Die schwarze Hexe - Kapitel 6: Flugstunden

 

 

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Kapitel 6: Flugstunden


Es war ein klirrendkalter Novembermorgen als Madam Hooch beim Frühstück zwischen die zwei Snapes trat und sich an Haberfeldt wandte.
"Hexenmeisterin, ich weiß, dass Sie einen internationalen Flugschein haben, möchte Sie aber doch zur nationalen Flugprüfung einladen... "
"Wegen dem Linksflugverkehr...??"
"Unter anderem auch deswegen, jeder Lehrer absolviert die Prüfung regelmäßig alle fünf Jahre und ich mache mir gerne ein Bild von den Leistungen der Kollegen..."
"Whuu, Flugaufsicht... wann solls denn losgehen?"
"Heute ist gute Sicht und als weiterer Prüfer steht uns Meister Perdu Concorde zur Verfügung. Könnten Sie sich vertreten lassen?"
"Wie lange dauerts denn?"
"Einen Vormittag schon..."

Haberfeldt beugte sich vor zu Snape: "Severus, könnten Sie heute einige meiner Vormittagsstunden übernehmen, ich soll Flugprüfung machen?"
Snape überlegte nur kurz und lächelte in sich hinein. "Das läßt sich einrichten, Dumbledore übernimmt gerne meine Stunden... haben Sie den Stoffplan bereit?"
"Besorge ich sofort nach dem Essen. Sie müssen sich aber nicht unbedingt daran binden..."

Eine halbe Stunde später sah Snape die beiden Frauen mit dem bestens aufgelegten Concorde das Schloss verlassen. Voller Freude schritt er zu Kerker2 weiter. Endlich mal Gelegenheit, ein paar Sachen auszuprobieren...

Als Snape in der großen Pause, weil er Aufsicht hatte, kurz in den Hof ging, sah er einen völlig geknickten Concorde auf das Schloss zuschreiten. 
Snape grinste und sprach ihn an. "Na, wie war die Prüfung?" 
"Ich gebe auf, ich glaube ich gebe den Schein ab. Die Weiber haben nur Blödsinn im Kopf und haben es drauf angelegt mich möglichst schnell abzuhängen... Klar hat die Haberfeldt ihren Schein, die fliegt ja... die könnte in der Formel 1 fliegen, mir ist schlecht. Ich brauche erst mal was für meinen Magen..." 
Er schaute Snape verächtlich von oben bis unten an. "Vielleicht sollten Sie Ihr Äußeres verändern, ich versteh nicht, wie man sich so einer so angleichen kann, oder ist das Ihre Schwester?" Dann stolzierte er von dannen.

Snape schaute ihm mit offenem Mund nach. Er sollte sich verändern?? Dann lachte er vor sich hin. Warum eigentlich nicht? Bei passender Gelegenheit... Diese Hexe hatte sich ja wohl auf seine Gestalt festgelegt...

Es saßen schon alle beim Mittagessen als Madam Hooch und Hexenmeisterin Haberfeldt den Saal betraten. Sie sahen etwas mitgenommen aus, die Kleidung z.T. angerissen, die Haare voller Tannenzweige und Spinnweben. Sie lachten und tuschelten miteinander und schienen sich bestens zu verstehen. Sie blieben bei Dumbledore stehen und sprachen leise mit ihm.
"Bis nachher, Gundi!", rief Hooch der anderen zu als sie sich neben Snape platzierte.

Nach dem Essen erhob sich Dumbledore und sprach zu den Schülern. Ich darf eine Überraschung für alle Interessenten der Flugkunst ankündigen, dazu sind alle Schüler und Lehrer heute nachmittag um 5 Uhr herzlich ins Quidditchstadion eingeladen. 

Die Schüler murmelten eifrig.
"Vielleicht eine Vorführung in Fensterdurchfliegen", witzelte Ron.
"Oder im Kampfflug...", lachte Harry
"Oder in Besenkunde... wie binde ich den häßlichsten Besen der Welt..."
"Ihr seid unverbesserlich", antwortete Hermione mit einem ärgerlichen Blick. "Das müsste dich doch interessieren, Harry, ich für meinen Teil werde mein Notizbuch mitnehmen..."
"Für den Fall, dass du noch eine Mannschaft für Frauenquidditch zusammenbringst... damit du auch noch eine Chance als Spielerin hast... "
Hermione stand auf, doch Harry und Ron hatten sich schon in Sicherheit gebracht.

McGonagall blickte verwundert auf, als sie beim Betreten des Stadions auf Snape stieß. War das... Snape... oder...

Severus Snape hatte ein altes Zauberbuch herausgekramt und sich intensiv auf den Nachmittag vorbereitet. Er wusste zwar nicht wie Haberfeldt ihre Verwandlungen zustande brachte, aber das, was er wollte, ging auch so. Seine Gesichtsfarbe wirkte frisch und erholt, das Haar war frisch gewaschen und fiel mit einem Lederriemen gebändigt auf seinen Rücken, wo es sich über einem Gewand kringelte, das es Lockheart alle Ehre gemacht hätte. Der flaschengrüne Seidenstoff raschelte bei jeder Bewegung, schwarze Paspel betonten seine schlanke Statur.
"Se... verus", stotterte McGonagall und blieb sprachlos stehen.
Auch die Schüler waren ziemlich baff. Hermione machte große Augen und merkte erst sehr spät, dass Ron ihr mit seinen Händen vor den Augen wedelte. "Was immer jetzt kommt, es fängt an..."

Da schon die Dämmerung Einzug gehalten hatte, gingen nun vier Spots an, die das Stadion sanft erleuchteten. Eine sphärische Musik begann zu spielen und es wurde ganz still. Aus dem Dunkel tauchten zwei Gestalten auf Besen auf, die in den Händen je zwei Fackeln trugen und sachte in die Mitte glitten. Eine in feuerrotem und eine in phosphorgrünem Fetzengewand. Sie hielten aufeinander zu trafen sich in der Mitte und stiegen langsam steil auf, Fußsohle an Fußsohle. Der Spot folgte ihnen. Auf gut 20 Meter Höhe trennten sich die Beiden und die feuerrote Fliegerin taumelte langsam in einer Spirale zu Boden und blieb 3cm über Grund in völliger Spannung schwebend liegen. Applaus für Madam Hooch. Die andere Hexe zog einen Slalomparcours um die Quidditchtore und die Zuschauertürme, dann setzte sie sich rittlings auf den Besen und begann einen spektakulären Sinkflug mit dem Hintern voraus. Die Fetzen flogen in langen Fahnen hinterher zusammen mit den Fackeln vermeinte man einen Kometenschweif zu beobachten. Einen Meter über dem Boden griff die Hexe um, die Fackeln im Mund, und stellte sich auf den Besen, flog so eine Stadionrunde, warf die Fackeln Hooch zu, die sie in vorbereitete Halterungen befestigte und als die Musik laut und hektisch wurde stieg sie wie ein Pfeil in die Lüfte. In wenigen Sekunden hatte sie die 20 Meter wieder erreicht und stürzte sich in einem Affenzahn abwärts, dass einem schwindelig werden konnte. Sie saß nun und drehte sich im Sinken um die Besenachse wie ein großer Bohrer, schoss über den Köpfen der Zuschauer hinweg und beschleunigte nochmal in einer großen Runde außen um das Stadion. Dann zeigte sie einen Dreifachlooping quer über das Spielfeld und bremste leicht aus, als sie kopfunter mit gekreuzten Beinen am Besen hängend aus der Kurve kam. Sie griff an den Stil und ließ dabei die Füße absinken, bildete dann eine Brücke und schraubte sich kontinuierlich aufwärts wie ein Hendl am Grill. Die Musik wechselte zu einem romantischen Thema. Die Hexe stoppte in der Luft und mit ihr hielten alle die Luft an. Was kam jetzt? 
Madame Hooch startete mit einem Raketenzischen nach oben und hielt neben der Hexe an. Sie schoben die Besen zusammen und setzten sich gleichzeitig auf beide Besen. Im Wellenflug rutschten sie abwärts. Hooch vorne sitzend, die Hexe erhob sich langsam zum Stehen, griff nach Hoochs Beinen und zog sie in den Kopfstand hoch. Kurz über dem Boden saßen beide wieder und trennten die Besen. Sie zogen gegenläufig einige Kreise im Stadion und stiegen dabei Meter um Meter bis ganz hinauf. Dann stoppten sie. Die Musik verstummte. Die Frauen trafen sich oben, schienen sich kurz zu besprechen und dann stürzten sie sich abwärts, wobei Hooch im Slalom durch die Loopings der anderen Hexe flog. Kurz vor dem Boden bremsten sie abrupt, nahmen die Fackeln auf und stiegen in die Mitte des Stadions auf. Ihre Besen berührten sich an den Stielen, aus den gebundenen Enden stoben nun bunte Funken. Beide streckten die Arme mit den Fackeln aus und verschränkten die Beine um die Besen. Die Musik setzte wieder ein. Karussellmusik. Hooch ließ sich kopfunter drehen und setzte die Bewegung langsam nach oben fort. Die Hexe folgte ihr zeitversetzt in entgegengesetzter Richtung. Immer schneller drehten sie sich bis sie zu einem Rad aus Feuer und Licht verschwammen, das begann wie eine Wippe hin und her zu schaukeln. Dann urplötzlich verlöschte das Licht und die Musik erstummte. Es gab ein donnergrollendes Geräusch und ein unglaublichen Scheppern. Dann standen zwei Wesen in Rot und Grün auf dem Rasen und verbeugten sich. Applaus brandete auf, Trampeln und Pfiffe waren zu hören.

In der Luft breitete sich wie von Zauberhand ein leuchtendes Plakat aus. Sonderkurs Kunstflug, für alle, die die Grundkurse absolviert haben und noch nicht genug bekommen können... 

Snape war während der ganzen Vorstellung von Hochspannung ergriffen und blieb zum Auskühlen noch einige Zeit sitzen. Er bemerkte nicht, dass ein astiger Besen direkt vor ihm stoppte und eine phosphorgrüne Gestalt abstieg. 
"Mmmm, das freut mich aber, dass Sie sich für mich so schick gemacht haben, Severus, da könnt ma ja gleich schwach werden..."
Snape schaute Haberfeldt entgeistert an und strich verlegen über den Stoff seines Gewandes. 
"Darf ich", fragte Haberfeldt ruhig und griff vorsichtig in die Falten. "Phantastisch, was für ein göttliches Material... das übrigens auch" flüsterte sie und strich ihm über den Rücken. "Sie führen mich in Versuchung, Master Snape." 
Er trat unversehens einen Schritt zurück. Seine Augen verengten sich. "Spielen Sie lieber wieder mit Madam Hooch, Rautgundis!" presste er hervor und machte sich auf den Weg zum Ausgang.

"Tztztztztz," murmelte Haberfeldt grinsend, "du hast schon wieder vergessen, dass ich Gedanken lesen kann, Severl... es freut mich, dass dir meine Darbietung gefallen hat..." Dann flog sie lachend zum Ausgang. Sie wollte auf alle Fälle den Abend genießen und mit Madam Hooch anstoßen. Was für ein spaßiger Tag.

Snape war auf seinem Weg nach draußen puterrot geworden. Er schnaufte tief durch. Sein Herz schlug schnell. Verdammt, diese Hexe konnte ja Gedanken lesen... die seinen waren eben nicht gerade jugendfrei gewesen. Er sollte sich besser zusammennehmen. Er wollte in sein Zimmer gehen, wieder das alte Gewand anziehen, mit dem er sich einfach wohler fühlte. Auf halbem Weg kehrte er um. Was sollte das wieder, er würde sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen lassen. Ein Spaziergang nach Hogsmeade wäre jetzt das Richtige für ihn.


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