Beyond the Heart - Kapitel 4

 

 

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Kapitel 4



Erzählt von Harry Potter


Jetzt weiß ich was das Wort "fürchten" bedeutet. Nicht verängstigt, oder erschrocken, sondern fürchten. Als kleinerer Teil der Angst. Und ich kann nicht sagen, dass es mir sehr gefällt. Ich kann einfach nicht glauben, dass es einfach so aus mir herausgeplatzt ist. Ich meine, ich habe gerade heraus gesagt, 'Ich liebe dich wie meinen Vater, Sev.' Nicht genau in diesem Wortlaut, aber der wesentliche Kern war derselbe.

Ein paar Stunden sind seitdem vergangen, aber wir hatten zwischenzeitlich noch nicht die Gelegenheit miteinander zu sprechen, denn Sirius und Remus sind noch immer hier. Im Augenblick sind sie in der Bibliothek und sprechen mit Sev. Wahrscheinlich über Voldemort oder irgendetwas anderes, wovon sie denken, dass ich es nicht hören sollte. Aber ich bin fünfzehn, bald sechzehn. Ich werde schon nicht sterben, bloß weil ich das Wort "töten" höre. Aber hören sie auf mich? Nein.

Deshalb sitze ich hier im Wolkenzimmer, welches nun meines ist, und lese ein Buch, das Sev mir empfohlen hat. 'Die Tränke von Karol Mikerskij'. Es enthält ein ganzes Bündel ulkiger Tränke, die man aus sehr einfachen und ganz allgemeinen Zutaten herstellen kann. Und ungeachtet dessen, was manch einer denken mag, ist es sehr interessant. Ich denke, ich werde einige an Malfoy testen, wenn ich wieder in Hogwarts bin. Vielleicht den, der die Haut in einer krankhaften grünen Farbe aufleuchten lässt. Es könnte ausgesprochen lustig werden, seine Reaktionen zu beobachten.

Plötzlich höre ich den schwachen Klang von Glocken, die signalisieren, dass Sirius und Remus disappariert sind. Getrieben von dem Drang das Gespräch mit Sev, welches kommen wird, hinauszuzögern tauche ich unter die Bettdecken und tue so, als ob ich schlafe. Kurz darauf, öffnet Sev schon die Zimmertür und schaut mich an.

"Harry?" flüstert er. "Bist du wach?"

Da ich gerade versuche ruhig und gleichmäßig zu atmen, versäume ich es zu antworten. Sev seufzt, tappt ins Zimmer und setzt sich auf eine Ecke des Bettes. Seltsam freundlich streicht er mir meinen Pony aus dem Gesicht und verweilt mit seiner Hand auf meiner Wange.

"Was soll ich denn nur mit dir machen, Harry?", flüstert er niedergeschlagen. "Ich kann für niemanden ein Papa sein. Ich verdiene es nicht. Besonders nicht für dich. Du bist der Junge der lebt, du verdienst jemand besseren als mich."

Ein schwaches Wispern legt nahe, dass er seinen Kopf geschüttelt hat, dann vermindert sich das Gewicht neben mir, als er aufsteht und zur Tür zurückgeht. Aber bevor er sie hinter sich schließt, bringt er einen weiteren Satz hervor, denjenigen, den ich so unbedingt hören möchte.

"Ich liebe dich auch Harry," flüstert er. "Und ich wünsche mir wirklich von Herzen, du wärst mein Sohn."


Erzählt von Severus Snape


Es ist schon lange nach Mitternacht und ich sitze noch immer in meinem Wohnzimmer und schaue zu, wie die Flammen in der offenen Feuerstelle spielen. Meine Gedanken schweben noch immer auf der Welle aus Glückseligkeit, seit ich gehört habe, dass Harry mich liebt und mich Papa nennt. Ein Wort von dem ich dachte, dass es nie mehr jemand zu mir sagen würde, nach jenem schicksalhaften Tag vor siebzehn Jahren. Und ich bin todsicher, dass ich es nicht verdiene. Nicht nachdem, was ich getan habe.

Ein Holzscheit fällt herunter und übertönt das Geräusch nackter Füße auf dem Fußboden. Deshalb bin ich überrascht, als sich eine warme, von der vielen Arbeit zu der sie bereits in jungen Jahren gezwungen wurde, rauhe Hand auf meine Schulter legt. "Möchtest du darüber sprechen?"

Er weiß es. Doch woher? Der einzige, der es weiß ist Dumbledore und der würde mein Vertrauen niemals derart verraten. Ich muss nervös geschaut haben, denn Harry umarmt mich von hinten und lässt sich neben mich auf die weiße Couch gleiten.

"Niemand hat es mir erzählt," versichert er mir sanft. "Aber ich fühle, dass es da etwas gibt, was du mir nicht erzählst. Etwas wichtiges, etwas dass dich noch sehr stark beschäftigt. Deine Augen sind manchmal so voller Schuldgefühle, so voller Scham, so überladen mit Sorgen."

Dieser Junge ist wirklich gescheit. Es gibt keinen Grund es abzustreiten. Es gibt keinen Grund es ihm nicht zu erzählen. Er muss es wissen, er hat ein Recht darauf.

"Es fing alles vor siebzehn Jahren an." Meine Stimme kommt mir leblos, unemotional vor. Aber ich fühle mich garantiert nicht so. Das Sprechen schmerzt, selbst die Gedanken daran schmerzen. Ich möchte es nicht.

"Vier Jahre nach meinem Schulabschluss heiratete ich eine Hexe aus Beauxbaton, Niamh Lind. Die schönste Blondine mit dem sonnigsten Lächeln auf Erden. Wir hatten zwei Kinder zusammen. Die vierjährige Alisha mit ihren hübschen blauen Augen und ein Baby, einen Jungen namens Donal. Wir lebten genau hier in diesem Landhaus und wir waren sehr glücklich. Niamh schrieb hier zu Hause Bücher über Gartenbau und ich hatte einen gutbezahlten Job in Hogwarts, wo ich "Verteidigung gegen die dunklen Künste" unterrichtete. Dann veränderte sich plötzlich alles.

Ich schätze man könnte auch sagen, dass ich einfach an die falsche Bande geraten bin, aber das wäre nicht vollständig richtig. Ich war einfach neugierig auf Voldemort, der meinem guten Freund Lucius, dem Zaubertränkelehrer, zufolge, ein großartiger Zauberer war. Denn zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass Tom Riddle und Voldemort ein und dieselbe Person waren.

Ich war damals jung und wie die meisten in meinem Alter machthungrig. Deshalb konnte ich nichts schlechtes darin sehen, einer von Voldemorts Komplizen sein zu wollen. Und es war in genau dieser Zeit, als ich Lucius erzählte, dass ich wüsste wer der Geheimniswahrer von Sirius Black und seinen Eltern war. Denn ich wusste, dass Voldemort sie in die Finger bekommen wollte - oder wie ich heute weiß - sie töten wollte. Diese Information wurde meine Eintrittskarte in Voldemorts engsten Kreis.

Ich wurde ein Todesser. Verführt von der Macht, die Voldemort mir gezeigt hatte, wollte ich nichts anderes mehr. Ich hörte auf, mich um andere Leute zu scheren, ich hörte auf mich um meine Familie zu kümmern. Meine Frau, war sowieso nur ein 'Schlammblut', eine schwache Zauberin. Aber ich erlaubte ihr zu leben. Letztendlich hatte sie ja meine Kinder geboren.

Dieser Frieden wurde erschüttert, als ich eines Tages heimkam und meine Frau im Gespräch mit der Frau eines Auroren, Arabella Figg, vorfand. Ich rastete völlig aus und ermordete meine Frau mit dem Avada Kedavra-Fluch. Dann richtete ich den Cruciatusfluch auf meine Tochter, die bei mir gewesen war und wendete mich ab, um mich um Figg zu kümmern. Doch sie war nicht mehr da. Augenscheinlich hatte sie sich mein Baby gegriffen und war disappariert. In blinder Wut habe ich die Stärke des Cruciatusfluchs immer mehr verstärkt, bis Blut aus ihr sprudelte. Sie starb kurz danach, ihr letztes Wort war 'Papi'. Aber es kümmerte mich nicht. Ich ließ die Körper wo sie waren und kehrte zurück zu meinem Lord.

Meine Tätigkeit für ihn endete nicht, bis zu jenem Tag, an dem er mir anvertraute, dass er einst Tom Riddle gewesen war. Ich schaffte es meine Fassade ihm gegenüber aufrecht zu halten, doch sobald ich von ihm weg war, brach ich zusammen. Ich apparierte zu der einzigen Vaterfigur, die ich jemals hatte, Dumbledore, und erzählte ihm alles."

Ich weiß, dass mein Gesicht versteinert ist. Ich weiß, dass es so aussieht, als würde ich überhaupt nichts dabei empfinden. Ich bin mir aber sehr wohl noch der Tatsache bewusst, dass Harry meine Hand ergriffen hat und mir so die Kraft gibt, die ich brauche um meine Erzählung zu beenden. Doch in mir tobt ein Wirbelsturm der Gefühle. Schuld, Scham, Selbstvorwürfe, Hass. Ich kann sie nicht rauslassen. Ich habe sie schon so lange in mir eingeschlossen. Es ist, als wäre ich gefühlsmäßig versteinert, als könne ich zwar etwas empfinden, es aber nicht zeigen.

"Du bist nicht mehr die Person, die du damals warst Sev."

Seine Stimme schafft es durch den Nebel in meinem Gehirn zu dringen.

"Und derjenige, der du warst bevor du Voldemort kennen lerntest, ist nicht derjenige, der du warst, als du deine Familie zum letzten Mal gesehen hast."

Ich weiß, er meint es gut, aber seine Worte helfen mir nicht. Er weiß nicht wie es sich anfühlt, wenn man seine Familie ausgelöscht hat, ermordet und sich daran vergnügt hat.

"Ich verstehe wirklich, dass du dies jetzt nicht aufnehmen kannst. Ich weiß, dass du glaubst, dir kann man nicht vergeben."

Verdammt richtig! Ich kann nicht!

"Aber andererseits bist du so stur. Ja, du warst es, der deine Frau ermordet und deine Tochter zu Tode gefoltert hat. Ja, es ist deine Schuld. Aber es ist nur ein ganz kleiner Teil von dir. Als du diese furchtbare Tat getan hast, wurdest du von den dunklen Künsten verführt. Die dunklen Künste sind äußerst gefährlich, das weißt du. Wenn du nicht einen wirklich starken Willen hast, werden sie dich langsam, schleichend übernehmen. Sie werden dich ihrem Willen unterwerfen."

Woher weiß dieser Junge nur so viel? Denn ich weiß, dass es ihm niemand beigebracht hat. Er schafft es irgendwie, meine innersten Gefühle zu Staub zu mahlen, sie in so kleine Stückchen zu zerteilen, dass sie klein genug sind, um damit leben zu können.

"Du bist noch immer verantwortlich für das, was du getan hast, als du dich entschlossen hast, dich Voldemort anzuschließen. Du hast frei gewählt, dich der dunklen Seite der Magie zu unterwerfen. Aber du kannst nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass du deine Familie absichtlich ermordet hast. Du weißt doch selbst, welche Umstände es zur Folge hat, wenn man unter dem Imperius-Fluch handelt."

Wie kann er das nur wissen? Ich kann nicht aufhören mir diese Frage zu stellen, seit er langsam, Stück für Stück, meine Verteidigung zerlegt. Er ist zwar erst beinahe sechzehn, aber geistig, ist er schon sehr viel älter. Älter als ich, vielleicht sogar als Dumbledore.

"Ich verstehe, dass die Schuldgefühle, die du empfindest dich niemals loslassen. Ich kann sehen, dass all das was du unter Voldemorts Einfluß getan hast, wieder gutmachen willst. Aber du und ich, wir wissen beide, dass du niemals wirklich von dieser Schuld loskommst. Aber du kannst und du wirst lernen, damit zu leben, und das Beste aus deinem Leben, das du dir aufgebaut hast, nachdem du Voldemort die Treue gebrochen hast, zu machen. Deine Vergangenheit ist kein Grund, Leute, die es gut mit dir meinen und denen etwas an dir liegt, fortzustoßen. Du kannst es wieder gutmachen, indem du denjenigen, die dich lieben, es gestattest dich zu lieben und indem du sie glücklich machst, weil du zufrieden bist.

Ich drehe mich zu ihm und starre ihn an. Jetzt sehe ich Tränen über seine Wangen rollen; höre den verzweifelten Unterton in seiner Stimme, die mich anfleht zu sehen, was er mir zu zeigen versucht. Dass er zitternd um eine Familie kämpft, die ihm in diesen letzten Wochen versprochen wurde. Unbewußt von mir. Und um aufrichtig zu sein: Ich könnte es nicht ausstehen jemanden durch dieselbe Hölle gehen zu sehen, durch die ich ging.

Zärtlich ziehe ich ihn in meine Arme, während er weint. Harry mag der Junge sein, der lebt, aber er ist auch nur ein Mensch. Er mag erwachsener scheinen, als die meisten in seinem Alter, aber er ist auch noch eine sehr junge Waise. Aber ich denke, irgendwie vergessen viele Leute diese Tatsache ebenfalls zu sehen. Anstelle dessen wählen sie, immer nur den klugen, starken Jungen zu sehen, der die Fähigkeit hat gegen Voldemort zu kämpfen und ihn sogar besiegt hat. Sie vergessen einfach den Menschen mit seinen Gefühlen dahinter.

In vielerlei Hinsicht sind wir uns einfach zu ähnlich. Aber wo seine Entscheidungen für ihn getroffen werden, treffe ich meine selbst. Als ich geistesabwesend sein wirres Haar streichele kann ich nicht anders, als über das nachzudenken, was er mir gesagt hat. Er hat natürlich recht, wie so oft, und ich werde versuchen, meine Vergangenheit hinter mir zurückzulassen und aus ihr zu lernen. Es wird nicht leicht werden, aber ich werde es versuchen, für ihn, aber ganz besonders für mich. Wir beide brauchen viel Nähe in unseren Leben und wir sind die richtigen Personen, um sie uns gegenseitig zu geben.


Erzählt von Harry Potter


Ich kann das Gefühl, ein paar warme tröstende Arme um mich zu haben, nachdem ich so etwas fünfzehn Jahre nicht kannte, nicht beschreiben. Es ist einfach himmlisch gehalten zu werden, getröstet zu werden, wenn du sonst niemandem außer einem Patenonkel, der auf der Flucht ist, hast, der mal für dich da ist. Und ich glaube dieses Mal beruht es sogar auf Gegenseitigkeit. Ich denke, dass Sev das genau so sehr braucht, wie ich.

Meine Gedanken wandern davon, während wir auf der Couch sitzen, ich an seine Brust gedrückt, ins Feuer starren, uns trösten und trösten lassen. Und aus irgendeinem Grund komme ich noch mal auf einen kleinen Teil der Geschichte zurück, die er mir erzählt hat.

"Sev?", frage ich sanft.

Er brummt als Antwort und drückt mich noch fester an sich.

"Was ist mit deinem Sohn geschehen? Ich meine, diese Frau hat ihn mitgenommen, nicht wahr?"

Sev nickt hinter mir, und wirkt wieder leicht angespannt. "Arabella Figg" sagt er. "Als ich mich von Voldemort abgewendet hatte, versuchte ich, ihn zu finden. Aber ich habe es nicht geschafft. Arabella Figg war wie vom Erdboden verschluckt und mein Sohn mit ihr. Ich habe die Hoffnung, ihn noch einmal wiederzusehen, schon vor sehr langer Zeit aufgegeben."

Ich schaudere. Ich kenne diesen Namen. Eine Mrs. Figg hat immer auf mich aufgepasst, als ich noch bei den Dursleys lebte. Was wäre, wenn Mrs. Figg und Arabella Figg dieselbe Person sind? Meine Gedanken werden unterbrochen, als Sev zögerlich beginnt mit mir zu sprechen. "Zu dem was du vorher sagtest...."

Er verliert sich, scheint sich über die ganze Sache sehr unsicher zu sein. Ich lächele ein wenig und beschließe ihm auf den rechten Pfad zu helfen. "Das ich dich liebe und dich liebend gerne Papa nennen würde?"

Ich bin sicher er errötet. Zumindest fühlt es sich so an.

"Ja" sagt er unsicher. "Es wäre schön...wenn.....ich meine..."

Ich drehe mich zu ihm um und schenke ihm mein strahlendstes Lächeln. "Spuck es schon aus", necke ich ihn, "Du wirst nicht daran sterben."

Sev lacht und schüttelt seinen Kopf. "Warum sollte ich das tun, wenn du doch sowieso schon weißt, was ich sagen will?", neckt er mich zurück.

Ich ziehe einen Flunsch und knuffe ihn in die Schulter. Er schaut mich sauer an.

"Wenn es das ist was du willst....."

Ich starre ihn wütend an.

"Hör auf mich zu necken!", beklage ich mich.

Sev grinst mich an. "Du hast angefangen", gibt er zurück, dann wird er ernst. "Potter, ich wäre stolz, wenn ich dich meinen Sohn nennen dürfte."

Ich lächle zurück. "Nun, ich wäre stolz, dein Sohn genannt zu werden," antworte ich und schaue ihn dann schelmisch an, "Papa."


Kapitel 3

Kapitel 5

 

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