Das Auge des Ares

 

 

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Kapitel 6: Gryffindor gegen Slytherin



Am nächsten Nachmittag, nach der letzten Stunde, machten sich Harry, Ron und Hermine auf den Weg zu Hagrid. Harry hatte bereits ein schlechtes Gewissen, weil sie Hagrid in diesem Schuljahr bis jetzt noch kein einziges Mal besucht hatten. Sie waren schlichtweg einfach noch nicht dazu gekommen.
Als sie die Hütte erreicht hatten klopften sie an Hagrids Tür. Er öffnete sofort. „Hallo Ihr drei, schön, dass ihr mich endlich mal besuchen kommt. Dachte schon ihr hättet den alten Hagrid vergessen. Kommt rein.“
Harry, Ron und Hermine betraten die gemütliche Hütte. Im Kamin prasselte ein Feuer und Fang, der Saurüde räkelte sich schläfrig vor Hagrids riesigem Bett.
„Wollt ihr’n Tässchen Tee?“, fragte Hagrid.
„Klar, gerne“, antwortete Ron sofort.
„Ich hab grad gestern ein paar Kekse gebacken, da könnt ihr auch welche haben“, sagte Hagrid und holte eine große Schachtel mit Keksen aus dem Schrank. Harry nahm gehorsam einen Keks. Hagrid war nicht gerade für seine Backkünste bekannt, normalerweise waren seine Kekse immer steinhart. Auch Ron und Hermine bedienten sich höflich, sie wollten Hagrid schließlich nicht beleidigen.
Während Hagrid einen Kessel mit Wasser aufsetzte stand Hermine auf und holte Teetassen aus dem Schrank. Dann setzten sie sich um ein wenig zu plaudern.
Nachdem sie ihren Tee getrunken hatten sagte Hermine: „Hagrid, darf ich mir noch mal deine Fervefacus-Fische anschauen? Ich habe das mit dem Füttern noch nicht so ganz verstanden, und wenn das in der Jahresabschlußprüfung drankommt, dann.... Oh bitte, darf ich das noch mal probieren?“
Hagrid strahlte. Es kam selten vor, dass die Schüler soviel Interesse an seinen Geschöpfen zeigten. „Klar, Hermine, hier haste noch ein paar Algen. Wenn’s Probleme gibt ruf einfach, dann helf ich dir“, sagte er freundlich. Bei diesen Worten erhob er sich, und holte ein paar Algen aus seiner Kommode. Er drückte sie ihr in die Hand und Hermine verließ die Hütte.
Harry blickte Ron vielsagend an. Ron dachte wohl das Gleiche wie er: sie hatten wirklich keinen guten Einfluss auf Hermine, sie log Hagrid an ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken. Das war nicht zu fassen.
Harry und Ron tranken noch eine Tasse Tee und unterhielten sich weiter mit Hagrid. Hagrid berichtete, dass er in den Sommerferien viel unterwegs gewesen war um neue Geschöpfe für den Unterricht zu besorgen, doch er wollte den beiden nicht verraten, was es für Tiere waren. Er schien sehr stolz auf seine Neuentdeckungen zu sein. Außerdem hatte er mit Madame Maxime die Dörfer der Riesen besucht. Leider hatten diese wenig Interesse an einer Kooperation gezeigt. Sie wollten lieber für sich bleiben. Da sie ziemlich abweisend gewesen waren, war zu hoffen, dass sie auch Lord Voldemort zukünftig nicht unterstützen würden. Trotz allem schien Hagrid aber ein paar sehr angenehme Wochen mit Madame Maxime verbracht zu haben.
Nach einer Weile fragte Harry: „Haben Professor Dumbledore und Professor McGonagall es mittlerweile eigentlich geschafft Flitwick wieder auftauchen zu lassen?“
Hagrid schüttelte traurig den Kopf. „Nein, bis jetzt noch nicht, Professor McGonagall hat die halbe Nacht in der Bibliothek verbracht und hat nach einem wirksamen Zauberspruch gesucht, aber ohne Erfolg. Professor Dumbledore hat heute Morgen am Lehrertisch erzählt, dass er einen Fachmann für ‚Zauberkunst‘ im Ministerium kontaktieren wollte, um ihn um Rat zu fragen.“
Ron blickte Hagrid fragend an. „Dann muss er aber ziemlich verzweifelt sein, wenn er das Ministerium um Hilfe bittet“, sagte er.
Hagrid nickte. „Das kannst du wohl sagen. Sah heute Morgen gar nicht gut aus, der Direktor. Hat kein Auge zu gemacht, vor lauter Sorge um Professor Flitwick.“ Harry und Ron nickten verständnisvoll, sagten jedoch nichts mehr.
Eine viertel Stunde später betrat Hermine wieder die Hütte.
„Na, hat’s geklappt?“, fragte Hagrid interessiert.
„Ja, war überhaupt kein Problem. Sind echt nette Fische“, antwortete Hermine.
Die drei blieben noch eine halbe Stunde bei Hagrid, dann machten sie sich wieder auf den Weg zur Schule.
„Hast du die Schuppen?“, fragte Harry, als sie das Schlossportal erreicht hatten.
„Klar“, antwortete Hermine, griff unter ihren Umhang und zog fünf schimmernde Fischschuppen hervor. „War ganz einfach, die Fische schienen großen Hunger zu haben und kamen sofort angeschwommen.“
Ron schüttelte den Kopf. „Wirklich Hermine, du wirst uns immer ähnlicher.“
Hermine grinste. „Soll das etwa ein Kompliment sein?“, fragte sie leicht entrüstet und zwinkerte Harry mit einem verschmitzten Lächeln zu.

Am Freitagabend um kurz vor acht machte Harry sich auf den Weg zum Kerker, in dem sie ‚Zaubertränke‘ hatten. Er betrat den düsteren Raum und schaute sich um. Snape war nirgends zu sehen, doch auf der anderen Seite, direkt neben der Tafel, stand eine Tür einen Spalt breit offen. Harry wusste, dass dies die Tür zu Snapes Arbeitszimmer war. Seit eines kleinen Zwischenfalls, bei welchem Professor Snape einige Zaubertrank-Zutaten, die für die Herstellung des Vielsaft-Trank benötigt wurden, abhanden gekommen waren, war sie immer verschlossen, vor allem während des Unterrichts. So wollte er verhindern, dass die Schüler sich noch einmal an seinem persönlichen Vorrat bedienten.
Harry ging langsam auf die Tür zu. Vielleicht war das schon seine Chance. Vorsichtig griff er nach der Tür, um sie zu öffnen, als diese abrupt von innen aufgestoßen wurde. Snape baute sich drohend vor Harry auf.
„Guten Abend, Mr. Potter“, sagte er mit einem eisigen Lächeln, „Sie wollten sich doch nicht etwa an meinen Privatgemächern zu schaffen machen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er fort: „Machen Sie sich an die Arbeit, ich bin in meinem Arbeitszimmer.“
Harry wollte sich umdrehen um den Putzeimer zu holen, doch Snape hielt ihn mit einer kurzen Handbewegung zurück. Er fixierte Harry und sagte in leicht drohendem Tonfall: „Ich behalte Sie im Auge, Potter.“ Dann drehte er sich endgültig um und ging zurück zu seinem Schreibtisch. Er ließ die Tür halb offen, so dass er von seinem Platz aus fast den gesamten Klassenraum überblicken konnte.
Harry seufzte leise und holte die Putz-Utensilien aus einem Schrank in der Ecke. Er blickte sich angeekelt in dem düsteren Klassenraum um, und überlegte, mit was er am Besten anfangen sollte. Alles war völlig verdreckt, die Wände waren voller Spinnweben, die Tische waren verklebt mit dicken Krusten und der Fußboden war bedeckt mit verspritzen Zaubertränken. Die steinerne Decke des Kerkers war an den Stellen, wo die stinkenden Fackeln hingen, übersät mit schwarzen Brandflecken.
Harry nahm einen Staubwedel und machte sich zuerst an das Entfernen der Spinnweben, die überall an der Decke und in den Ecken hingen. Es war eine mühselige Arbeit, Harry hatte das Gefühl, dass dieser Klassenraum seit Jahren nicht mehr geputzt worden war.
Es war bereits über eine Stunde vergangen, als er endlich die letzten Spinnweben beseitigt hatte. Als nächstes würde er sich die verklebten Tische vornehmen. Während er einen Putzlappen holte, spähte er vorsichtig durch die Tür am hinteren Ende des Raums. Snape saß an seinen Schreibtisch und las konzentriert in einem alten Buch.
Harry fluchte leise. So würde das nie funktionieren. Wie sollte er an Snapes Vorratsschrank herankommen, wenn dieser die ganze Zeit in seinem Büro saß?
Gerade als Harry sich über den ersten Tisch gebeugt hatte wurde plötzlich die Vordertür des Klassenraums aufgerissen und Professor Sprout stürzte an ihm vorbei. Ihre Haare standen in alle Richtungen ab und ihr Gesicht war ruß verschmiert. Irrte Harry sich, oder kamen der Kräuterkunde-Lehrerin tatsächlich kleine Rauchwölkchen aus den Ohren? Sie bemerkte ihn überhaupt nicht, sondern rannte kopflos in Richtung von Snapes Arbeitszimmer.
„Professor, Professor“, rief sie keuchend.
Harry sah, wie Snape von seinem Stuhl aufsprang und auf Professor Sprout zueilte. „Was ist los Professor Sprout, ist etwas passiert?“, fragte er leicht irritiert.
„Professor Snape, entschuldigen Sie die späte Störung, ich war gerade dabei meinen Unterricht für Montag vorzubereiten als der Schwelltrank, ..... oh bitte kommen Sie schnell“, keuchte sie aufgelöst.
„Ich komme“, sagte Snape leicht ärgerlich, und folgte Professor Sprout unverzüglich, die schon wieder auf dem Weg nach draußen war. Wo sie gelaufen war hinterließ sie durchsichtige Rauchschwaden. Beide verließen fluchtartig den Raum und ließen Harry alleine.
Harry stand für einen Moment ratlos da. Was mochte wohl passiert sein? Die Lehrerin für Kräuterkunde hatte scheinbar einen Unfall mit ihrem Trank gehabt. Harry sah sich nachdenklich in dem Kerker um, und sein Blick blieb an Snapes halb geöffneter Bürotür hängen. Er war so in Eile gewesen, dass er tatsächlich vergessen hatte sie zu verschließen. Dies war seine Chance! Er eilte durch den Raum um die Vordertür zu schließen, die bei Snapes fluchtartigem Aufbruch nicht ganz ins Schloß gefallen war. Dies würde ihm eine Sekunde mehr Zeit verschaffen wenn sein Lehrer zurückkam. Außerdem würde er das Öffnen der Tür auch im Nebenraum hören, das würde ihn warnen, wenn Snape zurückkam.
Harry ging schnell in Snapes Arbeitszimmer und blickte sich neugierig um. Überall an den Wänden waren Regale angebracht. Sie waren überladen mit unzähligen Büchern, alten, staubigen Flaschen und großen, gläsernen Gefäßen. Harry fröstelte, als er sich den Inhalt genauer betrachtete. Von allen Seiten stierten ihn seltsame Geschöpfe mit ihren kalten, leblosen Augen an.
Harry schüttelte sich leicht und ging zu dem großen Vorratsschrank, der in einer Ecke neben Snapes, mit Papieren überladenem, Schreibtisch stand. Der Schrank war vollgestopft mit Fläschchen, Phiolen, Tiegeln, Körben und Kästchen, die gefüllt waren mit den verschiedensten Zaubertrankzutaten. Wo zum Teufel konnte diese Tareswurzel nur sein? Harry begann nervös den Schrank zu durchsuchen, bis er endlich die Wurzeln gefunden hatte. Er steckte eine Wurzel unter seinen Umhang und wollte den Schrank gerade wieder schließen, als sein Blick auf einer kleinen, grünlich schimmernden Phiole hängen blieb. Er nahm sie vorsichtig in die Hand und las die verschnörkelte Aufschrift der Flasche: Anti-Veritas-Serum. Harry stutzte. Sollte das bedeuten, dass er hier ein Gegenmittel für das berüchtigte Veritas-Serum in den Händen hielt? Hatte Snape ihnen nicht vor ein paar Wochen erzählt, dass es kein Gegenmittel dafür gäbe?
Er betrachtete die Phiole genauer. Im Gegensatz zu den anderen Flaschen, die sich in dem Schrank befanden, sah diese noch absolut neu aus. Alle anderen waren staubig und zerkratzt, doch diese sah aus, als wäre sie noch nie benutzt worden. War es möglich, dass Snape dieses Anti-Serum erst vor kurzem gebraut hatte? War er tatsächlich ein solch grandioser Braumeister und hatte das Serum vielleicht sogar selbst entwickelt?
Behutsam stellte er die Phiole wieder in den Schrank und schloss leise die Schranktür. Er wollte Snapes Büro so schnell wie möglich verlassen, doch irgendetwas zog ihn magisch zu dem dunklen Schreibtisch. Unsicher näherte er sich dem Tisch und betrachtete die unzähligen Pergamente, die darüber verstreut waren. Sie waren voll geschmiert mit unzähligen Formeln und Zaubertrankzutaten. Auf den obersten Aufzeichnungen bemerkte Harry sehr oft das Wort Cruciatus-Fluch. Er runzelte die Stirn. Was hatte das wohl zu bedeuten?
Er sah sich weiter um und beäugte das Buch, in dem Snape die letzte Stunde so intensiv gelesen hatte. Vorsichtig griff er danach und drehte es auf den Rücken, um den Titel lesen zu können: ‚Die unverzeihlichen Flüche, gibt es eine Verteidigung?’ Das Buch schien sehr alt zu sein, die Seiten waren schon stark vergilbt und einige fehlten sogar.
Harry wollte das Buch gerade wieder behutsam auf den Tisch legen, als er plötzlich ein Geräusch hinter sich hörte. Erschrocken ließ er das Buch auf den Tisch zurück fallen und drehte sich abrupt um. Er konnte niemanden sehen, das Büro schien vollkommen leer zu sein. Harry ging zur Tür und spähte in den Klassenraum. Auch hier konnte er niemanden entdecken, aber er war sich ziemlich sicher, dass er sich nicht geirrt hatte. Er verließ Snapes Büro um sich genauer im Klassenraum umzusehen. Er durfte auf keinen Fall riskieren, dass ihn irgendjemand dabei erwischte wie er in Snapes Sachen herumwühlte. Dies würde fatale Folgen für ihn haben. Er schaute sich im gesamten Klassenraum um, konnte aber niemanden entdecken.
Harry wollte gerade wieder in Snapes Büro zurückkehren, um das Buch wieder so auf den Schreibtisch zu legen, wie er es vorgefunden hatte, als er ein lautes Gackern hinter sich hörte. „Wer schnüffelt denn da? Gar nicht nett, gar nicht nett!“
Harry rutschte das Herz in die Hose. „Peeves“, rief er aufgebracht, „mach dass du wegkommst, du hast hier nichts zu suchen.“
„Schüler, die bei Lehrern schnüffeln, muss es Professor Snape sagen, ja, das muss ich“, geiferte der Poltergeist und sein Mund verzog sich zu einem gehässigen Grinsen.
Harry geriet in Panik. Was sollte er machen, wenn Peeves wirklich erzählte, was er gesehen hatte? „Peeves, hau ab, oder ich hole den blutigen Baron“, rief Harry, hatte aber wenig Hoffnung, dass diese Drohung helfen würde. Der Poltergeist schien sehr belustigt und begann wie ein Gummiball auf und ab zu hüpfen. Dabei stieß er ein markerschütterndes Kreischen aus.
In diesem Moment wurde die Tür des Klassenzimmers jäh aufgerissen, und Professor Snape baute sich drohend vor Harry und dem Poltergeist auf. Er blieb einen Moment bewegungslos stehen und blickte beide finster an.
„Was ist hier los?“, zischte er gefährlich. Harry stand wie angewurzelt da und konnte keinen Ton sagen. Peeves hörte auf zu hüpfen und lächelte Professor Snape hinterhältig an. „Oh, Professor, böse Dinge passieren hier“, gackerte er und schwebte langsam auf Snape zu.
Snape verzog das Gesicht, es war ihm anzusehen, dass auch er den Poltergeist nicht sonderlich leiden konnte. „Entweder du sagst was los ist, oder du verschwindest, Peeves“, sagte er leise und Harry hatte das Gefühl, Snape würde den Geist am liebsten in tausend Stücke reißen.
„Ja, was war los?“, gluckste Peeves, „oh, ich weiß nicht mehr. War etwas los?“
Snape starrte Peeves wutentbrannt an. „Raus hier“, zischte er so wütend, dass der Poltergeist leicht erschrocken den Kopf einzog. Er murmelte etwas vor sich hin, das klang, wie ‚kein Spaß‘ und schwebte davon.
Snape fixierte Harry noch einmal finster und ging zurück in sein Büro. Harry hielt die Luft an. Hoffentlich würde Snape nicht bemerken, dass sein Buch nicht mehr an der Stelle lag, an dem er es zurückgelassen hatte. Er nahm einen Putzlappen und begann die Tische zu schrubben. Aus den Augenwinkeln beobachtete er seinen Lehrer, wie er zu seinem Schreibtisch ging und sich setzte. Snapes Blick blieb sofort an dem Buch hängen, in welchem er den ganzen Abend gelesen hatte. Er sah einen Moment das Buch an, dann warf er Harry durch die halb geöffnete Tür einen argwöhnischen Blick zu. Harry lief ein kalter Schauer über den Rücken, er konnte Snapes Blick fast spüren, doch der Lehrer sagte nichts. Er beobachtete Harry noch einen Moment, dann widmete er sich wieder seiner Lektüre. Harry entspannte sich etwas und setzte seine Arbeit fort.
Es war bereits kurz nach fünf Uhr morgens, als Harry endlich den Putzlappen zur Seite legte. Er gähnte herzhaft und ging zu Snapes Tür. Der Lehrer hatte die ganze Zeit fast unbeweglich an seinem Schreibtisch gesessen und sich Notizen aus dem alten Buch gemacht. Kein Wunder, dachte Harry, dass Snape oft so schlecht gelaunt war und die Schüler anblaffte, wenn er bis mitten in die Nacht arbeitete. Doch das sollte nicht sein Problem sein. Seine Aufgabe war beendet.
Zaghaft klopfte er an Snapes Tür. „Entschuldigen Sie, Professor, ich bin fertig, kann ich jetzt gehen?“, fragte er müde.
Snape sah von seiner Arbeit auf und erhob sich. „Das werde ich erst einmal kontrollieren, Potter. Wenn Sie nicht ordentlich gearbeitet haben können Sie gleich noch mal von vorne anfangen“, sagte er grimmig. Er betrat den Klassenraum und sah sich um. Hier und da betrachtete er sich eine Tischplatte genauer oder prüfte mit dem Finger, ob Harry auch auf den Schränken den Staub entfernt hatte. Nach fast zehn Minuten blickte er auf und sagte kalt: „Sie können gehen.“ Harry hatte das Gefühl, dass leichte Enttäuschung in seiner Stimme mitschwang.
Er beeilte sich um zur Tür zu kommen, doch Snape hielt ihn auf. „Potter“.
Harry drehte sich um und blickte in Snapes nun wieder kalt grinsendes Gesicht. „Ja, Professor?“, fragte er unsicher.
„Viel Glück für Ihr Spiel nachher.“ Snape blickte Harry verschlagen an. Dann drehte er sich um, ging wieder in sein Arbeitszimmer und ließ Harry stehen.
Harry ging so schnell ihn seine müden Beine tragen konnten zurück zum Gryffindor-Turm. Als er das Portrait der fetten Dame erreicht hatte blickte diese ihn ungehalten an: „Gott im Himmel, wo kommst du denn um diese Zeit her?“
„Ich war bei Professor Snape, Rosenkavalier“, sagte Harry gähnend und das Bild schwang gehorsam zur Seite. Müde und ausgelaugt schleppte er sich in seinen Schlafsaal und fiel auf sein Bett. Zum Ausziehen war er viel zu erschöpft, außerdem würde es sich für die paar Stunden sowieso nicht mehr lohnen. Noch bevor er diesen Gedanken richtig zu Ende gedacht hatte fiel er in einen traumlosen Schlaf.

„Lass mich doch noch ‘n bißchen pennen“, murmelte Harry, als Hermine ihn am nächsten Morgen wachrüttelte. Er hatte das Gefühl kaum geschlafen zu haben. War er nicht eben gerade erst ins Bett gegangen?
„Komm schon, steh auf, es ist kurz nach halb acht. Um elf fängt das Quidditch-Spiel an und wir müssen noch den Trank brauen.“
Harry erhob sich schlaftrunken und setzte seine Brille auf.
„Hast du die Wurzel?“, fragte Hermine nervös. Harry grinste müde, griff in die Tasche seines Umhangs und zeigte sie ihr.
„Gut gemacht“, sagte Hermine und lächelte.
Nachdem Harry sich ein wenig frisch gemacht hatte traf er sich mit Hermine im Gemeinschaftsraum. „Wo wollen wir das Zeug eigentlich brauen?“, fragte er gähnend.
„Hm, ich dachte mir, dass wir wieder ins Klo der Maulenden Myrte gehen. Da sind wir ungestört.“
Harry nickte zustimmend. Vor gut drei Jahren hatten sie schon einmal in diesem Mädchenklo den Vielsaft-Trank gebraut. Sie hatten damals fast einen Monat gebraucht, bis er fertig war, und niemals waren sie gestört worden. Da die Maulende Myrte, ein Geist, der in diesem Klo eines gewaltsamen Todes gestorben war, jeden vergraulte, der ihr Klo betrat, vermieden die Mädchen es, diese Toilette zu benutzen.
„Okay, laß uns gehen“, sagte Harry. „Haben wir auch alles?“
Hermine blickte prüfend in den kleinen Kessel, den sie in der Hand hielt, und kontrollierte noch einmal, ob sie alle Zutaten hatten. „Ich denke schon“, sagte sie schließlich.
Sie verließen den Gemeinschaftsraum und machten sich auf den Weg in den zweiten Stock, in dem sich das Klo befand. Hermine legte ein gewaltiges Tempo vor, und Harry, der sich zusammenreißen mußte um nicht auf der Stelle einzuschlafen hatte Mühe ihr zu folgen.
„Was macht ihr hier?“
Harry und Hermine drehten sich erschrocken um. Vor ihnen stand der Hausmeister, Mr. Filch. Sie waren wie versteinert. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Filch blickte sie finster an und wiederholte knurrend seine Frage: „Was macht ihr hier? Schüler haben außerhalb des Unterrichts hier nichts zu suchen.“
Hermine war die erste, die ihre Sprache wieder fand. „Wir, äh, wollten nur, äh, diesen Kessel runter in den Kerker bringen. Ich habe ihn gestern nach der Zaubertrank Stunde versehentlich mitgenommen.“ Sie wußte, dass es keine besonders gute Ausrede war, aber wahrscheinlich war es dem Hausmeister sowieso egal warum sie hier herum schlichen.
Filch sah die beiden mißtrauisch an und knurrte: „Ich kann es nicht leiden, wenn Schüler durch die Schule wandern. Ihr kommt jetzt mit in mein Büro. Ich .....“
Ein gewaltiges Poltern erschütterte den ganzen Gang. Irgendetwas Großes mußte heruntergefallen sein. „Peeves!!“, schrie Filch und blickte haßerfüllt in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. „Jetzt kriege ich dich“, knurrte er. Dann wandte er sich wieder Harry und Hermine zu. „Geht in euren Gemeinschaftsraum. Wenn ich euch noch mal hier erwische, verpasse ich euch eine Strafarbeit, wie ihr sie noch nie erlebt habt.“ Mit diesen Worten drehte Filch sich um und eilte davon.
Harry atmete auf. Er konnte den Poltergeist zwar nicht sonderlich leiden, und nach gestern Abend noch weniger als vorher, aber dieses Mal hatte er ihnen beiden unwissentlich die Haut gerettet.
Kurz darauf betraten sie das Klo der Maulenden Myrte. Da nur sehr wenige Leute diesen Raum jemals betraten war der Boden bedeckt von Staub, die Armaturen der Waschbecken hatten ihren Glanz verloren und die Spiegel waren im Laufe der Jahre blind geworden. Durch die verdreckten Fenster fiel ein fahles Licht.
Sie gingen in die erste Zelle und Hermine entfachte ein Feuer in der Kloschüssel. Gerade als Harry den Kessel auf das prasselnde Feuer stellen wollte hörten sie eine weinerliche Stimme aus der Nachbarzelle. „Wer ist da?“
„Hallo Myrte“, sagte Hermine freundlich, „Wir sind es. Wir wollten dich mal wieder besuchen. Wie geht es dir?“
Myrte schluchzte. „Ihr wollt mich doch nur auslachen, wie alle anderen“, jammerte sie, „arme Myrte, hässliche Myrte, dumme Myrte.“
„Aber nein“, sagte Harry besänftigend, „du weißt, dass wir so etwas nie sagen würden.“
Myrte antwortete nicht, aber sie hörten ein Schluchzen, das von oben zu kommen schien. Harry und Hermine blickten nach oben, und sahen Myrtes Gesicht über die Zellenwand blicken. „Du bist auch hier“, sagte sie, und ein kleines Lächeln huschte über ihr mürrisches Gesicht.
„Ja, hallo Myrte, wir würden gerne mal dein Klo benutzen, dürfen wir?“, fragte Harry den Geist.
„Natürlich“, hauchte Myrte und lächelte Harry an. Dann verschwand sie wieder.
Hermine begann nach und nach die Zutaten in den Kessel zu werfen. Harry gähnte herzhaft und lehnte sich gegen die Zwischenwand der Klozelle. Er hatte große Mühe seine Augen offen zu halten.
„Was macht ihr da?“, fragte Myrte nach einer Weile und blickte wieder über die Trennwand.
„Wir brauen einen Trank für Harry“, antwortete Hermine freundlich, während sie zwei zerstampfte Krötenaugen in den Kessel gab. Myrte schien einen Moment zu überlegen, dann nickte sie und verschwand wieder. Kurz darauf hörten Harry und Hermine sie, wie so oft, wieder in der hintersten Klozelle schluchzen und jammern. Myrte würde sich nie ändern.
„So“, sagte Hermine schließlich, „der Trank ist fertig, Harry wach auf, HARRY, er ist fertig.“
Harry schreckte hoch. Scheinbar war er für einen kurzen Moment eingeschlafen. Er blickte Hermine irritiert an. „Ist er fertig?“, fragte er und gähnte wieder, „wie viel Uhr haben wir?“
„Ja, er ist fertig, das sage ich doch die ganze Zeit. Wir haben jetzt zwanzig vor elf, wir müssen uns beeilen.“
Mit einem Schlag war Harry wach. Gleich mußte er gegen die Slytherins spielen, hoffentlich wirkte der Trank, sonst würde er wahrscheinlich während des Spiels schnarchend vom Besen fallen. Er betrachtete die brodelnde, blassblaue Flüssigkeit in dem Kessel. „Hoffentlich vergifte ich mich nicht mit dem Zeug, sieht irgendwie komisch aus“, murmelte er.
Hermine überhörte seinen Kommentar und reichte ihm einen halb gefüllten Becher. „Ich denke das sollte reichen. Los trink“, sagte sie ungerührt.
„Kriegt ihr jetzt wieder Fell?“, fragte Myrte neugierig, und spähte wieder über die Wand.
Harry sah nach oben und blickte sie missmutig an. „Das will ich nicht hoffen“, knurrte er.
„Schade“, grunzte Myrte und verschwand wieder.
Harry nahm den Becher und setzt ihn mit Todesverachtung an die Lippen. Als er den ersten Schluck des Gebräus nahm verzog er sein Gesicht. Warum mussten Zaubertränke immer so furchtbar schmecken?
„Trink schon“, drängte Hermine, „wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Harry schloss die Augen, hielt sich die Nase zu und trank den Becher in einem Zug aus. Dann wartete er.
Es dauerte ein paar Sekunden, dann spürte er ein angenehm warmes Kribbeln in seinen Fingerspitzen. Das Gefühl breitete sich aus, und kurz darauf fühlte Harry sich als könne er Bäume ausreißen. Er lächelte.
„Na, wie fühlst du dich, klappt’s?“, fragte Hermine erwartungsvoll.
„Ich fühle mich toll. Jetzt hält mich nichts mehr davon ab, Malfoy vom Besen zu hauen.“
„Klingt gut, komm jetzt es wird Zeit, du musst dich noch umziehen und deinen Feuerblitz holen.“
Harry und Hermine packten ihre Sachen zusammen und verließen das Klo der Maulenden Myrte.

Harry rannte mit seinem Feuerblitz unter dem Arm aus dem Schloß in Richtung Quidditch-Feld. Es war kurz vor elf, alle Ränge der Tribüne waren bereits besetzt. Die Spieler der beiden Mannschaften hatten sich schon um den Mittelkreis aufgestellt und warteten, dass Madam Hooch, die Schiedsrichterin, die Bälle frei gab. Harry schwang sich auf seinen Besen und raste zum Spielfeld. Er erreichte die obersten Tribünen in dem Moment, als Madam Hooch die große, alte Truhe öffnete, in der sich die vier Bälle befanden. Er war fast da, nur noch ein paar Meter. In dem Moment, als Madam Hooch den Quaffel in die Höhe warf, erreichte er den Mittelkreis.
„Mein Gott Harry, wo warst du, alles Okay?“, rief Angelina Johnson ihm von der Seite zu. Harry konnte nicht antworten, er war zu sehr außer Puste, doch er zeigte ihr seinen nach oben gestreckten Daumen um zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Harry blickte hinüber zu den Slytherins. Malfoy schien vor Wut zu kochen, dass Harry es doch noch rechtzeitig zum Spielbeginn geschafft hatte.
Harry hörte wie aus weiter Ferne Lee Jordan, der wie immer das Spiel kommentierte. „Und der Quaffel ist freigegeben. Katie Bell von Gryffindor ist im Quaffelbesitz, sie wirft einen Paß auf Angelina, und Angelina rast auf das gegnerische Tor zu, sie wirft, und...... JAAA Tor für Gryffindor, 10 zu 0.“
Die Gryffindors auf den Rängen jubelten. Einige schwenkten riesige, rote Transparente mit der Aufschrift „Noch ein Tor für Gryffindor“.
Harry flog 10 Meter über dem Geschehen auf und ab und hielt Ausschau nach dem Schnatz. Er hatte das Gefühl Bäume ausreißen zu können. Malfoy hielt sich in einigem Abstand zu Harry auf, aber nah genug, um schnell aufschließen zu können, falls Harry den goldenen Schnatz entdeckte.
„Warrington von Slytherin jetzt im Quaffelbesitz. Und da kommt ein Klatscher geschlagen von Fred Weasley. JA, sauberer Schuß Fred, voll auf die zwölf. Fällt bei dem Gesicht sowieso nicht mehr auf.“
„Jordan, bleiben Sie sachlich“, ermahnte ihn Professor McGonagall.
„‘Tschuldigung, Professor. Alicia Spinnet von Gryffindor im Quaffelbesitz, nein, da kommt Marcus Flint, der Captain der Slytherins.“ Flint raste mit erhobener Faust auf Alicia zu. Als er sie erreicht hatte holte er aus und verpaßte ihr einen Kinnhaken. Alicia schrie auf und ließ den Quaffel fallen.
„Frechheit, Foul, Schiebung, das ist doch wohl .....“, schrie Jordan in sein Mikrofon.
„Mr. Jordan, ich warne Sie, halten Sie sich zurück“, sagte Professor McGonagall aufgebracht.
„Ist doch wahr, Professor.“
Flint hatte einen kleinen Looping gedreht, den Quaffel aufgefangen und raste in Richtung der Torstangen.
„Flint jetzt im Angriff, und NEIN, Ausgleich, 10 zu 10.“
Der Schiedsrichterin, Madam Hooch, war dieses Foul nicht entgangen, und sprach Gryffindor einen Freiwurf zu. Alicia warf den Quaffel, aber der Hüter der Slytherins hielt.
Harry drehte immer noch seine Runden, Malfoy dicht an seinen Fersen. Er sah hinunter zu seinen Mannschaftskameraden und bekam gerade noch mit, wie Katie ein Tor warf.
„Slytherin wieder im Quaffelbesitz, Montague greift an, er wirf, nein, jaaaa, hervorragend gehalten von Paul Paddington, prima Entdeckung von Angelina, der neuen Mannschaftsführerin.“
Auch Harry hatte die großartige Leistung seines Mannschaftskameraden gesehen und jubelte. Dann sah er sich um, und entdeckte plötzlich etwas Goldenes zwischen den Torstangen der Slytherins glitzern. Auch Malfoy schien es gesehen zu haben, beide rasten im selben Augenblick los. Harry legte sich flach auf seinen Besen um der Luft weniger Widerstand zu bieten und sein Feuerblitz schob sich an Malfoys Besen vorbei. Malfoy warf Harry einen hasserfüllten Blick zu, holte aus, und trat mit aller Kraft gegen den Schweif von Harrys Besen. Der Feuerblitz begann unkontrolliert zu trudeln und Harry hatte Mühe ihn wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Er hörte von weitem Lee Jordans aufgeregte Schreie. Harry stabilisierte die Flugbahn seines Feuerblitzes und jagte Malfoy hinterher, doch dieser war bereits abgebogen, und flog in einer großen Schleife um das Spielfeld. Scheinbar hatte er sich zu intensiv darauf konzentriert Harry vom Besen zu treten, und hatte dabei den goldenen Schnatz aus den Augen verloren. Geschah ihm Recht, dachte Harry ärgerlich.
Währenddessen, fast unbemerkt von den aufgebrachten Zuschauern, die natürlich alle Harry und Malfoy beobachtet hatten, hatte sich Katie Bell den Quaffel geschnappt und raste auf das Tor der Slytherins zu. Leider nicht von allen unbemerkt, denn die beiden Treiber der Slytherins, Derrick und Bole, hatten sie gesehen und rasten hinter ihr her. Derrick gab Bole ein Zeichen, und beide schlugen gleichzeitig je einen Klatscher auf Katie. Ein Klatscher traf sie an der Schulter, der andere verfehlte nur um Haaresbreite ihr linkes Ohr, doch sie ließ sich nicht beirren und raste weiter.
„Das ist eine Frechheit, Das ist ein tätlicher Angriff auf unsere Jägerin, das verlangt einen Strafstoß, .... mindestens“, schrie Lee aufgeregt in sein Mikrofon.
„Mr. Jordan, ich warne Sie, gleich sage ich selber an“, keifte Professor McGonagall, doch schien sie weniger aufgebracht von Lees Kommentar, sondern eher von der Klatscherattacke der Slytherins.
Katie raste weiter auf das Tor zu und warf einen Paß zu Angelina, die auf sie zugeflogen kam. Angelina zielte, warf den Quaffel, doch Bletchley, der Hüter der Slytherins hielt den Ball.
Harry hatte nicht weiter auf den Spielverlauf geachtet, er suchte nur noch nach dem Schnatz. Er musste ihn einfach fangen. Er war seine einzige Chance wieder von den Gryffindors akzeptiert zu werden, nachdem er sein Haus einhundert Punkte gekostet hatte.
Da, da war er, höchstens einen Meter über dem Boden, fast genau unter Harry. Der kleine Ball flatterte bewegungslos auf der Stelle. Harry überlegte nur den Bruchteil einer Sekunde. Er fühlte sich so gut wie noch nie bei einem Quidditch-Spiel, und wenn er es wagte, konnten sie gewinnen. Es hatte so einfach ausgesehen, als Viktor Krum dieses Manöver damals bei der Weltmeisterschaft geflogen war.
Harry drückte den Stiel seines Besens nach unten und raste im Sturzflug in Richtung Rasen. Malfoy war dies nicht entgangen und heftete sich an seine Fersen. Er war höchstens einen Meter hinter Harry, doch der Feuerblitz konnte den Abstand mühelos halten. Immer schneller rasten sie dem Boden entgegen, Harry hatte den goldenen Schnatz fest im Visier, er durfte ihn nicht aus den Augen verlieren. Noch zehn Meter bis zum Schnatz, noch fünf, Malfoy war ihm immer noch dicht auf den Fersen. Harry streckte vorsichtig einen Arm aus um nach dem kleinen, goldenen Ball zu greifen, mit der anderen hielt er fest seinen Besen umklammert. Noch zwei Meter. Harry lehnte sich nach vorne und streckte den Arm noch weiter aus. Noch ein Meter, ein halber Meter. Er griff zu und riss im selben Moment seinen Besen steil in die Höhe. Er hielt strahlend den goldenen Schnatz hoch über seinen Kopf und blickte sich nach Malfoy um. Zu seiner Überraschung entdeckte er ihn etwa in seiner Höhe, fünf Meter über der Erde. Scheinbar hatte er kalte Füße bekommen und den Sturzflug kurz vor dem Schnatz abgebrochen.
Für eine Sekunde schien das ganze Stadion die Luft anzuhalten. Keiner konnte so richtig fassen, was sie eben gesehen hatten. Harry hatte sich aus fast vierzig Metern Höhe in die Tiefe gestürzt und einen halben Meter über der Erde den Schnatz gefangen, ohne auch nur das Gras zu berühren.
Dann explodierte die Tribüne. Die Gryffindors jubelten und schrieen durcheinander, Lee Jordan brüllte in sein Mikrofon, keinen hielt es mehr auf den Sitzen. Alle stürmten auf das Feld um ihren Helden zu feiern. Harry drehte überglücklich mit hoch erhobenem Schnatz eine Ehrenrunde über die Tribüne. Er konnte es nicht fassen, er hatte es tatsächlich geschafft, er war den Wronski-Bluff geflogen und hatte dabei auch noch den Schnatz gefangen. Die anderen Spieler des Gryffindor-Teams kamen auf ihn zugeflogen. Sie jubelten lautstark und die Weasley-Zwillinge schwangen laut heulend ihre Keulen.
Harry drehte noch eine Runde, flankiert von seinen Freunden, dann landete er in der Mitte des Feldes. Sofort kamen die Gryffindors auf ihn zu gestürmt.
„Das war einfach phänomenal!“, schrie Ron.
„Nicht zu fassen, wie hast du das gemacht?“, rief Angelina, und Lee Jordan überschlug sich fast an seinem Mikrofon „Gryffindor hat gewonnen, Harry Potter hat gewonnen, 170 zu 10 für Gryffindor“, rief er immer wieder.
Harry strahlte. Selten war er so glücklich gewesen, wie in diesem Moment, und sein Grinsen wurde noch breiter, als er das Team der Slytherins, Malfoy an der Spitze, fluchend das Feld verlassen sah.
Dann hoben Fred und George Harry auf ihren Schultern und die Gryffindors verließen gemeinsam jubelnd das Spielfeld. Es dauerte noch viele Stunden, bis die Feier, die nun im Gryffindor-Turm stattfand zu Ende ging.

Kapitel 5

Kapitel 7

 

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