Die Austauschschülerin

 

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Kapitel 4: Weit ist der Weg 2



Durch das Geschaukel auf dem Anhänger waren irgendwie beide eingeschlafen und fuhren erschrocken hoch, als sie endlich zum Stehen kamen.

Stella stieg von dem Gefährt und blickte sich um. Sie befanden sich in einem wundervollen, französischen Dorf. Anscheinend hatte der Mann direkt neben einer Tankstelle gehalten. Sie hatte nicht sonderlich Lust mit Snape zu reden. Was er gerade getan hatte, hatte Stella doch ziemlich verunsichert.

Sie griff nach ihrem Rucksack, den sie im Heu abgelegt hatte und entdeckte, zum Glück noch rechtzeitig, den Benzinkanister, bevor sich der Bauer wieder auf den Weg machte.

Sie übersah "das Ekel" vollkommen und lief an ihm vorbei zu der Tankstelle. Als sie vor der Tanksäule stand und die verschiedenen Benzinarten sah, fragte sich Stella verzweifelt, welche denn die Richtige war! Die ganze Reise nach Hogwarts war absolut verhext!

Snape, der gerade eine zynische Bemerkung machen wollte, wurde, bevor er auch nur etwas sagen konnte, von Stella unterbrochen. "Wagen Sie es ja nicht, irgend eine Bemerkung loszulassen!", blaffte sie ihn, immer noch wütend wegen des Kusses, an. Er verzog sein Gesicht, blieb allerdings ruhig.

Stella legte nun auch keinen Wert mehr auf ihn, was die Verständigung anging. Sie betrat den kleinen Kassenraum und grub ihr Englisch heraus, da sie hoffte, dass der junge Kerl, der hinter dem Tresen stand etwas Englisch konnte.

Sie fragte ihn, ob er sie verstand und er nickte. Sie atmete beruhigt auf und erklärte ihm ihr Problem. Zum Glück hatte sie sich noch gemerkt, was für einen Fiat sie da gefahren hatten und der Mann füllte ihr das Benzin in den Kanister.

Severus hatte die Szene etwas abseits beobachtet. Zu seiner Überraschung hatte Miss Maris plötzlich angefangen astreines Englisch zu sprechen. Damit hatte er ja gar nicht gerechnet! Diese Kratzbürste konnte ja tatsächlich charmant sein! Er sah, wie sie ihr Haar nach hinten fallen liess, während sie dem Franzosen ein strahlendes Lächeln schenkte.

Nach einer Weile kam sie dann doch auf ihn zugelaufen und sah ihn mit sturem Blick an. In seiner Gegenwart verlor sie anscheinend wieder sofort ihren Charme.

"Sie werden hier warten! Philippe wird mich zu dem Auto fahren und wir werden es auftanken. Ich hole Sie dann hier ab!"

Sein Blick ging zu "Philippe", der sich gerade im Autospiegel musterte und sein Haar ordnete um danach zu ihnen rüberzusehen.

"Ich glaube nicht, dass ich Sie mit 'Philippe'", - er sprach den Namen in einer äußerst kalten Tonart aus, "- alleine fahren lassen sollte! Nicht, dass er Ihnen noch etwas antut!"

"Nun", antwortete Stella genauso kalt, "dafür haben SIE doch schon gesorgt!" Mit Genugtuung registrierte sie, wie er mit einem entsetzten Gesichtsausdruck zurückwich. Der Hieb hatte gesessen!

Sie machte kehrt und setzte sich neben Philippe ins Auto und liess den erstarrten Lehrer alleine zurück.

***



Eine halbe Stunde später kam sie wirklich unversehrt zurück. Severus war die ganze Zeit nervös die Tankstelle auf- und abgelaufen und hatte sich schon die ganzen Horrorversionen ausgemalt, die ihr passiert sein könnten. Er ärgerte sich auch wieder über sich selbst. Seit wann machte er sich Sorgen um jemanden und erst recht um eine unbedeutende Schülerin?

Stella hielt direkt neben der Tanksäule und stieg aus um das Auto aufzutanken. Während das Auto vollgetankt wurde, lief sie zu Philippe, der ebenfalls geparkt hatte und ausgestiegen war.

Snape erkannte verärgert, dass sich die beiden anscheinend köstlich amüsiert hatten. Stella warf einen kurzen Blick auf Snape. Sie hoffte sehr, dass er die folgende Szene genau beobachtete. Sie trat vor den jungen Tankwart, nahm seinen Kopf in beide Hände, beugte sich nach oben und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Merci!", sagte sie leise und zwinkerte ihm zu.

Zufrieden registrierte sie, dass das "Ekel" alles mitbekommen hatte. Sie hob ihren Kopf und ging mit unbeteiligter Miene zum Auto zurück um die Zapfpistole wieder an ihren Platz zu hängen, griff nach ihrem Geldbeutel, um das restliche Benzin zu bezahlen und war kurz darauf wieder beim Auto.

Severus stand immer noch etwas abseits und warf ihr einen bitterbösen Blick zu. Es ärgerte ihn unendlich, dass sie ihn die ganze Zeit provozierte und es ärgerte ihn noch mehr, dass er darauf reinfiel. Stella hatte sich wieder auf den Fahrersitz gesetzt und sah zu ihm hinüber. "Was ist? Jetzt kommen Sie schon! Sie wollen doch auch nach Hause, oder?"

Widerwillig setzte er sich in Bewegung, ließ sich neben sie in den Sitz fallen und starrte stur gerade aus. Zuerst wollte sie sich zu ihm hinüberbeugen und ihn etwas aufziehen, dass er es jetzt ja geschafft hatte, sich ohne Probleme ins Auto zu setzen. Aber sie sah ein, dass sie damit wohl das Fass zum Überlaufen bringen würde. Stella sah sich kurz um und suchte die Straßenkarte. Sie sah sie neben Severus, im Seitenfach stecken.

Da sie ihn ungern ansprechen wollte, beugte sich Stella über ihn hinüber um nach der Karte zu greifen. Severus, der grimmig vor sich hin überlegt hatte, wie er wohl am schnellsten nach Hause kommen würde, erschrak und zog reflexartig sein Bein nach oben und traf Stella, die mit ihrem Kopf gerade auf seiner Kniehöhe war, direkt am Auge.

"Aua!", schrie sie entsetzt auf und fuhr nach oben. Ihre Augen tränten und sie hielt sich ihre Hand davor.

"Was tun sie da?" Er starrte sie an.

"Ich wollte nur die Karte! Nur, diese verdammte Karte!" Sie schrie mit schriller Stimme. Sie zeigte mit zitternden Fingern auf diese, die immer noch im Seitenfach steckte.

Stella warf einen erschrockenen Blick in den Rückspiegel und sah ihr verquollenes Auge, das sich allmählich grün-bläulich färbte.

Severus verzog entsetzt sein Gesicht. Er fühlte sich äußerst unwohl. Sicher, er mochte sie nicht sonderlich, aber für ein blaues Auge wollte er eigentlich nicht verantwortlich sein.

Stella wandte sich wieder zu ihm hin: "Sie.. Sie..!" Sie konnte nicht weitersprechen, weil er seinen Zauberstab aus der Tasche gezogen hatte, sie an der Schulter festhielt und irgend einen Zauberspruch murmelte. Sie merkte, dass die Schmerzen nachließen und die Farbe nicht mehr stärker wurde. Stella schluckte. "Kann ich JETZT bitte die Karte haben?"

Snape reichte sie ihr und sie suchte den Weg zur Autobahn. Schweigend machten sich die beiden auf den Weg zur Küste. Sie hatten eine stumme Absprache getroffen, dass es einfach besser war zu schweigen und der Rest ihrer Reise verlief wirklich einigermaßen ruhig und ohne Zwischenfälle!



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