Die schwarze Hexe - Kapitel 7: Inmitten der Nacht

 

 

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Kapitel 7: Inmitten der Nacht


Severus Snape versuchte im folgenden den Kontakt mit Haberfeldt so gering wie möglich zu halten. Sie war ihm schon viel zu sehr auf den Pelz gerückt. Seit ihrer Flugshow hatte sie bei Schülern und Lehrern gewaltig Punkte machen können, der Wahlkurs war komplett ausgebucht. 
Er hatte seine grüne Robe in den Schrank zurückgehängt und war zur Normalität zurückgekehrt. Sie hatte ihn - einfach so - angefasst und der Blick in ihren Augen hatte deutlich Verlangen gezeigt, vielleicht hätte sie ihm Sekunden später auch noch die Kleider vom Leib gerissen. Das ganze hatte ihn zutiefst irritiert. Er schüttelte sich. Hinter ihrer Maskerade konnte alles stecken... er wollte lieber nicht wissen was... und wenn es ihn momentan noch so gereizt hätte, es hätte sicher ein böses Erwachen gegeben.

Schon das dritte Mal in diesem Monat schmerzte sein Arm. Er wusste, dass Voldemort großes vorhatte. Er atmete ein paar Mal ruhig durch und machte sich auf den Weg nach draußen.

Als er Stunden später von einer Mammutsitzung zurückkehrte, blieb er kurz vor seinem Kerker wie angewurzelt stehen. Er sah sich im Türrahmen seiner Räume stehen in der grünen Robe, die Haare nass wie frisch geduscht, in ein intensives Gespräch mit Lupin vertieft. Er rückte noch ein Stück weiter vor hinter einen Mauervorsprung.

Lupin flüsterte fast: "Malfoy spricht mit niemandem, ich fürchte, wenn ihm nicht bald jemand hilft, ist es zu spät. Sie sind doch sein Hauslehrer, versuchen Sie herauszubekommen, was er geschluckt hat."
Snape hielt den Atem an. Dann hörte er seine eigene tiefe und leise Stimme heiser und eine Spur zornig: "Warum stehen wir dann noch lange herum und vergeuden Zeit..."
Die Beiden rannten in Richtung Krankenstation. Snape war hin- und hergerissen ob er folgen sollte oder erst einmal für sich sorgen. So wie er aussah, hätte er sicher den Schüler erschreckt, außerdem hätte er dann eine Menge Erklärungsbedarf gehabt. Voldemort hatte seine Anhänger auf die nächste Mission eingeschworen mit allen Mitteln die ihm heilig waren. 
Er würde auf die Hexe warten. Hoffentlich hatte sie wenigstens ein bisschen Geschick mit diesem Jungen umzugehen, sonst würde ihn Lucius auseinandernehmen. Wie konnte sie nur einfach seinen Platz einnehmen. Gehörte diese Übung auch zu ihrem Plan? Oder zu Dumbledores? ... Sah er wirklich so lasziv aus, wenn er an einem Türrahmen lehnte? War seine Stimme immer so bedrohlich? Es machte ihn völlig fertig sich so von außen zu betrachten und aus der Sache ausgeschlossen zu sein. ... Er würde Haberfeldt zur Rede stellen.

***

Rautgundis Haberfeldt hatte gerade noch rechtzeitig wahrgenommen, dass sich eine Katastrophe anbahnte, als sie auf dem Weg zu ihrem Zimmer war. Sie hatte sich hinter der erstbesten Tür verschanzt, die sie gefunden hatte. Das Schloss aufzubrechen war mit ihrer Spruchauswahl kein Problem. Doch dann klopfte es genau an diese Tür. Rautgundis sah sich um und fand sich in Snapes Privaträumen wieder. Oh, oh. Es klopfte nochmals. "Snape es ist dringend, machen Sie auf!" Sie wusste, dass Snape fortgegangen war und bevor sich die Tür öffnete, drehte sie sich wie der Wirbelwind um die eigene Achse und hatte einen Snape, der gerade aus dem Bad kam, kreiert. Gelegenheit zu prüfen, wie gut sie ihn schon imitieren konnte.

Auf der Krankenstation hatte sie ein schweres Stück Arbeit zu leisten bis sie an die gewünschte Info herankam. Die anderen hatten sich diskret zurückgezogen, sie war mit Malfoy allein. Sie spielte mit den Nuancen von Snapes Stimme bis sie die richtige Schwingung gefunden hatte, der Bub wurde ruhig und zeigte Vertrauen, die Gedanken lagen jetzt offen und formten sich langsam zu Worten. Jetzt galt es hurtig das Gegengift zu besorgen. Sie ging in die Stationsküche und schüttete einige Fertigmischungen zusammen, die für den Notfall bereitstanden. Snape würde das sicher eleganter lösen, doch sie hatte weder Zeit noch Muße um über so etwas herumzuphilosophieren. Sie ging wieder an das Bett, richtete den Buben auf, drückte ihm Daumen und Mittelfinger der einen Hand von außen zwischen die Kiefer, damit er den Mund weit öffnete, dann schüttete sie ein Glas schwefelgelber Flüssigkeit in ihn hinein und schloss seinen Mund wieder. Sie griff nach einem Eimer, es würde nur wenige Sekunden dauern... Malfoy erbrach sich im Schwall in den Eimer, wieder und wieder bis nichts mehr kam. 
"Des hats jetzt braucht...", murmelte Haberfeldt vor sich hin und versuchte gegen ein Würgen im Hals anzukämpfen. 
Malfoy schaute sie entgeistert an. "Wie bitte?" 
"Das war das Mittel das du brauchtest, habe ich gesagt, wehe ich erwische dich noch einmal bei einem solchen Blödsinn! Wir reden morgen über die Angelegenheit, schlaf jetzt!" Wie sie es von Snape kannte, erhob sie sich abrupt, dann berührte sie den Buben aus eigenem Antrieb kurz tröstend an seiner Hand und enteilte, nachdem sie Lupin und Pomfrey Bescheid gesagt hatte. Puh, das war ja nochmal glimpflich ausgegangen.

Sie ging schnurstracks in ihr Quartier zurück, öffnete mit Schwung ihre Tür und lief direkt Snape in die Arme. Sein Blick war finster, sie fühlte sich in ihre Schulzeit zurückversetzt und wünschte sich sofort unsichtbar zu werden.
Snape sprach nicht und schaute sie nur ernsthaft an. Seine Abendbeschäftigung hatte Spuren in seinem Gesicht hinterlassen, die sie inzwischen gut deuten konnte. Rautgundis schloss ihre Augen und atmete tief durch.
Als sie aufschaute sah sie ein gefährlich zynisches Lächeln auf Snapes Lippen. "Darf ich", fragte er ruhig und griff vorsichtig in die Falten ihrer Robe. "Was für ein göttliches Material...", flüsterte er ungewöhnlich sanft und strich ihr verführerisch über den Rücken. "Sie führen mich in Versuchung, Master Snape." 
Ihr wurde heiß und kalt; wie er das sagte und auch die Berührung ließ ihr einen Schauer den Rücken hinunterrieseln. Sie wurde knallrot als er in ihre Haare griff und ihren Kopf schüttelte. Sie spürte seinen Atem, ihr Herz schlug schnell. Sein Griff wurde schmerzhaft und sie unterdrückte einen entsetzten Schrei.
Seine Stimme war kalt wie Eis, ein drohender Unterton nicht zu überhören: "Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich es nicht mag, wenn Sie mit mir spielen." Er stieß sie weit von sich, sodass sie unsanft auf den Boden fiel.

Rautgundis rappelte sich sofort wieder auf. Sie war den Tränen nahe und konnte sich kaum noch beherrschen. "Wie hätten Sie's denn gern, mein Herr und Meister? Dass jeder nach Ihrer Pfeife tanzt? Sie warn net da, wo man Sie braucht hat! Spion spielen und die Welt retten, das kann der Herr, aber wenn so a armer Wurm nimmer mit'm Leben zrechtkommt ist des wurscht!"

"Und wozu die Verkleidung? War das nötig? Was hatten Sie überhaupt in meinem Zimmer zu suchen?"
"Wenn i Eahna des sag, glauben'S mir das ja doch net. Immerhin hab ich Ihren Malfoy wieder hingekriegt..."
"Was hat er genommen?
"Sie müssen ja eine ganz schöne Zeit zugeschaut haben, dass Sie so gut Bescheid wissen? Da hättn'S ja glei selber helfen können!"
"Und Lupin?"
"Sonst san'S doch auch net aufs Hirn gfalln..."
...
"Schon gut, was hat er genommen?"
"Die Flaschn 1-4 aus Ihrem Giftbaukasten im Glasschrank..."
"Und was... "
"Venomex mit EmetonA, etwas Brechwurz und ein Tütchen Universalentgifter..."
Er schüttelte entsetzt seinen Kopf. Etwas anderes hatte sie auch gar nicht erwartet.
"Es hat keiner zugeschaut... Hauptsach doch die Wirkung passt, oder? Ich hab ihm gsagt mia redn morgen miteinand, des heißt natürlich Sie, wenn Eahna des passt..."

Snape setzte sich auf einen Lederstuhl, an den er gestoßen war und schwieg. Seine eigene Stimme mit diesem grauenvollen Akzent klang so absolut abartig, dass er einige Zeit brauchte um zu verarbeiten, was er gehört hatte. Dann erwiderte er sehr langsam und leise: "Danke! Aber wenn Sie in Zukunft davon absehen würden mich zu imitieren, wäre ich Ihnen sehr verbunden... meinetwegen marschieren Sie in Ihrer Kampftarnung herum, wenn Sie nicht zeigen wollen, wer Sie sind, aber lassen Sie mich endlich in Ruhe!" Er sah unendlich müde aus und sackte in sich zusammen.

"Es tuat ma leid, des is bleed glaffa, aber zumindest der Bua is wieder aufm Damm", murmelte Haberfeldt und senkte ihren Kopf. "Kann I Eahna no a Stamperl Schnaps anbieten auf den Schrecken, Sie ham heut auch keinen schönen Abend ghabt?" 

Snape lag schon eine bitterböse Erwiderung auf der Zunge, als er sah, dass auch sie ziemlich erschöpft aussah. Er hatte ihr zudem wehgetan. Da konnte er ihr diese kleine Freundschaftsgeste nicht einfach abschlagen. "Gut aber diesmal nur einen..."
Rautgundis kam näher und schenkte ihm ein Gläschen voll. Ihre Hand zitterte, als sie es ihm reichte und sie zuckte erschreckt zurück, als sie ihn aus Versehen berührte. Spannung erfüllte den Raum, man hätte die Luft in Scheiben schneiden können.

Snape hatte diese Geste bewusst wahrgenommen und war ein wenig erstaunt. Sie hatte sich doch nicht etwa seine Worte zu Herzen genommen? Er rief sich ihre Reaktion in Erinnerung als er ihr über den Rücken gestreichelt hatte. Eigentlich hatte er sie nur ein wenig provozieren wollen... er hatte Recht gehabt, sie war verwundbar und dann fast ein wenig schüchtern, sie hatte eine Schwäche... für ihn. Er würde das eventuell zu verwenden wissen.

"Gehen' S jetzt, bevor i mi vergiss...", stieß Rautgundis hervor und komplimentierte ihn zornigen Blickes hinaus. "Ich werd auf der Hut sein... Sie Snape, Sie... wüsst gern wer hier mit wem spielt!"



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