Tage des Glücks - Kapitel 4

 

 

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Kapitel 4



Es war eine kalte Vollmondnacht im Oktober. Die Sterne leuchteten so hell und klar, so dass sie den Nachthimmel schmückten, als seien sie Diamanten. Der Mond strahlte ein mystisches Licht ab. Man konnte den Geruch von Wäldern und frisch abgemähtem Gras wahrnehmen.

Doch dieses Bild des Friedens trog.

Auf einer Anhöhe lag eine alte, viktorianische Burgruine, von der ein gespenstisches Licht ausging. Vor dem zerfallenen Eingang und in die Ruine hinein traf man auf Dutzenden von Fackeln. Die Wände waren nackt und kalt und mit Bruchstellen übersät.

Dies war einmal Schauplatz einer vernichtenden Schlacht. Die Kämpfer des Burgherren wurden des Nachts von feindlichen Soldaten überrascht und auf qualvollste Weise getötet. Und nun würde dieses einstige Schlachtfeld Schauplatz eines weiteren Mordes werden...

Etwa 25 Männer in schwarzen Roben gehüllt, ihre Gesichter hinter Kapuzen versteckt, standen kreisförmig im Zentrum. Sie schienen aus Stein gehauen zu sein, da keiner unter ihnen sich bewegte. Niemand sagte auch nur ein einziges Wort, die Blicke starr auf seinen Gegenüber gerichtet.

Plötzlich ertönte ein kaum vernehmbares Zischen. Die Ansammlung spaltete sich und in den Kreis trat eine Gestalt mit gefährlichen roten Augen... Lord Voldemort!

„Meine Brüder! Unsere Macht wächst zusehends von Tag zu Tag. Das Ministerium versucht vergeblich, uns zu überwältigen, uns zu finden. Wir werden ab dem heutigen Tage an ein neues Mitglied in unserer Mitte besitzen. Trete hervor, Neo Sander!“

Dies klang natürlich mehr nach einem Befehl, als nach einer Bitte. Nun, es war ein Befehl.

Neo, ein junger Mann mit etwa 20 Jahren, hatte schulterlanges Haar und blau-grüne Augen. In seinen Augen konnte Severus, welcher Neo gegenüber stand, Hass und Machtgier sehen. Er wusste, wie gefährlich diese Kombination sein konnte.

Neo trat in die Mitte des Kreises, während der ranghöchste Todesser einen Dolch und eine winzige Phiole darreichte.

Voldemort sah Neo an, als blicke er ihm tief in seine Seele.

„Knie nieder!“

Voldemort nahm den Dolch und streute auf diesen ein wenig von dem Pulver, das aus der Phiole trat. Wenige Sekunden später war der Dolch schwarzglänzend. Er hielt den Dolch Neo an den Hals. Das erste der drei Rituale einer Einweihung sollte nun beginnen. Die Rituale waren simpel: >Eid, Mal, Opfer<

„Schwörst du dein Leben lang für unsere Ziele einzustehen, uns loyal zu sein und selbst, sei dein Leben der Preis?“

„Ja, Mylord, ich schwöre!“

„Schwöre mit deinem Blut!“

„Ja, Mylord. Ich schwöre es mit meinem Blut!“

Dann schnitt Voldemort Neo in den Hals und ein kleines Rinnsal Blut war zu sehen. Das Pulver machte die Wunde so schmerzend, dass Neo das Gefühl hatte, sie würde brennen.

Nun sollte Neo seinen Arm hochstrecken, damit ihm das dunkle Mal geschenkt werden konnte.

Unter Schmerzen wurde ihm dieses Geschenk zuteil. Doch Neo unterdrückte den Schmerz und ließ sich nichts anmerken.

Voldemort war von der Belastbarkeit des Novizen beeindruckt. Er wollte wissen, wie er die letzte Prüfung meisterte.

„Gut. Ich habe noch eine letzte Prüfung für dich. Ich bin mir sicher, dass sie dir gefallen wird! Lucius, bringe sie zu mir!“

Lucius Malfoy trat aus dem Kreis und kam nach kurzer Zeit zurück, mit einer jungen, gefesselten Frau. Die Frau hatte lange blonde Haare und war wunderschön. Zu seinem Entsetzen stellte Severus fest, dass das Opfer seine Annabelle war! Verzweiflung trat in ihm empor und seine endgültige Liebe zu ihr brachte ihm seinen selbstzerstörenden Mut. Er trat aus dem Kreis und sah Voldemort beinahe flehend an.

„Mylord, tut dies nicht. Ich...“

Voldemort sah Severus mit einem vernichtenden Blick an. Jeder normal denkende Mensch hätte sich jetzt entschuldigt und wäre an seinen Platz getreten. Doch Severus blieb, wo er war.

„Severus, sie arbeitet für das Ministerium, sie ist unser Feind. Wenn du für sie Mitleid empfindest, bist du eine Schande für die Todesser, es nicht wert, zu leben!“

Nun stand in Annabelle das blanke Entsetzen in ihrem Gesicht geschrieben. Severus? Ein Todesser? Das durfte einfach nicht wahr sein!

„Severus, was hast du dir da selbst angetan? Du hast dein Leben fortgeworfen! Auch wenn du es jetzt noch nicht begreifst.“

Mit einem diabolischen Lächeln begriff Voldemort die Situation.

„So so, du hast dich also mit einem Feind eingelassen... Erhalte nun deine Strafe! Crucio!“

Der Fluch traf Severus sehr hart, so dass dieser vom Boden gerissen wurde. Er hatte das Gefühl, als würde er innerlich zerreißen. Die Sekunden wurden zu Minuten, während für ihn die Minuten zu Stunden wurden.

Voldemort hielt den Fluch so lange aufrecht, bis Severus Blut spuckte. Dann erst ließ er von ihm ab.

Annabelle weinte bitterlich. Severus so zu sehen, in einer Todesserrobe, war für sie unerträglich. Sie hatte das Gefühl, als ob Voldemort den Crucatio auf sie gerichtet hätte.

Voldemort wandte sich Neo zu.

„Worauf wartest du noch, Neo?“

Neo verbeugte sich vor Voldemort, hob seinen Zauberstab und mit einem Lächeln auf den Lippen sprach er die todbringenden Worte: Avada Kedavra!

Ein grünes Licht erschien und mit ihm erlosch ihr Leben.

Sie sackte tot zu Boden. Eine einzige Träne rannte noch ihre Wange hinunter. Eine letzte.

Severus war durch den Crucatio bewusstlos geworden.

Voldemort begrüßte Neo im Kreis der Todesser und sie apparierten. Bis nur Severus und die tote Annabelle zurückblieben.

Nach kurzer Zeit kam Severus wieder zu Bewusstsein Er fühlte sich schwach und elend. Für einige Zeit war er orientierungslos, bis er sich erinnerte.

Er blickte angstvoll hoch und sah eine Gestalt regungslos auf den Boden liegen... Annabelle!

So schnell er nur konnte kam er zu ihr. Er konnte es nicht ertragen! Ihr Gesicht sah so ängstlich aus und unendlich traurig. Er berührte kurz ihre Wange und strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Sie war so schrecklich kalt!

Dann küsste er sie ein letztes Mal und sah den kleinen, goldenen Ring an ihrem zierlichen Finger. Er erinnerte sich daran, wie glücklich er doch in dem Moment war, als er ihr diesen schenkte. Er verstand die Welt nicht mehr. Er gab sich die Schuld an ihrem Tod, da er sie nicht retten konnte.

Er war so in seinen Gedanken verloren, dass er nicht einmal mehr merkte, wie ihm Tränen liefen.

Severus hatte einen Entschluss gefasst: Er würde das Andenken seiner Annabelle wahren und sich selbst als Todesser stellen. Ihm war es lieber, nach Askaban zu kommen, als irgendwann als Todesser zu sterben.

Er stand auf, schaute noch ein letztes Mal zu seiner Annabelle und apparierte zum Verbotenen Wald. Er würde sich Albus Dumbledore, seinen früheren Direktor, stellen. Er wusste schließlich, dass Dumbledore eine Gruppierung zum Kampf gegen Voldemort anführte.



Severus wachte auf. Er zitterte am ganzen Leib. Im war fruchtbar kalt. Er sah sich allein auf seinem Bett sitzen.

Er dachte an Annabelle, wie sie dalag, wie kalt sie war, wie regungslos. Er sah sie, wie sie noch seinen Ring trug. Sie hatte ihn bis zu ihrem Tode geliebt, das wusste er.

Er ließ seine Tränen gewähren und beruhigte sich selbst mit dem Gedanken, dass Annabelle, wo immer sie jetzt auch sein mochte, es besser hätte, als in dieser Welt.

In dieser Nacht schlief Severus nicht mehr...


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