Ein Haus am Abgrund (Fortsetzung zu Slytherin Snakes)

 

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Kapitel 8 : Eine Zugfahrt

 

Draco hatte seine Sachen gepackt und sein Vater brachte ihn nach Kings Cross. Er hatte wieder die mieseste Laune und der junge Mann war unendlich froh, endlich in den Zug zu steigen und diese albtraumhaften Ferien endlich hinter sich zu lassen. Er traf auf Greg und Vince. Er warf den Beiden einen vernichtenden Blick zu und machte sich auf die Suche nach einem freien Abteil. Als sie an einem vorbeikamen, das von fünf jüngeren Slytherins belegt war, sprangen diese auf und überließen es ihm, Greg und Vince. Das war ungewöhnlich, so was war ihm noch nie passiert. Normalerweise musste er ihnen was bieten, damit sie das Feld räumten. Er ließ sich auf die weiche Bank fallen und starrte die Beiden, die er seine Freunde nannte, böse an.

"Ihr habt mich nicht besucht, nicht mal zurück geschrieben habt ihr!", maulte er ungehalten.

"Hausarrest", nuschelte Vince, der der tapfere von Beiden war.

Nur von Mut war auf ihren Gesichtern ohnehin nicht viel zu finden. Beide schnieften leicht und sahen blass aus. Was war den Beiden passiert, die warf doch sonst nichts um, nicht mal ein Nichtgenügend in Verwandlungen.

"Den ganzen Sommer?", fragte Draco skeptisch, er kannte die Väter sie waren, nun, lasch wäre wohl eine passende Bezeichnung.

Ansonsten sagten die beiden Slytherin gar nichts. Normalerweise plapperten sie doch immer von ihrem Sommer und was für tolle Geschenke sie erhalten hatten und von irgendeiner schrulligen gemeinsamen Tante.

Der Zug pfiff und setzte sich dampfend in Bewegung. Pansy krachte in das Abteil, und wurde etwas blass um die Nase, als sie Draco sah. Diesem entging diese Reaktion keineswegs und er starrte sie wütend an.

"Was ist, habe ich mich über Nacht in Potter verwandelt, oder warum verhaltet ihr euch sonst so bescheuert!", rief er aufgebracht. Einen derartigen Ton hätte er nie bei seinem Vater gewagt, niemals. Nun, aber der war nicht da, und er war wütend.

Doch Pansy antwortete nicht, sondern floh aus dem Abteil. Draco wurde es zu bunt, er stapfte ihr wütend nach.

"Hey warte doch!", rief Greg, aber sein Freund zog ihn wieder auf den Sitz zurück, als er Draco hinterher wollte.

Der junge Malfoy ärgerte sich nur über seine Freunde und fühlte sich ziemlich allein gelassen, er hatte gehofft, dass dieser verdammte Albtraum endlich ein Ende hatte. War wohl ein Irrtum.

Ein paar Abteile weiter wollten Ron und Hermine mit Harry reden. Doch dieser hatte keine Lust ihnen von diesem Sommer zu erzählen, weder von seinen Verwandten noch von Snapes merkwürdigem Besuch. Wieso konnten sie ihn nicht in Ruhe lassen, es ging ihm doch gut, er lebte und das war mehr, als Cedric tat.
Wütend und frustriert stapfte er auf den Gang und starrte an die vorbeiziehende Landschaft. Er wandte seinen Blick nach rechts und merkte, dass er von Malfoy gemustert wurde.

"Starr mich nicht so an", fauchte dieser verletzend, aber auch müde.

Harry wusste das Gefühl, dass der junge Slytherin ausstrahlte, nicht einzuschätzen, vor allem, seit wann interessierte es ihn was der fühlte. Es war doch nur das Ekelpaket Malfoy.

"Na wo sind denn deine tollen Freunde, das Schlammblut und das Wiesel?", höhnte Draco. Potter zu hassen war leichter, als sich mit diesem verfluchten Sommer auseinander zu setzen. Oder der verdammten Stimme die ihm erklärte, dass Potter nichts für seine Erlebnisse konnte. Nun, er war doch der Held warum trat er nicht einfach Voldemort in den Arsch, dann hätte er seine Ruhe und bräuchte sich nicht mit unmöglichen Gedanken rumschlagen.

Harrys rotes Gesicht zeigte, dass die Worte ihn getroffen hatten. "Halt die Klappe Malfoy! Aber was will man schon anderes von einem Todesserkind erwarten", fügte er mit kalter Wut hinzu.

Draco erbleichte und wankte einen Schritt zurück. Noch nie hatte jemand gewagt seinen Vater einen Todesser zu nennen. Er sollte jetzt die Ehre seines Vaters verteidigen oder wenigstens seine eigene, doch er hatte zu keinem Lust. "Willst du meinen Vater einen Todesser nennen?", fragte er in unterdrückter Wut.

"Er ist einer Malfoy, aber das kapierst du eh nicht, vielleicht traut dir dein Vater auch nicht!"

Damit hatte Harry den Bogen überspannt, Dracos Gesicht ohnehin blass, war kalkweiß vor Zorn. Er machte einen Schritt auf Harry zu, dieser hielt seinen Zauberstab bereit, falls Malfoy auf dumme Ideen kam.

"Vielleicht und weißt du was? Bevor ich von meinem Vater etwas erfahre, das von Nutzen ist, erzählt er es dir bei einem Quidditchspiel mit den rosa Flamingos*!"

*) Die rosa Flamingos waren eine Kabaretttruppe, die sich großen Ärger eingehandelt hatte, weil sie ein sehr kritisches Programm aufgeführt hatten, in dem sie Voldemort zum Zaubereiminister erklärt und gleichermaßen das Ministerium, wie die Todesser lächerlich gemacht hatten.


Harry wusste das natürlich nicht und konnte mit dem Vergleich nichts anfangen. Er wunderte sich nur über die sarkastische Aussage, Draco war doch immer hinter seinem Vater gestanden oder etwa nicht?

"Harry komm wieder rein!", rief Hermine.

Draco wandte sich von Potter dem Helden wieder ab, er hatte wirklich keine Lust auf das komplette Gryffindordreamteam.

Harry blickte ihm nach, schüttelte den Kopf und verschwand in seinem Abteil. Er war verwirrt, ohne Frage verwirrt.

Der junge Slytherin hatte keine Lust auf eine schweigende Reise mit den Leuten, die er seine Freunde genannt hatte, die es aber offensichtlich nicht mehr sein wollten. So war er auf der Suche nach einem leeren Abteil. Er fand nur eines, das eine Ravenclaw belegt hatte, deren Haar wohl in einem immerwährenden Sturm geraten war. Er erinnerte sich dumpf daran, sie manchmal mit Alina gesehen zu haben. Nun, sie war sicher besser als Greg und Vince.

Er setzte sich ihr gegenüber, sie sah nicht mal von ihrem Buch auf.

"Ist hier noch Platz?", fragte er neutral. Ihm war langweilig, er wollte sich mit jemandem unterhalten, irgendjemandem.

"Würde es etwas ändern, wenn ich Nein sagen würde?", fragte sie kalt belustigt.

"Hi, ich bin Malfoy, Draco Malfoy", eröffnete er erneut das Gespräch.

"Das ist nicht zu übersehen kleiner Drache."

Draco stutze, so hatte ihn noch nie jemand genannt. Sollte er jetzt beleidigt sein?

"Und du siehst aus, wie eine Sturmkrähe", maulte er.

Sie lächelte ihn kurz schelmisch an. "Wenn du meinst, ich lese, wenn du hier bleiben willst, dann halte deinen Mund."

Draco war neugierig, er wollte wissen was sie las, so trat er auf sie zu und nahm ihr das Buch aus der Hand. "Das ist nichts für brave Schüler", sagte er und drückte ihr das Buch wieder in die Hand.

"Wirklich? Nun ich bin auch nichts für kleine Drachen, die zu viel reden und nichts sagen."

"Was?!"

"Nun, deine Freunde zitterten in Erinnerung an ihren Sommer und sie fürchten dich, weil du ein Malfoy bist und du selbst steckt bist zum Hals in Schwierigkeiten."

"Woher weißt du das alles, woher zum Teufel weißt du das?!", rief er verschreckt.

"Nun, eine der Gaben der Sturmkrähen, wie du mich nennst, ist es, die Zukunft zu sehen."

"Ach und was siehst du?"

"Ein Sturm zieht auf, kleiner Drache, ein Sturm zieht auf."

Draco starrte sie kurz an und lachte lauthals. "Klar, sehr witzig, äußerst spaßig."

"Ich meine es ernst, aber wenn du das lustig findest…"

"Du kannst also wirklich in die Zukunft sehen, dann müsstest du Trewlanys Lieblingsschülerin sein."

"Sie kann mich nicht leiden und ich sie nicht. Und es ist nicht gerade spannend, wenn andere von Sommerwiesen oder sonstigem Unsinn träumen, Leichen und Tote zu sehen. Ein Sturm zieht auf, und der Sturm bedeutet Krieg und du kleiner Drache steckst mitten drinnen."

"Ich bin geschützt, mein Vater ist ein einflussreicher Mann", erklärte er mit fester Überzeugung.

"Nein ist er nicht, zumindest nicht genug um dich zu schützen, kleiner Drache."

"Wieso nennst du mich immer kleiner Drache."

"Na ein großer bist du ja noch nicht", sagte sie lachend.

Draco beschloss, dieses merkwürdige Mädchen zu mögen. Sie war anders als alle Leute, die er kannte. Nun, Dumbledore war auch anders.

"Du hast was von diesem Sommer erzählt. Was zur Hölle ist den Anderen passiert, ich habe sie noch nie so fertig erlebt!"

"Die Dunkelheit wirft ihre Schatten voraus", meinte die Ravenclaw undurchsichtig.

"Was?!"

"Voldemort, dummer kleiner Drache, was denkst du denn, dass er auf die Gefolgschaft, seiner Diener verzichtet, oder dass er ihnen so einfach verzeiht?"

Jetzt verstand Draco was sie meinte, aber es gefiel ihm nicht unbedingt besser, eher im Gegenteil. Eher schlechter. Er umschloss, um seine Gedanken zu ordnen, das Wappen. Er trug es immer bei sich, irgendwie hatte es eine beruhigende Wirkung, vor allem würde er so nicht vergessen, dass er in der Bibliothek darüber nachschlagen wollte.

"Was hast du da?", fragte das Mädchen.

"Ach nur ein Wappen, eines der Malfoys."

Er zog es aus seiner Hosentasche und zeigte er ihr.

"So eines hab' ich noch nie gesehen", meinte sie nachdenklich.

"Du kennst meine Familie?", fragte er verwundert.

"Nein, aber ich habe eine Freundin, die alles über deine Familie weiß."

Jetzt grinste er, sie meinte Alina.
Die Dämmerung war an ihnen vorüber gezogen, ohne dass sie es bemerkt hatten und die Nacht warf dunkle Schatten.

"Alina", sagte er in einem triumphierenden Tonfall.

Sie lächelte ihn an und nickte. Ein Pfeifen des Zuges machte klar, dass sie bald ankommen würden und Draco kehrte in sein Abteil zurück, um sich seine Schulrobe anzuziehen. Er würdigte seine Begleiter mit keinem Blick. Diese schienen zwar versucht mit ihm zu reden, aber zu feige, zu beginnen. Draco war das egal. Er hatte andere Gedanken. Offensichtlich hatte Alinas Vormund sie direkt zur Schule gebracht. Komisch, warum wollte ihr Vormund nicht, dass sie mit dem Zug fuhr, so wie alle anderen?

***



Der Saal war festlich geschmückt, richtig beeindruckend. Der Junge konnte nicht umhin festzustellen, wie sehr er Hogwarts vermisst hatte. Hier war er zu Hause. Hier, nicht in dem alten Kasten, den sein Vater bewohnte, nicht - er konnte den Gedanken nicht zu Ende denken, ihm wurde schlecht.

Der Sprechende Hut, sang wieder ein neues Lied und die Erstklässler wurde in ihre Häuser eingeteilt. Draco war gespannt, was der Direktor dieses Jahr zu erzählen hatte. Er sah Alina und grinste sie an. Er schubste Greg zur Seite, sodass sie neben ihm Platz nehmen konnte, sie sah glücklich aus. Ihr Lächeln - es war ihm noch nie aufgefallen, doch jetzt sah er es und wunderte sich über sich selbst, dass ihm das Lächeln gefiel.

Dumbledore stand auf und begann seine Rede.

"Liebe Schüler und Schülerinnen, herzlich willkommen zu einem weiteren Jahr auf Hogwarts. Zuerst eine erfreuliche Nachricht: Professor Remus Lupin, unser alter Lehrer, wird Sie wieder unterrichten."

Auf allen Tischen brachen Jubelrufe aus, auch die Slytherins wirkten erleichtert. Denn Lupin war ein fairer Lehrer gewesen und recht annehmbar, auf jeden Fall besser als Moody.

Es dauerte eine kleine Weile bis sich die Schüler wieder beruhigt hatten, vor allem die Gryffindors, wo natürlich Potter und seine Clique die lautesten waren.

Der Direktor fuhr fort.

"Jetzt zu den weniger erfreulichen Dingen. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt und ich erwarte, keinen Schüler nach Sperrstunde noch auf den Gängen zu sehen - denn das würde schwere Strafen nach sich ziehen -, oder einen Abstecher in den Verbotenen Wald. Ich muss jeden zur Vorsicht mahnen, dies sind unsichere Zeiten."

Er hatte die ganze Zeit Harry angesehen, doch dieser lächelte zurück. Er hatte nun wirklich keine Lust, jemals wieder in den Verbotenen Wald zu geraten.

Das eigentliche Festessen begann und überall herrschte eine fröhliche Stimmung. Überall? Nun nicht ganz. Der ganze Slytherintisch aß sehr schweigend, die wenigen Gespräche drehten sich um alles, außer den letzten Sommer. Was auch immer passiert war, es war allen passiert.

Draco grinste Alina an. Er freute sich einfach wieder zu Hause zu sein.

"Wie waren deine Ferien?", fragte er.

"Toll, wirklich, ich hatte noch nie so eine schöne Zeit", erzählte sie mit leuchtenden Augen. "Und deine?"

"Ganz nett, wenn man davon absieht, dass ich zusehen durfte, wie mein Vater einen Muggel gefoltert und getötet hat."

"Was?!

"Ich dachte, gerade du wüsstest, wer er ist?"

"Schon, nur ich dachte, er wäre intelligent genug, dich da rauszuhalten."

Draco lachte trocken. "Falsch gedacht, meine Geburtstagsfeier war ein verkapptes Todessertreffen. Ich meine, sogar McNair war dort. Was ich nicht verstehe, weißt du, Professor Snape war auch dort, mein Vater hat ihn eingeladen. Kann nicht verstehen warum, ich meine er mag ihn nicht."

Er schüttelte verwirrt den Kopf.

"Nun dein Vater ist Geschäftsmann, vielleicht deswegen", meinte Alina nachdenklich.

"Ja das wird's sein."

Draco wirkte erleichtert. Er dachte sich, dass sein Vater Snape bei Laune halten wollte in der Hoffnung, ein paar speziellere Gifte zu erhalten.

Sie waren so ziemlich die Einzigen, die sich überhaupt unterhielten, die meisten verzogen sich recht rasch.
Dumbledore fiel dieses merkwürdige Verhalten zwar auf, aber er schob es auf eine Slytherin interne Angelegenheit. Professor Snape seinerseits war mit seinen Gedanken bereits bei dem bevorstehenden Todessertreffen und achtete nicht auf seine Slytherins.

 

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