Runaway Dragon"

 

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Kapitel 9:
Ein Bär im Zug - Severus' Standpunkt



Armes verdammtes Kind.

Er verarbeitet es nicht wirklich. Er wurde von seiner Welt in diese gerissen, und jetzt werfe ich ihn hinaus. Keine Sicherheiten mehr, kein Wunder, daß er versucht sich an allem festzuhalten das ihn aufrecht hält. Billy, der Hund, die Katze, Munin.

Es muß der Grund sein, aus dem er den Rucksack so behandelt, es hätte alles sein Können solange er es nur in den Händen hat und sich darauf konzentrieren kann.

Wenn er sich wieder beruhigt wird es in Ordnung sein, dann braucht er diese Sicherheitsdecke nicht mehr. Er wird es nicht wollen, alle werden ihn auslachen weil er ein so abgenutztes billiges Ding hat.

Die Mütze eines Rakers wird weniger beschämend sein, aber wie kann ich ihm sagen, daß er diese Allianz nicht aufrechterhalten kann wenn er ein neues Zuhause findet? Daß er alles hier vergessen und neue Allianzen bilden muß? Vielleicht werde ich es ihm nicht sagen müssen, und wenn er wieder in seiner Welt ist, vergisst er diese.

Sarah scheucht uns beide aus der Tür, und wir beeilen uns, zum Zug zu kommen. Die Kinder kommen mit uns, aber ich weiß nicht ob Draco es überhaupt bemerkt, denn er sieht sich um als wäre nichts real. Er geht entnervend langsam. Verdammt, Junge, ich weiß, daß du aufgeregt bist, aber reiß dich zusammen!

Wir erwischen den Zug gerade noch, und das Timing tut meiner schon schwierigen Stimmung nicht gut. Nur die Götter wissen warum ich mir die Mühe mache, diesen verdammten Hund mitzunehmen, aber vielleicht gibt er Draco etwas anderes, an das er denken kann, abgesehen von seiner Hilflosigkeit. Lange Stunden gefangen und hilflos in der Gnade gesichtloser Anderer zu verbringen und sein Schicksal nicht zu kennen ist etwas, das ich nur zu gut kenne. Wenigstes bekommst du gepolsterte Sitze und ein Fenster zum Hinaussehen, Draco, was Gefängnisse betrifft ist dieser Zug besser als die meisten.

Ich sehe zu wie er versucht, damit umzugehen. Er stupst den Vogel an, sieht den Hund an, die Landschaft, den Hund, mich, den Vogel, den Hund... weiß er, daß er die Arme in der klassischen Körpersprache für Angst und Wunsch nach Schutz um sich legt?

Nun, ich denke ich kann ebenso gut Sarahs Vorschlag ausprobieren. Ich habe ihr gesagt, daß sie albern war, aber sie hat mir diesen „Dich kann man nicht ohne Aufpasser rauslassen“-Blick zugeworfen und mich daran erinnert, daß ihre Ergebnisse im Umgang mit Kindern und Gefühlen im allgemeinen wesentlich besser sind als die meinen. Was stimmt, sie scheint immer einen Weg zu einer Lösung für die Verletzten zu finden. Egal wie schlimm verletzt. Manchmal komme ich mir wie ihre Meisterarbeit vor...

Wie ein guter Lehrling folge ich also den Anweisungen meines Meisters. Ich gebe mein Bestes um auszusehen als wäre es eine völlig sinnvolle Idee, und gebe ihm das Paket. Er sieht so unruhig aus wie ich bin. Es wird furchtbar schief gehen, ich weiß es einfach. „Mach es einfach auf. Du wirst schon sehen.“ Oh Gott, jetzt ist er überzeugt, daß ich verrückt bin. Er sieht mich an als sollte er St Mungos anrufen.

Aber er umarmt das Ding, er hält es wie er Billy hält.

Warum zweifle ich an ihr? Warum denke ich, daß sie unfähig ist wenn ich ständig ans Gegenteil erinnert werde?

„Und schau nur wie du diesen Teddy hältst. Ich denke du hast schon lange was gebraucht mit dem du kuscheln kannst.“

Und ich schicke ihn weg von Billy und dem Hund und selbst dieser zerfledderten Katze. Er hätte lieber das Kind als den Bären, aber Billy kann er nicht mitnehmen, und ich sage ihm, daß er wohl kaum mit einem Kind in einem Eulenkäfig aufkreuzen kann!

Das Bild vernichtet seine schlechte Stimmung, und die meine, und wir lachen zusammen. Irgendwo auf dem Weg hat sich der Zug von einem rollenden Gefängnis zu einem... nun... einem Zug verwandelt. Mir war nicht klar wie düster ich mich fühlte, bis das Lachen das Gefühl vernichtet hat.

Angespannte Gefühle wurden zu Gelächter, wer hätte gedacht daß Hunde und Teddybären so nützlich sind?

Etwas Gelächter hätte der alten Schachtel mit dem saueren Gesicht gut getan, aber ich bezweifle, daß ihr das klar ist. Und wenn es nicht hilft, zu sehen wie ein Junge und ein Vogel alberne Spiele spielen, dann hilft gar nichts!

Ich ignoriere sie und entspanne mich, und genieße dieses ungewohnte Gefühl von Zufriedenheit. Später wurde mir klar wie glücklich und entspannt ich war, als ich diesen angelernten Reflex der Aufmerksamkeit und Sorge nicht gespürt habe, als ich einen offensichtlichen Bürokraten des Ministeriums gesehen habe. Es ist nicht so schlimm wie es ist wenn ich einen Auroren sehe, aber man kann nicht jahrelang mit Angst und Schmerz und Verzweiflung leben, die vom Ministerium verteilt wurden, ohne zu reagieren.

Allerdings hätten die Worte aus dem Mund dieses Idioten jede solche angelernte Angst verjagt. Ich habe viele, viele inkompetente Ministeriumsarbeiter kennen gelernt, aber ich denke nicht, daß ich je einen so dummen getroffen habe.

Oder einen der mir einen so guten Köder anbietet.

Ich spiele etwas mit ihm, warum auch nicht. Ich nehme meine kleine Rache wenn ich sie bekommen kann. Smith, ja? Nun, es gibt viele Smiths, aber irgendwie denke ich, daß sein Sohn offensichtlich sein wird. Ich bin durchaus in der Lage die Sünden des Vaters dem Sohn heimzuzahlen, vor allem wenn das Kind so redet! Was er fast mit Sicherheit tun wird, das machen sie immer.

Und das Kind wird wahrscheinlich ebenso blind sein wie der Vater, wie kann man nur Draco und mich ansehen und glauben wir wären verwandt? Er hat Lucius blondes, gutes Aussehen, und ich bin der offensichtliche Schurke. Aber andererseits benehmen wir uns nicht wie ein Ex-Todesser mit einem potentiellen Todesser, oder? Oder wie Lehrer und Schüler. Benehmen wir uns wie Vater und Sohn? Würde dieser Idiot mehr darüber wissen als ich? Ich schätze Lucius war kein sonderlicher Vater. Erzeuger vielleicht, aber nie ein Vater.

Verdammt! Warum musste ich die Stimmung so ruinieren? Ihn an Azkaban erinnern? An Familie? Daran was er tun muß? Jetzt ist er deprimiert, blickt zu Boden, sieht, daß er bald Munin und den Hund und alle seine Sicherheit verliert.

Denk nicht einmal daran, daß du ihn nicht verlieren willst, Severus Snape. Du musst ihn gehen lassen. Du musst. Du kannst sein Leben nicht ruinieren, indem du ihn festhältst.

Aber vielleicht schadet es nicht wenn wir vorher noch zu Mittag essen.

Und ich kann derweil ein paar Informationen sammeln. Mein Gewissen so beruhigen, ich habe die Fähigkeit, Informationen aus Menschen herauszubringen ohne daß sie merken, daß sie sie mir geben, also kann ich sie auch benutzen. Wenn ich Draco wegschicken muß, muß ich sicherstellen, daß ich ihn zu jemandem schicke, der besser ist als Lucius.



***




Manchmal habe ich einen Hauselfen gewollt, um Sarah die Hausarbeit zu ersparen, aber dieses besondere Exemplar erinnert mich daran, warum ich versuche, meinen Beitrag zu leisten. Ich habe die in Hogwarts mehr oder weniger dazu erzogen, mir nicht zu nahe zu kommen, und ordentlich zu sprechen, wenn sie es doch tun, und so hatte ich vergessen wie nervend sie tatsächlich sein können. Ich werfe einen Blick auf den Jungen, dem es auch nicht passt. Angst vor einem Hauselfen? Wie um alles in der Welt war das Leben in Malfoy Manor? Die paar Mal, die ich da gewesen war, habe ich nichts gehen das nicht normal war...

Ah. Alt, gut gekleidet, riecht nach Magie. Das wird dann Thomas Malfoy sein, mit aller Arroganz der Malfoys. Du wirst sehen, daß du mich mir diesem Blick nicht beeinflusst, ich habe schon schlimmeres gesehen als dich. Ich bin weit schlimmer als du.

Und besser als du auch. Denn ich war bereit einem Jungen zu helfen, der nicht einmal mit mir blutsverwandt ist, und ich weiß viel besser als du, was er mitgemacht hat.

In Spott und Starren unterlegen zieht sich Mr Malfoy zurück. Und wir sind fast genau da wo wir angefangen haben, mit nur einem Namen. Wird der Sohn als Vormund für Draco besser sein als ein Vater?

Also zurück ins Dorf, und weitere Informationen Sammeln. Der Wald ist angenehm und friedlich, und ohne Ohren, und ich denke, der junge Draco braucht etwas Erziehung. Etwas Information über die Welt die er fast betreten hätte, und die Menschen die ihn getötet hätten, wenn er das getan hätte.

Und warum tot sein wahrscheinlich besser wäre als zu Voldemort zu gehören. Er muß das jetzt lernen, denn wenn er die Stimme so hört wie ich wird er es nicht merken, bis es viel zu spät ist.

Ich sehe wie er denkt, sehe wie er versucht das was ich ihm sage, mit dem unter einen Hut zu bringen, was er zu wissen glaubt. Traut er mir genug um das abzulegen, das ihm bisher beigebracht wurde? Natürlich nicht an diesem einen Nachmittag, aber es ist zumindest ein Anfang. Ich habe nicht gedacht, daß ich ihn retten könnte, und so habe ich es nie versucht, ich habe viel Zeit um es wieder gut zu machen.



***




Ein langer Tag. Und obwohl er in einer Weise nichts gebracht hat, hat er das auf andere Weise durchaus getan. Wenn ich ihn gegen die süße Verführung des dunklen Lords und seinem Gefolge und seinen Mitreisenden abschirmen kann, wenn auch nur ein wenig, dann habe ich ihn vielleicht nicht ganz verloren. Selbst wenn ich ihn nie wieder sehe.

Teenager. Wie kleine Hündchen scheinen sie einen unerschöpflichen Energievorrat zu haben. Ich sollte daran gewöhnt sein, aber ich denke nicht, daß ich schon je so lange mit einem zusammen war.

Oder das wollte.

Genug. Du wirst ihn aufgeben müssen, Severus Snape, diese Tage die du dem Schicksal genommen hast sind nur das, und sie werden nicht andauern. Sei dankbar für die die du rechtmäßig lieben darfst, häng dich nicht an den, auf den du keinen Anspruch hast.

Du kannst ihn nicht haben. Du kannst dir nicht leisten ihn zu behalten, du kannst ihn nicht schützen. Nicht vor einem dieser Bastarde, die seine Blutlinie und seinen Namen und sein Wissen wollen, und nicht vor dem Ministerium, die Hunden schlechte Namen geben, und sie dann mit Freuden hängen.

Sarah natürlich versteht das Problem. Und lenkt seine Gedanken ordentlich davon ab, daß er an einem Ort wie diesem leben möchte, mit Leuten wie uns, und auf einen anderen Ort.

Ich hoffe, sie kann auch mich damit glücklich machen.


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