

Kapitel 24

Epilog

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