Snape in Seenot - Kapitel 6

 

 

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Kapitel 6



Goldie Hardbottle überraschte die Frage. Sie wußte im ersten Moment nicht, wie sie darauf antworten sollte und somit herrschte kurzes Schweigen, ehe sie "Kommt drauf an" von sich gab.

"Auf was kommt es denn an?", fragte Snape direkt.

"Ob Sie schon mal ein Schiff gesteuert haben und ob Sie Gefühl für das Schiff haben. Wie Ihre Kenntnisse in Navigation sind. Wie gut Sie die Geräte kennen. Eigentlich viele Faktoren, aber von vornherein kann man das nicht sagen. Sie müssen es erst einmal ausprobiert haben." Ein paar Sekunden Schweigen, dann fügte sie hinzu: "Wollen Sie mal?"

"Ich weiß nicht, ich habe gar keine Ahnung von so etwas!", zögerte Snape unsicher.

Goldie erlaubte sich, eine Sekunde vom Kompaß wegzuschauen und blickte Snape direkt an. "Ach da gibt es eine einfache Methode, um erst mal etwas Gefühl zu bekommen. Na los, trauen Sie sich. Stellen Sie sich hinter mich und legen Sie ihre Hände auf die meinen."

Snape zögerte, ehe er sich entschied, das Angebot anzunehmen.

"Wie Sie sicher selbst erkennen, gibt es bei einem Schiff fahren einen erheblichen Nachteil gegenüber beim Auto fahren. Man hat nichts auf dem Meer, woran man sich groß orientieren kann. Und nachts ist es noch schwieriger. Da sieht man nämlich fast nichts. Dafür haben wir den Kompaß und die Seekarte. Hier links sehen Sie eine elektronische, die unseren Weg als Linie anzeigt. Wir sind der Pfeil. Daneben ist noch das Radar, das zeigt uns an, ob irgendwelche anderen Schiffe oder sonstige Sachen in der Nähe sind. Hier sind wir der Punkt in der Mitte. Auf dem Kompaß direkt vor uns sehen wir, welchen Kurs wir zu steuern haben. Momentan sollten wir 80° fahren. Drehen Sie das Ruder nach Steuerbord, wird der Kurs größer, bei Backbord kleiner. So und jetzt legen Sie mal sanft ihre Hände auf meine und dann steuern Sie das Schiff zusammen mit mir."

Goldie spürte Snapes kalte Hände sanft auf den ihren und hatte im ersten Moment Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Irgend etwas magisches (es gab keinen anderen Ausdruck dafür) ging von diesem Mann hinter ihr aus. "Sehen Sie, das Schiff bewegt sich leicht nach Backbord. Das liegt daran, daß einer der Propeller weniger Leistung bringt als der andere. Deswegen geht das Schiff ständig nach Backbord. So und jetzt muß man das Ruder hart Steuerbord legen und sobald das Schiff dahin geht, dreht man das Ruder wieder Mittschiffs, das nennt man Auffangen." Goldie sagte daraufhin nichts mehr, sondern steuerte mit Snape zusammen das Schiff. Sie spürte seinen Oberkörper an ihrem Rücken und seine Arme auf den ihren. Es war ein sonderbares Gefühl, ungewohnt, befremdend und doch irgendwie aufregend, verbindend. Goldie hatte Schwierigkeiten, sich auf den Kompaß zu konzentrieren. Hier ging etwas vor sich, das nicht von dieser Welt zu sein schien.

Dann kam es ihr plötzlich vor, als würden Snapes Hände nicht mehr nur auf ihren ruhen, nein, sie spürte, wie er sie sanft streichelte. Aber das war nicht alles. Als nächstes hatte sie das Gefühl, daß Snape sich etwas zu ihr herunter gebeugt hatte und mit seinem Gesicht immer näher kam. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken, warme ausgeatmete Luft, dann hatte sie das Gefühl, seine Wange an ihrer zu spüren. Seine Finger umfaßten nun ihre Hände und Goldie ahnte, was als nächstes kommen würde. Sie drehte ihren Kopf langsam nach links, schloss die Augen und wartete.

Sie spürte seinen warmen Atem nun nicht mehr auf ihrer Wange, sondern keine zwei Zentimeter von ihrem Mund entfernt. Gleich würde sein Mund den ihrigen berühren, jeden Augenblick würde ein Mann sie küssen, von dem sie nichts weiter wusste als seinen Namen. Gleich, nur noch wenige Sekunden.

"Ähem Ms. Hardbottle, haben Sie nicht gesagt, wir sollen einen Kurs von 80° fahren? Ich lese auf dem Kompaß aber 60°!"

Goldie Hardbottle schreckte hoch. Das Ganze eben war nur eine kleine Halluzination gewesen. Es hatte sich nicht wirklich zugetragen. Snape hatte nie wirklich ihre Hand gestreichelt und alles andere auch nicht. Sie war froh, daß er nicht sehen konnte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, während die das Ruder hart Steuerbord legte.


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