The sound of love

 

 

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Kapitel 1: Gedanken 

 

Christina Twospear saß allein in ihrem Abteil des Hogwarts-Expresses und schaute melancholisch aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft. Vom Gang und den anderen Abteilen hörte sie leise die Stimmen und das Gelächter der Kinder, die heute nach den Sommerferien zur Schule zurückkehrten 'Vielleicht hätte ich es doch mit apparieren versuchen sollen' dachte sie, da sie in letzter Zeit ihre Ruhe schätzte. Insbesondere nach ihrem Desaster mit Marcus Johnson. Marcus... noch immer verspürte sie einen Stich im Herzen, wenn sie an ihn dachte.

Nach ihrem Studium in Zaubertränken hatte sie einige Zeit in London in einem kleinen magischen Labor gearbeitet, bis sie bei einem Stadtbummel ihn traf. Sie erinnerte sich noch daran, als ob es gestern war, wie fasziniert sie von dem großen, zehn Jahre älteren Mann war. Seine wilden, schwarzen Haare, die offenbar nicht zu bändigen waren, glänzten in der Sonne. Seine braunen Augen, die je nach Stimmung heller oder dunkler zu sein schienen, funkelten vor Vergnügen, als er ihr wieder auf die Füße half. Sie war - wieder einmal - über ihre eigenen Füße gestolpert und der Länge nach hingeschlagen. Und sie hätte niemals erwartet, dass er - der weltgewandte, erfolgreiche Immobilienmakler - sich jemals für die kleine, schüchterne Frau interessieren könnte, die ihn aus erstaunten blauen Augen unter pechschwarzen hüftlangen Haaren anblickte. Und doch schien er sie interessant zu finden, denn in kürzester Zeit wurden sie ein Paar.

Was eine gewisse Schwierigkeit mit sich brachte. Denn Marcus war ein Muggel und sie hatte noch nie einen Menschen gesehen, der dem Okkulten und Magischen so ablehnend gegenüber stand wie er. Doch Liebe macht ja bekanntlich blind und in Chris´ Fall offenbar auch noch doof. Denn um keine schwierigen Fragen oder Probleme aufkommen zu lassen, verschwieg sie Marcus ihre magische Herkunft, gab ihren Job in der Zaubererwelt auf und zog komplett in die Muggelwelt. Sie zog mit Marcus in eine hübsche, kleine Maisonettewohnung in Stadtteil Notting Hill und fand, dank ihrer Erfahrungen in der Chemie, tatsächlich eine Anstellung in einem Labor als chemisch-technische Assistentin.

Aber das passte Marcus überhaupt nicht. Denn so weltgewandt und erfahren er auch war, so eifersüchtig war er. Und die Vorstellung, dass Chris tagtäglich mit fremden Männern in einem Labor eng zusammen arbeitete, brachte ihn mehr als einmal zur Weißglut. Das war besonders schlimm, wenn Chris sich mal wieder nicht von ihrer Arbeit losreißen konnte und zu spät nach Hause kam. Jedes Mal vermutete er direkt einen anderen Mann dahinter und machte ihr eine Szene, die sich gewaschen hatte.

Zwei Jahre lang hielt sie das durch doch dann entschied sie sich schweren Herzens und um des lieben Friedens willen dafür, ihren Job aufzugeben und zu Hause zu bleiben. Marcus verdiente ja eh mehr als genug für sie beide.

Einige Zeit ging es tatsächlich gut und Chris verlebte die schönste Zeit ihres Lebens - zumindest dachte sie das damals. Doch dann veränderte Marcus sich irgendwie.

Fast täglich kam er später von der Arbeit als sonst und manchmal blieb er tagelang fort - auf Geschäftsreise, wie er sagte. Chris beunruhigte das alles sehr aber sie traute sich nicht, zu fragen aus Angst, ihn zu verärgern. So wurde sie nur immer stiller und trauriger - bis zu jenem Abend, als Marcus sich zu ihr ins Wohnzimmer setzte und ihr mit knappen, fast schroffen Worten erklärte, dass er sie verlassen werde. "Ich habe eine andere Frau kennengelernt. Vor etwas eineinhalb Jahren. Und seien wir doch mal ehrlich, das mit uns wäre auf die Dauer nicht gutgegangen. Du hast dich verändert und das meine ich nicht im positiven Sinne. Du bist zu still geworden. Von der lebenslustigen Frau, die ich kennengelernt habe, ist nichts mehr übrig. Aber ich bin kein Schwein und daher werde ich dir die Wohnung überlassen, bis du dir in Ruhe eine neue gesucht hast." und mit diesen Worten stand Marcus auf und verließ ohne einen weiteren Kommentar die Wohnung.

Chris hatte während des gesamten Gesprächs - oder besser Monologs - stocksteif dagesessen, ungläubig und verwirrt die traurigen Augen auf Marcus gerichtet. Und auch, nachdem er die Wohnung verlassen hatte, saß sie da, betäubt, unfähig das, was da gerade geschehen war, zu verstehen. 'Nein, das kann nicht sein', dachte sie, 'das ist ein Albtraum.' Marcus würde gleich wieder durch die Tür kommen und alles war nur ein schlechter Traum. Aber Marcus kam nicht.

Tagelang vergrub sie sich in der Wohnung, unfähig, zu weinen und bei jedem Geräusch auf Marcus hoffend. Und langsam, aber sicher zerbrach ihr Herz in tausend Stücke. Nach zwei Wochen kam dann die große Wut "Du Mistkerl - du verdammtes Schwein!", schrie und kreischte sie ihre Wut heraus, während die jahrelang unterdrückte magische Energie ihren Weg brach und um sie herum eine Schneise der Zerstörung schlug. Nachdem sie so innerhalb von nur einer halben Stunde die komplette Wohnung systematisch zerlegt hatte, packte sie ihre persönlichen Sachen, die wie durch ein Wunder unversehrt geblieben waren und ging, ohne einen Blick zurück zu werfen. Den Wohnungsschlüssel ließ sie auf den Resten des Garderobenschrankes zurück.

'Mich sieht die Muggelwelt nie wieder', dachte sie, als sie ihre Schritte zielstrebig zum 'Tropfenden Kessel' lenkte, der die Verbindung zwischen dem Muggel-London und dem magischen Bereich dahinter bildete. Fünf knappe Schläge mit ihrem Zauberstab, den sie gut vor Marcus versteckt hatte, und die Wand öffnete sich für sie und gab den Weg in die Winkelgasse frei. Dort führte ihr erster Weg nach Gringotts - sie hatte ja nur Muggelgeld - und danach ging sie, auf der Suche nach neuer Arbeit, zu der kleinen Apotheke von Mr Milk. Sie kannte ihn noch aus der Zeit, als sie in dem Zauberlabor gearbeitet hatte.

An dem Geschäft angekommen, hörte sie schon auf der Straße die aufgeregte Stimme eines Mannes. Und als sie eintrat, sah sie den Besitzer der Stimme. Ein kleiner, wütend wirkender Mann, der nervös auf und ab ging und dabei - lauter als nötig - redete. "Sie können mir doch nicht erzählen, dass es keinen einzigen fähigen Heiler oder Zaubertrankmeister in London gibt, der mich in Hogsmeade vertreten will. Bei Merlin - ich kann meine Reise nicht noch weiter verschieben. Vaters und meine Forschungen sind zu wichtig..." Er unterbrach sich, als er merkte, dass jemand in den Laden getreten war und starrte Chris neugierig an.

"Chris", rief Mr. Milk erfreut "Sie habe ich ja schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Wie geht es Ihnen? Und wundervoll sehen Sie aus, kein bisschen verändert"
Chris musste lächeln, als die den Wortschwall über sich ergehen ließ. 'Alles wie früher', dachte sie erfreut.
"Aber ich bin unhöflich", plapperte Mr. Milk weiter, "darf ich vorstellen, Mr Barnes, dies ist Miss Christina Twospear, Zaubertrankmeisterin und furchtbar sauer, wenn man sie nicht 'Chris' nennt und dies, Chris, ist Dr. Barnes, Heiler, der mit seinem Vater eine Praxis in Hogsmeade hat..."
"Ja", unterbrach ihn Barnes säuerlich, "und der eigentlich schon lange auf Forschungsreise sein müsste, aber in gesamt London scheint es keinen fähigen Heiler zu geben, der ein Interesse an einer mindestens zweijährigen Übernahme unserer Praxis hat."
"Oder Zaubertrankmeister", war Mr. Milk ein.
"Ja - oder das", gab Dr. Barnes grummelig zurück.

"Ich hätte Interesse", platzte es aus Chris heraus und sie war erstaunt über ihren eigenen Mut.
"Sie?", entfuhr es Dr. Barnes und Mr. Milk gleichzeitig.
"Naja - ich bin ein wenig aus der Übung aber mit ein wenig Lektüre schaffe ich das bestimmt. Und ich bin eh auf der Suche nach einem Job", sagte sie schüchtern.
"Das wäre doch phantastisch", rief Mr. Milk erfreut während Dr. Barnes sie von oben bis unten musterte.
"Aber Sie sind so jung", gab er zu bedenken.
"Was hat das denn damit zu tun, Dr. Barnes?", fragte Mr. Milk empört. "Chris ist sehr gut in ihrem Fach. Immerhin ist sie eine Meisterin und wenn es Sie beruhigt, ich verbürge mich für sie. Außerdem", er grinste Dr. Barnes an, "haben Sie keine große Wahl, wenn Sie übermorgen aufbrechen wollen,"
"Sie haben ja Recht", schnappte Dr. Barnes. "Also gut, Miss Twospear. Wenn Sie unbedingt wollen, dann seien Sie spätestens übermorgen Mittag in meiner Praxis in Hogsmeade. Da zeige ich ihnen alles, was nötig ist. Aber seien Sie pünktlich." und mit diesen Worten verließ er den Laden.

"Übermorgen?", fragte Chris schockiert "Wie soll ich das denn schaffen?"
"Na, apparieren Sie doch", antwortete Mr. Milk.
Chris schüttelte den Kopf "Darin war ich schon immer eine Niete - ich hab die Prüfung niemals abgelegt."
"Und Flohpulver?"
"Vertrage ich nicht - oh Mist - was bleibt da noch?"
"Hmm - schwierig, oder? Warten Sie mal, jetzt hab ich´s", rief Mr. Milk "Der Hogwarts-Express. Der fährt morgen früh ab und damit wären Sie auch früh genug da."
"Natürlich", lachte Chris, "da sehen Sie mal, wie lange die Schule her ist - wie konnte ich das vergessen.."
"Dann hätten wir das Problem ja gelöst - kann ich sonst noch etwas für Sie tun?", fragte Mr. Milk freundlich.
"Klar doch", sagte Chris, "ich war so lange aus der Welt, dass ich so gut wie alles brauche, wenn ich mich bei Dr. Barnes nicht blamieren will. Inklusive einiger Bücher." Und mit diesen Worten wandten beide sich dem geschäftlichen Teil zu, um eine vollständige Liste abzuarbeiten.

Chris Erinnerungen wurden durch aufgeregte Stimmen und Fußgetrappel im Gang unterbrochen. 'Ah', erinnerte sie sich, 'wir sind bald da'. Sie blickte noch einmal aus dem Fenster und ihre Gedanken schweiften wieder ab - zu Marcus. 'Du blöde Kuh', schalt sie sich selber, 'hast du immer noch nicht daraus gelernt?' Und während der Zug in den Bahnhof von Hogsmeade einfuhr, schwor sie sich zwei Dinge. Zum einen, nie wieder mit einem eifersüchtigen Mann zusammen zu kommen und zum anderen, einen großen Bogen um die großen, dunklen und vor allem älteren Männer zu machen.

 

 

Prolog

Kapitel 2

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