Runaway Dragon"

 

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Kapitel 43: West Hogsmeade Zaubererschule



Mike kam Draco gleich nach dem Frühstück am nächsten Morgen abholen. Sie wurden kurz aufgehalten als Sarah darauf bestand, dass er Hugin daheim ließ.
"Er fliegt jetzt, also ist es nur gut für ihn wenn er lernt, etwas selbst auf sich zu achten", erklärte sie. "Und es würde ihm in der Schule ohnehin nicht gefallen."
"Er ist in Hogwarts immer mit mir in den Unterricht gegangen", protestierte Draco, aber es brachte nichts. Der Rabe musste zuhause bleiben.
Stattdessen gab ihm Sarah ein paar Münzen. "Hier ist dein Mittagsgeld. Jetzt geh, bevor ihr am ersten Tag zu spät kommt."
Hugin krächzte verzweifelt als die Tür sich hinter Draco schloß und sie trennte. Draco konnte seine bittenden Rufe durch die Tür hören bis dieser Hund zu bellen anfing. Protestierte er ebenfalls gegen Draco Abschied oder beschwerte er sich nur über Hugins Lärm? Draco wusste es nicht.
"Bist du nervös?", neckte ihn Mike als sie die Treppen hinunter gingen um sich mit Cathy und Mary zu treffen.
"Warum? sollte ich?", lachte Draco. Er war gar nicht nervös, nur aufgeregt. Schließlich wäre Cathy Cat in den meisten Stunden bei ihm. Was konnte schief gehen wenn er ihr einfach folgte?
Cathy nahm keines seiner Wahlfächer, aber das war kein Problem, da Charlie da war. Alleine war er nur im 5A-Tränkeunterricht, da Cathy in 5B war und Charlie aufgrund ihrer fehlenden Magie in 5F.
Cathy hatte erklärt, dass Squibs einige Tränke brauen konnten, die keine Magie erforderten, und sie lernten im Tränkeunterricht auch etwas Muggelchemie, aber andere Tränke, selbst sehr einfache, konnten sie nur theoretisch verstehen. Charlie würde aber auch in Zauberergeschichte und Kräuterkunde bei ihnen sein, versprach sie.
Im Zaubertränkeunterricht war Draco aber immer noch alleine. Cathy war nicht ganz sicher wer da in 5A war, aber keiner der Rakers war in der Gruppe.
"Die Sharkzwillinge sind in 5C, denke ich, und Pat und Belinda sind bei mir in 5B, aber bei Bianca bin ich nicht sicher. Sie könnte in 5A sein. Oh, und vielleicht Sunny Sonja und Evil Eric", hatte sie gesagt.
Er hatte kurz gebraucht um sich daran zu erinnern, dass Pat und Bianca zu den Löwen gehörten, aber wer waren Sunny Sonja, Evil Eric und Belinda? Sicher konnte Cathy nicht die kleine Linda meinen, die zu den Rakers gehören wollte?
Cathy hatte gelacht als er das vorgeschlagen hatte. "Oh nein, sie sind in Angel Anna's Bande."
Ach ja, der schwarze Ring. Er war immer so abgelenkt gewesen von Anna's wunderschönen langen dunklen Beinen, dass er nie sehr auf den Rest ihrer Bande geachtet hatte. Sie hielten aber noch immer Frieden mit den Rakers, so dass sie keine Probleme machen würden, hoffte Draco. Die Tatsache, daß die Zwillinge in seinem Jahrgang waren, war viel beunruhigender.
"In welchen Klassen ist der Rest der Sharks?", fragte er Mike während sie warteten. Wo waren die Mädchen? "Cathy sagte die Zwillinge wären in der fünften, aber sie hat die anderen nicht erwähnt."
"Ricky und Chris sind Sechstklässler, Mark und Robin in der siebten." Er unterbrach sich kurz. "Bei Amber bin ich nicht sicher. Dritte oder vierte Klasse, denke ich. Lyddie ist in der vierten und Marvin und Bobby sind in der zweiten."
Also musste er nur mit den Zwillingen auskommen. Das war zumindest eine gute Nachricht. Die Zwillinge waren wahrscheinlich die gefährlichsten Sharks.
Andererseits waren Mark und Chris auch nicht allzu harmlos.
"Macht dir Chris in der Schule keine Probleme?", fragte er Mike. Um Pretty Ricky musste er sich wohl keine Gedanken machen. Selbst Susie die Tanzmaus hätte ihn wahrscheinlich vertreiben können, wenn sie gewollt hätte.
"Nicht viele", grinste Mike. "Vielleicht würde er, wenn er Rückendeckung hätte, aber Larry macht ihm etwas Angst, denke ich. Er kennt Ricky gut genug um zu wissen, daß er alleine gegen uns beide steht."
Cathy sprang mit einem blendenden Lächeln die Treppe herunter, und begrüßte Draco mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange, und eine Minute später kamen Mary und Beth gerannt.
"Tut mir leid dass wir so spät kommen", keuchte Mary. "Schwesterlein hat ihre Hausaufgaben verlegt."
Beth verzog das Gesicht. "Ist nicht meine Schuld, dass du dein Verwandlungsbuch auf meine Rolle legst. Sie rollt sich nicht mehr richtig auf."
"Dann kann deine Lehrerin sie leichter lesen", meinte Mary.
"Sie gibt mir eine schlechtere Note weil es schlecht aussieht", widersprach Beth.
Die anderen ignorierten sie, also tat Draco dasselbe. Der Rest der Bande wartete schon im Park, und Jack wollte sie wohl ausschimpfen weil sie so spät kamen, aber sein Mund klappte geräuschlos wieder zu als er Draco sah.
"Hi, ich besuche euch bis Weihnachten", sagte Draco mit einem dämlichen Grinsen.
"Echt?" "Warum hast du nichts gesagt?" "Kommst du mit zur Schule?"
"Ich bin suspendiert weil ich einen anderen Schüler verletzt habe." Das schien sie aber nicht sehr zu interessieren. Offenbar war es wichtiger in welcher Klasse er sein würde, welche Stunden er nahm und wo er beim Mittagessen sitzen würde.
Sie mussten sich aber beeilen, und so konnten sie Draco nicht mit allzu vielen Fragen belagern. Beth trennte sich an einer Seitenstrasse von ihnen bevor sie den Marktplatz erreichten. Ah, also deswegen hatte er die Grundschule noch nie gesehen. Der Markt hatte ihn immer mehr angezogen.
Das Schulgebäude sah aus wie im Sommer, nur dass die Türen jetzt weit geöffnet waren und schwatzende Schüler in Gruppen davor herumstanden oder gerade hinein gingen.
Der Lärmpegel fiel plötzlich als die Rakers ankamen, und einige Schüler drehten sich um, um Draco anzustarren.
"Hey, wer ist das?" "Ich denke nicht, dass ich den Kerl schon mal gesehen habe." "Na, offensichtlich ein Raker", konnte Draco geflüstert hören.
"Oh nein!", stöhnte jemand vor der Tür.
Alle Augen wandten sich dem Sprecher zu.
"Morgen Fischchen", begrüßte Draco Mark den Hai. "Was los?"
"Du hast doch nicht immer noch Angst vor Drache, oder?", fügte Jack so laut hinzu, dass es jeder hören musste.
'Danke für den tollen Auftritt, Mark', dachte Draco als er am Anführer der Sharks vorbei und in die Schule ging. Das sollte alle möglichen Herausforderer in seinem eigenen Jahrgang von ihm abhalten.
Die Eingangshalle war viel kleiner und schäbiger als in Hogwarts, aber viel breiter als die Treppen in dem Haus im Merlin Park. Die Treppen die sie zu ihren Klassenzimmern hinauf führten waren breit, aber nur praktisch und ohne all die Dekorationen, die Draco aus dem Schloß gewöhnt war. Die Steintreppen waren ausgetreten, bemerkte er unterwegs.
Im ersten Stock trennten sie sich schnell, weil es fast 9 Uhr war. Susie verschwand ins erste Zimmer links.
Draco warf einen Blick hinein und sah Luke neben Jerry sitzen, ebenso wie einen rothaarigen kleinen Jungen, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Etwas gelbes sah aus dem Ausschnitt seines Schulumhangs. Ein Rächer-T-Shirt vielleicht?
Sammie und Jack nahmen den Korridor rechts, während Mike und Larry links gingen. Draco sah fragend zu Cathy und Charlie.
"In den zweiten Stock", sagte Charlie. "Ihr habt Verwandlungen, ich habe Französisch."
Draco verzog das Gesicht.
"Hey, Französisch ist nicht so schlecht", widersprach Charlie, die seine Reaktion falsch verstand. "Zumindest im Ballet ganz nützlich. Da reden sie gerne Französisch."
Draco seufzte nur und ergab sich in sein Schicksal. Er würde mit einem schlechten Eindruck anfangen. Konnte seine erste Stunde in der neuen Schule nicht Zaubertränke sein?
Ah, aber dann hätte er Cathy nicht bei sich gehabt.
Sie stiegen in den zweiten Stock und gingen dann nach rechts. Charlie verließ sie an einer Tür mit einem angeklebten Bild des Eifelturms. Nun, zweifellos war das die Französischklasse.
Die nächste Tür trug nur ein Stück Pergament mit der blitzenden Aufschrift "Verwandlungen C" als sie vorbei kamen, während Verwandlungen B aus kleinen Zeichnungen von buchstabenförmigen Tieren oder Gegenständen gebildet wurde. Draco gefielen die kleinen Schlangen, aber sie hatten keine Zeit um genauer hinzusehen.
Die Türe für Verwandlungen A sah vergleichsweise langweilig aus, weil die Buchstaben nur in das Holz gezaubert waren. Andererseits wusste Draco nicht, wie schwer das war, und so hätte er es wohl zu schätzen wissen sollen.
"Fertig?", fragte Cathy als sie eine Hand auf den Türgriff legte.
Draco nickte. "Dafür, dass ich meinen ersten Tag mit meinem schwächsten Fach beginne."
"Keine Angst. Ich bin sicher, dass Professor Winter es verstehen wird. Er ist echt nett, weißt du", versprach Cathy als sie die Tür öffnete und ihn voraus gehen ließ.
Draco erkannte Pat sofort, und ein Sharkzwilling saß an einem Tisch neben der Tür und wandte Draco den Rücken zu. Er war etwas überrascht, dass die Zwillinge in Verwandlungen getrennt waren. Waren ihre Ergebnisse wirklich so unterschiedlich?
Oder hatte Professor Winter sie nur getrennt weil er sie nicht ständig verwechseln wollte?
Nun, vielleicht war der andere nur krank und musste heute zuhause bleiben.
Zwei Mädchen in der ersten Reihe kamen ihm auch bekannt vor. Wahrscheinlich waren das Sunny Sonja und Belinda, da sie die Farben des schwarzen Rings trugen. Draco war froh, dass er daran gedacht hatte, seine Kappe aufzusetzen, weil fast jeder in der Klasse Bandenfarben trug.
Das Zimmer selbst kam Draco komisch vor, so dass er von den neugierigen Blicken seiner Mitschüler abgelenkt wurde. Die Wände waren weiß und leer, abgesehen von einigen Tintenflecken und Graffiti, vor allem in der Nähe der Tische.
Die Tische selbst waren aus einfachem Holz und schienen Metallfüße zu haben, und zu Dracos Überraschung waren sie ganz flach und horizontal, anders als die leicht schrägen Tische mit den Löchern für Tintenfässer die sie in Hogwarts in den meisten Klassenzimmern hatten. Jeder Tisch bot Platz für zwei Schüler und einen Haken an jeder Seite um eine Tasche oder einen Rucksack aufzuhängen.
Neun Tische standen in drei Reihen zu je drei Tischen. Der Lehrertisch sah kaum anders aus, abgesehen davon, dass er etwas breiter war als die Tische der Schüler, und Schubladen hatte. Der Lehrertisch stand etwas weiter rechts, so dass die Schüler gut zur Tafel sehen konnten.
Wenn es überhaupt eine Tafel war! Sie war ganz weiß und glänzte und Draco fragte sich, wie Kreide auf einer so glatten Fläche halten sollte. Andererseits sah er auch gar keine Kreide.
Ein alter Schrank stand hinter der Tür und sah etwas fehl am Platz aus, weil er dunkelbraun, beinahe schwarz war.
Das seltsamste Möbelstück aber war ein... nun, ein Ding das links des Lehrertisches stand. Es war ein kleiner Wagen mit einer seltsamen schwarzen Kiste darauf. Die Kiste hatte einen langen Hals und, nun, eine Art Kopf, der auf die weiße Tafel deutete und etwas das aussah wie eine kleine Glühbirne. Draco hätte es wahrscheinlich als das erfolglose Produkt einer mißglückten Verwandlung angesehen, hätte es kein Kabel gehabt das eingesteckt werden konnte. Alles elektrische faszinierte ihn noch immer, und er ging hinüber um es genauer zu betrachten,
Die Oberfläche der Kiste war aus einer Glasplatte durch die er nicht sehen konnte, weil sie ein seltsames Muster aus Kreisen hatte.
"Das ist der Overheadprojektor", sagte Cathy. "Wir haben dir im Sommer davon erzählt, weißt du noch?"
"Oh ja. Er projiziert Bilder aus Licht an die Wände, habt ihr gesagt?" Draco erinnerte sich an ihre hoffnungslosen Versuche, es zu beschreiben. Nun verstand er endlich, warum es so schwer gewesen war.
"Ja, ich bin sicher, dass du es in dieser Woche noch siehst, aber Professor Winter benutzt ihn nicht oft, also wird es wahrscheinlich nicht in dieser Stunde passieren. Komm, wir können uns da rüber setzen."
Draco sah den Projector ein letztes Mal sehnsüchtig an, und folgte Cathy an den Tisch hinter dem Sharkzwilling. Er konnte nicht erkennen ob es Alex oder Andy war.
"Sorry, Pat", sagte Cathy als sie an dem Mädchen der Löwen vorbei kamen, "Heute sitze ich bei meinem Freund."
Draco wurde leicht rot, Pat sah enttäuscht aus, und einige Jungen seufzten enttäuscht.
Obwohl Platz für 18 Schüler war, waren nur 11 Kinder anwesend, Draco mitgezählt. Die letzte Reihe blieb leer. Er fragte sich ob das daran lag, dass es eine fortgeschrittene Klasse war, oder ob alle Klassen in West Hogsmeade so klein waren. Hogwarts hatte üblicherweise 20 bis 22 Schüler in jeder Klasse. Es sah aus als würde nur ein Haus unterrichtet.
Eine Glocke klingelte plötzlich, und Draco erschrak. "Was ist das?"
"Die Glocke?", fragte Cathy verwirrt.
Draco nickte.
"Sie markiert Anfang und Ende der Stunden", erklärte Cathy. "Haben sie so was nicht in Hogwarts?"
"Nein, die Professoren entscheiden wann die Stunden anfangen und enden", sagte Draco ebenso überrascht. Warum würde sich jemand von einer Glocke herumkommandieren lassen?
"Oh, das machen sie hier auch, aber die Glocke erinnert sie daran, dass es an der Zeit ist, aufzuhören, und uns daran wenn wir zu spät zum Unterricht kommen."
Draco wollte gerade bemerkten, dass er das Geräusch hasste, als Professor Winter eintrat und die Klasse verstummte und aufstand. Die meisten lehnten sich faul an ihre Tische.
"Guten Morgen!", begrüßte Professor Winter sie fröhlich.
"Morgen", antworteten die Schüler viel weniger begeistert als sie sich setzten.
"Bubbles, pack den Kaugummi weg", befahl der Professor einem der beiden Jungen die orange Schals trugen und am Fenstertisch der zweiten Reihe saßen.
"Bubbles?", fragte Draco Cathy.
Sie nickte. "Bubblegum", flüsterte sie. "Weil er immer Kaugummi kaut."
Bubbles verdrehte die Augen, aber er holte ein Papiertaschentuch aus dem Rucksack und spuckte seinen Kaugummi hinein.
"Zwei, Vier, sechs… elf", murmelte Professor Winter als er schnell seine Klasse zählte. "Elf? Was denn? Ich habe manchmal zu wenige Schüler, aber ich denke das ist das erste Mal, dass ich zu viele habe."
Die Klasse lachte über seine gespielte Verwirrung.
"Okay, was machen wir jetzt?" Er machte eine große Show daraus, beide Reihen durchzugehen, bis er zu Draco kam. "Aha! Ein unbekanntes Gesicht!", erklärte er triumphierend. "Wer bist du, und wie bist du in meine Klasse geraten?"
Draco beschloß, aufzustehen wie in Hogwarts, wenn er eine Frage beantworten sollte. "Mein Name ist Drache, und ich soll hier sein." Professor Winter hob die Augenbrauen, so dass Draco beschloß, sich etwas zu erklären. "Meine Tante hat einen Brief vom Direktor bekommen, in dem steht, dass ich in die 5A Stunden gehen soll, von heute bis zu den Weihnachtsferien."
"Einen Brief von unserem Direktor? Ah, nun, dann sollte er das erklären können." Mit einer schnellen Bewegung seines Zauberstabes verwandelte Professor Winter die weiße Tafel in eine Feuerstelle, dann zog er etwas aus der Tasche, klopfte mit dem Zauberstab dagegen und warf es in die neue Feuerstelle. "Ralph?"
Draco blinzelte. Das war schnell gegangen. Egal wie sehr er den Clown spielte, Professor Winter war offensichtlich gut. Hätte McGonagall so schnell eine funktionierende Feuerstelle zaubern können?
Ein Kopf tauchte im Feuer auf. "Ja, Walter, was gibt's?"
"Ich habe einen Schüler, den ich noch nie gesehen habe, in meiner 5A, der behauptet, er hätte deine Erlaubnis, bis Weihnachten hier zu sein", erklärte Professor.
"Gefallen für Professor Snape aus Hogwarts", erklärte Schuldirektor Ralph Donalds. "Der Bursche ist sein Neffe oder so. Dumbledore hat ihn suspendiert, also ist er jetzt hier. Schreib ihn einfach in deine Liste und mach weiter wie sonst."
Walter Winter zog ein Büchlein aus einer anderen Tasche, das aussah als käme es von einem Muggel "Ja?"
"Das Kind heißt Malfoy, Draco. M, A, L, F, O, Y. Draco wie in Drache", buchstabierte der Direktor. "Sonst noch was? Jemand klopft hier an die Tür."
"Nein, danke, das ist alles was ich wissen wollte. Du hättest es mir aber gestern sagen können."
"Hätte ich, wenn ich es gestern gewusst hätte", murmelte der Direktor bevor er verschwand -vermutlich um an die Tür zu gehen.
Wer wollte wohl um diese Zeit mit dem Direktor sprechen? Ein Lehrer? Oder ein Schüler, der bei einer Missetat erwischt worden war? So früh war das nicht wahrscheinlich. Es sei denn, Lehrer in West Hogsmeade schickten ihre Schüler zum Direktor wenn sie zu spät kamen, nahm Draco an.
Wieder nahm Winter seinen Zauberstab, und die weiße Tafel kam zurück. "In Ordnung. Nehmt eine Rolle Pergament heraus, und versucht, sie zu einer Ratte zu machen."
Draco seufzte fast vor Erleichterung. Pergament zu Ratte sollte nicht so schwer sein. Sie hatten in Hogwarts vor zwei Wochen schon Holzstücke in Ratten verwandelt. Es sollte nicht schwerer sein.
In der Tat war er der dritte Schüler der mit der Verwandlung fertig war. Vorsichtig streichelte er seiner Ratte das weiche Fell, während er seinen Mitschülern bei der Arbeit zusah, bis jeder von ihnen eine perfekte graue Ratte hatte.
Kein einziger Schüler in West Hogsmeade schien irgendwie angewidert zu sein, bemerkte Draco mit leisem Triumph. In Hogwarts hatte Pansy sofort gegen den Auftrag protestiert, und sie war nicht in der Lage gewesen, in die Nähe einer der Ratten zu gehen, und er hatte gehört dass Lavender Brown aus Gryffindor kreischend auf McGonagalls Tisch gesprungen war und dass ein Junge aus Hufflepuff fast ohnmächtig geworden war, als er die Ratte seines Freundes gesehen hatte. Lavender und der Junge aus Hufflepuff hatten die Verwandlung angeblich gar nicht durchführen können.
Professor Winter inspizierte jede Ratte, und störte sich offenbar nicht mehr daran als die Schüler. Er hob sogar ihre kleinen Pfoten um zu sehen ob die Nägel richtig geformt waren.
Ein wütendes Quietschen vom Tisch vor Draco und Cathy war das erste was Draco sah, das Winter dazu brachte, sein Lächeln zu verlieren. "Andy, was zum Teufel machst du?", wollte er wütend wissen. "Weißt du nicht, dass man eine Ratte nicht am Schwanz aufheben darf? Du tust dem armen Ding weh."
Nun, das klärte die Frage welcher Zwilling es war.
Andy verzog das Gesicht als wollte er sagen. "Wen zum Teufel kümmerts", aber er hob die andere Hand, um die Ratte zu halten.
"Sehr gut", erklärte Professor Winter als er alle Ratten kontrolliert hatte. "Verwandelt sie zurück."
Draco stutzte. Hatte er richtig gehört? Zurückverwandeln? McGonagall hatte immer nur nach dem Unterricht die verwandelten Sachen eingesammelt.
Aber es konnte nicht allzu schwer sein. Es war nur die Gegenverwandlung. Ratte zu Pergament. Er sah, dass Cathy, Pat und Bubbles' Nachbar die Verwandlung schon beendet hatten, nahm wieder seinen Zauberstab und deutete auf die Ratte.
Er schaffte es, aber er brauchte drei Versuche, und er war der Letzte.
"Hattest du ein Problem damit, Drache?" fragte Professor Winter freundlich.
"Nun, ich habe noch nie etwas zurückverwandelt", gab er etwas nervös zu. "Und Verwandlungen sind nicht gerade mein bestes Fach. Im Tränkeunterricht bin ich viel besser."
Der Lehrer nahm Dracos Pergament und betrachtete es schnell. "Sieht gut aus", beschloß er als die Glocke läutete. "Ich schlage vor, dass du diese Verwandlung ein paar Mal zu Hause übst, und mir sagst wenn du nach dem Wochenende noch Probleme dabei hast. Ihr anderen vergesst nicht, dass ihr am Freitag die Aufsätze abgeben müsst, und in der nächsten Stunde braucht jeder einen Gegenstand aus Glas. Ein Glas, eine Phiole oder auch eine zerbrochene Flasche wird gehen, aber passt auf, dass es wirklich Glas ist. Ich will keine Colaflaschen aus Plastik in diesem Klassenzimmer sehen!", drohte er gespielt.
"Der Kerl ist irre", stellte Draco fest als er sicher war, dass sie außer Hörweite von Professor Winter waren.
"Ja, aber er zieht eine gute Show ab und wird fast nie wütend." antwortete Cathy.
"Er hat Andy angefahren", erklärte Draco.
"Nun, er mag es echt nicht wenn man Tiere misshandelt, und Andy hat seiner Ratte weh getan. Das einzige andere das ihn so reagieren lässt ist Vandalismus."
"Wohin jetzt?", fragte Draco sie da sie wieder an der Treppe waren.
"Erst ins Erdgeschoss, mein Geschichtsbuch aus dem Schließfach holen, dann in den ersten Stock zum Unterricht", antwortete Cathy. "Du kannst deine Bücher in mein Schließfach legen."
"Danke. Sie sind ein bisschen schwer wenn man sie ständig herumtragen muß. Eigentlich gehören sie aber Mike", erklärte ihr Draco während sie durch die Schülermengen auf der Treppe gingen.
Zum Glück waren auch die meisten anderen auf dem Weg hinunter zu den Schließfächern. Als sie die Eingangshalle erreichten, zeigte ihm Cathy eine Seitentür, die er noch nie zuvor bemerkt hatte.
"Hier ist die Garderobe. Wenn du Hausschuhe mitbringst kannst du da die Schuhe wechseln und deinen Mantel aufhängen", erklärte sie. "Manchmal wird aber etwas gestohlen, und du kannst drauf wetten, dass jedes Schuljahr mindestens einmal ein Streich mit deinen Sachen gespielt wird. Schuhe werden aus dem Fenster geworfen, Frösche kommen in deine Taschen, solche Sachen."
"Benutzt es aus der Bande keiner?", fragte Draco, als ihm einfiel, dass sie alle am Morgen direkt hinaufgegangen waren.
"Sicher. Wir hatten heute Morgen einfach nicht genug Zeit", meinte Cathy. "Es sind morgens immer viele da, und es dauert wenn man sich durchkämpfen will. Wir wären wahrscheinlich zu spät gekommen."
Cathys Schließfach war ein langer, dünner Schrank in einer langen Reihe anderer, die ebenso aussahen. Draco war überrascht zu sehen, dass sie es irgendwie schaffte, ihren Kessel hineinzuquetschen, auch wenn er überzeugt war, dass er breiter war als das Schließfach. Er würde einen Weg finden müssen, seinen eigenen Kessel mitzuschleppen, da er nie zu dem von Cathy passen würde, und Onkel Severus darauf bestand, dass häufiges Schrumpfen und Vergrößern ihn beschädigen würde. Und es war schließlich Onkel Severus' Kessel, auch wenn er ihn Draco geliehen hatte.
Sie mussten einige von Cathys Büchern neu stapeln um die von Draco hinein zu bringen, und mussten sich auf dem Weg zurück nach oben beeilen als sie fertig waren. Es war viel leichter, die Treppen hinauf zu rennen, wenn man nur ein schweres Buch im Rucksack hatte.
Die Klassenzimmer für Geschichte der Zauberei waren im rechten Gang im ersten Stock. Draco erinnerte sich daran, dass Sammie und Jack für ihre erste Stunde dahin gegangen waren, und fragte sich, ob sie vielleicht Geschichte gehabt hatten.
Die Türen waren mit Photos von berühmten Zauberern und Hexen geschmückt, die alle Gestalten der neueren Geschichte waren. Wahrscheinlich lag das daran, dass Zauberer die Photographie erst seit etwas über 60 Jahren benutzten, und richtige Portraits viel zu teuer waren. Draco verzog das Gesicht als er ein fröhlich winkendes Bild von Cornelius Fudge sah, das Zauberereigeschichte B schmückte.
"Die Lehrer wurden einmal gebeten, das Bild gegen einen anständigen Zauberer auszutauschen", bemerkte Cathy als sie seinen Blick sah. "Leider gibt es ein Ministeriumsgesetz nach dem die Schule ein Bild des aktuellen Ministers an einer Stelle zeigen muß, an der es jeder sehen kann. Der Direktor beschloß, dass das hier der am wenigsten unangenehme Ort dafür ist."
"In Hogwarts ist keines", sagte Draco etwas überrascht.
Cathy zuckte mit den Schultern. "Nun, vielleicht bezieht sich das Gesetz nicht auf Privatschulen, oder vielleicht ist es nur geschickt irgendwo zwischen den Portraits versteckt. Wer würde ein einzelnes Bild in dem Chaos bemerken, das ihr an den Schlosswänden habt?"

Zaubereigeschichte A hatte ein sehr glücklich aussehendes Bild von Dumbledore, das Draco wahrscheinlich viel besser gefallen hätte als Fudge, wenn es ihn nicht daran erinnert hätte, wie es gekommen war, dass er den Direktor von Hogwarts das letzte Mal gesehen hatte.
Von innen sah das Klassenzimmer dem Verwandlungszimmer ziemlich ähnlich, abgesehen davon, dass mehr Bilder an den Wänden waren, so dass es etwas einladender aussah. Dieses Mal wurden aber alle neun Tische gebraucht, und Draco fing an zu vermuten, dass es die große Anzahl von Schülern in der Französischklasse war, die die Verwandlungsklasse so klein machte. Es waren noch immer nicht so viele Schüler wie in Binns' Stunde in Hogwarts, aber es wäre sehr eng gewesen wenn hier noch mehr Tische gestanden hätten.
Charlie winkte aus dem hinteren Teil des Zimmers, wo sie zwei Plätze aufgehoben hatte. Sie mussten sich ihren Weg durch die Gruppen plappernder Schüler bahnen um zu ihr zu kommen, und Charlie rückte schnell nach links und winkte Draco auf den mittleren Stuhl.
"Wo wart ihr? Es war echt schwer, so lange noch einen Platz zu verteidigen." Charlie sah ein hübsches blondes Mädchen finster an, das nun neben ihr saß.
Die Blonde zuckte nur mit den Schultern und wandte sich ab.
"Bei meinem Schließfach", sagte Cathy. "Wir mussten etwas umräumen, um Draches Bücher reinzubringen."
"Wie war's in Französisch?", fragte Draco um Charlie abzulenken.
"Oh, das übliche. Meistens Diskussionen über vergessene Hausaufgaben, und wir haben in einem Buch gelesen", antwortete Charlie. "Ich wette, dass euere Verwandlungen viel interessanter waren."
Die Glocke klingelte mitten in Cathys Erzählung davon, wie Professor Winter den Direktor mit Flohpulver gerufen hatte, und Draco erschrak wieder.
"Ich hasse den Lärm", bemerkte er.
"Nun, am Ende der Stunde ist es viel angenehmer", erklärte Cathy.
"Was hat Donalds gesagt?", hakte Cathy nach.
Offensichtlich riefen die Lehrer nicht jeden Tag im Unterricht den Direktor.
Die Zaubereigeschichtelehrerin tauchte fast 10 Minuten zu spät auf, und mittlerweile war der Lärmpegel im Zimmer so hoch geworden, dass sie noch einmal drei Minuten brauchte, um sich bemerkbar zu machen und die Klasse zur Ruhe zu bringen.
Draco war etwas enttäuscht als sie es geschafft hatte. Er hatte den Anblick der kleinen Hexe genossen, die schrie und mit einer Pergamentrolle durch die Luft winkte.
"Setzen und Ruhe!", befahl sie endlich, als der Lärm verstummt war.
Dann rollte sie ihr Pergament auf, und fing an, die Klassenliste durchzugehen. Draco fing an zu vermuten, dass sie keine Arbeit erledigt bekommen würden.
Genau wie Professor Winter nannte sie die Schüler beim Vornamen, und einige sogar bei Spitznamen, aber anders als er sagte sie nichts über Bubbles' Kaugummi. Bubbles' Freund, der so gut in Verwandlungen war, hieß offensichtlich Keith, und das blonde Mädchen, das mit Charlie gestritten hatte nannte sich Svenja.
"Malfoy, Dra ... Drake?", las die Lehrerin einen Augenblick später.
Draco zuckte zusammen. "Das heißt Draco", korrigierte er sie scharf. "Draco oder Drache, aber sicher nicht Drake." Nun, zumindest schien der Direktor daran gedacht zu haben, ihn auf die Klassenlisten zu setzen, nachdem Professor Winter ihn gerufen hatte.
"Oh, okay. Tut mir leid, Drache." Sie wagte es offensichtlich nicht, den lateinischen Namen noch einmal auszusprechen.
Draco fragte sich, wie sie die Namen der Goblinführer aussprechen konnte, wenn sie mit Latein nicht klar kam. Und wie sagte sie Sprüche auf? Die meisten hatten schließlich lateinische Namen.
Als er zusah wie sie die übrigen Namen aufrief, wurde es ihm plötzlich klar. Sie trug keinen Zauberstab! Die Zaubereigeschichtelehrerin war ein Squib!
Zuerst war diese Erkenntnis ein Schreck für ihn, aber dann lachte er fast über sich selbst. Warum sollte eine Geschichtslehrerin Magie brauchen? Das Fach war rein theoretisch. Man brauchte keine Magie um historische Fakten zu kennen und zu unterrichten.
"In Ordnung. Sieht aus als wären alle da, also fangen wir an", bemerkte die für Draco noch immer namenslose Lehrerin. "Äh… wo waren wir?"
Draco stöhnte fast. Zumindest wusste Binns wo er aufgehört hatte, auch wenn er sich nicht an die Namen seiner Schüler erinnern konnte. Oder vielleicht nicht, aber er fand selbst immer eine Stelle, an der er fortfahren konnte.
"Belinda?", wählte die Lehrerin aus den langsam gehobenen Händen.
Die drei Mitglieder des schwarzen Rings saßen zusammen vor der Lehrerin.
"Sie haben uns von Grindelwald erzählt, Professor", berichtete Belinda.
"Ah ja, Grindelwald." Die Lehrerin lächelte. "Wo sind meine Notizen?"
Draco nahm sich die Zeit, einen Blick auf Evil Eric zu werfen. Belinda und Sonja kamen ihm bekannt vor, auch wenn er ihre Namen nicht gekannt hatte, aber Eric war ihm völlig unbekannt. Wie konnte er ihn so vollkommen übersehen haben? Oder lag es nur daran, dass er nur seinen Rücken und gelegentlich sein Profil sehen konnte, wenn er den Kopf wandte um Belinda anzusehen?
"Ah ja, da sind sie", erklärte die Lehrerin endlich. Sie zog einen Muggelordner aus dem Tisch. Sie öffnete ihn und fuhr fort. "Grindelwald wurde in einer Kleinstadt in Deutschland geboren, aber seine Familie verlor ihr Schloß nachdem sein Vater zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er wiederholt Magie vor Muggeln benutzt hat. Eine Zeitlang wohnten Mrs. Grindelwald und ihre drei Kinder bei ihrem Urgroßvater in Berlin, aber nach dem Tod des alten Zauberers ging ihnen schnell das Geld aus und sie mussten das Haus verkaufen. Mehrere reiche Muggel waren daran interessiert, die Villa zu kaufen, aber aufgrund der vielen magischen Gegenstände verbot das Ministerium den Grindelwalds, sie an Muggel zu verkaufe. Es kaufte die Villa schließlich für wesentlich weniger Geld als sie wert war selbst. Inzwischen war Mr. Grindelwald, der Vater unseres Grindelwald, im Gefängnis gestorben, und da es damals fast unmöglich für Hexen war, in Deutschland gut bezahlte Arbeit zu finden, wenn sie nicht wirklich ungewöhnlich begabt waren und die Kinder noch zur Schule gingen, war die Familie dazu gezwungen, in eine kleine Wohnung in einem schlechten Teil der Stadt zu ziehen." Sie hielt inne um zu sehen, ob es Fragen gab, aber keiner hob die Hand.
Ein Vater im Gefängnis, ein korruptes Ministerium und eine arbeitslose Mutter? Die Geschichte klang zu vertraut für Bewohner von West Hogsmeade, um Fragen aufzuwerfen.
"Mrs Grindelwald heiratete zwei Jahre später wieder, und obwohl ihr neuer Ehemann nicht reich war, besserten sich die Dinge für die Familie sehr. Die beiden jüngeren Kinder wurden von ihrem Stiefvater adoptiert, aber Grindelwald weigerte sich, den Namen seines wahren Vaters aufzugeben. Man nimmt allgemein an, dass die Gefängnisstrafe und der Tod seines Vaters und die Weigerung des Ministeriums, die Grindelwalds ihre Villa an Muggel verkaufen zu lassen, Grindelwald dazu brachte, sich den dunklen Künsten zuzuwenden. Es ist aber bemerkenswert, dass Grindelwald zwar kein großer Fan von Muggeln war und sich nie um einen Muggel oder Zauberer gekümmert hat, sein Hauptanliegen aber war, die Regierung zu stürzen, und anders als sein Nachfolger Voldemort erging er sich nie in Antimuggelkampagnen."
Das war wirklich interessant, und dieses Mal schossen einige Hände in die Luft. Die Lehrerin hielt inne, überlegte einen Augenblick, dann nickte sie einem Mädchen in der zweiten Reihe zu. "Ja, Lisa?"
"Was ist mit seinem großen Muggelmassaker? Sie wissen schon, das bei dem er eine halbe Stadt vernichtet hat und das sie fast nicht decken konnten?"
"Ah ja, das sieht auf den ersten Blick aus wie ein Angriff auf Muggel, aber eigentlich war es Grindelwalds erster Versuch das Ministerium zu vernichten. Viele Muggel waren einfach unglücklich genug, im Weg seiner äußerst starken Explosion zu stehen, und sie wurden im ersten Angriff getötet, während viele andere starben, als die Schutzzauber des Ministeriums den Angriff reflektierten und er stattdessen in einen dicht besiedelten Teil der Stadt umgeleitet wurde. Als er sah, dass seine mächtigste Waffe versagt hatte, ließ Grindelwald seinem ersten Angriff eine Reihe Feuerbälle folgen, in der Hoffnung dass die Schutzzauber genug geschwächt waren, um unter vielen kleineren Sprüchen zusammenzubrechen. Der Schild hielt aber, und die meisten Feuerbälle verteilten sich in harmlosere Funken, wie es der Wirkung des Schildes entsprach. Wieder wurden aber Muggel getötet, die in ihrer Panik Grindelwald in den Weg gerieten, und einige Feuer brachen durch die Funken aus. Die Ministeriumszauberer waren zu beschäftigt damit, ihre Schilde zu stärken, um Zeit für Feuerlöschsprüche für Muggelgebäude zu haben, und die Muggelfeuerwehr kam nicht rechtzeitig durch das Chaos, um die gefangenen Muggel zu retten. Einige Häuserblocks wurden vernichtet, vielleicht sogar ein halber Stadtteil, aber nicht die halbe Stadt."
Nun hob auch Draco die Hand, in Zaubereigeschichte hatte er noch nie eine Frage gestellt, aber da die meisten seiner Mitschüler es offensichtlich gerne taten, schien es gar nicht so komisch zu sein.
Die Lehrerin wollte ihren neuen Schüler kennenlernen und rief ihn sofort auf.
"Wenn die Schildsprüche dazu gedacht waren, Angriffe aufzulösen, und das mit den Feuerbällen passiert ist, warum ist dann dasselbe nicht auch mit dem Explosionsspruch passiert?", fragte er. "Ihn in eine Muggelstadt, und noch dazu eine dicht besiedelte Stelle, umzuleiten, klingt ziemlich riskant."
"Das haben sie sogar", antwortete die Lehrerin zu seiner Überraschung. "Es war nur so, dass der Spruch so mächtig war, dass er nicht harmlos wurde, sondern seine vernichtende Energie sich nur über ein größeres Gebiet verteilte. Grindelwald musste die Explosionskraft seines Angriffes stark übertrieben haben, und es war fast ein Wunder, dass die Schilde überhaupt gegen einen so mächtigen Spruch hielten."
"Wie haben sie es dann geschafft, eine so große Vernichtung zu decken?", fragte ein Junge namens Noel als nächstes. "So viele tote Muggel mussten doch Aufmerksamkeit erregen."
"Ja, unter normalen Umständen wäre es unmöglich zu decken gewesen, aber die Muggel waren zu dieser Zeit gerade im Krieg, es wurde einfach darauf geschoben, dass feindliche Flugzeuge die Stadt bombardiert hätten, und die Vernichtung, die hinterlassen wurde, passte gut in diese Geschichte. Ich denke es war nicht einmal das Ministerium, das diese Idee hatte, sondern die Muggel selbst, die das Ergebnis sahen und die Annahme machten."
Die Muggel waren im Krieg gewesen? Muggel hatten Kriege? Wie konnten sie denn Angriffsprüche benutzen? Wie bewegten sie ihre Armeen?
Draco hob wieder die Hand, aber leider verkündete die Glocke, dass sie schon keine Zeit mehr hatten.
"Schreibt als Hausaufgabe einen Aufsatz über Grindelwalds Jugend und die deutsche Zauberergesellschaft dieser Zeit", rief die Lehrerin, während die Schüler schon zusammenpackten.
"Denkt ihr, dass es Bücher über Muggelkriege in der Schulbibliothek gibt?", fragte Draco seine Freunde als sie mit den anderen Schülern hinaus liefen.
"Natürlich", antwortete Charlie ohne zu zögern. "In der Muggelkundeabteilung."
"Warum?", fragte Cathy. "Willst du seinen ersten Angriff in deinen Aufsatz einbauen? Ich denke nicht, dass sie das mit 'Schreibt über seine Jugend' gemeint hat."
"Nein, ich will nur wissen um was der Krieg ging", erklärte ihnen Draco. "Wo essen wir zu Mittag?"
"In Erdgeschoß", sagte Cathy. "aber ich will meine Sachen erst zurück ins Schließfach bringen."
Dieses mal schien die ganze Schule die Treppen hinunter zu gehen. Es wurde viel geschrieen und geschubst, aber bis sie die Eingangshalle erreichten war es nicht wirklich ein Problem.
Dort unten aber schienen alle in verschiedene Richtungen zu laufen, und Draco wurde immer wieder in die falsche Richtung gedrängt. Beinahe verlor er Cathy, aber zum Glück wusste er noch wo ihr Schließfach war, und als er es schaffte, in den richtigen Gang zu kommen, sah er sie wieder.
Es war trotzdem nicht leicht, sie wieder einzuholen. Es gab nur zwei Richtungen, in die man in einem Gang gehen konnte, aber viele Schüler bewegten sich in beide Richtungen. Draco wurde hart gegen Steve, den Anführer der Löwen, geschubst als ein großes, dickes Mädchen und ihr noch größerer und fast ebenso breiter Freund sich vorbei drängten, aber als er sich umdrehte, um sich bei dem älteren Jungen zu entschuldigen, zuckte Steve nur mit den Schultern.
"Du gewöhnst dich mit der Zeit dran", sagte er, und ging weiter.
Draco war erleichtert, dass Steve es nicht für seine Schuld hielt, aber er vermisste dennoch die breiten Gänge und die vielen Treppen in Hogwarts. Das einzige Mal wenn jeder Schüler im Gang zur selben Zeit durch ein und denselben Gang musste, war, wenn sie am ersten Schultag gerade vom Bahnhof gekommen waren, und selbst dann wurde es nicht so eng.
Endlich ereichte er Cathy an ihrem Schließfach, und irgendwie schafften sie es, ihre beiden Rucksäcke hinein zu quetschen. Es war etwas leichter, sich ohne den Rucksack durch die Mengen zu schieben, aber es war immer noch schwer genug.
Cathy führte ihn wieder an den Treppen vorbei und durch eine breite Tür.
Der Speisesaal der Schule sah ganz anders aus als die Große Halle in Hogwarts. Es war eher eine Cafeteria als ein Speisesaal. Die Tische waren zwar lang, aber kürzer als die Haustische und hatte weiße Plastikflächen und Metallbeine.
Sie hatten offensichtlich keine Hauselfen, da sie sich anstellen mussten, um ihr Essen vorne zu kaufen, wo drei Köche herumhuschten und zwei davon das Essen verteilten, während der dritte kassierte. Nun verstand Draco endlich warum ihm Sarah Geld gegeben hatte bevor er am Morgen gegangen war
Das Essen selbst war dieselbe Art von billigem Essen, das Sarah normalerweise kochte. Es konnte nicht mit den Mahlzeiten verglichen werden, die die Hauselfen in Hogwarts zubereiteten, aber Draco beschloß, dass es ihn nicht störte. Er hatte in den Ferien bei Sarah gegessen und er genoß es, mit seinen Freunden zu essen.
Jack und Mary waren schon an dem Tisch zu dem Cathy Draco führte, und die anderen Rakers kamen bald zu ihnen.
"Wir essen immer an diesem Tisch", erklärte Charlie als sie aufgegessen hatte. "Es ist unsere Ecke. Die anderen Banden wissen und respektieren das."
Draco sah durch den riesigen Raum und die vielen Gruppen, die zusammen saßen und offensichtlich je ein Tischende für sich belegten.
"Gehören alle Schüler hier in eine Bande? Was ist mit denen aus London?", fragte Draco, dem einfiel was ihm Mike über die anderen Zaubererschulen in England erzählt hatte.
"Die meisten Außenseiter bilden ihre eigenen Gruppen", sagte Jack schulterzuckend. "Keine richtigen Banden meistens, da sie keine Bandenfarben tragen, aber so ähnlich. Diese Gruppen erkennst du meistens recht leicht, da alle Mitglieder etwa dasselbe Alter haben. Sie sammeln sich nach Jahrgängen, nicht nach Gegenden wie wir. Einige Außenseiter schließen sich aber einer echte Bande an, und einige Idioten bleiben für sich."
Draco sah die Gruppen noch etwas länger an, und versuchte zu erkennen, welche die Außenseiter waren. Es war leicht, die Banden aus Merlin Park als richtige Banden zu erkennen, da sie alle Mitglieder hatten, die von etwa Sammie's Größe bis zu fast Jacks Alter zu reichen schienen. Dann gab es einige andere, auf die dieselbe Beschreibung zutraf, die Draco aber nicht kannte.
Einige, wie die Rächer, schienen keine älteren Mitglieder zu haben, sondern reichten von mittlerer Größe bis hinunter zu den ganz Kleinen. Vielleicht waren das jüngere Banden, die erst vor einigen Jahren gegründet worden waren.
Luke hing mit einer Gruppe seines Alters herum, aber Draco nahm an, dass diese Gruppe nicht als Außenseiter zählte. Viele waren wahrscheinlich Kinder, die wie Luke noch nicht in ihre Banden aufgenommen worden waren.
Die Gruppe, bei der Svenja und zwei andere Mädchen aus der Geschichtsklasse saßen, fiel aber auf. Es waren acht, alle etwa in derselben Größe, und alles Mädchen. Am anderen Ende ihres Tisches saßen vier Jungen, die höchstwahrscheinlich auch das gleiche Alter hatte, auch wenn Draco sich nicht daran erinnern konnte, einen davon in einer seiner Stunden gesehen zu haben. Es hatte aber in beiden Fächern noch drei andere Gruppen gegeben, und die Verwandlungsklasse war sehr klein gewesen.
"Sind das die Außenseiter aus unserem Jahrgang?", fragte er Cathy mit einer Kopfbewegung in ihre Richtung.
Sie nickte. "Sie sind aber alle in Ordnung. Die beiden Gruppen treten wenn nötig füreinander ein, was ihnen die Stärke einer echten Bande gibt, also denk nicht, dass sie Weichlinge sind. Sie wissen es natürlich besser als uns herauszufordern, aber sie können und werden sich verteidigen wenn man sie herausfordert."
Draco wollte gerade eine andere ähnliche Gruppe auswählen, als er eine Gruppe aus vier Mädchen sah, die mit rosa Spitzenhäubchen herein kamen.
"Was sind denn die?", platzte Draco erschrocken heraus.
"Die Engel", antwortete Cathy knapp.
"Engel", wiederholte Draco immer noch schockiert.
"Sie sind eine Bande nur aus Mädchen, die ihr Gebiet nördlich des Markts hat", erklärte Jack.
"Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, Gringolf Glizzard's Musik zuzuhören und sein Liebesleben zu diskutieren", fügte Matt mit einem leichten Grinsen in Dracos Richtung hinzu.
Draco stöhnte. "Ich wette er und Lockhart würden sie lieben wenn sie sich je treffen würden."
"Vielleicht haben sie das schon, ich bin sicher, dass wenigstens einige von ihnen bei seinen Konzerten waren", bemerkte Mike. "Sie leben um den Markt herum, wo sich die Leute so etwas manchmal leisten können."
Draco beobachtete die Engel mit ihren Spitzenhäubchen, die sich an einem Tisch in der Mitte des Zimmers sammelten. Diese Stelle schien unter den andern Banden weniger beliebt zu sein, und die Nachbarn der Engel waren größtenteils kleinere Gruppen aus Außenseitern und Jüngeren. Lag das an den Engeln oder daran, daß die Banden lieber eine Wand im Rücken hatten, so dass keiner von hinten an sie heran konnte?
"Nun, ich sehe warum kein Junge in die Bande will, aber was ist mit den Jungen in ihrer Gegend passiert?", fragte er seine Freunde.
"Sie haben noch eine Bande dort, die Herren des Markts", antwortete Mike. "Eigentlich waren sie eine große Bande, die den Marktplatz beherrscht hat, aber dann gab es vor etwa 10 Jahren oder so eine Streiterei, und die Herren haben alle Mädchen rausgeworfen. Sie haben fast all ihr Gebiet verloren und wurden, wie die Engel, nach Norden geschoben. Also haben die Herren bald wieder Mädchen aufgenommen, und über die Jahre etwas von ihrem verlorenen Boden zurückbekommen. Sie haben aber noch immer viel mehr Jungen als Mädchen, weil einige Mädchen lieber zu den Engeln gehen."
"Welche Gruppe sind dann die Herren des Marktes?", fragte Draco mit einem Blick über die anderen Tische.
"Sie sind schon weg", sagte Sammie. "Hatten es wohl eilig heute."
"Erinnerst du dich an Bubbles und Keith?", fragte Cathy.
"Klar. Ein Kerl mit einem Namen wie Bubbles ist schwer zu vergessen, und Keith schien in Verwandlungen am Besten zu sein."
"Das sind sie. Sie sind Herren", sagte Cathy.
"Ah, orange Schals", sagte Draco. "Nun, das ist besser als rosa Hüte."
"Sie tragen rosa Mäntel zu den Hüten, weißt du", erklärte ihm Charlie.
Draco sah wieder zu der Gruppe Engel hinüber. Jetzt waren sechs von ihnen da, und eine war fast so klein wie Susie. Keine von ihnen war in ihrer Verwandlungsstunde gewesen. Er fragte sich wie sie auf die Ratten reagiert hätten.
"Haben wir Engel im Jahrgang?", fragte er Charlie und Cathy. Vielleicht würde er in keiner seiner Stunden mit ihnen auskommen müssen.
"Nur Martha", antwortete Charlie. "Ich habe alte Runen mit ihr. Sie ist scheußlich."
"Oh nein!", stöhnte Draco. "Ich habe auch Runen, und ich habe gehofft, in deine Klasse zu kommen."
"Wir haben eh nur eine Runenklasse in unserem Jahrgang", sagte Charlie. "Ich fürchte, dass wir mit damit leben müssen."
"Äh… welche Chancen haben wir, Plätze in der ersten Reihe zu bekommen, so dass wir sie nicht die ganze Zeit sehen müssen?"
"Wir können es versuchen. Ich sitze meistens mit Svenja vorne, aber ich bezweifle, dass sie sauer genug auf mich ist um ihren Platz aufzugeben", überlegte Charlie. "Vielleicht will Karen keinen Platz der schon belegt ist, wenn wir früh genug ankommen."
"Karen? Wer ist Karen?", fragte Draco verwirrt.
"Sie ist eine der Railratten. Ihr Freund Noel war in unserer Geschichtsklasse", erklärte Charlie.
"Der gefragt hat wie Grindelwalds Angriff gedeckt wurde?" Draco versuchte sich an die Bandenabzeichen des Jungen zu erinnern, aber es fiel ihm nichts ein.
"Vielleicht. Ich erinnere mich nicht dran, wer das gefragt hat", sagte Charlie kurz darauf.
"Ja, das ist Noel", bestätigte Cathy für sie.
"Wer sind denn die Railratten?", wollte Draco wissen.
"Die Bande, die das Territorium am Bahnhof hat", sagte Matt. "Du erkennst sie an lila Armbändern, natürlich nur, wenn sie nicht von den Ärmeln überdeckt sind."
Das erklärte warum er bei Noel keine Insignien gesehen hatte, aber es würde Karen auch schwer kenntlich machen.
Mike schlug endlich vor, dass sie den Rest der Mittagspause in der Bibliothek verbringen sollten um mit den Hausaufgaben anzufangen. Jack verzog das Gesicht, aber er stimmte zu, während Sammie und Larry nur unterwegs irgendwo verschwanden. Mary sah sich eine Weile nach ihnen um, aber endlich ließ sie sich von Matt davon überzeugen, dass es wichtiger war, ihre Astronomiekarten fertig zu machen als mit ihrem Freund zu knutschen.
Draco, Charlie und Cathy nahmen sich ein paar Bücher über Grindelwald und fingen an, ihre Geschichtsaufsätze zu schreiben. Die Geschichte von Grindelwalds Kindheit war leicht genug zu finden, aber die deutsche Zauberergesellschaft war schwerer. Draco fand endlich ein paar Absätze darüber in einem Kapitel über Grindelwalds Mutter. Offensichtlich wurden Hexen damals, und zu einem gewissen Ausmaß noch immer, als zweitrangig gegenüber Zauberern betrachtet, nicht nur in körperlicher Kraft sondern auch in ihrer magischer Energie und vor allem ihrer Intelligenz.
Die alten deutschen Zauberer hatten offensichtlich Hermine Granger nie getroffen, dachte Draco.
Von Hexen war es erwartet worden, zuhause zu bleiben und an anderen Schulen unterrichtet zu werden als Zauberer. Nur wenige von ihnen hatten eine abgeschlossene magische Ausbildung, und selbst diesen wurde weniger beigebacht als den Jungen, stand in dem Buch. Das war der Grund aus dem es so schwer für Mrs Grindelwald war, ihre Familie nach dem Tod ihres Ehemanns zu unterhalten. Erst als die Muggel Frauen arbeiten lassen mussten als zu viele ihrer Männer im Krieg eingezogen worden waren, hatte sich ihre Ansicht der Geschlechter verändert, und damit auch die Meinung der Zauberer.
Draco hielt inne. Die Veränderung war aus der Muggelgesellschaft gekommen? Und sie schien sich ziemlich schnell mit der Zauberergesellschaft vermischt zu haben. Wie stark genau war der Einfluß der Muggelansichten in dieser Zeit gewesen? Draco schrieb schnell ein paar Daten aus seinem Aufsatz auf ein extra Stück Pergament und rannte hinüber in die Muggelkundeabteilung. Vielleicht würde er mehr darüber in einem Buch über Muggelgeschichte finden.
Es dauerte aber eine Weile etwas zu finden. Muggelgeschichte benutzte ganz andere Bezeichnungen für die Zeitperioden als er aus der Zaubereigeschichte gewöhnt war. Es war nur logisch, aber es überraschte ihn trotzdem, dass sie sich nicht an Koboldrevolutionen oder Zaubererräten orientierten.
Er verglich die Daten in seinen Notizen mit einer Zeittafel aus einem der Muggelbücher, und fand endlich heraus, dass Grindelwalds frühe Kindheit und seine ersten Schuljahre in die Zeit des "Ersten Weltkriegs" fielen, und seine Jugend in eine Zeit die einfallslos "Die Zwischenkriegszeit" hieß. Sein erster Angriff und der folgende Grindelwald-Krieg wäre dann in etwa zu der Zeit, die von den Muggeln Der Zweite Weltkrieg genannt wurde.
Leider mussten sie zurück in den Unterricht, bevor er anfangen konnte, etwas über diese Zeiten zu lesen.

Kapitel 42

Kapitel 44

 

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