Snape mal 2

 

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite



 

Kapitel 18: Verwechslungen


Einige Tage später saß Severin auf einer Bank am See und genoss mit zurückgelegtem Kopf die Sonne. Allerdings wurde ihm langsam warm. Er hatte eine alberne Wette mit Severus verloren (Severin hatte gewettet, dass er ein Paar Würstchen liegen lassen kann, ohne dass Sirius[hund] sich draufstürzt) und nun musste er einen Tag lang in dessen Kleidung herumlaufen, was von den Schülern, nach dem ersten Schrecken als er den Klassenraum betrat, mit großer Erheiterung quittiert worden war.
Severin beschloss, nie wieder eine Wette mit Severus abzuschließen, jedenfalls nicht, wenn es dabei um Sirius ging und der Wetteinsatz Severus' Kleidung beinhaltete. Diese Robe war Mist, großer Mist. Sie war etwa einen Meter zu lang - mindestens. Und Severin war heute den ganzen Tag hauptsächlich durchs Schloss gestolpert als geschritten. Es war ihm schleierhaft, wie Severus damit so problemlos klar kam. Andererseits hatte er nun eine Erklärung dafür, warum Severus immer dieses Tempo anschlug, wenn er sich durchs Schloss bewegte. Er brauchte einfach eine bestimmte Mindestgeschwindigkeit, damit die Robe vom Boden abhob und hinterher schwebte, anstatt sich um seine Beine zu wickeln oder hinterher zu schleifen und damit - sehr zu Filchs Zufriedenheit - im ganzen Schloss den Boden aufzuwischen.
Aber irgendwie hatte er diesen Tag doch recht unbeschadet herumgebracht, wenn man von einer kleinen Beule an der Stirn absah, als er - mal wieder - gestolpert und gegen eine Säule geknallt war. Jetzt würde er sich noch ein bisschen entspannen, und dann seine nächste Aufgabe in Angriff nehmen: Severus einen neuen Kleiderstil schmackhaft machen.
Während Severin mit geschlossenen Augen dasaß und Pläne schmiedete, hörte er Schritte, die sich ihm hastig näherten. Severin war zu faul, um nachzusehen, wer es war, also rührte er sich nicht, bis ihm der Unbekannte auf die Schulter schlug. "Hey Severus, was sitzt du hier noch? Der dunkle Lord hat uns gerufen", ertönte eine seidige Stimme neben ihm, die ihm irgendwie vertraut vorkam.
Blinzelnd öffnete Severin die Augen und erblickte Lucius Malfoy, der, etwas außer Atem, neben ihm stand und ihn nun auf die Beine zog. Er kannte den anderen Malfoy, den aus seiner Welt. Er war arrogant und hochnäsig, bildete sich viel auf die Reinheit seiner Familie ein, war aber keine ernsthafte Gefahr. Dieser hier war ein hochrangiger Todesser, das wusste Severin von Severus.
Severin öffnete den Mund, um klarzustellen, dass Malfoy einem Irrtum unterlag, schloss ihn dann aber schnell wieder. Hier bot sich gerade die perfekte Chance, diesen komischen Voldemort persönlich kennenzulernen.
"Ähm.... ja..., jetzt erhalte ich seinen Ruf auch", sagte er stattdessen und griff sich rasch an den linken Unterarm. "Was machst du hier?"
"Ich hatte was mit Dumbledore zu besprechen und nun komm", erwiderte Malfoy und eilte in Richtung Verbotenen Wald, um die Apparationsgrenze zu erreichen.
Severin beeilte sich anfangs ihm zu folgen, dann verlangsamte er seinen Schritt. Er hatte ja gar kein Mal, und somit hatte er kein Ziel, zu dem er apparieren konnte. Seine einzige Möglichkeit war, dass Malfoy ihn mitnahm. Als er sich zum Schloss umdrehte, sah er, wie Severus gerade eilig aus dem Portal trat, dann aber abrupt stehen blieb, als er Severin und Lucius in einiger Entfernung erkannte. Severin wedelte mit den Händen in Richtung Schloss, in der Hoffnung, dass Severus verstehen würde. Zuerst sah es nicht danach aus, denn Severus schien sich wieder in Bewegung zu setzen, dann stoppte der Tränkemeister erneut, bewegte sich unschlüssig ein paar Schritte vor und wieder zurück, dann verschwand er wieder im Innern des Schlosses - gerade noch im richtigen Moment, denn Lucius drehte sich um. "Wo bleibst du denn? Trödel nicht so herum. Ich will keinen Ärger mit ihm bekommen, weil ich wegen dir zu spät komme." Er packte Severin ungeduldig am Arm und zerrte ihn hinterher, und kurz darauf apparierte er und zog den Auror mit sich.

Sie apparierten auf einer Lichtung. Etliche Todesser hatten sich bereits versammelt. Einige trugen diese schwarzen Todesser-Roben, wie Severin bei Severus gesehen hatte, etliche trugen aber eher Zauberer-Alltagskleidung. Vermutlich hatten sie - genauso wenig wie Lucius und Severus die Zeit gehabt, sich umzuziehen. Am helllichten Tag gerufen zu werden, war vermutlich auch eher nicht die Regel. Die Todesser stellten sich in einem großen Halbkreis auf und Severin stellte sich kurzerhand neben Lucius.
Kurz darauf erschien Voldemort persönlich. Er apparierte im Zentrum des Halbkreises und schaute dann seine Getreuen prüfend an.
Severin konnte gerade noch an sich halten. Beinahe wäre ihm ein "Boah, ist der Typ hässlich" herausgerutscht, aber er biss sich noch rechtzeitig auf die Lippen und schaute zu Boden, damit Voldemort das schadenfrohe Grinsen nicht sehen konnte, das seine Mundwinkel umspielte.
Zusammen mit Voldemort waren Crabbe und Goyle appariert, die zwischen sich einen verängstigten jungen Mann hielten.
"Wie ich sehe, sind alle Gerufenen da", stellte Voldemort zufrieden fest. "Trotz dieser ungewöhnlichen Zeit. Ich hoffe, ich habe euch nicht von etwas wichtigen weggerufen?", fragte er dann mit einem scheinheiligen Grinsen im schmallippigen Gesicht.
Sofort setzte heftiges Kopfgeschüttel unter den Todessern ein. Und vereinzelt murmelte einer: "Nein, gar kein Problem, Herr."
Voldemort räusperte sich. "Wie auch immer. Ich habe euch heute zusammengerufen, weil wir über das Schicksal eines Verräters zu entscheiden haben." Damit zeigte er auf den jungen Mann. "Smith hier hat Informationen an das Ministerium geliefert. Und dafür bekommt er heute seine Quittung."
Die Todesser schauten Smith finster an und einige murmelten Verwünschungen und Drohungen.
"Severus, da du mir in letzter Zeit besonders treu gedient hast und es sogar mit einem Meisterstück geschafft hast, dem Ministerium ein Schnippchen zu schlagen, gebührt dir die Ehre." Damit zeigte Voldemort einladend auf das verängstigte Häufchen Elend.
Severin seufzte, dann straffte er sich und trat vor, wobei er seinen Zauberstab auf Smith richtete.
"Nein, bitte nicht", wimmerte dieser.
"Nenn mir einen Grund, weshalb wir dich verschonen sollten", knurrte Severin drohend das Opfer an.
"Äh... äh.... ich habe heute Geburtstag", kam es zaghaft.
Severin schaute Voldemort an und zeigte mit dem Finger auf das Opfer. "Er hat heute Geburtstag."
Voldemort verdrehte die Augen. "Okay, dann singt ihr ihm jetzt alle schnell ein Ständchen, und dann machen wir weiter. Ich habe heute noch was anderes vor. Also singt bitte schnell."
Der Kreis der Todesser brauchte einen Moment, um sich auf das gleiche Lied zu einigen, dann raspelten sie mehr schlecht als recht - aber vor allem hastig - ein Geburtstagsständchen herunter. Anschließend schauten alle erwartungsvoll Severus an.
"Nun?", fragte Voldemort ungeduldig. "Worauf wartest du jetzt noch?"
"Ach na ja, eigentlich ist mir heute nicht nach Opferung", meinte der falsche Severus gedehnt.
"Dir ist nicht nach Opferung?", wiederholte Voldemort entgeistert. "Drehst du jetzt völlig durch, Giftmischer?"
"Nö", antwortete Severus vergnügt. "Ich habe nur einfach keine Lust. Ich finde ja sowieso, dass wir diese ganze Töterei sein lassen sollten. Ich meine, das bringt doch nix."
Das Opfer nickte heftig in Voldemorts Richtung und zeigte dabei mit dem Finger auf Snape.
"Du hältst dich da raus", wurde es von Voldemort angeknurrt, welcher sich dann wieder an Snape wandte. "Ich dachte eigentlich, du hättest noch von meiner letzten Lektion in Sachen Erziehung genug. Aber anscheinend reicht dein Gedächtnis nicht weit genug zurück. Also dann: Crucio!"
Nichts geschah.
"Crucio!!"
Wieder nichts.
Voldemort starrte erst Snape und dann seinen Zauberstab an. Probeweise wedelte er damit herum, richtete ihn dann auf Lucius Malfoy und sprach wieder "Crucio!"
Malfoy sackte zusammen und wand sich schreiend am Boden.
"Na bitte, geht doch", murmelte Voldemort zufrieden, hob den Spruch wieder auf und wandte sich dann an Snape, der - noch immer freundlich lächelnd - ungerührt und mit verschränkten Armen an derselben Stelle stand. "Crucio!"
Wieder nichts.
"Menno, wieso funktioniert denn das nicht?", beschwerte sich Voldemort. Dann schaute er auf die anderen Todesser, die mit teils verwirrten, teils ängstlichen Mienen im Kreis standen. "Geht mal schon nach Hause. Das hier dauert länger."
Das PLOPP-Geräusch, mit dem die Todesser erleichtert alle gleichzeitig verschwanden, war recht laut.
Voldemort schaute Snape an. "Mein Zauberstab hat wohl so eine Art Wackelkontakt. Gibst du mir mal deinen?"
"Klar", antwortete Severin und reichte Voldemort seinen Zauberstab.
Dieser nahm ihn, richtete ihn auf Snape und sprach wieder: "CRUCIO!"
Nichts.
Das Opfer schlich derweil von dannen.
"Okay, dann versuchen wir halt was anderes", knurrte Voldemort. "Avada Kedavra!" Ein grüner Blitz sprang aus dem Zauberstab, schoss auf Severin zu - und verschwand, kurz bevor dieser davon berührt wurde. Severin selbst blieb ungerührt stehen.
Voldemort trat wütend mit dem Fuß auf. "Das geht so nicht. Das ist nicht in Ordnung. Ich kündige. Ich hab die Schnauze voll. Macht ja eh keiner mehr, was ich sage. Niemand nimmt mich ernst. Und jetzt kann ich nicht mal mehr anständig foltern." Inzwischen liefen ihm Tränen aus den roten Augen.
Severin hatte Voldemort in den Arm genommen und streichelte ihm beruhigend den Kopf. "Ja ja, wein dich ruhig aus. Ist doch alles halb so schlimm. Das kriegen wir schon wieder in Ordnung."
"Keiner mag mich", heulte Voldemort, "nie lädt mich einer ein. Sogar das Opfer ist abgehauen, aber glaubst du, der fragt mich, ob ich zu seiner Feier kommen will? Natürlich nicht..."
"Hey Voldi", versuchte ihn Severin zu beruhigen, "wenn du schön brav bist, dann nehme ich dich mit zur Halloween-Fete nach Hogwarts. Da kannst du sooo viele neue Freunde kennenlernen. Das wird bestimmt ganz doll lustig."
"Nach Hogwarts?", schluchzte Voldemort. "Die mögen mich dort nicht und Dumbledore kann mich nicht leiden."
"Ach was", beschwichtigte ihn Severin, "das redest du dir nur ein. Glaub mir, die LIEBEN dort Überraschungsbesuch. Da sind die ganz wild drauf und mit Dumbi kann man reden."
"Echt?"
"Ja, echt."
"Warum sind deine Haare eigentlich länger als neulich?"
"Weil ich nicht Severus bin, sondern sein... äh.... Zwillingsbruder."
"Ach so?" schnief. "...... Du bist nett..."
"Danke, aber jetzt laß uns gehen."

****


Sämtliche Schüler und Lehrer saßen schon in der Großen Halle und ließen sich das Halloween-Mahl schmecken.
Plötzlich ging die Tür auf und Severin Snape betrat, mit Lord Voldemort an der Hand die Halle. "Darf ich vorstellen", sagte Severin laut, "das ist mein neuer Freund Voldi. Seid bitte alle nett zu ihm, er hatte eine harte Kindheit - .... und alle anderen sind immer so gemein zu ihm."
Dem größten Teil der Schüler und Lehrer fiel gerade das Besteck und das Essen herunter. Dumbledore war aufgesprungen und stand nun mit offenem Mund da.
Professor Snape bekam fast einen Herzinfarkt bei Voldemorts plötzlichem Auftauchen.
Neville war in Ohnmacht gefallen und Harry versteckte sich hinter Hermine.
Der Rest der Lehrerschaft hatte, nachdem sie den ersten Schreck überwunden hatten, allesamt ihre Zauberstäbe gezogen und auf Voldemort gerichtet. Nur Snape saß noch immer wie vom Blitz getroffen auf seinem Stuhl und rang nach Luft. Voldemort ging ganz schüchtern hinter Severin her, hielt sich an dessen Hand fest und sah sich ängstlich um. Als er die gezückten Zauberstäbe sah, blieb er wie angewurzelt stehen und sagte in einem Ton, als fühle er sich bestätigt: "Guck, ich hab's dir doch gleich gesagt. Keiner mag mich. Immer sind alle so böse zu mir." Dabei zog er einen Flunsch, den ein Kleinkind, mit dem sein bester Kumpel nicht mehr spielen will, nicht besser hingekriegt hätte.
Severin guckte ihn mitleidig an und wandte sich dann gespielt zornig zu den Lehrern. "Ich sagte doch, ihr sollt nett sein. Guckt mal was ihr gemacht habt. Jetzt kriegt er auch noch Angst. Und er ist sowieso schon ganz geknickt, weil er glaubt, dass keiner ihn wirklich mag."
Voldemort nickte beteuernd.
Dumbledore glaubte sich im falschen Film.
Die meisten Schüler hatten sich derweil unter den Haustischen versteckt.
Hagrid, der bereits dem Alkohol ausgiebig zugesprochen hatte, entdeckte seine soziale Ader und rief: "Hast ganz recht Severin. 'Is ja eigentlich echt 'n armer Wurm. 'Is mit ihm wie mit 'nem Hippogreif. Die sind auch nicht wirklich gefährlich!" Er sprang auf, ging auf Voldemort zu und klopfte ihm derart kräftig auf den Rücken, dass dieser kopfüber auf den Tisch klatschte. "Ups, 'tschuldigung Kumpel. War nicht so gemeint. Ich bin Hagrid. Rubeus Hagrid. Kennst mich ja vielleicht noch. Kannst aber ruhig Hagrid zu mir sagen." *
Dumbledore hatte seine Sprache auch endlich wiedergefunden: "Äähm, tja, nun also. Ich finde es nur etwas ungewöhnlich, Voldemort, dass Sie hier hereinspazieren.... und behaupten Sie wären ganz harmlos..."
Voldemort guckte todunglücklich zu seinem eigentlichen Erzfeind. "Aber ich meinte das doch alles gar nicht so. Ich wollte doch nur mal ein wenig Beachtung von den Menschen. Keiner mag mich, meine Eltern haben mich weggeben und ich dachte, da zeig ich's halt den Menschen mal ein bisschen. Und das tut mir auch alles ganz schrecklich leid."
Dumbledore sah das Häufchen Elend vor sich an und merkte, dass es Voldemort ernst war.
"Und wissen Sie was, er hat auch noch nie einen echten Freund gehabt. Aber jetzt hat er ja mich!", erklärte Severin und strahlte.
"Und ich will das alles auch nie wieder tun", bekräftigte Voldemort.
Die Schüler konnten kaum glauben, was sich gerade vor ihnen abspielte. Sie krochen unter den Tischen hervor, lugten unter Bänken hindurch und stupsten sich gegenseitig an, während sie aufgeregt miteinander flüsterten.
Dumbledore hieß Voldemort daraufhin herzlich in ihrer Runde willkommen.
Severin schleppte Voldemort zu dem Platz direkt neben Severus Snape, wies ihn an sich dorthin zu setzen und setzte sich selbst auf die andere Seite von ihm.
Die Schüler und Lehrer starrten das Trio, Voldemort zwischen den zwei Snapes, an und wussten immer noch nicht, was sie davon halten sollten.
Dumbledore hielt eine kleine improvisierte Willkommensrede. Alle Lehrer und Schüler hörten ihm andächtig zu und erhoben anschließend ihr Glas. "Also, auf den neuen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, der im nächsten Jahr seine Stelle antreten wird", sagte Dumbledore.
Alle prosteten dem völlig gerührten Voldemort zu, dem sogar wieder ein paar Tränen über die Wangen rollten.............
Nur Severus Snape fiel erneut das Kinn bis auf den Tisch. Er konnte sich nicht mehr zusammenreißen. Er schrie: "NNNNEEIIIIINN! Ich will die Stelle!"..........

****


......... Als Professor Severus Snape erwachte, war es bereits Mittags. "Mann, war das ein idiotischer Traum", murmelte er vor sich hin, als er sich den Morgenmantel überwarf und das Fenster öffnete, um die warme Sommerluft hinein zu lassen. Seit er wieder für Dumbledore spionierte, war er ständig im Stress und nun rächte sich das Ganze mit wirklich abgefahrenen Träumen. "Parallel-Universum..... So ein Mist, also wirklich...", brummte er und schaute aus dem Fenster. Im See sah er ein paar Kinder baden. Sicherlich nutzten sie das schöne Wetter aus, bevor es am nächsten Tag mit dem neuen Schuljahr losging. 'Sollen sie ruhig', dachte sich Snape mit einem fiesen Grinsen, während er sich das Haar kämmte. 'Ab morgen werden sie nichts mehr zu lachen haben." Plötzlich raste ein schwarzer TransAm um den See herum und hielt schleudernd und quietschend vor dem Hauptportal und ein Mann in Muggelkleidung und mit zu einem Zopf gebundenen schwarzen Haaren stieg aus. Snape fiel der Kamm aus der Hand.....

Ende


Kapitel 17

 

Zurück