Seltsame Wege

 

 

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Kapitel 3: Tolles Neues Jahr:





Hermine wusste nicht, wie sie vom Bahnhof auf ihr Zimmer gekommen war. Jetzt stand sie zwischen all den bekannten Möbelstücken und würde am liebsten davonlaufen.

Ginny redete begeistert auf sie ein, doch ihre Worte plätscherten unverstanden an ihrem Ohr vorbei.

"Mine, beeile dich ein bisschen. Gleich beginnt die Zuteilung!"

"..."

"Alles in Ordnung? Geht es dir nicht gut?"

"Schon gut. Es geht."

"Es ist wegen dieser Schlange! Ich hab gesehen, wie er seine Zunge in Pansys Hals geschoben hat!"

"Ich habe es auch gesehen..."

"Es tut mir so leid. Aber Malfoy ist ein widerlicher Slytherin. Der Schlimmste von allen!"

"Aber..."

"Nein, wirklich du solltest froh sein, dass du ihn los bist."

"Ginny, bitte lass uns über etwas anderes reden."

"Wie du möchtest. Gehen wir?"

Miss Weasley machte sich Sorgen um ihre Freundin. Die Begeisterung fehlte ihr einfach, wie leblos schlich sie hinter ihr her. Konnte das wirklich alles nur an diesem Malfoy liegen? Hermine spürte sehr wohl den besorgten Blick. Nicht nur ihre Zimmergenossin blickte sie so an. Auch Harry und Ron hatten sie so angesehen.

Doch sie konnte ihnen nicht erzählen was sie bedrückte. Sie hatte Angst vor ihrem ersten Zusammentreffen mit Professor Snape. Nicht nur wegen seiner Rache. Sie schämte sich auch ihrer unbedachten Worte.

Und Draco... Es hatte verdammt weh getan. Zu sehen, wie er Pansy behandelte. Sie hatte ihm unzählige Eulen geschickt, er hatte nie geantwortet. War alles nur ein Spiel gewesen?

War ja auch klar! Jeder interessierte sich nur für die hübsche Ginny, oder den geschickten Ron und vor allen anderen natürlich ihm - den Jungen, der lebt.

Wo stand sie bei der ganzen Sache? Tolle Schülerin, nettes Mädchen.

Warum konnte Draco sie nicht lieben? Hatte sie etwas falsch gemacht? Sie hatte doch viele Bücher über Beziehungen gelesen. Sie kannte sich doch aus!

Aber er wollte sie nicht. Er wollte Pansy.

Dennoch! Sie würde mit ihm reden. Sie musste einfach wissen, warum.



***




Die Halle war erfüllt vom Stimmengewirr unzähliger Schüler. Nichts hatte sich wirklich verändert, und doch war kaum etwas gleich geblieben. Die Jüngeren sahen nun voller Erfurcht zu ihnen auf. Sie waren nun die Ältesten, nur noch ein Jahr von ihrem Schicksal entfernt.

Wie fast jeder auch, hatte Hermine Pläne für die Zukunft geschmiedet. Nach Hogwarts die Universität, eins zwei Jahre Auslandserfahrung und dann eine Arbeit als Professorin. Am liebsten natürlich für Verwandlungen, oder vielleicht doch eher Verteidigung gegen dunkle Künste? Muggelkunde wäre auch nicht schlecht.

Sie wollte sich jetzt noch nicht festlegen. Aber sie hatte sich bereits im dritten Jahr einen Platz an der besten Universität gesichert.

Harry machte keine Pläne. Er meinte immer, die Zukunft sei so weit weg und er wolle nur den nächsten Tag überstehen. Ron - nun Ron war ein Sonderfall. Er zitterte vor den Prüfungen, weiter dachte er nicht.

Ein wenig panisch sah Hermine sich um. Draco saß an seinem Tisch und erzählte wohl gerade von seinen Ferien. Zumindest sah er sehr zufrieden aus und seine Speichellecker hingen an seinen Lippen.

Professor Snape hatte sie noch nicht entdecken können, und sie gab sich der Hoffnung hin, dass er von einem Blitz getroffen worden war. Die anderen Lehrer hatten sich kaum verändert. Selbst aus dieser Entfernung konnte sie das fröhliche Lächeln auf Dumbledores Gesicht sehen, den prüfenden Blick McGonagalls und all die Anderen.

Es war schön wieder hier zu sein und zum ersten Mal seit Ferienende freute sie sich wirklich.

"Meine Damen, meine Herren bitte setzen Sie sich."

Sofort gehorchte jeder Dumbledores Worten und schon bald kehrte erwartungsvolle Stille ein.

"Wir bitten nun die neuen Schüler herein und der Sprechende Hut wird sie ihren Häusern zuteilen."

Viele Augenpaare drehten sich der großen Eingangstüre zu, durch die nun die Neuankömmlinge schritten. Einige von ihnen hatte Hermine bereits im Zug gesehen. Sie bestaunten ungläubig die Zauberdecke, welche einen wunderschönen blauen Himmel zeigte.

Doch Professor Hoch trieb sie unerbittlich voran.

Man konnte die Furcht und die Freude spüren, die von ihnen ausging. Auf einmal fühlte sich Miss Granger alt. Unzählige Leben schienen zwischen ihrer eigenen Einschulung und dem heutigen Tag zu liegen.

'Ist es wirklich erst 6 Jahre her?'

Dumbledore erhob sich und sprach die altbekannte Einführungsrede. Nicht einmal diese hatte sich in den Jahren verändert.

Völlig entspannt stellte sie fest, dass Professor Snape immer noch nicht anwesend war. Gerne gab sie sich ihrer Hoffnung hin.

'Vielleicht wird das Jahr doch nicht so schlecht!'

"...Professor McGonagall, die Hauslehrerin von Gryffindor. Professor Snape, der Hauslehrer von Slytherin lässt sich entschuldigen. Er wird sich zu einem späteren Zeitpunkt einfinden...."

'Verdammt! Verdammt! Verdammt!'

Hermines Wohlbehagen ließ rapide nach und machte einer ängstlichen Unsicherheit Platz.

"Lucy Hide"

"Ravenclaw"

"Julian Nerian"

"Slytherin"

So ging das eine ganze Weile, doch sie hörte nur mit einem Ohr zu. Regelmäßig klatschte sie für ihr Haus, wenn sie wieder einen Schüler zugesprochen bekamen. Doch mit ihren Gedanken war sie ganz wo anders.

Und so bekam sie auch etwas verspätet mit, dass ihr Name aufgerufen wurde.

"Miss Granger!"

Hastig sprang sie auf und konzentrierte sich auf das hier und jetzt.

"Miss Granger wird die Vertrauensschülerin der Gryffindors, Mr. Malfoy für Slytherin, Miss Young für Hufflepuff, Mr. Sterian für Ravenclaw." Begeistertes Klatschen setzte an jedem Tisch ein und Hermine errötete vor Freude. Es war eine große Ehre und zudem konnte sie so mehr Zeit mit Draco verbringen. Ein schneller Blick zu ihm bestätigte ihr, dass er ebenfalls zu ihr herüber gesehen hatte.

'Vielleicht würde es doch nicht so schlecht?'

"Zudem haben einige der Schüler die Ehre, den Professoren als Assistenten zugeteilt zu werden. Einen Moment bitte, ich finde die Liste nicht!"

Amüsiertes Gemurmel setzte ein, als Dumbledore unter dem Tisch verschwand und wenig später mit hochrotem Kopf wieder auftauchte - ein ziemlich zerknittertes Stück Pergament in Händen.

Umständlich strich er es glatt und begann sich zu räuspern.

Plötzlich prickelte Hermines Nacken. Die Härchen stellten sich auf und sie bekam das unangenehme Gefühl beobachtet zu werden. Als sie unsicher den Blick zur Tür wand, zuckte sie verstört zusammen.

Lautlos wie ein Schatten aus einem Alptraum näherte sich Professor Snape dem Lehrertisch.

Hastig wand sie ihren Blick wieder dem Leiter zu und hoffte, dass Snape sie nicht gleich entdeckte. Umso entsetzter war sie, als er hinter ihr stehen blieb.

"...Miss Granger wird dieses Jahr Professor Snape zugewiesen!"

Wieder ertönten laute Begeisterungsrufe, nur die Gryffindors hielten sich zurück. Sie hatten Snape an ihrem Tisch entdeckt.

Hermine bebte vor Furcht. Unfähig sich umzudrehen oder etwas zu sagen, stand sie starr mit dem Rücken zu ihm.

Leicht, fast wie ein Lufthauch legte sich seine Hand auf ihre linke Schulter und sein honiggeschwängerter Atem strich über ihr Ohr, als er sich zu ihr herab beugte.

"Ahh. Miss Granger. Wir werden das ganze nächste Jahr zusammen verbringen. Erfüllt Sie das mit der gleichen ... Freude wie mich?"

Sein herber Kräuterduft umhüllte sie und machte sie schwindlig. Die Worte versetzten sie in Panik und sie wollte sich schon abwenden und davonlaufen. Er hatte so leise gesprochen, dass außer ihr niemand ihn hatte verstehen können. Gefährlich sanft hatte er gesprochen.

Als ahnte er ihren Wunsch zu flüchten, verstärkte sich für einen Moment sein Griff. Dann war es auch schon vorbei und er ging weiter zum Lehrertisch.

Er wurde vorgestellt und schenkte jedem einen bitterbösen Blick.

Ginny zog Hermine rasch zu sich herab. Ihre Freundin hatte mit geweiteten Augen blicklos dagestanden, ohne sich zu rühren. Aber es war doch eine Ehre gewählt zu werden! Auch wenn es Snape war, der schlimmste Lehrer von allen.

Aber warum war Hermine dann so starr vor Angst?


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