Abseits, Foul und andere Katastrophen

 

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Kapitel 6: Die Blutgrätsche

Das Spielfeld konnte kaum noch als solches bezeichnet werden. Schlamm, Grasreste und nicht gerade kleine Wasserpfützen machte es den Spielern fast unmöglich, noch halbwegs vernünftige Spielzüge hinzubekommen, sie waren nass bis auf die Knochen und man merkte deutlich, wie das Unwetter ihnen zusetzte. Harry Potter war auf eine der Tribünen gebracht worden, da seine Verletzung ihn am Weiterspielen hinderte und die Stimmung der Zuschauer war das Einzige, was das Unwetter scheinbar nicht ertränken konnte. Die Schüler kreischten, johlten und buhten immer noch genauso stark, wie in der ersten Halbzeit, was den Spielern den nötigen Anschub gab.

Das Spiel wurde immer härter, die Verletzungen immer schwerwiegender. Snape hatte alle Hände voll damit zu tun, Moody davon abzuhalten sämtliche Gegner vom Spielfeld zu grätschen, aber genauso schwierig war es, die Mannschaft mit sieben Spielern aufrecht zu erhalten.
Minerva McGonagall hinkte mehr als dass sie lief, Sybille Trelawney schien völlig am Ende ihrer Kräfte und bis auf Lupin und Snape selbst schien auch der Rest der Mannschaft kurz vor dem endgültigen K. O. zu stehen.

Die Schülermannschaft hatte nicht weniger Probleme als die Lehrer und mit einem Spieler weniger war die ganze Sachte noch komplizierter, aber dennoch führten sie immer noch. Snape tat sein Möglichstes, um die Defensive seiner Mannschaft aufrecht zu erhalten und die Offensive zu fördern, doch die Lehrer verließ immer mehr die Kraft. Moody hatte zwar eine Aurorenausbildung erhalten und war immer noch einer der Besten in seinem Fach, doch durch sein Holzbein konnte er nicht mehr ewig laufen und der Jüngste war er auch nicht mehr, genauso wie Minerva McGonagall.

Fred und George Weasley schienen ihren Posten als Verteidiger sehr mit dem der Treiber zu verwechseln, denn sie schossen den Ball wie wild durch die Gegend und versuchten dabei, so viele Professoren wie möglich zu treffen. Snape hatte aufgehört zu zählen, wie viele Freistöße und Elfmeter sie dafür schon bekommen hatten, doch ebenso hatte er aufgehört zu zählen, wie oft er dem Ball im letzten Moment ausgewichen war oder ihn mit aller Kraft davon abgehalten hatte, seine ohnehin schon schwächer werdenden Mannschaft völlig aus dem Rennen zu werfen.

Wie durch einen Schleier, der alle Geräusche dämpfte und einem die Sicht nahm, hörte Snape das Schreien der Schüler und den grellen Pfiff Dumbledores, als eine der beiden Mannschaften erneut ein Tor geschossen hatte. Welche, konnte Snape nicht sagen. Viel zu beschäftigt war er damit, Malfoy und Zabini daran zu hindern, zu seinem Tor durchzukommen, doch das Tor gerade hätten genauso gut Fred oder George Weasley oder aber Neville Longbottom machen können. Bei dem Wetter sah selbst Hagrid mit seiner Größe so gut wie nichts und auch der Slytherinhauslehrer sah seine Gegner erst wenige Meter bevor sie an ihm vorbei rannten. Ein starkes Brennen an seinem rechten Bein sagte ihm, dass die letzte Grätsche wohl doch etwas zu hart gewesen war, doch Zeit sich darum zu kümmern hatte er nicht.

"Hey, Severus! Pass auf!"

Mit einem Ruck drehte Snape sich um und konnte Malfoy im letzten Augenblick den Ball abnehmen und ihn McGonagall zuspielen, die sofort nach vorne stürmte. Lupin erschien leicht lächelnd neben Snape und der Meister der Zaubertränke nickte leicht.

"Danke."

Auch Lupin nickte und blieb kurz bei seinem Kollegen stehen. "Kein Problem."

Im nächsten Moment passierte alles so plötzlich und schnell, dass später keiner mehr genau sagen konnte, was denn nun genau geschehen war. McGonagall musste den Ball wieder verloren haben und Draco Malfoy lief mit solch einem Tempo auf seinen Hauslehrer zu, den er bei diesem Wetter wahrscheinlich erst im letzten Moment erkannt hatte, dass der blonde Slytherin nur noch Zeit hatte das Gesicht geschockt zu verziehen und den Ball schließlich an Snape verlor. Der Tränkemeister konnte im Nachhinein nicht sagen, welcher der Weasley-Zwillinge es gewesen war, doch ein roter Haarschopf voller Schlamm war das Letzte, was er sah, bevor ein brennender Schmerz sein rechtes Bein hinaufzog, sein ganzer Körper für einen kurzen Moment taub zu werden schien und schließlich der Schmerz in einer einzigen Welle explodierte.

Mit einem lauten Schrei stürzte Snape zu Boden und zog das Bein instinktiv an den Körper. So fühlte sich also eine Blutgrätsche in vollem Ausmaß an…

Ein greller Pfiff ertönte und durch einen Schleier aus Schmerz und Regen konnte Snape erkennen, dass sich viele Gestalten um ihn herum versammelten, Stimmen aufgeregt durcheinander sprachen und eine wohlbekannte Stimme besorgt mit ihm sprach:

"Severus? Severus, sag doch etwas! Wie geht es dir?"

Eine warme Hand strich dem Zaubertränkemeister einige nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht und langsam klärte sich sein Blick wieder. Snape lag noch immer am Boden, die Beine an seinen Körper gepresst und über ihm erkannte er die besorgten Gesichter von Albus Dumbledore, Minerva McGonagall, Draco Malfoy und Mad-Eye Moody. Remus Lupin hockte neben seinem Kollegen im Schlamm und half diesem gerade, sich langsam wieder aufzurichten. Dumbledore musterte seinen Lehrer für Zaubertränke besorgt.

"Severus? Alles so weit in Ordnung?"

Wäre diese Frage nicht so lächerlich gewesen und der Schmerz noch viel zu groß, hätte der Meister der Zaubertränke wahrscheinlich ein hohles Lachen zu Stande gebracht, doch so war er zu mehr als einem verzogenen Gesichtsausdruck nicht mehr fähig. Nur sehr langsam ebbte der Schmerz etwas ab und diese Tatsache war es, die Snape sagte, dass a) welcher Weasley es auch immer gewesen war, dieser noch nicht einmal ordentlichen foulen konnte und b) er Glück gehabt hatte, nicht von Moodys Krallenfuß getroffen worden zu sein.

Nachdem er sich mit der Hilfe Lupins so weit wie möglich wieder hingestellt hatte bemerkte Snape verwundert, dass scheinbar das ganze Stadion bei seinem Sturz die Luft angehalten haben musste und ihn jetzt alle Schüler und auch Lehrer mit großen Augen anstarrten. Sich gleich unwohl fühlend schüttelte er die haltende Hand seines Kollegen ab, drohte aber gleich wieder zu stürzen und wurde glücklicher Weise im letzten Moment von Remus davon abgehalten, noch ein weiteres Mal auf dem Boden zu landen. Verdammt, so hatte er sich das ganz bestimmt nicht vorgestellt!

"Severus?"

Snape wandte seinen Blick dem Direktor zu, der ihn aufmunternd, aber immer noch besorgt, anlächelte.

"Kannst du weiter spielen?"

Snape sah langsam von einem Gesicht ins nächste. Seine komplette Mannschaft und auch die Spieler der Schülermannschaft sahen ihn teils fragend, teils aber auch neugierig und vielleicht auch hoffend an. Wenn er jetzt aussetzte, hätte auch die Lehrermannschaft einen Spieler weniger und durch die ohnehin schon schlechtere Kondition und vielen Verletzungen würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Schüler gewannen. Das konnte er unmöglich zulassen und außerdem konnte Severus Snape nicht leugnen, dass ihm das Fußballspielen Spaß machte.

Er versuchte langsam einen Schritt nach vorne zu machen, wobei sein Kollegen seinen festen Griff um Snapes Arm ein wenig löste, jedoch nicht völlig losließ, was sich auch als vorteilhaft erwies, denn allein dieser kleine Versucht eines Schrittes jagte einen unerträglichen Schmerz durch den Körper des Zaubertränkemeisters. Würde er weiter spielen können? Hatten die Lehrer noch eine Chance zu gewinnen?


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