My Name is Severus

 

 

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Kapitel 6: Noch mehr Probleme für Dumbledore

Es war eine gute Idee von Dumbledore gewesen, Severus das Rezept zu geben. Severus verbrachte fast den ganzen Freitag und das folgende Wochenende damit, in der Bibliothek einen ganzen Tisch mit den vielen Zaubertrankbüchern zu belegen, die er studierte. Auch wenn seine Mühen umsonst waren. Da war nichts in diesen Büchern, das er nicht bereits wusste. Er hätte Zugang zu seinen eigenen Büchern oder wenigstens zur verbotenen Abteilung gebraucht, aber beide Wünsche wurden ihm verweigert. 

Aber er fuhr damit fort, Buch für Buch zu durchsuchen und das beschäftigte ihn zu sehr, um viel Unruhe zu stiften. Es gab lediglich ein paar kleinere Prügeleien mit leichteren Verletzungen während des Wochenendes und ein paar Feuerkracher gingen dann und wann in die Luft. Dumbledore war sich nicht einmal mehr sicher, ob letzteres überhaupt mit Severus zu tun hatte. Es hätten ebenso gut die Weasleys sein können. 

Ja, alles wäre in Ordnung gewesen, außer dem, was während der letzten Stunde der Woche passierte. Dumbledore versuchte gerade, ein paar besonders langsamen Hufflepuff Erstklässlern ein Rezept für einen Schrumpf-Trank zu erklären, als plötzlich die Tür geöffnet wurde und Professor Callisto Calligra in die Klasse stürmte. 

„Albus, ich kündige!“ verkündete sie ohne Erklärung. 

Dumbledore sah die Lehrerin für Alte Runen überrascht an. Ebenso die Erstklässler. Einige von ihnen erinnerten sich vage, diese Frau schon einmal am Lehrertisch gesehen zu haben, aber die meisten hatten keine Ahnung, wer sie war. Was hatte sie in ihrer Klasse zu suchen? 

„Kündigen, Callisto?“ fragte Dumbledore. „Was kündigen?“ 

„Ich kündige diesen Job!“ schrie Professor Calligra. „Ich verlasse Hogwarts heute Nacht.“ 

„Na, na, Callisto. Beruhige dich!” besänftigte sie Dumbledore. „Was könnte so schlimm sein, dass...“ 

Er bekam nicht die Zeit, seinen Satz zu beenden. 

„Was so schlimm sein könnte?“ kreischte Professor Calligra. „Wie wäre es mit dem Malfoy Jungen? Er beleidigt mich ständig vor der versammelten Klasse! Und dann haben die Slytherins angefangen, ihre Bücher nach den Ravenclaws zu schmeißen und die Hufflepuffs saßen dazwischen und begannen sich zu fürchten und ich musste ihnen nach draußen folgen und sie davon überzeugen, dass es sicher ist, in die Klasse zurückzukehren. Und dann gerieten Severus und die junge Granger in einen Streit darüber, wie der Text zu interpretieren sei und das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass sie meine Klasse unterrichteten. So ist das, Albus! Ich werde meine Sachen packen und den nächsten Zug nach London nehmen. Erwarte nicht, dass ich beim Abendessen noch da bin!“ 

Bevor Albus irgendetwas sagen konnte, drehte sie sich auf ihrem Absatz um und rauschte aus dem Raum. Alle starrten ihr nach. Albus blinzelte ein paar Momente. Minerva McGonagalls Worte hallten in seinem Kopf wieder. ‚Es wird sein, als unterrichte man ein Irrenhaus!’ Und Neville und Harry gingen nicht einmal in Alte Runen. 

Er überlegte, der erbosten Lehrerin nachzulaufen, aber er wusste, dass er keine Chance hatte, ihre Meinung zu ändern. Wenn Callisto Calligra sich zu etwas entschlossen hatte, zog sie es durch, egal, was passierte. Er würde einen Ersatz brauchen. ...und er sah besser nach ihrer Klasse. 

Albus Dumbledore schickte die Erstklässler früher weg, was laute Begeisterungsstürme hervorrief, und eilte in Richtung des Runen-Klassenzimmers davon, ohne die zusätzliche Tafel gereinigt zu haben, die er mitgebracht hatte, nachdem sich die andere aus irgendwelchen mysteriösen Gründen geweigert hatte, etwas von dem zu zeigen, was er darauf schrieb. 

Zum erstenmal fand der die Fünftklässler nicht raufend oder sich gegenseitig anschreiend vor. Die Tür des Klassenzimmers stand weit offen und das erste, was er sah, als er unbemerkt eintrat, waren die Ravenclaws, die eifrig ihre Lehrbücher studierten. Die Hufflepuffs hatten sich in der Mitte des Raumes zusammengefunden und flüsterten untereinander. Die Gryffindors spielten „Snape explodiert“ im hinteren Bereich des Raums, alle außer Hermine, die zusammen mit Severus am Lehrertisch stand. Die beiden schienen sich noch immer über ihre Übersetzungen zu streiten. 

Als der Direktor nach vorne ging, sah Greenie, der auf Professor Calligras Tisch herumgeschnüffelt hatte, zu ihm hoch und rümpfte die Nase in Wiedererkennung. "Ah, der komische Typ wieder!’ 

Severus sah bei dem Geräusch flüchtig auf und sah Dumbledore. 

„Hi, Albus!“ murmelte er abgelenkt und wandte sich wieder seinem Text zu. 

„Hm?“ war die einzige Reaktion von Hermine. Sie war viel zu vertieft in ihre Arbeit, um von solchen Trivialitäten wie der Ankunft des Direktors abgelenkt zu werden. 

Langsam prüfte Albus die Klasse noch einmal. Wo waren die anderen Slytherins? Er entdeckte Draco ruhig am Fenster sitzen und auf einem Stück Pergament dahinkritzeln. War Draco Malfoy tatsächlich am arbeiten? Und wenn, warum benutze er Farbstifte? Dumbledore verbrachte trotzdem nicht viel Zeit damit, sich über Draco zu wundern. Er hielt Ausschau nach den anderen Slytherins, entdeckte sie aber nicht. Er versuchte sich zu erinnern, welche Slytherins hier sein sollten. Vielleicht waren Severus und Draco die einzigen? Nein, sie waren die einzigen Jungen, aber da sollten auch noch zwei, drei Mädchen sein. 

„Wo ist der Rest von den Slytherins?“ fragte er ernst. 

Die Klasse zuckte zusammen und sah ihn überrascht an. Wo war der Direktor auf einmal hergekommen? 

„Sie sind rausgegangen“, legte Hannah Abbot von den Hufflepuffs nach einem Moment los. 

„Ja, sie sagten, sie hätten bessere Dinge zu tun, als darauf zu warten, dass eine hysterische Lehrerin sich wieder beruhigt“, erklärte ein dunkelhaariger Ravenclaw, dessen Name, wenn Dumbledore sich richtig erinnerte, Boot war, Tommy Boot, oder irgendwie so. 

„Nun, normalerweise hätten sie das nicht tun sollen, aber dieses mal schlage ich vor, dass ihr ihrem Beispiel folgt. Professor Calligra hat gerade angekündigt, dass sie Hogwarts verlassen wird. Ich verspreche, dass ich versuchen werde, bis Montag einen vorübergehenden Ersatz zu finden, aber für heute wird die Stunde nicht fortgesetzt.“ 

Zum zweiten Mal an diesem Tag beobachtete er jubelnde Schüler aus dem Klassenzimmer stürmen. Nun musste er eine weitere Notfallssitzung in seinem Büro einberufen. 

„Oh, Albus!“ erklang eine Stimme hinter ihm. „Könntest du einen Blick auf diesen Text werfen und uns erklären...“ 

„Nein, Severus, kann ich nicht! Ich unterrichte keine alten Runen. Bitte nimm deine Bücher und den Igel und geh, damit ich diesen Raum abschließen kann. Auch Sie, Miss Granger. Schnappt euch eure Sachen und geht.“ 

Über seinen Mangel an Kooperation murrend gingen die beiden. 

Albus ging zur Tür, dann beschloss er nochmals einen kurzen Blick durch das Zimmer schweifen zu lassen, bevor er es abschloss. Vielleicht war noch einer der Ravenclaws... 

„Mr. Malfoy!“ 

Keine Reaktion. 

Albus ging zurück in den Raum zu dem Jungen hin. 

„Mr. Malfoy!“ rief er. „Wollen Sie das Wochenende eingesperrt in diesem Raum verbringen?“ 

„Hä?“ 

„Was ist überhaupt so interessant, dass Sie diese Klasse so überhaupt nicht verlassen wollen?“ fragte Dumbledore und griff nach dem Stück Pergament, auf dem Draco gekritzelt hatte. 

„N..n..nichts!“ stotterte Draco und wurde rot, packte es schnell weg und stürmte durch die Tür davon. 

Aber Albus hatte trotzdem einen kurzen Blick auf das Pergament erhaschen können. Ein Bild? Von Ginny Weasley? 

Die Besprechung war auch nicht besonders erfreulich. Beinahe jeder Lehrer beklagte sich über Severus. Nur Madame Hooch und Professor Trellawney lehnten zufrieden lächelnd in ihren Stühlen. Natürlich, Severus hatte ihre Fächer ja nicht belegt. 

Als Dumbledore ihnen von Professor Calligra erzählte, waren sie geschockt. Für einen Moment sprach niemand und Dumbledore konnte sehen, wie Hagrid sich vorlehnte und etwas in Madame Pomfreys Ohr flüsterte. Madame Pomfrey schüttelte den Kopf und flüsterte zurück. Dann flüsterte wieder Hagrid. Er schien zu flehen. 

Schließlich erklärte sich Madame Pince dazu bereit, für Professor Calligra einzuspringen, bis sie einen Ersatz gefunden hatten, unter der einen Bedingung, dass jemand während der Unterrichtsstunden ihren Platz in der Bibliothek einnahm, da sie diese nicht ganz zusperren wollte. 

Aber wer konnte sie übernehmen? Alle anderen Lehrer mussten ebenfalls in den Klassen sein, Dumbledore unterrichtete bereits Zaubertränke. Mr. Filch weigerte sich schlichtweg, indem er behauptete, er habe keine Zeit. Madame Pomfrey konnte wegen möglicher Notfälle den Krankenflügel nicht so lange verlassen. 

Letztendlich kamen sie widerwillig darüber ein, die Hauselfen zu fragen, ob sie aushalfen und so zeigte am nächsten Tag eine sehr besorgt dreinblickende Madame Pince einem sehr aufgeregten Dobby, wie die Bibliothek zu handhaben war. 

Nur eine halbe Stunde nach der Besprechung erfuhr Dumbledore von Madame Pomfrey, dass Hagrid eine schlimme Erkältung hatte und für ein oder zwei Wochen nicht in der Lage war zu unterrichten. 

Seltsam. Hagrid hatte während der Besprechung ganz gesund ausgesehen. 

Da Draco keine Möglichkeit gehabt hatte, das Bild von Ginny fertig zu stellen, beschloss er, stattdessen nach dem Original Ausschau zu halten. Er wusste, in welchem Klassenzimmer sie sich genau jetzt befinden musste und hatte mehr als genug Zeit, dorthin zu gelangen und sich nahe der Türe zu verstecken. 

Er musste aufpassen, nicht dabei gesehen zu werden, wie er Ginny verfolgte. Sie hatte die Gewohnheit entwickelt, immer nah bei ihren Freunden zu bleiben, wann immer er in der Nähe war. Das war der Grund, warum er bisher nicht in der Lage gewesen war, sie alleine zu erwischen, seit jenem Versuch einer Unterhaltung in der Bibliothek. 

Aber diesmal hatte er Glück. Niemand bemerkte, dass er Ginny folgte. Nun, vielleicht war es nicht Glück allein. Immerhin macht Übung den Meister und Draco hatte inzwischen eine Menge Übung. 

Es war beinahe Zeit fürs Abendessen, als er sah, wie Ginny die Mädchentoilette im dritten Stock betrat. Ihre Freunde gingen weiter in Richtung große Halle. Der Korridor war verlassen. 

Ja, er hatte sie! Aber er konnte ihr nicht auf die Toilette folgen. Er musste draußen warten und hoffen, dass niemand vorbei kam, bevor sie herausgekommen war und er seine Chance, mit ihr zu sprechen, gehabt hatte. 

Draco wartete und sah den Gang nervös auf und ab. Niemand kam. Die meisten von ihnen mussten wohl schon beim Essen sein. Das war die perfekte Gelegenheit. 

Warum brauchte Ginny so lange? Vielleicht bürstete sie ihr Haar, um beim Abendessen hübscher auszusehen. Vielleicht würde sie es wieder offen tragen. So sah sie am hübschesten aus, fand Draco. Aber eigentlich sah sie immer hübsch aus. 

Schließlich ging die Türe auf und Ginny trat heraus. 

„Hi, Ginny!“ 

Ginny erschrak und wich in eine Ecke zurück. 

Ja! Draco musste ihr schnell folgen. Nun konnte sie nirgendwohin flüchten. Diesmal musste sie mit ihm sprechen. 

„Hör mal...äh...Ginny.“ Großartig, er stotterte schon wieder. 

"Komm schon, Draco. Was willst du ihr sagen?’ 

„...äh....Ginny....ich...äh...Ginny...“ 

"Idiot, alles was du sagst, ist ihr Name. Sag etwas Interessantes, damit sie eine Antwort geben kann!’ 

„...Ginny...ich wollte...äh...“ 

"Frag sie etwas! Sie muss antworten, wenn du sie etwas fragst.’ Das war es! Er musste sie fragen, ob sie mit ihm nach Hogsmeade geht. 

„Ginny ich.....wollte dich fragen....äh.....ob du...“ 

Ginny war weiter und weiter in die Ecke zurückgewichen. Nun presste sie sich eng an die Wand, ohne Möglichkeit zu entkommen. Sie musste hinter Draco gelangen, um wegzukommen. Wie konnte sie ihn dazu bringen, abzuhauen? 

„Lass mich in Ruhe, oder ich werde es meinen Brüdern erzählen“, drohte sie. 

Draco sah sie einen Moment lang an. 

„Deine Brüder? Deine Brüder sind mir egal“, sagte er. „Ich MAG dich!“ 

KLATSCH! 

Draco trat vor Überraschung einen Schritt zurück, als ihre Hand hart seine Wange berührte. 

Ginny witterte ihre Chance, sauste an ihm vorbei und rannte davon in die große Halle. 

Draco sah ihr, seine brennende Backe haltend, nach. Was war schief gegangen? Warum war sie wieder weggelaufen? Er hatte es doch geschafft, etwas zu sagen. Etwas Nettes dazu! Und sie ohrfeigte ihn und rannte davon? 

Er musste etwas falsch gemacht haben. Aber was? Wie überzeugte man ein Mädchen, dass man mit ihm ausgehen will? Er musste jemanden um Rat fragen. Einen Freund, der ihm aushelfen konnte. 

Aber wen? 

Über komplizierte Dinge sprach er normalerweise mit Zabini. Er war der intelligenteste von seinen Freunden. Aber Blaise war eine absolute Null, wenn es um emotionale Probleme ging, und dass Ginny ihn geohrfeigt hatte, erschien ihm schon irgendwie emotional. 

Also Blaise nicht. Dann blieben nur noch Crabbe und Goyle. Gregory war so dumm, dass niemand von klarem Verstand ihn in irgendeiner Angelegenheit um Rat gefragt hätte. Er würde ihn bloß ahnungslos anstarren oder vorschlagen, Ginny zu verprügeln. Das war nicht die Art von Lösung, nach der Draco suchte. 

Gregory nicht. Dann also Vincent. Vincent war intelligenter als Gregory und er hatte mehr Herz als Blaise, was aber nicht viel besagte. Vincent war trotzdem nicht mehr als ein großer dummer Schläger. Und was wusste er schon über Mädchen? Nichts. Wenn er hörte, dass Draco dieses Mädchen mochte, würde er ihn umbarmherzig aufziehen. Und dann würde es die ganze Schule erfahren. 

Nein, er konnte Vincent nicht fragen. Aber wen gab es dann noch? Wen kannte er? "Die Mädchen dürfen es nicht erfahren. Die wären schlimmer als Vincent.’ Auf keinen Fall konnte er einen Lehrer fragen. Wen gab es noch an dieser Schule? Severus´ Igel? ...Severus! Severus musste über Mädchen bescheid wissen. Bei seinem Alter musste er viele Freundinnen gehabt haben. Er wusste ganz sicher, wie man sie bat mit einem auszugehen. Ja, er musste Severus fragen. 

Severus fragen! Was dachte er da? Severus wollte ihn drankriegen. Das hatte er gesagt. "Ich krieg dich beim nächsten Mal’, hatte er gesagt, weil er nicht genug Mausefallen gehabt hatte. Er konnte nicht erlauben, dass Severus über ihn und Ginny bescheid wusste. Er würde es benutzen, um ihn vor der gesamten Schule zu blamieren. Er würde schlimmer sein als Vincent und alle Mädchen zusammen. 

Und dann fiel Draco ein, dass Severus es ja bereits wusste. Er hatte es vom ersten Moment an gewusst, als er, Draco, Ginny in der großen Halle beobachtet hatte. Oh nein! Was konnte er tun? Wenn er doch nur einen echten Freund zum Reden hätte! 

„Wow, sieht die wütend aus“, bemerkte Vincent, als Ginny in die große Halle stürmte und am Slytherin-Tisch vorbei kam. 

„Ich hoffe, sie hat ihn nicht umgebracht“, sagte Severus und schob ein weiteres kleines Stück Steak vor Greenies Nase. Der Igel schien Steak zu mögen. Was für ein Glück für sie beide, denn Severus mochte es nicht. 

„Umbringen?“ fragte Gregory, der eines seiner Lieblingswörter aufgeschnappt hatte. „Wen umbringen?“ 

„Draco. Wer sonst würde sie so wütend machen?“ antwortete Severus und fuhr fort, sein Steak in Igelmaul-gerechte Stücke zu schneiden. 

„Denkst du nicht, ein ganzes Steak ist ein bisschen viel für nur einen Igel?“ fragte Vincent. „Ich würde den Rest selbst essen, wenn ich du wäre.“ 

„Ich werde ihm nur so viel geben, wie er jetzt mag und gebe den Rest in seinen Käfig für einen Mitternachtssnack“, erklärte Severus. „Ich werde DAS auf jeden Fall nicht essen.“ 

„Was ist falsch daran, ein Steak zu essen?“ fragte Gregory, während er die Hälfte seines Stücks Fleischs mit einem Bissen in den Mund schaufelte. 

„Nichts“, erklärte Vincent und folgte dem Beispiel seines Freundes. 

Severus beschloss, die beiden nicht mehr anzusehen, solange sie aßen. Nun, wenigstens sprach Vincent nicht mit vollem Mund. 

„Anders als ihr zwei fetten Trottel esse ich nicht jedes Stück Müll, das mir unterkommt“, höhnte er. 

„Steaks sind kein Müll“, erklärte Vincent. 

„Es schmeckt wie Müll.“ 

„Ich bin nicht fett“, beschwerte sich Gregory mit vollem Mund. 

Die Viertklässlerin, die neben ihm saß, brach in Gelächter aus. Gregory packte sie und eine neuerliche Essenschlacht wäre ausgebrochen, wenn Dracos Erscheinen sie nicht unterbrochen hätte. 

Draco hielt sich immer noch die Wange, als er sich an den Tisch setzte. 

„Wo warst du die ganze Zeit?“ fragte Gregory. 

„Ja, wir haben dich seit Pflege Magischer Geschöpfe nicht mehr gesehen“, fügte Vincent hinzu. 

„Weiß nicht“, murmelte Draco geistesabwesend. 

„Wirst du wieder mit Ginny anfangen?“ fragte Gregory Severus. 

Severus nickte und zwinkerte ihm zu. Gregory grinste breit. Er hatte etwas herausgefunden: Wenn Draco seltsame Antworten gab, fing Severus immer an, von Ginny zu sprechen. War das nicht eine Entdeckung, auf die man stolz sein konnte? 

„Hast du Zahnschmerzen?“ fragte Blaise Draco. 

„Mmm...nein.“ 

„Warum hältst du dir dann die Backe?“ 

Schnell ließ Draco die Hand sinken und begann zu essen. 

„Hm, das ist ja ein netter Handabdruck, den du da hast.“ Severus grinste und inspizierte Dracos Wange genauer. 

Dracos Hand schoss hoch. 

„Die kleine Ginny ist offenbar ein feuriges Mädchen“, fuhr Severus unbeirrt fort. „Kein Wunder bei all dieses roten Haaren. Ich nehme an, das heißt, dass sie diese Woche nicht mit dir ausgeht?“ 

Draco fühlte, wie sein Gesicht rot anlief. Er beugte sich tief über sein Teller und hoffte, Severus würde den Mund halten, wenn er nicht reagierte. Dann sah er Vincents breites Grinsen. ‚Oh nein! Jetzt geht’s los.’ 

„Wer hätte das gedacht?“ grinste Vincent. „Draco ist in eine Weasley verliebt.“ 

„Gratulation, Vincent!“ spöttelte Severus und lächelte, wie Draco es normalerweise tat. „Du hast nur eine Woche gebraucht, um es herauszufinden. Und dabei war es so offensichtlich.“ 

Draco schnappte sich sein Glas Kürbislimonade und stülpte es über Severus´ Kopf. Das war wahrscheinlich nicht das Klügste, was er tun konnte, aber er hatte sich danach gefühlt. Er fragte sich, was mit ihm nicht stimmte. Es war untypisch für ihn, so die Kontrolle zu verlieren oder zu stottern, wenn er mit einem ganz gewöhnlichen Mädchen sprach. Nun, Ginny war nicht ganz gewöhnlich. 

Severus saß da und balancierte das umgestülpte Glas auf seinem Kopf, wobei er ein Gelächter unterdrücken musste. Armer Draco! Aber er sah so komisch aus mit seinem roten Gesicht. 

Minerva McGonagall stürmte zum Slytherin-Tisch hinüber, um eine neuerliche Essensschlacht zu verhindern. Glücklicherweise hatte Severus sich bis jetzt noch nicht gerächt, aber sie rechnete nicht damit, dass es noch sehr lange dauern würde. 

„Was ist hier los?“ fragte sie mit ihrer strengsten Stimme. 

„Ich habe eine Glaskrone“, antwortete Severus, Seriosität vorgebend. 

Minerva nahm das Glas von seinem Kopf und stellte es zurück auf den Tisch, wobei sie ihr eigenes Lachen unterdrückte. 

„Und warum das?“ fragte sie, als sie ihre Fassung wiedererlangt hatte. 

„Draco ist verliebt“ kicherte Vincent. 

„Ist er? Wirklich?“ Gregory fragte Professor McGonagall. Sie war Lehrerin. Sie musste es wissen. 

„Ja, ist er“, grinste Vincent. 

Draco schnappte sich ein anderes Glas mit Kürbislimonade und hätte auch Vincent "gekrönt’, aber Minerva packte ihn am Kragen und stieß ihn zurück auf seinen Sitz. 

„Mr. Malfoy, das gibt 10 Punkte Abzug für Slytherin wegen Angriffs auf Ihre Klassenkameraden. Nun essen Sie, bevor ich Ihnen auch noch eine Strafarbeit verpasse.“ Professor McGonagall verschränkte die Arme vor der Brust und entschied sich, für den Rest des Essens genau hinter Draco stehen zu bleiben. 

Draco sah schmollend zu ihr hoch. 

„Ich bin nicht hungrig“, erklärte er, stand auf und verließ die große Halle. 

Samstag Nacht, als er sich sicher war, dass all seine Schlafsaal-Kameraden schliefen, schlüpfte Severus leise aus dem Bett und zog seinen Umhang und Socken an. Er entschied sich jedoch gegen Schuhe. Er konnte viel bequemer herumschleichen, wenn er keine lauten Schuhe trug. Er musste nur aufpassen, nicht auszurutschen und für eine Stunde oder so die Kälte ertragen. 

Er schlüpfte in das Badezimmer und fischte schnell Greenie aus seinem Käfig. Der Igel, immerhin ein Nachttier, schien bei der Aussicht auf nächtliche Abenteuer nicht besonders aufgeregt und blinzelte ihn glücklich an. 

Leise ging er durch den Gemeinschaftsraum. Es war erst zehn Minuten her, dass Dumbledore ihren Schlafsaal kontrolliert hatte und falls in einem der anderen Schlafsäle etwas Ungewöhnliches gewesen war, war er vielleicht aufgehalten worden. Die letzte Person, von der Severus beim nächtlichen Herumschleichen erwischt werden wollte, war der Direktor. 

Filch, wusste er, würde nicht allzu streng mit ihm sein und es war unwahrscheinlich, dass McGonagall in die Kerker kommen würde. Sie war womöglich seit ihrer eigenen letzten Zaubertrankstunde nicht mehr hierher gekommen, sie würde sehr wahrscheinlich nicht einmal mehr das Klassenzimmer finden. Nein, Dumbledore war das schlimmste, das ihm heute Nacht widerfahren konnte. 

Sanft stieß er die geheime Tür auf. Er wusste genau, wie weit er sie öffnen konnte, bevor sie knarrte. Lächelnd schloss er sie wieder hinter sich, noch einmal, ohne das geringste Geräusch zu machen. Er fragte sich, wie viele der Kinder in der Lage waren, das zu vollbringen. Draco am ehesten. Aber er bezweifelte, dass seine anderen drei Schlafsaal Kameraden sie überhaupt ohne dieses verräterische Knarren öffnen konnten. 

Er eilte zur nächste Ecke des Korridors und spähte vorsichtig um sie herum, bevor er dahinter hervorkam. 

Severus erreichte das Zaubertrankklassenzimmer als Schatten in der Dunkelheit ohne Zwischenfall und fand es unverschlossen vor. "Das sieht Albus ähnlich, zu vergessen, die Klasse zuzusperren, so dass jeder Idiot einbrechen und meine Vorräte stehlen kann. Hoffen wir, dass keiner von ihnen weiß, wie man Drogen braut.’ Hermine wusste es möglicherweise, aber sie würde es nicht tun. Nein, Potter & Co. vollbrachten eher etwas Explosives oder etwas, dass sie dauerhaft unsichtbar machte. Aber was war mit ein paar seiner eigenen Slytherin Siebtklässler? Die würden leicht mit Drogen experimentieren. Vielleicht nicht für ihren eigenen Konsum, aber um sie dummen jüngeren Schülern zu verkaufen. 

"Ich muss Albus davor warnen, die Tür über Nacht offen zu lassen. Es ist einfach zu gefährlich.’ Aber er konnte nicht zugeben, dass er da gewesen war. ‚Nun, vielleicht einfach eine allgemeine Bemerkung darüber, wie gefährlich manche meiner Vorräte sein können und dass sie unter Verschluss gehalten werden müssen.’ 

Er lächelte, als er das vertraute Klassenzimmer betrat. Das war sein Zuhause! 

Severus ging in absoluter Finsternis zum Büro hinüber. Er konnte ohne Schwierigkeiten blind seinen Weg durch die meisten Kerker finden und das war immerhin sein Klassenzimmer. Er ging so flink, als wäre der Raum voll beleuchtet gewesen. Aber er würde Licht brauchen, um die Bücher auszuwählen, die er mit zurück in den Schlafsaal nehmen würde. "Ich kann nicht zu viele mitnehmen, sonst wird Albus sie vermissen.’ Und er würde natürlich auch wissen, wo sie abgeblieben waren. 

„Lumos!“ flüsterte Severus zu seinem Zauberstab, als er die Tür zu seinem Büro aufstieß. 

Blendendes Kerzenlicht strömte aus dem Raum und erleuchtete den kleinen Jungen mit seinem leicht glühenden Zauberstab. Albus Dumbledore wandte sich vom Regal ab, auf dem er gerade Zaubertrankzutaten arrangiert hatte. 

Severus, immer noch gegen das blendende Licht anblinzelnd, bemerkte, dass seine wertvollen Vorräte aus ihren Schränken und Regalen genommen worden waren und nun in ungeordneten Haufen auf dem Tisch und dem Boden lagen. 

Staub wirbelte im Raum herum und brachte Greenie dazu, zu niesen und von seinem sicherem Platz auf Severus´ Arm aus verachtend die Nase über Dumbledore zu rümpfen. 

„Was machst du da?“ fragte Severus und starrte mit Schrecken auf die Szenerie. 

„Ich alphabetisiere...“, begann Dumbledore. Dann dämmerte es ihm. „Was machst du hier? Du solltest im Bett sein!“ 

Ups. Erwischt. 

„Schlafwandeln?“ Niedlicher Hundeblick. Er wusste, dass es nicht funktionieren würde, aber einen Versuch war es immer noch wert. 

„Severus!“ 

„Ich konnte nicht schlafen.“ Lächeln. Er war gut darin geworden, Draco zu imitieren. Vielleicht brachte es Albus zum Lachen. 

„Severus!“ 

„Das ist die Wahrheit!“ Severus machte einen Schmollmund. "Komm schon, Albus!’ Wenn der Schmollmund nicht wirkte, dann nichts. 

„Severus!“ 

„Was machst du in meinem Büro? Ich werde nichts mehr finden können!“ Manchmal war Angriff die beste Verteidigung. 

„Zur Zeit ist es mein Büro und ich war nicht in der Lage, etwas zu finden und deshalb ordne ich systematisch diesen Sauhaufen neu, den du hier gemacht hast!“ 

„Du bist es, der hier einen Sauhaufen gemacht hat! Du kannst sie nicht nach ihren Namen sortieren! Du musst sie nach ihrem Gebrauch und ihren Erfordernissen halten! Manche müssen warm gehalten werden, manche kalt, manche trocken, manche feucht und manche sind gefährlich und müssen weggesperrt werden! Du kannst sie nicht einfach in Haufen auf den Boden werfen wie... wie... wie...“ 

„Ich kann tun, was immer ich will und das ist nicht deine Angelegenheit!“ schrie Dumbledore erbost. 

Er war übermüdet und hatte bereits zu vieles im Kopf und hatte sich eigentlich nur erinnert, dass er die Zaubertrankklasse noch nicht aufgeräumt hatte, alles er gekommen war, um die Slytherins in der Nacht zu kontrollieren. Er war hereingeeilt, um nur schnell die Tafel zu löschen und die Zutaten wegzuräumen, die er auf dem Tisch gelassen hatte, aber wieder einmal konnte er sich nicht erinnern, was wohin gehörte und in einem Wutanfall hatte er alles herausgerissen und angefangen, alles nach seinen Vorstellungen zu ordnen, obwohl alles, was er tun wollte war ins Bett zu gehen und für mindestens eine Woche zu schlafen. Und dann war Severus aufgetaucht, offensichtlich mit der Absicht, auf eigene Faust ein wenig mit dieser gefährlichen Substanz zu experimentieren, die ihn beinahe umgebracht hatte und fing an, IHN zu beschuldigen, ein Chaos in seinem chaotischen Büro anzurichten. 

Albus schnappte mit einer Hand Severus bei der Schulter, nahm Greenie in die andere und marschierte mit ihnen zurück in den Gemeinschaftsraum. 

Greenie rollte sich augenblicklich zu einer Kugel zusammen. Der komische Typ hatte ihn! Und er behandelte ihn nicht besonders sanft. Greenie wollte zurück zu dem Netten. Der komische Typ war möglicherweise gefährlich. 

Von einer verängstigten Igel-Kugel in die Finger gestochen zu werden, verbesserte Albus´ Laune nicht wirklich. 

Als Severus versuchte, etwas zu seiner und des Igels Verteidigung zu sagen, bellte er nur „Halt den Mund!“ und Severus wagte es nicht mehr, weiter zu argumentieren. Es schien, als hätte er dieses mal wirklich seinen einzigen Freund verloren. 

Albus warf Greenie zurück in seinen Käfig (es dauerte ein Weile, bis der arme kleine Kerl es wagte, seine Nase wieder heraus zu stecken) und donnerte die Badezimmertür mit solcher Wucht zu, dass das ganze Haus aufwachte. 

Vier sehr verwirrte und erschreckte Jungs starrten sie an, als Albus Severus in den Schlafsaal stieß. 

„Jetzt geh ins Bett und bleib da!“ Dumbledore schrie laut genug, dass jedes Wort nebenan verstanden werden konnte. „Fünfzig Punkte Abzug für Slytherin und wenn ich dich je wieder in irgendeinem Lehrerbüro erwische, werden es hundert Punkte sein und du wirst den Rest deines Lebens mit Strafarbeiten zubringen!“ 

„Das ist mein Büro!“ protestierte Severus und kämpfte die Tränen nieder. „Du kannst mein Büro nicht neu ordnen, ohne mich vorher überhaupt gefragt zu haben.“ 

Aber Dumbledore war bereits hinausgegangen und schloss die Tür. 

„Albus!“ Severus rief ihm nach, plötzlich von der furchtbaren Angst ergriffen, dass er ihn nie wieder sehen könnte. „Albus?“ 

Wenn Dumbledore ihn gehört hatte, so reagierte er nicht darauf. Dort ging sein einziger Freund, die einzige Person, der er vertraute, der einzige, auf den er zählte. War es sein Fehler? Was hatte er getan? Nichts, was Harry Potter und Hunderte von Schülern nicht schon zuvor getan hatten. Und Dumbledore hatte ihnen allen vergeben, war nie so zornig mit einem von ihnen gewesen, und fuhr damit fort, Harry immer noch vor allen anderen zu bevorzugen. 

„Dafür wirst du bezahlen, Albus!“ flüsterte er in die Dunkelheit, und es kümmerte ihn nicht, dass die anderen ihn hören konnten. 

Draco lag danach noch lange wach und lauschte den schwach unterdrückten Schluchzern, die aus Severus´ Bett kamen. Er hatte gerne wissen wollen, wie die anderen Lehrer auf Severus ungewöhnliche Situation reagierten. Jetzt wusste er es. Hatte Dumbledore wirklich das Büro des Zaubertrankmeisters neu geordnet? Wie konnte er! Er unterrichtete nur für ein paar Wochen. Es war immer noch Snapes Büro. Und Dumbledore hatte offensichtlich keine Ahnung, wie man Zaubertränke unterrichtet. Wie konnte er Severus das antun? Und Snape hätte nie einen Schüler so hereingezerrt, egal, was sie getan hatten. Er hätte nie das ganze Haus aufgeweckt, nur um sie vor dem gesamten Schlafsaal in Verlegenheit zu bringen. Und hatte Dumbledore nicht bemerkt, dass sie Severus nicht mochten? Er konnte sich denken, dass die anderen danach auf ihm herumpicken würden. 

Und war es nicht ihre Angst vor den anderen Lehrern gewesen, die sie davon abgehalten hatte, Severus zu schaden? Aber McGonagall hatte klar gezeigt, dass sie Severus nicht leiden konnte. Oder nicht? Nun, sie verteidigte ihn zumindest nicht. Lupin ignorierte ihn. Und die anderen Lehrer spielten keine Rolle. Die Slytherins fürchteten nur diese beiden. Diese beiden und Dumbledore. Es war ihre Angst vor Dumbledore gewesen, die sie zurückgehalten hatte. Aber nun hatte Dumbledore Severus verstoßen. Severus hatte seinen Beschützer verloren. 

Alles. Was nun geblieben war, war ihre Angst vor Severus selbst. Er war ein guter Kämpfer und er konnte sehr gemein sein, aber er war auch sehr klein und er war allein. Einzelgänger waren schlecht dran in Slytherin. Das war der Grund, warum Draco so eng mit diesen Idioten Crabbe und Goyle zusammensteckte. Er hätte Severus helfen können, sich zu verteidigen, aber wenn er es tat, würde er seine eigenen Verbündeten gegen sich aufbringen. Sie zwei würden es mit dem ganzen Haus aufnehmen müssen. Und wenn das passierte, würde er sich auf Severus verlassen können, dass er ihn verteidigte? Nein, wahrscheinlich nicht. Er würde die nächste Mausefalle tragen. 



Kapitel 5

 Kapitel 7

 

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