Seltsame Wege

 

 

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Kapitel 9: Wenn Liebe Stirbt





"Crucio!"

Snape wusste nicht mehr was er tat. Oder besser gesagt, er wusste es und die Konsequenz war ihm egal.

'Ich bringe ihn um! Ich zermalme ihn!'

Zuckend und schreiend wand sich der Leib des jungen Mannes auf den kalten Bodenfliesen. Doch der Tränkemeister nahm den Fluch nicht zurück. Blut lief aus dem Mund und der Nase, benetzte die Slytherinrobe und Strähnen des silberblonden Haares.

'Dafür wirst du büßen!'

Für einen kurzen Moment ließ Snape von ihm ab. Draco spürte jeden gebrochenen Knochen im Leib, das Blut in seinem Gesicht und die qualvollen Wellen des Schmerzes. Er wollte nur, dass es vorbei ging. Wollte sich in die schützende Umarmung der Bewusstlosigkeit werfen, doch es ging nicht.

Mit verschwommenen Blick sah er zu seinem Hauslehrer auf. Schwarz und riesig erschien er ihm, wie er mit gezücktem Zauberstab und vor Hass fast irrem Blick zu ihm herab sah. Erkenntnis durchzuckte ihn. Er hatte sich an dem Eigentum Snapes vergriffen. Und wahrscheinlich hatte er so gut wie keine Chance dieses Vergehen zu überleben.

Seine Stimme klang schwach und heiser als er sich entschuldigen wollte.

"Bitte! Ich wusste nicht, dass sie Ihnen gehört!"

Doch der Tränkemeister sah ihn nur weiter mit brennendem Blick an und als er mit einer fast spielerischen Geste seinen Stab bewegte, wusste Draco, dass er verloren war.

"Crucio."

Wieder nur Schmerzen, so stark! Er spürte den Druck in seinem Kopf immer schneller ansteigen, der Atem war durchtränkt von blutigem Nebel. Er schrie und wimmerte. Doch keiner kam ihm zu Hilfe.

'Slytheringrund! Hier würde ihn niemand aufhalten!'

Ein irres Lachen brach hervor und löste die lauten Schmerzensschreie ab.

Hermine kämpfte sich an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Die Schreie drangen wieder zu ihr durch und die bleierne Müdigkeit fiel von ihr ab.

'Wer schreit da so?'

Es war schwer sich auf etwas zu konzentrieren, ihre Augen öffneten sich mühevoll. Wieder hallten diese Schreie auf und ein eiskalter Schauer kroch durch ihren geschundenen Leib.

'Gott, was tut man diesem Tier an!'

Sich an der Mauer hochziehend, kam sie auf die Beine. Etwas wackelig zwar, doch sie musste der Sache ja nachgehen. Jeder einzelne Schritt aus dem Nebengang war eine Tortur. Dass ihre Kleidung nur in Fetzen an ihr hing, nahm sie nicht wahr. Sie war einerseits unfähig die Situation richtig zu begreifen und andererseits wie hypnotisiert von den Lauten, denen sie entgegen ging.



***




Snape wollte nur Eines. Er wollte Draco Malfoy vernichten, doch zuvor sollte er leiden. Sollte schreien vor Schmerz, betteln, dass er aufhörte.

So wie er sie hatte schreien und betteln hören.

Er war in der Bibliothek gewesen, vertieft in einem der uralten Bücher über Liebeszauber. Humbug eigentlich, unmoralisch sicherlich - doch er wollte sich ja auch nur die Zeit vertreiben. Und dann hatte er ihre Panik gespürt!

Ihr Schrei war durch seinen Kopf geflogen, dass er selbst schmerzhaft aufgekeucht hatte. Es war unmöglich, sie war keine Telepatin... und doch hatte er ihre Angst deutlich gespürt. Es war traurig, doch er war sich sofort sicher, wo er sie finden würde.

Seine Schritte klangen unnatürlich laut in den finsteren Gängen der Slytherin. Er hetzte durch das Schloss, nur von einem Gedanken beseelt:

Er musste ihr helfen. Es durfte ihr nichts passieren.

Und als er dann um die Ecke bog, sah er sie. Fast leblos in den Armen seines Schülers, hörte das schnelle Keuchen und als er weiter auf die beiden zuging, trat er auf etwas Weiches. Wie in Trance sah er hinab und ihr zerrissener weißer Slip lag zu seinen Füssen. Leuchtend auf dem dunklen Teppich.

Dies war der Moment, als sich sein klarer Verstand verabschiedete. Sein Blick rot wurde und er nur noch eines wollte - Rache!



***




Hermine sah verstört zwischen dem am Boden liegenden Mann und dem Professor hin und her. Ihr Verstand brauchte einige Augenblicke, doch dann schoss es ihr durch den Kopf.

'Unverzeihliche Flüche! Das darf er nicht!'

Sie wollte ihn aufhalten. Wollte ihn rufen. Schreien, damit er sich ihr zuwand. Doch kein Laut kam über ihre Lippen. Es war, als hätte sie ihre Stimme verloren. Taumelnd schritt sie auf ihn zu, sie konnte sein Gesicht nicht erkennen. Sein Profil lag im Dunkel und dennoch gab es keinen Zweifel an seiner Identität.

'Professor Snape'

Es kostete sie einiges an Stärke, doch sie erreichte ihn und ihre kleine Hand berührte zögerlich seinen Arm. Er reagierte nicht. Wand sich nicht um, nahm den Fluch nicht zurück. Sie verstärkte den Druck.

Snape spürte, wie er langsam wieder zu sich kam. Der Schleier vor seinen Augen verschwand, so daß er seine Emotionen wieder kontrollieren konnte. Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf zu ihr um. Seine schwarzen Augen versanken in den großen grünen Seen.

Er sah ihre Angst und das Entsetzen über sein Tun, doch er sah auch Mitleid - und es galt ihm.

Seine Hand mit dem Stab senkte sich und er wand sich ihr völlig zu.



***




Da stand sie. Seine kindliche Göttin, die strahlende Nymphe aus dem See. Es ging ihr gut, sie sah ihn unverwandt an.

"Miss Granger..."

Seine Stimme klang weich und fast zärtlich. Seine Hand streckte sich aus und er berührte vorsichtig ihre blasse Wange. Er konnte sehen, wie sich ihre Lider für einen Moment senkten und ihre Hand sanft die seine berührte.

Dann war dieser Augenblick vorbei und er wurde sich seiner Stellung wieder bewusst.

Kälte überzog seinen Körper und seine Augen verloren ihren Glanz. Er wand sich dem jammervollen Schüler zu seinen Füssen zu. Kein Mitleid, kein Zweifel - er hatte getan, was richtig war.

"Mr. Malfoy Sie werden sich bei Professor Dumbledore verantworten. Lassen Sie sich auf die Krankenstation bringen."

Draco sah zu ihm auf und Severus wusste, dass er sich einen mächtigen Feind mit der Familie Malfoy gemacht hatte.

Damit war das Thema erledigt.

Er zog seine Robe aus und wickelte Hermine warm darin ein. Severus hob sie hoch und trug sie gemessenen Schrittes in seine Gemächer.

Niemand würde sie so zu sehen bekommen. Er würde sich selbst um sie kümmern, bis es ihr besser ging.

'Oder bis ich entlassen bin!'

Er machte sich keine falschen Hoffnungen über seinen Stand. Unverzeihliche Flüche... er konnte froh sein, wenn man ihn nicht nach Askaban schickte.

Doch das war es wert, er würde es jederzeit wieder tun.

Malfoy hatte Recht gehabt.

Sie gehörte ihm.


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