Runaway Dragon"

 

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Kapitel 14: Eine Fahrt nach Wales



Dieses Mal kam Jack zu Dracos letztem Fußballspiel mit den Rakers. Vielleicht fingen sie wirklich an sich zu verstehen.

Sammie war in großartiger Form, und schoß tatsächlich ein Tor für sein Team. Nach dem Spiel strahlte er vor Stolz, und es störte ihn nicht einmal, daß Cathy Cat zwei Tore geschossen hatte. Es war ihr deutlichster Sieg, und Jacks Team sah fast deprimiert aus.

Der Anblick einer Gruppe Sharks mit Eimern mit weißer Farbe heiterte sie aber alle auf.

„Hey, sieht aus als würden die Fischchen ihr Aquarium weißen!“, jubelte Mary gerade laut genug, damit sie es hören konnten.

„Nun, es gibt nichts gesünderes als ehrliche Arbeit“, bestätigte Cathy. “Und es gibt immer die Befriedigung, daß man am Ende eines Tages voller harter Arbeit eine Aufgabe gut gelöst hat.“

Die Sharks, der hübsche Ricky, die beiden kleinsten Jungen und eines der Mädchen, das Draco noch nicht bemerkt hatte, starrten sie an, aber sie gingen weiter. Sie passten auf, nicht auf Rakergebiet zu kommen, was bedeutete, daß sie einen seltsamen Umweg von der Seite mit dem Grenzweg zum Schwarzen Ring auf ihr eigenes Gebiet und dann an der Hausseite entlang zur Tür machen mussten, wobei sie die ganze Zeit über genau beobachtet wurden.

”Vielleicht sollten wir Angel Anna warnen, daß Fische auf ihrem Rasen schwimmen“, schlug Jack mit boshaftem Grinsen vor.

„Vielleicht sollten wir ihr helfen und sie für sie loswerden da sie nicht in der Nähe ist“, hielt Larry dagegen, der immer auf einen Kampf hoffte.

Der hübsche Ricky wurde bleich und ließ sich hinter seine Begleiter zurückfallen.

"Versteckst du dich hinter kleinen Kindern, Ricky, mein Freund?“, fragte ihn Draco liebenswürdig. „Du schuldest mir noch einen Kampf, weißt du. Du warst letztes Mal so in Eile, daß du nicht mal die Zeit hattest, mir zu sagen, wo du auf einmal so dringend hin musstest. Vielleicht können wir es jetzt auskämpfen.“

Ricky sah aus als würde er entweder gleich seine Farbe fallenlassen und davon rennen, oder auf der Stelle in Ohnmacht fallen.

"Na, nicht unser Boden“, gab Jack schließlich nach. „Wir wollen nicht ohne zu Fragen über die Grenze zum Schwarzen Ring gehen. So nette Nachbarn wie Annas Bande verdienen etwas gutes Benehmen. Wir sind nicht so unhöflich.“

Die versteckte Anspielung auf die Manieren der Sharks war bei Ricky natürlich völlig verschwendet, der erleichtert aufatmete und seinen Spiegel für einen schnellen Blick herauszog, der versteckt stattfinden und seine Haare überprüfen sollte. Mike verdrehte über dieses Benehmen die Augen.

„Nun, ich schätze das war meine letzte Gelegenheit, mit den Sharks zu kämpfen“, bemerkte Draco leiser, als die kleine Gruppe mit der Farbe sicher drinnen und außer Sichtweite war.

“Vielleicht nicht“, meinte Sammie. “Vielleicht will dich dein Cousin Jeremiah auch nicht, und du kannst noch eine Woche bei uns bleiben.“

„Vielleicht“, gab Draco zu. “Aber es ist nicht wirklich wahrscheinlich, und es gibt auch noch Cousin Eugene in der Winkelgasse.“

„Ich hoffe trotzdem, daß dich Jeremiah nicht will“, wiederholte Sammie.

Trotz seiner Trauer darüber, die Rakers verlassen zu müssen, hatte Draco beschlossen, seinen letzten Nachmittag in West Hogsmeade mit Billy zu verbringen. Wenn Cousin Jeremiah ihn wieder nach Hogwarts gehen ließ, würde er seine Freunde an Hogsmeade-Wochenenden wiedersehen können. Billy sah er vielleicht nie wieder.

Das Baby, das keine Ahnung hatte, daß ‚Dako’ so auf wiedersehen sagte, war erfreut, seine Aufmerksamkeit zu haben, und ließ ihn mit jedem Quietschespielzeug spielen, das er besaß, ließ sich durch die Luft wirbeln und knuddeln bis er völlig erschöpft ins Bett fiel.



Es hatte den besonderen Vorteil, daß Draco dieses Mal nicht mitten in der Nacht aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte.



***




Es war Munin, der ihn wie üblich am Morgen aufweckte, und wieder reagierte Draco mit einem Versuch, den Vogel zu umarmen. Als Wesen des offenen Himmels gefiel Munin diese Geste gar nicht. Er brauchte Freiheit um seine Flügel zu bewegen, um zufrieden zu sein. Alles was versuchte ihm die Flügel an den Körper zu drücken, sah er als Angriff an.

Mit einem erschrockenen „Krächz!” floh der Rabe aus dem Zimmer und auf Severus’ sichere Schulter, wo er bis nach dem Frühstück blieb.

Billy reagierte viel besser auf Dracos Umarmung zum Abschied, und kuschelte sich sofort an ihn. Er verbrachte das Frühstück auf Dracos Schoß, und hielt ihren Aufbruch so erfolgreich auf, da es sehr schwer war zu essen wenn man mit einem Arm ein neugieriges Baby festhielt.

Der Kater ließ sich gnädigerweise ebenfalls umarmen. Offensichtlich war er in der Stimmung um zu kuscheln

Sarah umarmte ihn selbst, und rückte seine Rakerskappe gerade bevor er ging. Sie mussten unter ihren Umhängen Muggelkleidung tragen, weil sie von London aus dem Muggelzug nehmen würden.

‚Dieser Hund’ bellte und sprang aufgeregt herum, als ihm klar wurde, daß er wieder mit seinem Meister und dem Jungen hinaus gehen durfte. Das letzte Mal hatten sie diesen aufregenden Spaziergang in den Wald gemacht, und dann waren sie in diesem interessant riechenden Gasthof gewesen. Nur der seltsame Ort wo sich der Boden bewegt hatte, und er gefallen war als er versucht hatte die alte Hexe zu begrüßen hatte ihm Angst gemacht. Er hoffte, daß sie dieses Mal nicht wieder dahin gehen würden.

Die Hoffnungen ‚dieses Hundes’ wurden aber enttäuscht. Sie gingen direkt zum Bahnhof und bestiegen den Morgenzug nach Süden.

Sie hätten die öffentliche Flohstation benutzen können, um in den Tropfenden Kessel zu flohen, und wären so viel schneller nach London gekommen, aber sie hätten durch den Morgenverkehr laufen müssen, um zum Kings Cross Bahnhof zu kommen, von wo aus sie den Muggelzug nehmen konnten, da der Bahnhof keine eigene Flohverbindung hatte, und Severus, der völlig vergessen hatte, daß die meisten Muggel am Sonntag nicht arbeiteten, nicht die Schrecken des Berufsverkehrs in London durchstehen wollte.

Stattdessen nahmen sie den magischen Expresszug, der zweimal am Tag zwischen Hogsmeade und London fuhr, einmal hin und einmal zurück, auf derselben Strecke wie der Hogwarts Express, aber mit mehr als der doppelten Geschwindigkeit.

Draco sah eine Zeitlang zu wie die Welt mit unglaublicher Geschwindigkeit am Fenster vorbei zog, Es war ein wirklich schneller Zug!

“Warum fährt er so viel schneller als der Hogwarts Express?", fragte Draco Severus schließlich.

„Er ist mit einem besonderen Spruch belegt, den der Hogwarts Express nicht hat."

"Und warum nicht?”

“Tradition, nehme ich an, und es ist ein sehr komplizierter Spruch. Soweit ich weiß, ist das hier der einzige Zug in England der ihn hat.“

„Aber Dumbledore muß ihn doch ausführen können. Warum macht er es nicht?”

“Wie gesagt, weil es Tradition hat, und weil es viel weniger Spaß machen würde, wenn die Reise so kurz wäre.”

Draco musste darüber nachdenken. Das Interesse des Direktors daran, daß die Schüler Spaß hatten war ihm etwas neues. Warum sollte das Dumbledore kümmern? Aber es sah aus als würde es das tun. Wenn selbst Snape es für einen guten Grund hielt, den Zug nicht zu verzaubern...

Obwohl der Zug so besonders war, war er fast leer, und sie hatten die ganze Fahrt über ein Abteil für sich. Munin blieb vorsichtig und aus Dracos Reichweite. Draco hatte ihn einmal umarmt. Er könnte es wieder versuchen. Es war besser, in Sicherheit und von ihm weg zu bleiben.

‚Dieser Hund’ war wieder unter Severus' Sitz gekrochen sobald der Zug angefangen hatte, sich zu bewegen, und alles was Draco von ihm sehen konnte, war ein zitterndes Ohr das hinter Snapes Schuh hervor sah. Vielleicht hätten sie den Hund zu Hause lassen sollen. Er schien furchtbare Angst vor Zügen zu haben.

Entsprechend begeistert war er als sie in Kings Cross ankamen. Ihre Umhänge hatten sie in ihren Rucksäcken verstaut. Draco kam es vor wie ein Abenteuer, zum ersten Mal als Muggel gekleidet unter Muggel zu gehen. Sein Vater, oder öfter als er einer der Diener, hatte einfach einen Illusionsspruch auf ihn gelegt um es aussehen zu lassen, als würden sie Muggelkleidung tragen wenn sie ihn zum Zug gebracht oder abgeholt hatten.

Snape führte ihn durch die Barriere und in eine Große Halle die mit Menschen gefüllt war, die in alle Richtungen eilten. Draco fühlte sich etwas verloren, aber Snape nahm ihn nur am Arm als er anfing, sich von ihm zu trennen, und zog ihn durch die Menge zu der großen Tafel, die die Abfahrtszeiten der Züge anzeigte.

Draco starrte die Tafel fasziniert an, als ein Zug auf einmal von oben verschwand, und alle anderen hinauf rutschten um die Lücke zu schließen. Wie? Was? Aber war das nicht der Muggelteil des Bahnhofs? War das…?”

“Ja, das ist elektrisch”, bestätigte Snape mit einem leisen Lächeln.

„Elektrisch? Kann ich…?”

“Nein, wir haben keine Zeit für einen genaueren Blick. Wir sind gerade rechtzeitig gekommen. Komm mit, da drüben steht unser Zug.” Und Snape steuerte ihn wieder weg von der faszinierenden Tafel.

Draco folgte ihm gehorsam, aber mit einem leisen Seufzer. Er fragte sich ob die Tafel eine größere Version von Sammies Gameboy war. Oder war die Stimme, die die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Züge verkündete unabhängig von der großen Tafel?

„Können wir nicht warten und den nächsten Zug nehmen?“, fragte er als Snape ihn auf die Plattform zerrte. „Ich habe Hunger.“

”Wir essen im Zug”, beschloß Snape. “Wir haben nicht genug Zeit um auf den nächsten zu warten.”

"Aber brauchen wir dafür nicht Muggelgeld?”

“Was? Hast du gedacht ich würde unvorbereitet kommen?” Snape grinste ihn an. „Wir haben aber nicht viel, also müssen wir billig essen.“

Der Speisewagen stellte sich aber als teuer heraus, und sie mussten sich auf belegte Brote beschränken. Draco schmollte etwas, aber er wurde schnell von den vielen Muggeln im Zug abgelenkt. Einige hatten kleine schwarze Kisten dabei in die sie die ganze Fahrt über redeten, und es schien als würden die kleinen Kisten antworten. Draco wollte Professor Snape danach fragen, aber er wagte es nicht, weil sich die Muggel gar nicht darüber zu wundern schienen, und er fürchtete ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Würden sie erkennen können, daß er ein Zauberer war, wenn sie bemerkten, daß er die kleinen schwarzen Kisten nicht kannte?

Halbwegs durch die Fahrt, fing auf einmal die Tasche eines Mädchens an, Geräusche zu machen, die denen von Sammies Gameboy ähnlich waren, und sie öffnete sie und zog eine eben solche schwarze Kiste heraus. Das Ding machte das Geräusch!

Das Mädchen sah es einen Augenblick lang an, dann runzelte sie die Stirn, drückte eine Taste auf der Vorderseite und hielt es sich dann ans Ohr. „Ja, Mum“, sagte sie in die kleine Kiste.

Draco versuchte nicht zu starren. (zum Glück glaubten die Muggel wahrscheinlich, daß er nur das Mädchen attraktiv fand, und nicht ihr Handy.) Wie konnte diese kleine Kiste ihre Mum sein? Einen Augenblick lang fragte er sich, ob ihre Mum tot war und ihr Geist in der kleine Kiste war, aber das konnte nicht stimmen. Kein Geist den er kannte passte in einen so kleinen Gegenstand. Hilflos wandte er sich mit bittendem Blick in den Augen an Snape.

„Ich erkläre es dir später”, versprach er zu Dracos Erleichterung. „Hast du die Schafe draußen gesehen?“

Draco schüttelte den Kopf. Nein, er hatte keine Schafe gesehen. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Muggel zu beobachten um sie zu bemerken. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Fenster zu. Es sah aus als wären sie wirklich schon in Wales. Die grünen Weiden waren überall mit Schafen gefüllt.

„Spielen wir ein Spiel um die Zeit herumzubringen“, schlug Snape vor. „Wer mehr schwarze Schafe sieht gewinnt.“

Okay, suchen wir schwarze Schafe. Draco fragte nicht einmal warum Snape so ein lächerliches Spiel vorschlug. Alles, um ihn davon abzulenken, das Muggelmädchen anzustarren.

„Natürlich bin ich im richtigen Zug, Mum!“, erklärte sie der kleinen schwarzen Kiste jetzt. „Ich habe auf der Tafel mit den Abfahrtszeiten nachgesehen und ich habe am Fahrkartenschalter nachgefragt. Ich werde in einer halben Stunde zu Hause sein.“...“Nein, ich habe keinen Sonnenbrand bekommen. Ich habe Sonnencreme in dem kleinen Laden neben unserem Hotel gekauft. Sie haben es überall in der Welt, Mum. Es ist keine Katastrophe wenn man sie vergisst.“... “Natürlich nicht! Wofür hältst du meine Freunde! Er würde nicht einmal davon träumen, über mich herzufallen! Ehrlich, Mum! Du denkst so scheußliches Zeug!” … “Nein haben wir nicht.” … “Ich sage doch wir haben nicht!” .. “Ich bin 16 Mum! Ich brauche keinen Babysitter.” … “Schau, ich bin in einer halben Stunde da! Dann können wir reden.“ … “Lässt du mich vielleicht ein bisschen in Ruhe!“ Sie drückte eine andere Taste, seufzte laut und warf die kleine schwarze Kiste mit Schwung zurück in ihre Tasche.

Draco wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fenster zu und suchte weiter nach schwarzen Schafen.

Er konnte aber noch immer ihr Spiegelbild im Glas sehen. Sie sah eine Weile lang wütend aus, dann wandte sie sich wieder ihrer Tasche zu, holte die schwarze Kiste wieder heraus und fing an, eine ganze Reihe von Tasten zu drücken, bevor sie es sich wieder ans Ohr hielt. Sie wartete eine Weile, und dann...:

“Patty!", schrie sie so laut sie konnte. “Ich bin wieder daaaaa!”

Draco dachte darüber nach, sich die Ohren zuzuhalten, aber das war wahrscheinlich unhöflich. Er beschloß es zu ertragen. Sie würde bald genug zu heiser werden um zu schreien.

"OOOOHHH! Ist das nicht aufregend!”, schrie das Mädchen weiter. “Hat er dich eingeladen!” … “Echt? Oh ich kann es einfach nicht glauben! Ich bin nur 3 Wochen weg, und…wow!” …"OOOOHHH! Hat er? Hat er wirklich?“... Frank und ich hatten auf Malta so viel Spaß.“ ... „Ja, es war toll.“ .. „Natürlich haben wir!“ ... „Ja, aber hör zu: Du darfst es meiner Mum nicht sagen, ja? Sie denkt ich bin immer noch ein kleines Mädchen.“... „Ja, sie ist unmöglich!“ … “Sorry Patty, aber ich muß jetzt auflegen, ich muß aussteigen und Mum wird am Bahnhof auf mich warten. Ich will nicht, daß sie mithört. Ich rufe dich zurück wenn es sicher ist.“ Sie redete noch immer in die kleine Kiste, während sie sich auf die Tür zu drängte und verschwand.

Draco warf Snape einen weiteren bittenden Blick zu, aber er formte nur mit dem Mund das Wort “Später” und deutete wieder aufs Fenster. Mit einem Seufzer suchte er weiter nach schwarzen Schafen.

Sobald sie aus dem Zug stiegen, wandte sich Draco an seinen Lehrer, um nach den schwarzen Kisten zu fragen, aber wieder sagte Snape nur „Später. Zuerst müssen wir nach dem Weg fragen.“

Sie sahen aber in dem kleinen Bahnhof niemanden, und mussten so die Hauptstraße ein Stück hinunter gehen bis sie endlich einen alten Mann mit einem Collie trafen.

„Entschuldigen sie bitte“, fragte Snape den Muggel, während Draco ‚diesen Hund’ von dem Collie weg zerrte, bevor die beiden anfingen zu kämpfen. „Könnten Sie uns den Weg zum Haus der Malfoys sagen?“

“Ah!” sagte der alte Muggel langsam. “Das Herrenhaus in der Stadt. Ihr müßt zum Zug zurück.”

“Oh, aber wir suchen nicht das Herrenhaus. Man hat uns gesagt, daß es eine Familie Malfoy in einem Anwesen in der Nähe gibt.”

"Ah!" sagte der alte Muggel wieder. “Der junge Lord lebt da drüben.” Er deutete mit einer weit ausholenden Bewegung in die allgemeine Richtung.

"Danke", sagte Severus, der den Drang unterdrücken musste, dem Muggel einen Vortrag darüber zu halten, wie man eine Richtung angab. Draco würde mit diesen Menschen praktisch als Nachbarn leben müssen, wenn er bei Jeremiah bleiben sollte, und es würde nicht gut für den Jungen sein, wenn er sich von Anfang an Feinde machte.

"So verlaufen wir uns“, prophezeite Draco, als sie einige Meter weg und wahrscheinlich außer Hörweite waren.

”Vielleicht nicht. Wir wissen in welche Richtung wir gehen müssen, und wir fragen den Nächsten den wir treffen nach einer genaueren Angabe.“

Wie sich herausstellte war es aber nicht nötig. Es schien nur ein Weg in dieser Richtung aus der Stadt herauszuführen, und er sah benutzt genug aus, obwohl Draco sich beschwerte, daß er direkt in die Wildnis zu führen schien, ohne sie zu einem Gebäude zu bringen das größer war als ein Schuppen oder ein einzelnes Dach, das Schafe vor dem Wetter schützte.

"Es war mal eine Jagdhütte, Draco. Es ist etwas abgelegen”, erklärte Severus.

"Etwas? Es ist mitten in der Pampa!”

"Nun, wenn es dir immer noch nicht gefällt, wenn du sie mal getroffen hast, können wir es immer noch mit Eugene versuchen.”

Es schien Draco etwas zu beruhigen. Eine Zeitlang ging er ruhig neben Severus her.

„Was ist dann mit diesen kleinen schwarzen Kisten?“, fragte er endlich. „Sie haben versprochen es zu erklären.“

„Sie heißen Handys“, gehorchte Severus. „Kleinausgaben von Telefonen, die keine Kabel brauchen und herum getragen werden können.“

„Oh," kommentierte Draco. Er klang verwirrt. „Und was ist ein Telefon?“

„Sie sind Muggelsachen mit denen man mit anderen Muggeln reden kann, die gerade nicht da sind. So wie wir unsere Feuerstellen benutzen um mit Leuten zu reden. Der einzige Nachteil an einem Telefon ist, daß man nicht hindurch reisen kann.“

„Aber eine Feuerstelle kann man nicht in der Tasche herumtragen.“

„Tatsächlich, Handys können nützlich sein. Aber sie können auch viele Schwierigkeiten machen. Vor allem wenn man etwas Ruhe will. Ich bin ziemlich sicher, daß dieses Muggelmädchen in unserem Abteil nicht zu glücklich darüber war, daß ihre Mutter angerufen hat, und ich bezweifle, daß sich irgendjemand darüber gefreut hat, daß sie so geschrieen hat als sie mit ihrer Freundin geredet hat. Es scheint mir, daß die Muggel bei all ihren Erfindungen keinen Augenblick mehr Ruhe und Frieden haben. Wenn nicht ihr eigenes Handy klingelt, nervt einen jemand anders mit einem Gespräch auf dem seinen.“

„Im Notfall könnten sie aber sehr nützlich sein“, deutete Draco an.

"Aber dann dürfte man sie auch nur im Notfall benutzen, und es scheint, daß die meisten Muggel sie nur zu ihrem Vergnügen benutzen. Ich komme ohne sie klar, vielen Dank. Nicht alles was Muggel erfinden ist eine gute Idee, Draco. Nicht einmal wenn es elektrisch ist.”

"Nun, vielleicht nicht“, gab Draco zu. „Dieses Geschrei hat mir wirklich in den Ohren weh getan. Das Mädchen war schlimmer als ein Haufen Hufflepuffs vor Lockharts Büro."

Severus verdrehte nur die Augen, als sein ehemaliger Kollege erwähnt wurde. Dumbledore hatte in den letzten paar Jahren wirkliche einen Haufen unmöglicher Leute eingestellt um VgdDK zu unterrichten, aber verglichen mit Gilderoy Lockhart war sogar der stotternde Quirrel ein guter Lehrer gewesen. Severus verstand immer noch nicht, warum der Direktor ihn eingestellt hatte. Albus hatte es ihm mehrmals erklärt, aber soweit es Severus betraf machte es immer noch keinen Sinn. Er hoffte nur, daß er nie wieder diese laufende Modewerbung sehen musste.

Endlich erreichten sie das Haus, das recht nett aber klein aussah, vor allem für die Malfoys. Wenn man bedachte wie gut Draco mit dem Leben in einer kleinen Wohnung klar kam, nahm Severus aber an, daß der Junge diesen Ort vielleicht wirklich mögen würde. Ja, vielleicht war Jeremiah wirklich eine gute Wahl gewesen.

Nirgends sahen sie eine Türklingel, was Snape nicht wirklich überraschte da es das Haus eines Zauberers war, noch tauchte ein eifriger Hauself auf, als sie das Gartentor erreichten. Nachdem sie einige Augenblicke lang auf eine Reaktion gewartet hatten, beschloss er, sich selbst hinein zu lassen, und es mit der Vordertür zu versuchen. Draco folgte ihm und sah sich neugierig um. Sie gingen durch den gut gepflegten Garten und zur Tür, und noch immer passierte nichts.

Severus fand immer noch keine Klingel, und beschloß zu klopfen. Noch immer nichts.

Nach dem dritten Versuch, streckte endlich der Geist eines kleinen Jungen die Nase durch die geschlossene Türe.

"Sind nicht daheim”, erklärte er, bevor er seinen geisterhaften Daumen in den Mund steckte, und aus großen runden Geisteraugen zu ihnen aufblickte.

„Ah, nun, weißt du wann sie zurück kommen?” ,fragte Severus, der stark versuchte, ruhig zu bleiben. So junge Geister konnten auf einmal flüchten, wenn man sie erschreckte.

"Nein, Jerry nicht gesagt, Jerry sagt nie. Ich bin nur sein großer Bruder. Niemand kümmert sich je um mich“, beschwerte sich der kleine Geist.

„Ich verstehe. Haben sie dann vielleicht gesagt wo sie hingehen?“

„Ich denke Spanien. Oder vielleicht Frankreich? Na, irgendwo da in der Gegend.“

Severus tauschte einen Blick mit Draco. Es schien als wäre Jeremiah mit seiner Frau und möglichen Kindern in einen längeren Urlaub gefahren. Draco zuckte die Schultern.

„Vielleicht wenn wir nächste Woche wiederkommen?“, schlug er vor.

Snape seufzte. „Nun, vielleicht weiß Eugene wann sie zurückkommen.“ Er wandte sich wieder an den kleinen Geist. „Danke für Ihre Hilfe, junger Mr. Malfoy. Wir kommen wieder um mit Ihrem Bruder zu sprechen, wenn er aus Frankreich oder Spanien zurück ist.“

Der kleine Geist strahlte stolz bei der offiziellen Anrede, und zog seinen Kopf wieder ins Haus zurück.

„Nun, soviel dazu, mich heute bei Cousin Jeremiah zu lassen. Ich schätze Sie müssen mich noch eine Woche lang ertragen“, bemerkte Draco mit einem hinterhältigen Grinsen, das Severus einen Augenblick lang überlegen ließ. Der Junge hatte die Situation nicht manipulieren können um Jeremiah in Urlaub zu schicken, oder?

"Aber wir können versuchen zu sehen ob Eugene zu Hause ist. Wir kommen auf dem Rückweg sowieso durch London“, beschloß er.

"Bis dahin ist es Abend. Wir müssen noch den Zug zurück nach Hogsmeade nehmen.“

Wollte er nicht herausfinden wo sein zukünftiges Zuhause sein würde?

„Nein müssen wir nicht. Wir nehmen einfach die öffentliche Flohstation im Tropfenden Kessel.“

„Denken Sie, daß ihm das gefällt?“, fragte Draco mit einem Blick hinunter auf ‚diesen Hund’, der breit zu ihm hinauf lächelte, als wolle er bestätigen, daß er alles in der Welt gerne tat, wenn er nur bei seinem Herren und seinem Jungen sein konnte.

„Es scheint ihm recht gut zu gefallen“, sagte Severus sofort.

„Er weiß nicht mal was Sie sagen“, widersprach Draco. “Er meint wahrscheinlich Sie haben gerade vorgeschlagen einen langen Spaziergang im Wald zu machen und unterwegs ein paar Hasen aufzuscheuchen.“

„Vielleicht, aber du kannst nicht abstreiten, daß er lieber mit Flohpulver reist als mit dem Zug. Schau dir nur an wie er sich immer unter dem Sitz versteckt.“

„Das hält ihn zumindest ruhig“, knurrte Draco, aber er konnte die Tatsache nicht abstreiten.

Sie gingen langsam zurück ins Dorf, und versuchten so die Zeit bis zum nächsten Zug nach London zu verbringen. Das Dorf war so klein, daß nur sehr wenige Züge dort anhielten, und aus irgendeinem Grund, den Draco nicht kannte, wusste Severus genau wann sie ankommen sollten.

Draco versuchte sich wirklich genau zu konzentrieren, und hoffte, daß das Wissen einfach magisch, oder, da es ein Muggelbahnhof war, vielleicht elektrisch, in seinem Gehirn auftauchte. Er hatte keine großen elektrischen Tafeln mit Abfahrtszeiten beim Bahnhof gesehen als sie angekommen waren, also wurde die Information vielleicht telepathisch verteilt oder so. All seine Konzentration half aber nicht. Er wusste immer noch nicht wann der Zug ankam. Oder zumindest hätte er es nicht gewusst, wenn Snape es ihm nicht schon gesagt hätte.

"Sir?", fragte er schließlich.

"Ja, Draco."

"Woher wissen Sie es?”

"Wissen? Was wissen?"

"Wann Sie den Zug erwarten.”

„Na, ich habe natürlich nachgesehen als wir angekommen sind.“

„Ich kann mich nicht daran erinnern, daß Sie etwas nachgesehen haben.“

„Das lag daran, daß du so mit den Handys beschäftigt warst“, erklärte Severus. “Du hast nicht aufgepasst wo wir hingehen.”

„Aber ich bin sicher, daß ich keine Abfahrtstafel gesehen habe. So was großes hätte ich nicht übersehen.“

Auf einmal lachte Snape. Draco sah erstaunt zu ihm auf. Was war jetzt so lustig?

„Oh Draco, kleine Bahnhöfe wie dieser hier haben keine riesigen Abfahrtstafeln wie Kings Cross. Sie haben nur ein Nachrichtenbrett an das sie ein Stück Papier hängen und es dann ihre Abfahrtstafel nennen. Es funktioniert, weil hier nicht sehr viele Züge anhalten. Es ist kein Problem, sie alle auf ein Stück Papier zu schreiben.“

“Papier? Was ist Papier? Etwas elektrisches?”

“Nein, tut mir leid. Papier ist Muggelpergament. Es unterscheidet sich kaum von unserem Pergament. Gar nicht interessant. “

"Oh", sagte Draco enttäuscht. “Kann ich mir wenigstens die Abfahrtstafel in Kings Cross genauer anschauen wenn wir in London ankommen?"

"Sorry Draco, aber wir haben nicht genug Zeit. Wir wollen Eugene nicht mitten in der Nacht stören“, beschloß Snape.

Als sie London erreichten, hatte Draco es aber geschafft, Severus davon zu überzeugen, ihm 10 Minuten Zeit zu geben, um die Abfahrtstafel zu beobachten. Abgesehen von der Entdeckung der Ankunftstafel half ihm das aber nicht viel weiter. Die Tafel blieb ein Geheimnis. Sie schien nicht einmal von einem Muggel kontrolliert zu werden, aber Professor Snape bestand darauf, daß es so sein musste und daß sie vermutlich aus einem Büro, das sie nicht sehen konnten, ferngesteuert wurde.

"Vielleicht sogar irgendwo an den Fahrkartenschaltern, aber das bezweifle ich. Der Bahnhof muß irgendwo ein Informationszentrum haben, und es wäre am logischsten, wenn es direkt von da aus gemacht würde.

Draco fand es immer noch schwer zu glauben, daß jemand der in einem anderen Raum saß die ständigen Veränderungen auf beiden riesigen Tafeln verursachen konnte. Vielleicht hatten sie eine kleine eckige Kassette wie Sammies Gameboy? Aber woher würde die Kassette wissen wenn ein Zug zu spät kam? Und woher wusste das Informationszentrum es bevor der Zug ankam? Er beschloß, Snape diese Frage zu stellen, nur um zu beweisen, daß das mit dem Informationszentrum unwahrscheinlich war.

„Mit dem Telefon, vielleicht sogar mit dem Handy. Jemand vom Zugpersonal, oder vielleicht eine der früheren Stationen, würde vorher anrufen und ihnen sagen, daß der Zug später kommt.“

Draco verzog das Gesicht. Er hatte nicht einmal an diese Möglichkeit gedacht. Musste Snape auf alles eine Antwort geben? Er sah seinen Lehrer finster an.

„Was?“, fragte Severus ruhig.

“Sie können nicht allwissend sein”, beschwerte sich Draco.

“Das habe ich nie behauptet. Ich bin zum Beispiel ein völliger Versager wenn es um Verwandlungen geht, und es gibt einige Entscheidungen die ich in meinem Leben getroffen habe, die...nun, sagen wir einfach, daß ich das mit dem allwissend sein dem Experten überlasse.“

„Und wer wäre das?“

„Dumbledore natürlich“, sagte Snape mit einem Lächeln und einem Zwinkern das Draco trotz seiner Frustration darüber, daß er die Geheimnisse des Abfahrtsbrettes nicht ergründen konnte lachen ließ.

Mit der U-Bahn zu fahren war ein völlig neues Abenteuer. Es war Dracos erste Begegnung mit automatisch schließenden Türen.

"Wie funktionieren sie?”, flüsterte er Snape aufgeregt zu.

"Sie werden wahrscheinlich vom Fahrer ferngesteuert. Ich meine, wer sonst sollte wissen wann man sie schließen muß?“

"Aber wie fahren sie sie so eng zusammen?”

"Ich weiß nicht. Es muß ein Mechanismus im Dach des Zuges versteckt sein, denke ich.“

"Aber wie sieht dieser Mechanismus aus? Wie funktioniert er?”

"Ich weiß nicht, Draco, und ich kann nicht einfach den Zauberstab heraus ziehen und die Wand verschwinden lassen, damit du es anschauen kannst. Ich wette, die meisten Muggel wissen es auch nicht.”

„Aber Sie können sie verschwinden lassen und die nicht. Bitte!”

“Nein, Draco, das kann ich nicht. Was würden die Muggel denken wenn ich das täte? Das Zaubereiministerium wäre dann sicher nicht glücklich über uns.”

“Wen kümmert das Ministerium?”

“Ich bin von ihrem guten Willen abhängig, Draco. Sie haben Grund genug um mir Schwierigkeiten zu machen.”

“Schwierigkeiten? Was können sie tun?”

“Meinen Lohn kürzen. Mich nach Azkaban schicken. Sie hatten mich schon mal so gut wie zum Kuß des Dementors verurteilt "

„Was!?“

„Albus musste viele Fäden ziehen, um mich damals da raus zu bringen. Es ist fast ein Wunder, daß er es geschafft hat, mir eine lebenslange Haftstrafe in Azkaban zu ersparen.”

„Und deswegen kann er Sie nicht voll bezahlen? Er hat sie davon überzeugt Ihren Lohn zu kürzen, statt Sie zum Kuß des Dementors oder Azkaban zu verurteilen?“

„Meinen Lohn zu kürzen und 5 Jahre Azkaban, und ich bin wirklich gut weggekommen. Sie waren damals im Ministerium gar nicht froh darüber, daß sich Albus in den Krieg mit Voldemort eingemischt hat, und sie konnten nicht viele von Albus’ Agenten in die Hände bekommen.”

"Sie sind nach Azkaban gekommen, weil Sie für Dumbledore spioniert haben?"

"Nicht ganz. Ich kam aus Azkaban heraus, weil ich für Dumbledore spioniert habe. Rein gekommen bin ich, weil ich ein Todesser war. Albus dachte aber, er könnte sie davon überzeugen, mich freizulassen. Deswegen war er so wütend darüber. Er denkt ich hätte es verdient, freigesprochen zu werden.“

"Aber wenn Sie nur ein Todesser wurden um zu spionieren können sie Sie nicht einfach bestrafen, weil sie geholfen haben, gegen sie zu kämpfen.“

„Das konnten sie nicht, aber sie hätten es gerne gemacht, und ich war ein leichtes Ziel, weil ich anfangs kein Spion war. Niemand mag einen Verräter, Draco. Du solltest besser entscheiden auf welcher Seite du stehst, bevor du dich einer Seite anschließt. Das ist wahrscheinlich die wichtigste Lektion, die ich in meinem Leben gelernt habe.“

Draco starrte eine Weile auf den Boden. Er hatte viel zu überdenken. Und versuchte Snape gerade ihn vor etwas zu warnen? Er hatte ihn nie wirklich gebeten, nicht zu den Todessern zu gehen, aber Draco hatte gedacht, daß sein Geständnis, ein Spion gewesen zu sein, so gemeint gewesen war. Nun hatte er gerade gesagt, daß er sich seiner Wahl sicher sein sollte?

Lucius hatte ihm immer erzählt, daß Voldemort die einzige mögliche Wahl war die es gab. Warum wollte Snape nicht dasselbe über Dumbledore und das Ministerium sagen? War es wegen dem was ihm das Ministerium angetan hatte und ihm noch immer antat? Und wenn das Ministerium versucht hatte, Dumbledores Spione zu bestrafen, waren Dumbledore und das Ministerium überhaupt auf derselben Seite? Konnte es in einem Krieg 3 Seiten geben? Wenn es ein Kampf zwischen Gut und Böse war, was war dann die dritte Seite? Was genau waren Gut und Böse? War sein Vater wirklich böse? Er hatte einige sehr schlimme Dinge getan, ja, aber er konnte sich auch daran erinnern, daß er hin und wieder etwas gutes getan hatte. Lucius hatte völlig daran geglaubt, daß Voldemorts Sache richtig war. Voldemort glaubte, daß er das was er tat zum Wohl der ganzen Zaubererwelt tat. Wie konnte das Ministerium gut sein, nach dem was es Snape angetan hatte? Und wie konnte Dumbledore gut sein, wenn er gegen das Ministerium arbeitete?

„Was ist dann falsch und richtig? Woran erkenne ich wer gut oder böse ist?”

“Am Ende kannst nur du selbst diese Dinge für dich selbst beschließen. Es liegt alles in deinem Ermessen, also rate ich dir, nicht zu leicht zu urteilen. Alles hat viele Seiten. Einige Menschen werden dir sagen, daß etwas völlig gut oder völlig schlecht ist, völlig weiß oder völlig schwarz, aber sie irren sich. Es ist die einfache Haltung eines Kindes, das die Welt als Märchen ansieht. Andere werden dir sagen, daß alles zwei Seiten hat, und alles grau ist, und so mehr gut als böse sein kann, oder mehr böse als gut. Es ist auch ein leichter Ausweg. Ich habe in meinem Leben nie etwas gesehen das so einfach ist. Alles hat viele Seiten, und was man davon sieht hängt zu einem großen Teil nicht davon ab was es wirklich ist, sondern davon wer du bist und wo du stehst. Natürlich macht es das unmöglich für einen Menschen, je alles von einer Sache zu sehen oder objektiv zu urteilen. Und es macht es auch unmöglich für eine einzelne Person, sich bei etwas ganz auf die Worte der anderen zu verlassen. Wir können nichts objektiv beurteilen, egal wie sehr wir es versuchen, weil wir subjektive Wesen sind.“

"Was ist dann mit Farbe? Wir können sehen und sagen ob etwas schwarz oder weiß ist.“

"Und für die ultraviolette Sicht einer Biene sieht es vielleicht trotzdem lila aus. Selbst unter Menschen kannst du nicht sicher sein ob das, was das Gehirn eines anderem ihm als lila zeigt, dasselbe ist das deines dir zeigt.“

"Wir nennen es trotzdem beide lila.”

"Außer es ist so dunkles lila daß einer von euch es blau nennt."

Draco seufzte. „Das ist verwirrend. Sie sagen mir, daß nichts so ist wie es aussieht.“

„Nein, ich sage dir, daß du nicht sehen kannst wie etwas wirklich ist, und daß auch kein anderer das kann.“

„Es ist trotzdem verwirrend.“

„Ja, so ist das Leben.“

Draco seufzte wieder. Hatte Snape recht? Oder war all dies nur das Ergebnis von 5 Jahren in Azkaban? Er hatte gehört, daß weniger als ein Jahr einen Menschen zerbrechen konnte, und daß niemand je unverändert zurückkehrte. Wer war Snape dann vor Azkaban gewesen? Wäre er schockiert wenn er den Unterschied sehen könnte? Wie tief waren die Narben, die der Unwissende nicht sehen konnte?

Verwirrte Gedanken beschäftigten Draco bis sie endlich vor der Tür seines Cousins Eugene standen. Auf einmal wurde er aber sehr nervös, als Snape anklopfte, und er stellte sich etwas näher zu seinem Lehrer. Was war, wenn Eugene genau wie sein Vater war?

Sie hörten einen lauten Knall hinter der Tür, als wäre etwas großes umgeworfen worden, rasseln und schlagen als jemand den Gegenstand wahrscheinlich wieder aufstellte, dann Schritte, und endlich ging die Tür auf, und ein silberblonder Mann mit sehr zerzaustem Haar und blutunterlaufenen Augen blinzelte sie verschlafen an.

Hatte er geschlafen? Nein, konnte nicht sein. Er hatte nicht die Zeit gehabt, sich anzuziehen, aber andererseits waren seine Kleider verknittert genug um zu der Annahme zu führen, daß er in ihnen geschlafen hatte.

„Sorry, mein Butler ist mir letzte Woche davon gelaufen. Es ist schwer, heutzutage gute Diener zu bekommen“, sagte Eugene anstatt einer Begrüßung.

„Guten Abend, Mr. Malfoy. Vergeben Sie uns bitte unser Eindringen. Ich bin Severus Snape und dies ist Ihr Cousin Draco.”

“Ah ja, Lucius’ Sohn, richtig? Mein Vater hat erwähnt, daß Sie nach einem neuen Zuhause für ihn suchen. Kommen Sie doch rein. Solche Dinge soll man nicht an der Tür besprechen.“

Neugierig folgte Draco Eugene in seine luxuriös ausgestattete aber unordentliche Wohnung. An diesem Ort war etwas das er nicht mochte. Irgendwie erinnerte es ihn an Lucius. Auch Snape beobachtete Eugene genau. Was gefiel ihm nicht an ihm? Draco hatte keine Ahnung, aber das Verhalten seines Lehrers gab ihm ein noch schlechteres Gefühl. Hier stimmte etwas nicht.

Eugene führte sie in sein teuer aussehendes Wohnzimmer, und ging direkt auf eine riesige Hausbar zu. Snape starrte wütend einige leere Glasflaschen an, die im Zimmer herumstanden.

„Warum setzen Sie sich nicht einen Augenblick, damit wir in Ruhe Reden können“, bot Eugene an. “Bitte vergebt das Aussehen des Zimmers. Das liegt an meinem augenblicklichen Butlermangel, fürchte ich. Möchten Sie was trinken. Mr. Snape?"

"Nein danke.” Snape knurrte fast. Offensichtlich mochte er Eugene nicht besonders.

Eugene aber schien von Snapes Schroffheit völlig unbeeindruckt. Er lächelte nur weiter dämlich und wandte sich an Draco.

"Was ist mir dir, Cousin? Sherry? Oder möchtest du lieber Wodka? Ich denke ich habe auch noch Bier in der Küche.”

Draco warf Snape einen alarmierten Blick zu. Eugene lud ihn auf einen Drink ein?

„Draco ist erst 15, Mr. Malfoy. Ich denke nicht, daß diese Getränke angemessen wären”, sagte Snape in seiner gefährlichsten leisen Stimme.

"Oh Blödsinn. Man ist nie zu jung für ein gutes Bier, richtig, Draco?“

"Ich...äh... denke nicht, daß ich das tun sollte, Sir”, stotterte Draco. Es wurde immer beängstigender.

„Ich denke wir gehen besser“, bemerkte Snape, der wieder aufstand.

Draco sprang praktisch auf die Füße und auf die Tür zu.

"Sie wissen nicht zufällig, wann Mr. Jeremiah Malfoy aus dem Urlaub zurück kommt“, fragte Snape über die Schulter zurück, als Draco sicher aus dem Zimmer war.

„Am Mittwoch, glaube ich. Sind Sie sicher, daß Sie nicht auf einen schönen kleinen Drink bleiben wollen? Es ist noch nicht allzu spät, wissen Sie.“

Snape schlug nur hinter sich die Tür zu.

“Das, Draco,” erklärte er dem verwirrten Jungen, „ist ein Mann der absolut nicht dazu geeignet ist, sich um ein Kind zu kümmern. Er braucht wahrscheinlich selbst einen Babysitter.“

„Er scheint ohne ganz gut klar zu kommen“, bemerkte Draco.

“Ich schätze deswegen ist der Butler gegangen“, vermutete Snape. “Er war es vermutlich müde, beides zu machen.“

"Was machen wir jetzt?”

“Nächste Woche noch einmal nach Wales fahren und hoffen, daß Eugene bei Jeremiah recht hat. ...Ich hätte daran denken sollen, ihn auch nach den Colemans zu fragen. Jetzt müssen wir warten und Jeremiah um ihre Adresse bitten.“

„Ich würde sowieso lieber in das Häuschen ziehen als nach Amerika. Selbst wenn es da etwas einsam ist.“

"Es ist ein guter Ort für Kinder, aber treffen wir keine Entscheidungen bevor wir sie gesehen haben. Sie sind vielleicht ebenso enttäuschend wie Eugene. Und Amerika ist auch kein schlechter Ort. Ich habe gehört, daß die meisten Amerikaner Kinder wirklich gern haben.“

"Es ist so weit weg. Und sie schicken mich auf eine amerikanische Schule, und ich sehe Sie oder Hogwarts oder die Rakers nie wieder.“

"Du findest dort viele neue Freunde, und du kannst uns immer noch besuchen, und niemand sagt, daß du nicht zurück ziehen kannst wenn du alt genug bist. Wenn du dann noch willst, heißt das. Amerika ist ein sehr interessanter Ort. Es gefällt dir vielleicht so gut, daß du uns ganz vergisst.”

“Nie!” Wie konnte er die Snapes und die Rakers je vergessen? Er würde nie wieder so gute Freunde finden.

Snape führte ihn zurück zum Tropfenden Kessel und gab ihm eine Handvoll Flohpulver.

“Willst du Munin oder den Hund?”, fragte er beiläufig.

“Was?”

“Ich kann sie nicht beide durchtragen, also mußt du einen nehmen. Welchen?“

Draco sah von ‚diesem Hund’, der damit beschäftigt war unter einem leeren Stuhl herum zu schnüffeln und drohte, seine Leine wie üblich um die Stuhlbeine zu wickeln zu dem Raben, der auf Snapes Schulter saß wie eine Statue, und nur hin und wieder blinzelte um sie daran zu erinnern, daß er noch lebte.

"Munin", beschloß er. Es war offensichtlich weniger problematisch.

Snape schnippte mit den Fingern und rief den Vogel, und Munin sprang auf seine Hand, von wo aus Snape ihn mit einem einfachen „Bleib!“ auf Dracos Schulter setzte.

Der Rabe krächzte leise in Dracos Ohr, aber er blieb gehorsam wo er war, während sein Herr ‚diesen Hund’ aufhob und seine Leine entwirrte.

"Hogsmeade!", befahl Draco dem Flohnetzwerk als er das Flohpulver hinein warf und hinterher ging. Einige Augenblicke später kam er aus einer der offiziellen Feuerstellen in der Flohstation von Hogsmeade, und wischte sich den Ruß von den Jeans. Munin saß noch immer still auf seiner Schulter und reagierte nur mit einem leisen „Krächz!“ als Snape einige Sekunden später mit ‚diesem Hund’ ankam, der jaulte und in seinen Armen zappelte.

„Ich wusste, daß der Vogel die bessere Wahl ist“, bemerkte Draco. „Was hat er denn dieses Mal?“

"Er hat Angst vor dem Feuer. Nur der normale Überlebensinstinkt den jedes Tier hat, um sich nicht zu verbrennen.“

"Munin stört es nicht, mit Flohpulver zu reisen.”

“Raben sind schlau. Der Hund nicht.”

“Meinen Sie Hunde allgemein oder dieser Hund im Speziellen?”, grinste Draco.

„Das hängt davon ab. Allgemein sind Hunde nicht so schlau wie Raben, aber der da scheint mir besonders dämlich zu sein. Andererseits hatte ich noch nie einen Hund, vielleicht überschätze ich die Intelligenz der Art.”

Draco betrachtete ‚diesen Hund’ eine Zeitlang genau, und beschloß, daß Snapes Einschätzung der Intelligenz eines Hundes wahrscheinlich eher stimmte als die seine. Es war ein besonders unnützes Exemplar. Aber er war verdammt niedlich.

Es war schon dunkel draußen, und Draco wurde auf dem Rückweg an seine erste Ankunft in West Hogsmeade erinnert. Wie anders jetzt alles aussah, bemerkte er, obwohl sich nichts wirklich verändert hatte. Er erinnerte sich daran wie verängstigt und angeekelt er beim Anblick der Mietshäuser gewesen war. Jetzt sahen sie warm und einladend aus, und er konnte es nicht erwarten, hinein zu kommen. Der Park, der ihm einmal Angst gemacht hatte, war jetzt wie zu Hause, und er kannte jede einzelne dunkle Form in ihm und hätte genau sagen können wie es bei Tageslicht aussah. Hatte er wirklich einmal Angst vor den Büschen und Bäumen gehabt, die das Gartenhäuschen versteckten?

Er lächelte glücklich als sie am Fußballfeld vorbei kamen. Am Dienstag Morgen würde er wieder hier spielen.

Sarah lächelte nur als Severus ankam und Draco wieder mit Heim brachte. „Hattet ihr kein Glück bei Jeremiah?“, fragte sie.

"Er macht Urlaub, aber er wird nächste Woche zurückerwartet. Eugene kommt aber nicht in Frage. Er hat Draco Alkohol angeboten.”

"Was hat er!“, schrie Sarah. „Du hast ihn aber doch nichts trinken lassen, oder? Oh mein armes Kind. Ich fange ernsthaft an zu bezweifeln, daß es eine gute Idee war, ihn zu den Verwandten seines furchtbaren Vaters zu bringen. Natürlich kann es in jeder Familie ein schwarzes Schaf geben, aber diese Malfoys scheinen durch und durch schlecht zu sein.”

"Draco ist nicht schlecht, und ich bin sicher, daß er andere Verwandte hat, die es auch nicht sind, und nein, er hat nichts getrunken. Eugene hat die Drinks nur angeboten”, versuchte Snape sie zu beruhigen.

“Aber was wenn du nicht da gewesen wärst um ihn aufzuhalten? Oh nein, wir können den armen Jungen nicht einfach einem Fremden geben, Severus. Das können wir nicht!”

“Ich habe nicht vor, ihn einfach jemandem zu geben. Ich werde mir die Leute vorher gut anschauen, das versichere ich dir, aber Draco gehört zu seiner Familie.“

„Aber dem armen unschuldigen kleinen Jungen Alkohol anzubieten!”

„Ich bin nicht mehr klein und ich weiß, daß ich nichts trinken soll. Sie könnten wenigstens glauben, daß ich das vom Beispiel meines Vaters gelernt habe. Für wie blöd halten Sie mich?“

Sarah seufzte. „Nun, ich schätze du weißt wahrscheinlich wirklich, daß du nicht trinken solltest, aber was wäre mit Zigaretten oder illegalen Zaubertränken? Severus, der Junge würde einfach jeden Trank nehmen den du ihm gibst, ohne das kleinste bisschen Misstrauen.“

"Genau. Jeden Trank den ich ihm gebe. Das bedeutet nicht, daß er ihn auch von Fremden nehmen würde.”

Sarah aber beschwerte sich den Rest des Abends weiter über Eugenes Verantwortungslosigkeit und die Gefahren dabei, wenn sie ein Kind einem Mitglied der Familie Malfoy anvertrauten. Nach einer Weile lernte Draco, sie zu überhören, und er genoss es einfach, mit dem halb schlafenden Billy auf dem Schoß dazusitzen. Es war gut, wieder da zu sein.


Kapitel 13

Kapitel 15

 

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