The sound of love

 

 

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Kapitel 5: Tests 

 

Kurz vor 7 Uhr abends erreichte Chris das große Eingangstor von Hogwarts. Wie sie schon gedacht hatte, wurde sie wieder von einer Hauselfe erwartet, die sie zu Severus´ Privatlabor geleitete. Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie anklopfte. Vom Inneren hörte sie seine tiefe Stimme 'Herein' rufen und mit klopfendem Herzen öffnete sie die Tür. Was würde sie jetzt erwarten?
"Ah, Christina. Schön, dass Sie da sind. Dann können wir ja jetzt anfangen." Severus trat zu ihr hin und nahm ihr den Umhang ab, den er über einen Stuhl an der Wand legte.

"Als erstes möchte ich Sie ein wenig mit meiner Ordnung im Labor vertraut machen. Daher möchte ich Sie bitten, die Zutaten, die dort auf dem Tisch stehen, in die Schränke einzuräumen. Das sollte Ihnen dann auch in Zukunft helfen, besser mit den Anordnungen klar zu kommen."
Chris nickte leicht und trat an den Tisch. Es standen etwa 20 Behälter dort, die ohne jegliche Ordnung zu sein schienen. Eine leichte Übung und doch eine wichtige. Viele Zutaten konnten nicht einfach neben anderen gelagert werden. Andere wiederum benötigten ein spezielles Ambiente, um nicht zu verderben.

Chris ordnete zunächst die Behälter vor sich auf Zugehörigkeit und ihren eigenen Lagerungsumgebungen. Von trocken bis nass, von kalt bis warm und von leise bis laut. Dann nahm sie sich zwei Behälter und ging zu dem entsprechenden Schrank. Sie wollte gerade die Behälter einordnen, als ihr Blick auf die im Schrank fiel. Sie stockte und warf Severus einen verwunderten Blick zu. Dann stellte sie die Behälter vorsichtig auf den Boden und fing an, die Behälter im Schrank umzuräumen.
"Darf ich fragen, was Sie da machen?", kam die schneidende Stimme des Zaubertrankmeisters von hinter ihr.
"Ich bringe Ihre Schränke in Ordnung. Die Behälter sind ja völlig falsch gelagert?"
"Darum hatte ich Sie aber nicht gebeten. Wie kommen Sie überhaupt dazu, meine Ordnung anzuzweifeln?"

In Chris kroch leichte Panik hoch aber dann riss sie sich zusammen. Hier war sie auf einem Gebiet, was ihr vertraut war. Hier konnte er ihr so leicht nichts vormachen. Sie drehte sich um und stemmte die Fäuste in die Hüften. "Bitte, wenn Sie wollen, dass ihre Zutaten verderben, lasse ich es. Aber das Silbergras hier", sie zeigte auf einen Behälter, "muss bei 20% Luftfeuchtigkeit gelagert werden und nicht, wie Sie es haben, bei 50%. Wenn Sie es hier stehen lassen, wird es innerhalb von 3 Wochen verderben. Und das Teufelskraut muss in absoluter Trockenheit stehen. Aber Sie haben es bei 100% Luftfeuchtigkeit gelagert. So wird es in 3 Tagen absolut nutzlos sein. Also - lassen Sie mich jetzt weiterarbeiten oder soll ich einfach nur die Behälter hier aufräumen und Sie Ihre Kostbarkeiten verderben lassen?" Ohne eine Antwort abzuwarten drehte sie sich wieder um und machte sich daran, den Schrank neu zu sortieren. Dann räumte sie die Behälter, die Severus herausgenommen hatte, ein und wiederholte das so lange, bis alle Schränke in einer vernünftigen Ordnung waren und alle Behälter ihren Platz gefunden hatten.

Da Christina Severus während des ganzen Vorgangs keines Blickes gewürdigt hatte, war ihr auch das leichte Lächeln entgangen, das seinen Mund umspielte, während er ihre Arbeit beobachtete. Sie war schnell und effizient, wie er sich selber eingestand. Anstatt wahllos die Behälter zu greifen und von einem Schrank zum anderen zu hetzen, hatte sie sie erst sortiert und dadurch die Schränke nicht länger, als nötig offengehalten. Als sie alles erledigt hatte, nahm er ein Pergament auf, das er am Nachmittag vorbereitet hatte, und trat an sie heran. "Im nächsten Test sollen Sie aus den Zutaten, die ich hier notiert habe, einen wirksamen Trank Ihrer Wahl zusammenstellen. Natürlich mit den notwendigen Mengenangaben. Sie dürfen eine Zutat außen vor lassen und eine hinzufügen. Seien Sie darauf gefasst, den Trank nachher auch noch zu brauen."
"Was werden Sie während der Zeit machen?"
"Ich inspiziere natürlich die Schränke. Kein Test ohne Kontrolle."
"Natürlich. Vielleicht wollen Sie Ihre Behälter dann auch wieder in Ihre - ähmm - unorthodoxe Lagerungsart umsortieren. Ich will Ihnen ja wirklich nicht ins Handwerk pfuschen." Sie grinste ihn frech an und nahm das Pergament, bevor Severus sich noch überlegen konnte, ob er jetzt lachen oder einen Wutausbruch bekommen sollte. Letztendlich entschied er sich dafür, den Ausspruch zu ignorieren, da dadurch seine Würde wohl den geringsten Schaden nehmen würde.

Chris setzte sich mit dem Pergament an den Schreibtisch und nahm den Federkiel und ein paar weitere Blätter hinzu. Sie schaute auf die Liste, die um die 20 Zutaten aufführte. Eine schwere Aufgabe. Zuerst sortierte sie wiederum die Zutaten, diesmal jedoch nach ihrer Wirkung. Dann setzte sie Verbindungslinien zwischen Zutaten, die miteinander in Wechselwirkung standen und schaute sich ihr Ergebnis an. Kurz warf sie einen Blick auf Severus, der offenbar eingehend die Schränke inspizierte. Sie lehnte sich im Stuhl zurück und nahm die Spitze der Feder in ihren Mund, während sie angestrengt nachdachte. Keine leichte Entscheidung. Was könnte sie daraus brauen. Dann grinste sie, als sie einen Einfall hatte. Sie würde einen Reverso-Trank brauen. Einen Trank, der normalerweise die Haarfarbe eines Menschen ins modische Gegenteil verkehrte. Aber mit der einen Zutat, die sie hinzufügen durfte, würde sie den Trank noch modifizieren. Sie war sich sicher, dass Severus die Wirkung dieser einen - wunderbar banalen - Zutat nicht kennen würde. Sie selber hatte den Trank einmal vor nicht allzu langer Zeit zum Spaß ausprobiert und war selber über die Wirkung verblüfft. Doch vor ihrer Zeit als CTA hatte sie die Wirksamkeit dieser einen Zutat auch nicht gekannt. Das würde ein Spaß werden. Leise kichernd fing sie an, das Rezept aufzuschreiben.

Severus hatte die Inspektion seiner Schränke beendet und war erfreut. Alle Behälter waren richtig und sinnvoll eingelagert worden. Nicht ein Fehler war Christina unterlaufen. Um die Wartezeit zu überbrücken, fing er an, die Zutaten für einen Heiltrank zu präparieren, den Poppy benötigte und den Christina gleich für ihn brauen konnte. Er war nicht einmal halb fertigt damit, als sich die junge Frau an seinem Schreibtisch aufrichtete und zu ihm schritt. Lächelnd drückte sie ihm ein Pergament in die Hand.
"Fertig?"
"Ja, warum?"
'Weil das verdammt schnelle Arbeit war', war Severus versucht, zu sagen, aber er zog nur eine Augenbraue hoch und deutete auf seinen Arbeitstisch. "Würden Sie die Zutaten für den Fiebertrank bitte zu Ende präparieren, während ich mir Ihr Rezept anschaue?"
"Aber natürlich. Lassen Sie sich Zeit. Soll ich den Trank auch schon brauen?"
"Neinnein - das hat Zeit bis später. Schneiden Sie einfach die Zutaten weiter." Er setzte sich an den Schreibtisch und las das Rezept.

'Ein Reverso-Trank also, wie interessant.' Das war er in der Tat, denn es war einer der wenigen Tränke, in dem alle von ihm vorgegebenen Zutaten gebraucht wurden. Er las die Liste und stockte, als er die Mengenangaben und Zubereitungshinweise las. Da stimmte doch was nicht... und dann, ganz am Ende las er "Zwei Teelöffel jodhaltiges Salz". Was sollte das denn? Diese Zutat war doch absolut sinnlos. Und mit der Zusammenstellung würde der Trank niemals funktionieren. Er warf einen irritierten Blick auf Christina, die gerade zum Waschbecken ging, Brettchen und Messer ordentlich reinigte und zum Trocknen auf die Spüle legte. Er warf noch einmal einen Blick auf das Pergament. Nein - der Trank war sinnlos und das war etwas, was er nicht glauben konnte. Soweit er Christina einschätzen konnte, würde sie niemals so einen gewaltigen Fehler machen.

Chris hatte sich die ganze Zeit über das Brettchen gebeugt und traute sich nicht, einen Blick auf Severus zu werfen. Wahrscheinlich wäre sie in lautes Lachen ausgebrochen, wenn sie den Blick des Mannes gesehen hätte. Die letzte Zutat - so banal sie auch klingen mochte, würde den Zaubertrankmeister wirklich verwirren. Wahrscheinlich würde er ihr gleich vorwerfen, dass ihr Trank nicht funktionierte und dann - ja dann würde sie eine kleine Wette aussprechen. Nachdem sie Messer und Schneidebrett gereinigt hatte, ging sie noch einmal zum Tisch, um die Zutaten nach ihrem Gebrauch zu ordnen und erhaschte einen Blick auf Severus, wie er mit verwirrtem Blick auf ihr Rezept starrte. Sie konnte quasi die Rädchen hinter seiner Stirn arbeiten hören und musste sich dazu zwingen, nicht zu lachen.

Angelegentlich wandte sie sich den kleinen Behältern mit den Zutaten zu und fing gerade an, diese zu sortieren, als sie die dunkle Stimme hinter sich hörte. "Können Sie mir sagen, was das hier sein soll?", fragte Severus mehr mit Verblüffung als Ärger in der Stimme.
"Ein Reverso-Trank. So, wie ich es oben drüber geschrieben habe." Sie drehte sich um und lächelte ihn an. "Wieso? Ist etwas nicht in Ordnung damit?"
"Nicht in Ordnung? Der funktioniert so nicht mal. Absolut wirkungslos. Mit dem Trank können Sie gar nichts ausrichten. Der würde noch nicht mal als Gift funktionieren."
"Ah - sind Sie sich da ganz sicher?"
"Natürlich bin ich mir sicher. Kommen Sie doch mal her."
Sie trat an den Schreibtisch und sah angelegentlich auf das Pergament vor Severus. "Und? Was ist falsch daran?"

Severus warf einen verblüfften Blick auf Christina. Das konnte doch nicht sein, dass sie wirklich die Unwirksamkeit dieses Rezeptes nicht erkannte. Langsam erklärte er ihr Punkt für Punkt ihre Fehler und die richtigen Mengen, die für ein funktionierendes Rezept notwendig waren. Christina hörte aufmerksam zu und nickte nach jedem abgehandelten Punkt. Am Ende tippte Severus auf das "jodhaltige Salz" und fragte: "Und was hat es damit auf sich?" Er sah in die Augen der jungen Frau vor sich.
"Das ist der Grund, warum das Rezept so und nicht anders lauten muss. Es ist meine Modifizierung des Rezepts."
"Und ich sage Ihnen, dass er so nicht funktionieren wird."
"Oh - wollen Sie wetten?"
"Das ist nicht meine Art. Ich wette nie."
"Naja - aber wenn Sie so sicher sind, dass Sie Recht haben, gehen Sie doch gar kein Risiko ein. Sie können also nur gewinnen. Was sagen Sie?"

Christina schaute ihn aus unschuldigen Augen an und er gab nach. "Also gut. Ich kann ja gar nicht verlieren. Welchen Einsatz schlagen Sie vor?"
"Nun - da ich Geld am Besten brauchen kann, schlage ich vor, dass Sie mir, wenn Sie verlieren, 2 Galleonen bezahlen. Wenn ich verliere - also wenn mein Trank funktionslos ist oder sogar nicht besser in der Wirkung - dann werde ich noch 3 Wochen umsonst bei Ihnen arbeiten. Schlagen Sie ein?"

Severus war sich sicher, dass Christina ihre Wette verlieren würde. Er nahm ihre ausgestreckte Hand und schüttelte sie leicht. "Einverstanden. Ich braue meinen Trank, Sie den Ihren. Dann werden wir die Tränke testen."
"Gut. Sie testen meinen Trank, ich Ihren."
Severus wollte gerade widersprechen, als Christina fortfuhr: "Wenn mein Trank tatsächlich keine Wirkung haben soll, wie Sie sagen, dann gehen Sie doch kein Risiko ein."
"Also gut. Fangen wir an."

Sie gingen zu den Vorratsschränken und nahmen die notwendigen Zutaten heraus. Sie maßen sie ab und zerkleinerten sie gemäß ihren eigenen Vorstellungen des Trankes. Gerade, als Severus mit dem Brauen beginnen wollte und Chris noch die Schälchen mit den Zutaten sortierte, fiel ihr etwas ein. "Haben wir eigentlich Jodsalz hier?"
"Nein - aber... Moment." Severus ging zu einer Schelle und läutete sie. Innerhalb von Sekunden erschien ein Hauself im Labor. "Professor Snape hatten gerufen? Was kann Minny für Professor Snape tun?"
"Bring uns bitte etwas jodhaltiges Salz."
"Ja, Sir, Professor Snape, Sir", sprach die Elfe und verschwand.
Da Chris das Salz erst ganz am Ende brauchte, wandte sie sich wieder ihren Schälchen und dem Kessel auf dem Feuer vor sich zu. So bemerkte sie nicht einmal mehr die Elfe, die eine Schale mit Salz brachte und sie auf Severus´ Weisung hin auf Chris Arbeitsfläche stellte.

Die nächsten zwei Stunden waren mit konzentrierter Arbeit erfüllt, die nur selten und kurz durch belanglose Gespräche gefüllt wurden. Diese wurden jedoch jedes Mal abrupt durch notwendige Arbeiten an den Kesseln unterbrochen und keiner nahm es dem anderen übel. Severus war zuerst mit seinem Trank fertig und nachdem er die Flamme unter dem Kessel mit einem Wink seines Zauberstabes gelöscht hatte, wandte er sich Chris zu, die weiterhin hochkonzentriert in dem Trank rührte und hin und wieder eine Zutat hinzufügte. Zuletzt gab sie noch die zwei Teelöffel des Salzes hinzu und rührte noch einmal den Trank um, bevor sie die Flamme löschte und sich Severus zuwandte. "Ich bin fertig."
"Gut. Wir sollten noch ein wenig warten, bis die Tränke trinkbare Temperaturen erreicht haben."
"Einverstanden. Wäre da noch etwas, was Sie von mir wissen wollen, bevor vielleicht einer von uns beiden unpässlich wird?" Chris grinste Severus an.

"In der Tat. Bevor ich Sie Ihrer Niederlage überlasse, möchte ich Ihnen etwas vorstellen. Das Grundrezept für den Trank, an dem wir arbeiten werden, wenn Sie hier sind und wir nichts besonderes für den Unterricht vorbereiten müssen. Ich denke, dass Forschungsarbeit doch mehr in ihrem Interesse ist." Er reichte Christina das zweite seiner am Nachmittag vorbereiteten Dokumente und sah sie interessiert und verwundert auf die Vielzahl der Zutaten blicken. Ihr entfuhr ein leichter Pfiff als ihr die Komplexität des Trankes bewusst wurde. "Das sind die Zutaten zu einem Trank, der das Gedächtnis nach einer Überdosis von Veritas-Serum wieder zurück bringen soll. Der sogenannte Recomminiscor-Trank. Aber der ist doch bekannt. Was wollen Sie an ihm verändern?"

Severus lachte leise ob ihrer Kenntnisse und war kurze Zeit wegen ihrer Wette besorgt. Nur wenige kannten die Ingredienzien für den Recomminiscor-Trank und noch weniger konnten auf einen Blick einen Zusammenhang zwischen den Zutaten und dem Trank erkennen. "Ich möchte ihn so verändern, dass er nicht nur die Wirkung des Veritas-Serums aufhebt, sondern auch noch Verstärkungen durch Flüche heilen kann. Insbesondere die des Imperius-Fluchs in Verbindung mit dem Cruciatus-Fluchs. Das könnte ein ungeheurer Schritt für den Kampf gegen den dunklen Lord sein."
"Warum?"
"Haben Sie noch nie was von dem Schicksal der Familie Longbottom gehört?", fragte Severus leicht gereizt.

"Nur, dass sie im St. Mungos Hospital sind. Aber den Grund habe ich nie erfahren."
"War auch nicht zu erwarten. Die Longbottoms waren Auroren und wurden von 'Dem-der-nicht-genannt-werden-darf' zur Befragung mit dem Veritas-Serum 'behandelt'. Aber sie waren gut trainiert. Als der dunkle Lord merkte, dass er bei ihnen nichts erreichen kann, hat er in seiner Ungeduld den Imperius angewandt - und als das immer noch nichts brachte - die Longbottoms waren sehr gute Auroren - hat er auch noch den Cruciatus benutzt. Das hatte eine fatale Auswirkung auf das Gehirn der beiden. Das Veritas-Serum wurde so verstärkt, dass das Gedächtnis komplett ausgelöscht wurde. Und nicht nur das. Auch heute können die beiden sich nach fünf Minuten nicht mehr an das erinnern, was sie eben getan haben. Als der dunkle Lord merkte, was er mit den Flüchen und dem Serum erreichen konnte, hat er diese Methode auch noch bei vielen anderen Opfern angewendet. Ich möchte die Longbottoms heilen. Und die anderen Auroren und Zauberer, die sich dem dunklen Lord entgegenstellten, auch."

"Also sind sie ein weißer Kämpfer?"
"Naja - sagen wir, grau... aber darüber möchte ich genau so wenig reden, wie Sie über Marcus. Haben Sie verstanden?"
"Ja. Sollen wir jetzt die Tränke ausprobieren?"
"Einverstanden." Sie gingen zu den Kesseln und schöpften eine Kelle voll in ihre Probebecher.
"Ah - einen Moment - wir wollen das doch richtig genießen", grinste Chris Severus an und öffnete den langen, geflochtenen Zopf. Nachdem sie die Masse ihrer Haare ausgeschüttelt hatte, griff sie nach dem Becher, den Severus ihr hinhielt und trank ihn in einem Schluck aus. "Puhh - an dem Geschmack sollte man wirklich noch mal arbeiten", erklärte sie mit einem Schütteln, als sie den Becher wieder auf den Tisch stellte. Dann griff sie eine ihrer Haarsträhnen und zog sie vor ihr Gesicht. Nach nicht ganz einer Minute sah sie, wie die Strähne vom Kopf an bis zu den Spitzen runter einen schönen, hellen Ton annahmen. Nach insgesamt zwei Minuten erstrahlten ihre Haare in einem satten, glänzenden Hellblond.

"Also die Farbe ist nicht ganz mein Fall, aber der Trank funktioniert", lachte Chris, während sie sich einmal um ihre eigene Achse drehte. Severus musste kurz schlucken bei dem Anblick. Obwohl er zugeben musste, dass ihr die schwarzen Haare besser standen, sah sie auch in blond atemberaubend aus.
"Jetzt sind Sie dran." Sie hielt ihm den Becher hin und er nahm ihn zögernd an. "Was ist? Trauen Sie Ihrer eigenen Urteilskraft nicht mehr?", grinste Chris ihn an.
Severus funkelte sie gefährlich an, bevor er den Trank mit einem Zug hinunterschüttete.
"Es wird etwas länger dauern, bis der Trank wirkt", sagte Chris mit absoluter Zuversicht in der Stimme. "Aber von dem Ergebnis werden Sie 'begeistert' sein."
"Und wie lange werden wir warten müssen?", fragte Severus.
"Och - so etwa 5 Minuten."
"Gut - dann können wir ja schon mal aufräumen." Er begann, seine Arbeitsfläche zu reinigen und stellte die Schälchen und Schneideutensilien in die Spüle.
Chris wandte sich ihrem Arbeitsplatz zu, während sie immer mal wieder einen Blick auf Severus warf, um die ersten Anzeichen der Veränderung zu sehen.

Als sie endlich sah, wie sich der Ansatz seiner Haare hellblond verfärbte, griff sie ihren Zauberstab und sprach leise "Speculum advenio." Ein mannshoher Spiegel erschien an einer Wand.
Severus sah sie irritiert an. "Also, meine Haare sind durchaus lang genug, um eine Veränderung auch so zu sehen", sagte er, als Chris ihn mit einer einladenden Geste zum Spiegel bat.
"Ach kommen Sie schon. Ich hab doch gesagt, dass der Trank modifiziert wurde. Das Ergebnis sollten Sie in vollen Zügen genießen."

Severus trat an den Spiegel und betrachtete sich eingehend. Er war schon verblüfft, als er sah, wie sich sein Haar langsam aber sicher zu einem fast weißen Hellblond verfärbte. Das hätte er tatsächlich nicht erwartet. Doch damit nicht genug. Plötzlich bemerkte er, wie sich seine Hautfarbe von dem fast durchscheinenden weiß zu einem satten Beach-Boy-Braunton verfärbte, während seine Augen aufhellten, bis sie in einem strahlenden Blau aufleuchteten. 'Oh - mein Gott', dachte er. Das war nun überhaupt nicht, was er erwartet hatte. Abrupt wandte er sich zu Christina um, die nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken konnte. "Was haben Sie mit mir gemacht?", fuhr er sie an und da konnte Christina sich wirklich nicht mehr zurückhalten. Sie fing an zu lachen. Und lachte so heftig, dass sie mit Tränen in den Augen und die Hände in die Seiten gepresst zu Boden sank.
"Das finde ich absolut nicht komisch", rief Severus empört, "was war das für ein Trank?"
"Ein Reverso", japste Christina zwischen zwei Lachanfällen. "Ich hab doch gesagt, dass ich ihn modifiziert habe. Genauer gesagt, habe ich ihn verstärkt, so dass er auf den ganzen Körper wirkt. Eine Wirkung des 'nutzlosen' Jodsalzes."
"Und warum, bei allen Göttern, haben Sie mir das nicht gesagt?" Severus war näher gekommen und stand nun bedrohlich über Christina, die sich sichtlich um Fassung bemühte.

Chris bemerkte sehr wohl, wie wütend Severus im Moment war und wie er sich sichtlich um Autorität bemühte. Doch leider war seine momentane Erscheinung nicht unbedingt dazu geeignet, in ihr auch nur den kleinsten Hauch von Angst oder Ehrfurcht zu erwecken. Für sie sah er aus, wie frisch aus einem Surfer-Magazin entstiegen. Endlich schaffte sie es, ihren Lachanfall zu überwinden und langsam stand sie, nach Atem ringend, auf. "Sie haben mich nicht gefragt", gab sie grinsend zurück. "Sie waren so fest davon überzeugt, dass mein Trank nicht funktionieren wird, dass ich Sie wahrscheinlich nicht von Ihrer Meinung abbringen konnte. Jetzt jedoch haben Sie den Beweis."
"Brauen Sie mir sofort einen Gegentrank!"
Chris schüttelte den Kopf. "Gibt es keinen. Sie werden schon abwarten müssen, bis die Wirkung nachlässt. Aber", beeilte sie sich zu sagen, als sie seinen Gesichtsausdruck sah, "keine Angst. Die Wirkung hält nur für etwa vier Stunden an. Also keine Gefahr, dass Sie morgen so vor die Schüler treten müssen. Wenn Sie wollen, warte ich mit Ihnen."

Severus holte noch mal tief Luft. Innerlich zählte er bis zehn, um nicht vor Wut in die Luft zu gehen. Dann, nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, nickte er beinahe ergeben und fügte sich seinem Schicksal. Er schaute noch mal in den Spiegel und konnte jetzt auch ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. Die Wirkung war erstaunlich. Durch sein geändertes Erscheinungsbild ließ das Lächeln ihn sogar viel jungenhafter aussehen. 'Ich könnte glatt als Dracos Vater durchgehen', dachte er mit Blick auf seine Haare. Christina hatte ihn geschlagen. Nicht nur auf seinem ureigensten Gebiet, den Zaubertränken. Nein - sie hatte ihm die Stirn geboten und sich nicht einschüchtern lassen. Eine erstaunliche Frau. Er zückte seinen eigenen Zauberstab und ließ den Spiegel mit einem leisen "Speculum vanesco" wieder verschwinden.

 

 

Kapitel 4

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