Ein Rabe namens Snape

 

 

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Kapitel 3

 


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Hagrids steinharter Kuchen hielt Harry eine ganze Weile über Wasser. Erst am Tag vor seinem Geburtstag waren nur noch ein paar Krümel davon übrig. Er hatte die letzten Krumen zuerst Hedwig und Snape angeboten, jedoch blinzelten diese nur und nahmen nichts von der Serviette.

"Ihr wisst wohl etwas über Hagrids Backkünste, das ich nicht weiß", kicherte Harry. "Es schmeckt wirklich nicht so schlecht."

Snape schüttelte den Kopf: 'Kann nicht behaupten, ich hätte schon mal das Vergnügen gehabt.'

Mit den Händen unter seinem Kopf lehnte sich Harry zurück in sein Bett und dachte laut nach: "Mrs. Weasley schickt immer Pasteten oder Kuchen, und Ron schenkt mir jedes Mal Berty Botts Bohnen jeglicher Geschmacksrichtungen zum Geburtstag. Er ist so kreativ, wenn es um Geschenke geht, was, Hedwig?" Schuhu. Krächz.

Snape krächzte: "Ich hasse diese Gelee-Bohnen. Aber was noch schlimmer ist, sind die Zitronendrops vom Direktor."

"Du bist ein ganz schön wählerischer Geselle. Nur gut, dass du dich schließlich dazu entschlossen hast, Froschbeine und Brotkrumen zu essen", schuhuhte Hedwig.

"Ich esse, um zu überleben, aber bei Mäusen geht es einfach zu weit. Obwohl es da eine bestimmte Ratte gäbe, deren Glieder ich gerne auseinander reißen würde."

"Es ist auf alle Fälle besser als Vogelbrei."

Harry lachte: "Bestimmt würden alle, die mich hier so mit zwei Vögeln sprechen sehen, denken, ich wäre total verrückt geworden. Vor allem, wenn ich ihnen noch erzählte, dass ihr mir antwortet."

"Hedwig, ich habe eine Idee", fuhr Snape fort.

"Erzähle nur weiter, du."

"Kennst du vielleicht einen Papagei? Ein Papagei könnte vielleicht für mich übersetzen-"

"Halt, stopp", unterbrach Hedwig. "Papageien sind schlau, aber sie müssen die Laute, die sie imitieren sollen, zuerst ein paar Mal gehört haben. Deine Botschaft würde nicht anders klingen als ein nasales Krah-Krächz." Hoo-hoo-hoo-hoo.

"Nasal? Du, du machst dich über mich lustig!", Snape klappte den Schnabel zu und steckte ihn unter seinen Flügel, um eine Weile vor sich hinzubrüten.

***



Ron rannte Harry entgegen, als dieser hinter Arthur Weasley zum Fuchsbau gelaufen kam. "Ist er das? Ist das Snape?"

Harry drückte zuerst Ginny kurz, dann umarmte er Mrs. Weasley und küsste sie leicht auf die Wange.

'Ein richtiges Familientreffen, wie ergreifend.' Snape schaute amüsiert von Hedwigs Käfig aus zu.

"Hey, Harry." Charlie schüttelte dem Neuankömmling die Hand.

"Hey, Charlie, lange nicht gesehen. Gerade auf Urlaub?"

"Yep. Das ist also Snape. Ron hat uns deine Briefe über ihn vorgelesen. Bist du sicher, dass er ein Rabe ist?"

"Sieht aus wie ein Rabe und krächzt wie ein Rabe. Warum fragst du?"

"Nach dem, was du in deinen Briefen über ihn geschrieben hast, ist er zu zahm für einen gewöhnlichen Raben." Charlie hielt den Käfig auf Augenhöhe, um den großen Vogel genauer inspizieren zu können.

"Zahm?", lachte Harry. "Nur so lange, wie alles nach seinem Willen geht. Sonst ist er ein übellauniger Giftzwerg."

Ron lachte hysterisch: "Jaa, bist du sicher, er ist ein Rabe? Sein Schnabel ist fast so groß wie der von einem Tukan." Snape breitete seine Flügel aus und krächzte Harrys besten Freund ärgerlich an: '50 Punkte Abzug für Gryffindor!' "Das ist zu gut, er sieht wirklich genau aus wie Professor Snape, wenn er ein Vogel wäre. Allerdings muss ich zugeben, dass ich ihn mir immer als übergroße Fledermaus vorgestellt habe."

Snape packte die Tür des Käfigs mit seinem Schnabel und fing an, daran herum zu rütteln. 'Lasst mich hier raus! Ich werde dir schon den Unterschied zwischen einem Vogel und einer Fledermaus zeigen!'

Charlie schüttelte den Kopf. "Er ist ganz bestimmt ein magisches Wesen, Harry. Er versteht, was wir sagen. Wirst du ihn behalten?"

"Ich werde ihn entscheiden lassen, aber ich hätte nichts dagegen, wenn er bei mir bleiben würde." Im Haus angekommen, fragte Harry: "Heh, Charlie, kann ich mir später mal deinen Besen ausleihen? Mein Feuerblitz wurde letztes Jahr in Hogwarts einkassiert, und ich vermisse das Fliegen ziemlich."

"Klar. Habe davon gehört. Kein Problem, Kumpel. Wir sollten versuchen, immer mal ein bisschen Quidditch zu spielen, während du hier bist." Charlie zwinkerte. "Um dich fit dafür zu machen, das diesjährige Slytherin-Team zu schlagen."

"Das denke ich nicht, Weasley", krächzte Snape und schüttelte seine Federn. Harry lachte.

"Ich glaube fast, Snape hält zu Slytherin", schnaubte er.

Ron zeigte auf die grüne Farbe, die noch immer am Kopf des Raben haftete, und lachte: "Yep, er hat auf alle Fälle die Farben dafür." Snape schnappte nach Rons Finger, aber kam mit seinem Schnabel nicht an den Käfigstäben vorbei. "Wow, er ist auch genauso tückisch wie der fettige Idiot von Professor." Offenbar brachten Rons Sticheleien den glänzend schwarzen Vogel immer mehr auf. Er wurde lauter und fing an, im Käfig wild mit seinen Flügeln zu schlagen.

Harry bekam Angst, Snape könnte sich so selbst verletzen. Deshalb deckte er den Käfig zu und rannte die Treppen hoch zu Rons Zimmer. "Scht, beruhige dich. Es hat bestimmt nichts mit dir persönlich zu tun." Er ließ ihn aus Hedwigs Käfig heraus und drückte den Vogel gerade an seine Brust, als Charlie ins Zimmer kam. Snape war ein bisschen scheu und flatterte vor Überraschung, aber Harry hielt ihn fest. "Hey, Charlie, lange nicht gesehen", grinste er. "Scht, ist schon OK."

Charlie streckte eine Hand nach dem Raben aus: "Ich würde gerne mal nach seinem Flügel sehen, wenn es dir nichts ausmacht." Harry zuckte zurück, als Snape versuchte, ein großes Stück von Charlies Finger abzubeißen. "Mach dich weg von mir, Weasley." BEIß.WÜRG Aber Charlie hatte schnell reagiert und seinen Finger tief in den Schnabel des Vogels geschoben, so dass dieser nicht mit viel Druck zubeißen konnte.

"Hast du gesehen, wie man das macht, Harry? Ich bin sicher, du hast die Reflexe, um das auch tun zu können. So kann er meinen Finger nicht richtig schnappen, und es ist kaum mehr als ein leichtes Quetschen. Wenn er mit der Spitze seines Schnabels zuhacken könnte, würdest du bestimmt ein ganz schönes Stück Haut einbüßen. Der Trick ist auch sehr nützlich bei Drachenbabies."

"Cool!"

"Die Verbände hier sind dreckig. Wie lange war diese Schiene schon dran?" Charlie untersuchte vorsichtig Snapes verletzten Flügel, während Snape versuchte besser zuzubeißen. Aber jedes Mal, wenn Snape seinen Schnabel weiter öffnete, war es Charlie, der eine günstigere Position für seinen Finger fand.

"Etwas über eine Woche, denke ich. Zwischen Katzen und Hunden, die versucht haben ihn zu fressen, hat er einiges mitgemacht."

Snape dachte: 'Du solltest eben besser auf mich aufpassen, Potter.'

"Dann ist es wirklich an der Zeit, ihn zu wechseln. Das gibt mir auch die Gelegenheit nachzusehen, ob der Flügel ordentlich gerichtet ist", sagte Charlie.

"Danke, Charlie. Scht, Snape, das ist nur Charlie. Er arbeitet mit Tieren, hauptsächlich Drachen. Sei nett zu ihm und lass ihn deinen Flügel ansehen, OK. Guter Junge." Harry streichelte den schwarzen Vogel und redete beruhigend auf ihn ein.

Tatsächlich blieb Snape ruhig und hielt still, während er untersucht und wieder verbunden wurde. "Gut gemacht, Harry. Sieht aus, als wäre es ein einfacher Bruch, und er verheilt gut. Konntest wohl die Farbe nicht von seinem Kopf abbekommen, was?"

"Du hättest ihn vorher sehen sollen. Aber er hat mich partout seinen Kopf nicht schrubben lassen. Glaubst du, es geht mit Zauberei ab?"

"Mach dir keine Gedanken darüber, Harry. Ich würde es lieber nicht versuchen, sonst verunstaltest du ihn aus Versehen am Ende noch mit deinem Zauberspruch." Snape schauderte es bei Charlies Worten. "Hat er denn ordentlich gefressen?"

"Erst wollte er nicht und wurde ziemlich schwach. Hagrids Mischung hat dann Wunder gewirkt. Ich habe ihn dazu gebracht, Froschbeine zu essen, wenn ich sie vorher koche. Meine Tante hat mir außerdem an meinem Geburtstag eine Hand voll Vogelfutter geschenkt, weil nichts mehr ins Vogelhäuschen im Garten passte."

"Oh, nett von ihr", sagte Charlie.

Snape dachte: 'Warum hast du das bloß so formuliert, Potter? Er hat gar nicht mitbekommen, dass das dein Geburtstagsgeschenk sein sollte. Wirklich, eine Hand voll Vogelfutter, warum dann überhaupt was schenken?'

"Er wollte es nicht essen, bis Hedwig ihm schließlich gezeigt hat, dass es in Ordnung ist." Harry kicherte während er dem Raben über den Hals und bis zu seinen Schwanzfedern strich.

"Harry!", rief Hermine noch bevor sie mit weit ausgebreiteten Armen durch die Tür des Schlafzimmers gerannt kam.

Der Junge ließ Snape auf dem Schlafzimmertisch zurück und stand auf. "Hi", strahlte er, während sie sich umarmten. Leise kam Krummbein hinter Hermine ins Zimmer getappt. MIIAAUUU!! KRÄCHZ!! FAUCH!

"Krummbein, NEIN!", schimpfte Hermine.

"Snape!" Harry befreite sich aus der Umarmung, drehte sich um und hob den schwarzen Vogel in dem Moment hoch als die Klauen der Katze auf seinen Kopf niedersausten. Gerade noch rechtzeitig hatte er den Raben geschnappt, aber dafür trafen ihn die Krallen des großen, roten Katers quer über den Handrücken. "Autsch!"

"Hermine, bring' bitte Krumm hier raus!" Harry schaffte es mit Müh und Not, den völlig durchgedrehten Vogel trotz seines Geschreis und Flügelschlagens festzuhalten. "POTTER! Habe ich dir nicht gesagt, du sollst besser aufpassen!", schrie Snape. "50 Punkte Abzug für Gryffindor! Teufel, 100 Punkte Abzug, es war schließlich Grangers verdammte Katze!"

"Scht, ist ja OK, Snape. Scht", sagte Harry leise, "er ist schon weg. Ich hab dich ja."

Charlie schaute von Rons Bett aus zu: "Harry, du solltest einen Beruf mit Tieren in Betracht ziehen. Du hast Talent."

"Charlie, er wurde gekratzt. Kannst du mir helfen, die Kratzer zu säubern?"

"Warte einen Moment, Mama hat eine Heilsalbe. Du hast auch ein paar Kratzer abbekommen, Kumpel." Der Rotschopf verließ das Zimmer durch die Tür und war mit einem POP zurück. Seltsamerweise reagierte der Vogel nicht, als Charlie ins Zimmer apparierte, aber Harry schreckte zusammen. "Hast du das gesehen, Harry?"

"Was gesehen?" Sie unterhielten sich, während Charlie Snapes Kratzer versorgte. Harry strich auch etwas Salbe auf seine eigene Verletzung.

"Snape war gar nicht überrascht, als ich appariert bin. Aber du warst es."

"Und was glaubst du, was das bedeutet?"

"Er muss daran gewöhnt sein, dass Zauberer apparieren. Du bist zusammengeschreckt, weil du es nicht bist."

"Glaubst du, er gehört einem Zauberer? Da fällt mir gerade ein, ich habe, beziehungsweise Hedwig hat den Zauberstab von jemandem gefunden." Harry holte den 'geliehenen' Zauberstab hervor. Er hielt ihn Charlie hin, aber Snape attackierte Charlies Hand, als dieser danach greifen wollte. 'Idiotischer Junge, gib ihn bloß nicht aus der Hand. Geh weg, du! Fass ja meinen Zauberstab nicht an!' Der Rabe schnappte ärgerlich nach Charlie.

"Ist schon OK, Harry. Gib ihn Professor Dumbledore bei der Zusammenkunft heute Abend."

"Zusammenkunft? Ich darf zu einer Zusammenkunft?"

"Jawohl, du bist zu dem Ordenstreffen heute Nacht eingeladen." Charlie klopfte Harry auf die Schulter.

Innerlich war Snape ekstatisch über diese Nachricht: 'Ja, gut, ein Ordenstreffen. Das ist meine Gelegenheit. Dumbledore wird dort sein, und auch eine ganze Reihe Verwandlungsexperten. Potter, ich komme mit dir.'

"Krass!", sagte Ron, der in der Türe stand. Er hielt zwei Besen in der Hand. "Komm, Harry, lass uns vorm Abendessen noch ein bisschen fliegen."

"Schon unterwegs", erwiderte Harry, während er versuchte, Snape in den Käfig zu setzen. Snape jedoch dachte nicht daran und kletterte auf die Käfigspitze. 'Nein', dachte er, 'ich bin doch nicht dein Gefangener.'

"Böser Vogel, rein mit dir." Harry versuchte, den Raben zu greifen, aber Snape schnappte nach Harrys Hand. 'Lass du mich hier oben. Ich muss mir einen Plan ausdenken.'

"Geh schon rein, Junge. Wenn ich dich draußen lasse, versucht Krummbein vielleicht wieder dich zu fressen."

Snape kletterte auf Harrys Hand. "Braver Vogel." Aber als er versuchte, den Vogel in den Käfig zu stecken, rannte dieser seinen Arm hoch und setzte sich auf seine Schulter. Und als Harry erneut nach ihm greifen wollte, hüpfte Snape auf seinen Kopf und ließ sich dort wie in einem schwarzen Nest nieder: 'Nimm mich schon mit.'

Harry seufzte. Charlie kicherte: "Ich glaube nicht, dass er wieder in den Käfig geht. Nimm ihn doch einfach mit. Seine Krallen sollten stark genug sein, um sich am Besen festzuhalten, und ein bisschen Bewegung wird seinen Flügeln gut tun."

Harry stöhnte: "Aber ich möchte ihn wirklich nicht dabei haben."

Snape hopste herunter auf Harrys Schulter und krächzte leise in sein Ohr: 'Das wird bestimmt interessant. Lass uns endlich losgehen.'

"Na gut, dann lass uns fliegen gehen, Snape."

Ginny kam auch dazu, und die drei flogen Kreise über dem Fuchsbau. Hermine sah unten vom Boden aus zu, während Krummbein Gnome jagte. Snape griff das Ende von Harrys Besen und breitete seine Flügel aus, um den Fahrtwind gegen seinen Körper zu spüren. Charlie hatte mehr Übung darin, kleine Flügel zu bandagieren, so dass sein Verband bei weitem nicht so unförmig war wie Harrys Schiene. Einmal jedoch war Harrys Flugmanöver zu viel für den Raben, und der schwarze Vogel rutschte ab.

'Verdammt, Potter! Das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für Kunststücke!', krächzte Snape. 'KATZE! POTTER! KATZE!' Während er dem Boden entgegen flatterte, rannte Krummbein an die Stelle, wo der Vogel nach seinen Berechnungen landen würde. Als der Rabe die Katze sah, versuchte er durch verzweifeltes Flattern mehr Auftrieb zu bekommen, aber er wurde durch das einseitige Gewicht des Verbandes an seinem verletzten Flügel zu sehr behindert. Doch Star-Sucher, der er war, schaffte Harry es, knapp bis zum Boden herabzuschießen und seinen Arm nach dem Raben auszustrecken, damit er darauf landen konnte, gerade bevor er in Reichweite der Katze geriet. Snape schnauft: 'Guter Fang, Potter.'

Wieder im Haus fand Harry Hedwig, die von ihren Aufträgen zurückgekehrt war, in ihrem Eulenkäfig hockend vor. Da er keinen anderen Platz hatte, wo er den Raben sicher unterbringen konnte, ließ Harry ihn auf seiner Schulter sitzen. "Ich hoffe, es macht dir nichts aus, Hedwig." Die weiße Eule schuhuhte ihr Einverständnis. Es klang so, als ob Snape ein Dankeschön krächzte.

Harry wollte wirklich nicht, dass Snape bei Tisch mit dabei war, aber der Rabe widersetzte sich lautstark jedem Versuch, ihn von seinem Platz zu vertreiben. Von dort aus beobachtete er nicht nur Krummbein misstrauisch, sondern auch Ron. "Harry, dein verflixter Rabe starrt mich die ganze Zeit böse an", beschwerte sich der jüngste Weasley Junge.

Aber Harry lachte nur: "Seit wir hier sind, benimmt er sich komisch. Jetzt sind endlich die Schlösser von meinem Koffer entfernt und ich habe meinen Zauberstab wieder, aber jedes Mal pickt und kratzt er mich, wenn ich versuche, den 'geborgten' Stab wegzupacken."

'Nimm ausnahmsweise mal einen Hinweis wahr, Potter', krächzte der Rabe. 'Und reich die Kartoffeln weiter.' Harry fütterte den schwarzen Vogel mit ein paar Karotten von seiner Gabel. Mrs. Weasley machte ein missbilligendes Gesicht, aber sie sagte nichts als der schwarze Vogel über der Serviette auf Harrys Schulter aß. 'Sieh mich nicht so an, Molly Weasley. Das hier ist allemal besser als gekochte Froschbeine.'

Arthur Weasley schaute von seinem Teller auf: "Ein geliehener Zauberstab, Harry?"

Da Harry gerade den Mund voll Kartoffeln hatte, antwortete Charlie für ihn: "Harrys Eule fand einen Zauberstab mit 'SS' im Griff eingraviert. Der Rabe hat darauf bestanden, dass Harry ihn benutzt, da sein Onkel seinen eingeschlossen hatte."

"Darauf bestanden? Der Rabe hat darauf bestanden?", prustete Ron. "Du, hör auf mich so anzustarren, dummer Vogel."

"Ron! Manieren bitte, wir haben Gäste", schimpfte Mrs. Weasley.

"Was? Harry und Hermine sind doch keine Gäste. Sie gehören zur Familie", war Rons etwas gedämpfte Antwort.

Harry beendete die Geschichte: "Ich glaube, der Rabe könnte diesem SS gehören. Ist irgendjemand verschwunden, Mr. Weasley?" Das Familienoberhaupt verschluckte sich fast an seinen Kartoffeln, und griff nach seinem Glas. Die Frage winkte er erst einmal ab, während Mrs. Weasley noch mehr Essen auf Harrys Teller häufte.

"Wann ist das Treffen, Papa?", fragte Ginny. "Kann ich mitkommen?"

"Ja, ihr vier reist zusammen mit mir mittels Portschlüssel zum Versammlungsort. Wir benutzen nicht mehr Sirius' Haus, da es momentan noch nicht heraus ist, wer es erben wird. Alle anderen apparieren dort hin. Ihr Kinder habt noch etwas Zeit, um Hausaufgaben zu machen, ehe wir aufbrechen müssen."

Nachdem der Esstisch schließlich abgeräumt war, bedeckten ihn bald die Bücher und Pergamente der vier Schüler. Snape wanderte den Tisch hoch und runter und schaute auf ihre Aufgaben. 'Du musst einiges nachholen, Potter. Mach dich an die Arbeit. Weasley, Gekritzel zählt nicht für die Länge deines Aufsatzes. Granger, du hast die i-Punkte vergessen.' (Pick, pick)

Rons Gesicht verzog sich: "Urgs, Harry, dein Vogel lauert sogar über unseren Sachen wie Professor Snape. Gut, dass ich nicht verstehen kann, was er sagt. Zu dir hat er natürlich nichts gesagt, Hermine."

"An was arbeitest du eigentlich?", fragte Harry Hermine. "Ich dachte, du hättest deine Aufgaben schon erledigt."

"Harry, Snape pickt an meinem Aufsatz herum. Ksch. Ich füge nur noch ein paar Zentimeter an meinen Zaubertränke-Aufsatz an. Nimmst du dieses Jahr Zaubertränke, Ron?" Hermine schaute ihren Freund fragend an.

"ARRRGGHHH. Anscheinend nicht." Ron stand vom Tisch auf und warf dabei seinen Stuhl um. Auf seinen Zaubertränke-Aufgaben war ein große Fleck Vogeldreck von Snape, der schnell auf die andere Seite des Tisches hüpfte. KRÄCHZ, KRÄCHZ. 'Hahaha, verstehst du mich jetzt, Weasley?'

"Böser Vogel!", kicherte Harry.

Ginny kicherte ebenfalls: "Ich glaube, du verstehst ihn jetzt, Ron!"

"Jaa, und er wird mich wohl auch verstehen, wenn ich einen Spieß durch seinen Schwanz stecke und ihn über den Grill hänge", sagte Ron ärgerlich, während er das Pergament zusammenknüllte und damit nach dem Vogel warf. Es streifte Snapes Schwanzfedern, als er gerade noch rechtzeitig vom Tisch und in Harrys Schoß hüpfte. 'Nicht getroffen, Weasley!'

Sie arbeiteten, bis Mrs. Weasley in die Küche kam. "OK, Kinder, Zeit aufzubrechen. Packt eure Bücher weg, wir werden erst spät wiederkommen. Harry, hast du eine Jacke?"

"Nein, aber ich komme schon klar."

"Davon will ich nichts hören, Harry. Hier, mein Lieber." Sie hängte eine Windjacke um Harrys Schultern. "War eine von Charlie."

"Danke, Mrs. Weasley."

'Ja, danke, Molly', dachte auch Snape, als er in die Vordertasche hüpfte.

"Hey, du kommst nicht mit, Snape." Harry versuchte, den Vogel aus der großen Tasche zu ziehen, aber Snape pickte nach seinen Händen. "Au, hör auf! Argh, OK, aber du musst leise sein, oder ich gebe dich Ron zum Grillen."

'Leere Drohungen, Potter', dachte der Rabe, 'nichts als leere Drohungen.'

"Schau mal, Harry." Ron hielt das Blatt Pergament hoch, an dem er nach dem Zwischenfall mit dem Vogel gearbeitet hatte. Es war eine Zeichnung ihres hochgeschätzten Zaubertränke-Lehrers. Man konnte ihn mit Leichtigkeit an seiner langen, krummen Nase erkennen. Auf der rechten Seite hatte er einen grünen Streifen in seinem langen, glatten, schwarzen Haar und ein hässlicher Kratzer lief quer über seine linke Wange. Sein linker Arm war in einer weißen Schlinge verborgen, die sich deutlich vor seinem schwarzen, fließenden Umhang abhob. In der rechten Hand hielt er seinen Zauberstab, komplett mit den Initialen 'SS' auf dem Griff. Ron konnte kaum aufhören zu lachen. "Für dich, Kumpel. Ich habe es sogar signiert."

Harry lachte ebenfalls und zeigte es dem Raben, dessen Kopf aus der Jackentasche schaute. 'Verliere das ja nicht, Potter. Ich kann das später als Beweismaterial gebrauchen, um ihn zu belasten.' Snape duckte sich wieder in seine Tasche hinein. Als Mrs. Weasley sie zur Eile antrieb, rollte Harry die Zeichnung ein und steckte sie in eine andere Tasche.

Harry, Ron, Hermine und Ginny versammelten sich im Vorgarten um Mr. Weasley herum. Er hielt einen karierten Beutel, den er mit seinem Zauberstab antippte, um den Portschlüssel zu aktivieren. Die vier Hogwartsschüler griffen danach, und sobald sie ihn berührten, spürten sie den bekannten Zug hinter ihrem Nabel, während alles um sie herum sich zu drehen begann.



 

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